Denn obwohl es mir nicht darum zu
tun war zu lernen, was er sprach, sondern nur zu hören, wie er sprach - denn
nur diese eitle Sorge war nur geblieben, mir, der ich daran verzweifelte, daß
den Menschen überhaupt ein Weg zu dir offenstehe -, kam doch in meine Seele
zugleich mit den Worten, die ich gern hörte, noch der Inhalt, den ich
geringschätzte, denn ich konnte beides nicht voneinander trennen. Während ich
nun mein Herz auftat, um zu erfassen, was er also beredt sprach, ging zugleich
auch das mit ein, was er so wahr gesprochen, aber freilich auch nur allmählich.
Zuerst kam es mir so vor, als ob auch diese Lehren zu verteidigen wären, denn
es sei nicht unverschämt, die Wahrheit des kirchlichen Glaubens zu behaupten,
die mir bis dahin gegen die Angriffe der Manichäer unhaltbar erschienen war,
besonders nachdem ich die eine und die andere dunkle Stelle im Alten Testamente
öfters hatte erklären hören, während ich, der am Buchstaben festhielt, den
Geist verlor. Daher tadelte ich, nachdem so manche dieser Schriftstellen meinem
Verständnis näher gebracht waren, meine Verzweiflung, die mich glauben ließ,
Gesetz und Propheten vermöchten sich nicht gegen ihre Feinde und Spötter zu
halten. Keineswegs aber glaubte ich deshalb schon den Weg der Kirche betreten
zu müssen, weil er seine gelehrten Verteidiger haben konnte, die beredt und
vernünftig die Einwürfe zurückwiesen, und nicht deshalb schon könne die
Richtung, die ich eingeschlagen, verdammt werden, weil die Verteidigung in
ihren Gründen einander gleichstand. Der kirchliche Glaube erschien mir nicht
mehr als besiegt, aber doch auch noch nicht als Sieger. Nun aber strengte ich
meinen Geist an, ob es mir nicht gelänge, die Manichäer durch gewisse Beweise
des Irrtums zu überführen. Hätte ich mir eine geistige Substanz denken können,
so wären mit einem Male alle jene Trugwerke zerstört und aus meinem Geist
entfernt worden. Aber ich vermochte es nicht. Ich fand aber, daß von der
Körperwelt und der ganzen Natur, soweit sie der Sinn des Geistes erfaßt, die
meisten Philosophen weit richtigere Ansichten hatten, je mehr ich mich mit
ihnen beschäftigte und sie verglich. Als ich daher nach Art der Akademiker an
allem zweifelte und zwischen allem schwankte, da beschloß ich, die Manichäer zu
verlassen, weil ich glaubte, ich dürfte in dieser Zeit meines Zweifelns nicht
mehr jener Sekte angehören, der ich schon mehrere Philosophen vorzog. Diesen
Philosophen aber wollte ich die Heilung meiner kranken Seele auch nicht
anvertrauen, weil sie nicht auf den heilsamen Namen Christi fußten. Ich faßte
demnach den Entschluß, so lange in der mir von den Eltern empfohlenen Kirche
als Katechumen zu bleiben, bis mir ein hellerer Stern meine Schritte auf
sicheren Pfad lenke.
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