Und ich beschloß vor deinem
Angesichte, den Dienst meiner Zunge vom Markt der Geschwätzigkeit nicht
gewaltsam, sondern unbemerkt zurücktreten zu lassen, damit nicht ferner
Jünglinge, die nicht bedacht sind auf dein Gesetz, nicht auf deinen Frieden,
sondern auf lügenhaften Unsinn und gerichtliche Streitigkeiten, sich nicht aus
meinem Munde die Waffen kauften für ihre Raserei. Glücklicherweise waren nur
noch wenige Tage bis zu den Ferien der Weinlese, und ich beschloß, so lange
noch in meinem Berufe auszuharren, um ehrenhaft abzutreten und freigekauft von
dir nicht wieder ein feiler Sklave zu werden. Diese unsere Absicht wurde einzig
und allein unter deiner Zeugenschaft gefaßt, sie war niemandem außer den
Unsrigen bekannt. Und wir kamen überein, daß dieser Plan nicht diesem oder
jenem verraten wurde, obwohl du uns, die wir aus dem Tränental aufstiegen und
den Stufenpsalm sangen, scharfe Geschosse gabest und glühende Kohlen gegen die
trügliche Zunge, die unter dem Schein, Gutes zu raten, vom guten Vorsatz abrät
und uns aus falscher Liebe verzehrt, die wir die Speise zu uns nehmen.
Du hattest unser Herz durch deine
Liebe getroffen, und wie im Herzen haftende Pfeile trugen wir deine Worte; die
Vorbilder deiner Knechte, die du aus Schatten zu Kindern des Lichtes, aus Toten
zu Lebenden umgewandelt hattest, vereinigten sich im Schoß unserer Gedanken und
verbrannten und verzehrten die schwere Erstattung, damit wir nicht zur Hölle
führen, und sie begeisterten uns mächtig, so daß jeder Hauch der trügerischen
Zunge des Widerspruchs uns nur um so schärfer entflammte, nicht aber erlöschen
ließ. Da jedoch deines Namens wegen, den du auf Erden heiligtest, unser
Vorhaben und unser Entschluß großes Lob erfahren würde, so erschien mir es wie
Prahlerei, nicht bis zu den demnächstigen Ferien zu warten, sondern noch vorher
aus meinem öffentlichen Amte vor den Augen aller auszuscheiden, so daß sich
aller Blicke auf meine Tat gerichtet haben würden, wodurch es scheinen konnte,
als ob ich dem Tage der Weinleseferien hätte zuvorkommen wollen, und viele
hätten mir dann nachgesagt, daß ich es getan hätte, um groß zu erscheinen. Und
wozu erst, daß über meine Gesinnung hin und her geurteilt und gestritten würde
und unser Schatz verlästert würde?
Dazu kam, was mich zuerst
beunruhigt hatte, daß durch angestrengte literarische Tätigkeit im Sommer meine
Lunge angegriffen war, mir das Atemholen erschwerte und durch Brustschmerzen
mir ihren leidenden Zustand verraten hatte. Meine frühere klare und volle
Stimme versagte ihren Dienst, und ich war schon dadurch genötigt, die Bürde
meines Amtes abzulegen, oder doch, um mich auszuheilen und gesunden zu können,
eine Unterbrechung eintreten zu lassen. Als aber in mir der volle Wille aufging
und fest ward, mein Amt aufzugeben und zu sehen, daß du der Herr bist, da
freute ich mich, o mein Gott, du weißt es, daß diese Entschuldigung keine Lüge
war, den Anstoß der Leute weniger zu erregen, die um ihrer Kinder willen mir
keine Ruhe ließen. Voll Freude ertrug ich nun jene Zwischenzeit, bis sie
ablief, ich glaube, es waren an die zwanzig Tage, aber tapfer wurden sie ertragen,
weil die Begierde zurückgetreten war, welche mir die schwere Arbeit ertragen
half, und ich war der Erdrückung preisgegeben, wäre nicht die Geduld an ihre
Stelle getreten. Vielleicht hätte einer deiner Diener gesagt, daß ich gesündigt
habe, weil ich, das Herz begierig dir zu dienen, es über mich gebracht habe,
auch nur eine Stunde noch auf dem Lehrstuhle der Lüge zuzubringen. ich kann
mich nicht dagegen wahren. Du aber, o Herr, voll Erbarmens, hast du nicht auch
diese Sünde mit den übrigen schreckenvollen und trauererregenden mir in deinem
heiligen Wasser verziehen und erlassen?
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