Aber nicht das allein trägt die
gewaltige Fassungskraft meines Gedächtnisscs. Daselbst ist auch alles, was ich von
den freien Wissenschaften, die ich erlernt, nicht verloren habe, die ich, als
wären sie zurückgeschoben, in einem innerlichen Orte, der doch kein Ort ist, in
mir trage; nicht ihre Vorstellungen, sondern die Dinge selbst. Denn was ich an
Sprachkunst, an Disputierkunst und an gelehrten Untersuchungen weiß, ja was ich
von dem allem weiß, das befindet sich so in meinem Gedächtnisse, daß ich nicht
etwas außer mir gelassen, dessen Bild ich in mir zurückbehalten oder es getönt
habe und vorübergezogen sei, sowie der Ton, der durch die Ohren sich mir
einprägte, gewissermaßen tönt und doch nicht tönte; oder wie der Geruch,
während er vorüberzieht und in die Luft sich verflüchtigt, einen Geruch
hinterläßt, sobald er die Vorstellung von sich in (las Gedächtnis überträgt,
die wir, wenn wir daran denken, wiederholen; oder wie die Speise, welche
genossen, doch gewiß keinen Geschmack mehr hinterläßt, demnach in der
Erinnerung daran gewissermaßen fortschmeckt; oder wie etwas vom Körper durch
Berühren empfunden wird, auch nachdem es von mir entfernt ist, doch in der
Erinnerung empfunden wird. Freilich werden diese Dinge nicht selbst da
hineingelassen, sondern ihre Vorstellungen werden da mit wunderbarer
Schnelligkeit aufgefaßt, gewissermaßen in wunderbaren Zellen aufbewahrt und
wunderbarerweise durch die Erinnerung herausgeholt.
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