Dir sei Preis, dir sei Ehre, du
Quell des Erbarmens! Elender ward ich und du kamst mir näher. Schon nahete sich
mehr und mehr deine Rechte, mich aus dem Pfuhle zu reißen und mich zu reinigen,
und ich wußte nichts davon. Nichts rief mich zurück von dem tieferen Schlunde
fleischlicher Lust als Furcht vor dem Tode und dem kommenden Gerichte, die,
auch wenn meine Ansichten darüber wechselten, doch nie ganz aus meinem Herzen
wich. Ich sprach mit meinen Freunden Alypius und Nebridius über das höchste Gut
und höchste Übel; ich sagte ihnen, daß ich dem Epikur den Siegespreis
zuerkennen würde, wenn ich nicht der festen Ansicht wäre, daß es nach dem Tode
noch ein Leben der Seele und eine Vergeltung gäbe, eine Ansicht, die Epikurus
verneinte. Ich stellte die Frage auf, warum wir, angenommen, wir könnten
unsterblich und im beständigen Genusse des Körpers ohne die Furcht, ihn jemals
zu verlieren, weiterleben, doch nicht glückselig seien oder was wir noch weiter
suchten? Ich wußte nicht, daß darin eben die Größe meines Elends bestand, daß
ich, zu versunken und zu verblendet, nicht imstande war, das Licht der Tugend
und der ohne fleischlichen Genuß zu hebenden Schönheit zu denken, die das Auge
des Fleisches nicht sieht, sondern die nur von den Tiefen der Seele aus
geschaut wird. Ich Elender bedachte nicht, aus welcher Quelle mir flösse, was
ich über dieses doch so Schändliche ruhig mit den Freunden besprach, und ohne
diese Freunde konnte ich nicht glücklich sein, selbst nach der Gesinnung, die
ich damals bei jedem Strome sinnlicher Lust bewies. Diese Freunde liebte ich
wirklich ohne Eigennutz und wußte, daß auch sie mich ohne Eigennutz liebten. O
wundersam gewundene Pfade!
Wehe dem verwegenen Geiste, der
da gehofft hat, wenn er von dir gewichen, Besseres zu besitzen! Mag er sich
vorwärts, rückwärts, auf den Rücken oder auf die Seite legen, überall findet er
nur harte Beschwerden; du allein bist die Ruhe. Siehe, du bist da und befreist
uns von unserem elenden Irrtum, führest uns auf deinen Weg, tröstest uns und
sprichst: Wohlan! Ich will euch tragen, ich will euch fuhren, ich will euch
geleiten zur Heimat göttlicher Ruhe.
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