Mein Gott, was bist du also? Was
frag' ich erst? Was anders denn als der Herr mein Gott? Denn wer ist Herr neben
dem wahrhaftigen Herrn und wer Gott außer dir, unserem Gott? Höchster, Bester,
Mächtigster Allmächtigster, Barmherzigster und doch Gerechtester, Verborgenster
und doch Allgegenwärtiger, Schönster und Stärkster, feststehend und doch nicht
zu fassen, unwandelbar und doch alles wandelnd, nie neu, nie alt, der du alles
erneuerst, die Stolzen aber gibst du anheim der Vergänglichkeit, ohne daß sie
es fassen; immer wirkend, immer ruhig, sammelnd und doch nie bedürfend, tragend,
erfüllend und schützend, schaffend, ernährend und vollendend, suchend, da doch
nichts dir ermangelt. Du liebst, doch ohne Leidenschaft, du eiferst, doch mit
ruhiger Milde, deine Rede ist schmerzlos, du zürnst und bist doch ruhig,
wandelbar sind deine Werke, unwandelbar dein Ratschluß, du nimmst auf, was du
findest, und hast es doch niemals verloren, nie arm, freust du dich des
Gewinns, nie habsüchtig, forderst du Zinsen. Es wird dir geliehen, auf daß du
zum Schuldner werdest und doch, wer hat etwas, das nicht wäre dein Eigentum?
Schulden zahlst du, die du nie schuldig bist; du erlässest uns unsere Schuld
und verlierst trotzdem nichts. Was aber habe ich mit all dem vorgebracht, mein
Gott, mein Leben, meine heilige Wonne? Oder wie redet einer, wenn er redet von
dir? Wehe denen, die von dir schweigen, denn auch die Stummen werden dich
bekennen.
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