Wer verlangte aber von dem
Manichäer, daß er auch über solche Sachen schreibe, welche zur Aneignung der
Frömmigkeit ganz und gar nicht nötig waren. Denn du sprachst zum
Menschen:" Siehe, die Furcht des Herrn, das ist die Weisheit.,( In dieser
freilich konnte er unerfahren sein, auch wenn er jene Dinge völlig verstanden
hätte; weil er sie aber nicht verstand, sie aber trotzdem in bodenloser
Frechheit zu lehren wagte, so war ihm Gottesfurcht völlig fremd, denn Eitelkeit
ist es, mit solcherlei weltlichen Kenntnissen zu prahlen, Frömmigkeit aber, dir
zu bekennen. Von ihr eilte er hinweg zu solcherlei Dingen, und die, welche
wirklich etwas davon verstanden, konnten ihn vermöge seiner Unwissenheit in
Dingen, über welche er so viel schwatzte, mit Leichtigkeit überführen und
erkennen, wie es mit seiner Kenntnis von tiefer verborgen liegenden Dingen beschaffen
sei, ob er gleich eine große Meinung von sich hatte und die Leute zu überreden
suchte, der heilige Geist, der Tröster und Mehrer deiner Gläubigen, sei in
seiner Fülle persönlich in ihm erschienen. Wenn er daher über falschen
Behauptungen betreffs des Himmels, der Gestirne, der Sonne, des Mondes und
seiner Berechnungen betroffen wurde, so bewies dies, obgleich Astronomie ja
nicht mit zur Religionslehre gehört, doch genugsam sein gotteslästerliches
Streben, denn nicht nur das ihm Unbekannte, sondern auch wissentlich Gefälschte
trug er in wahnsinnig eitler Ehrsucht also vor, als ob ihm diese Kenntnisse von
einem Wesen göttlichen Ursprungs zukämen.
Wenn ich einen christlichen
Mitbruder über weltliche Dinge eine Ansicht aussprechen höre, die Unkenntnis
der Tatsachen und Irrtümer verrät, so habe ich doch Geduld mit ihm, denn ich
weiß, daß ihm seine Unkenntnis betreffs der Lage und Beschaffenheit der
sinnlichen Natur keinen Schaden bringt, sofern er nur von dir, dem Herrn und
Schöpfer aller Dinge, nichts Unwürdiges glaubt. Schaden brächte es ihm ja nie,
wenn er glaubte, daß solches in den Bereich der Lehre von der Gottseligkeit
gehöre, und er es wagte, hartnäckig zu behaupten, wovon er doch nichts
versteht. Aber auch solche Schwachheit in der Kindheit des Glaubens wird von
der Liebe als einer Mutter ertragen, bis der neue Mensch werde ein vollkommener
Mann, der sich nicht mehr wägen und wiegen läßt von allerlei Wind der Lehre.
Wer aber sollte nicht bei dem, der als Lehrer, als Stifter, Führer und Meister
der von ihm Irregeführten also aufzutreten wagte, daß seine Anhänger meinten,
sie folgten nicht einem Menschen, sondern deinem heiligen Geiste selbst,
solchen Wahnsinn auch von nachweislich falschen Lehren vorbringt, für
abscheulich und verwerflich erachten? Dennoch aber war ich noch nicht zu völlig
klarer Gewißheit durchgedrungen, ob nicht vielleicht der Wechsel von Tag- und
Nachtdauer der Wechsel von Tag und Nacht selbst, die Finsternisse und was ich
noch derartiges in anderen Büchern gelesen hatte, auch nach seiner Weise
erklärt werden könnte. Falls dies nun möglich gewesen wäre, so würde ich zwar
in Ungewißheit geraten sein, ob sich die Sache so verhalte oder nicht, den
Ausschlag aber für mich hätte schließlich doch das Ansehen Marius' und seiner
vermeintlichen Heiligkeit gegeben.
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