Laß mich, o Gott, auch darüber
sprechen, mit wie törichtem Treiben sich mein Geist, deine Gabe, abarbeitete.
Mir wurde eine Aufgabe gestellt, die mein Gemüt nicht wenig durch die
Verheißung von Lob oder Schmach und durch die Furcht vor Schlägen in Unruhe
versetzte. Sie bestand nämlich darin, daß ich die Worte der Juno, die in
zornigem Schmerze trauert, daß sie den König der Teukrer nicht von Italien
fernzuhalten vermag, vortragen sollte, Worte, die ich doch natürlich die Juno
nie hatte sprechen hören; wir wurden genötigt, irrenden Fußes den Spuren des
fabelnden Dichters zu folgen und in ungchundener Rede vorzutragen, was der
Dichter in Versen ausgesprochen; dessen Vortrag errang das höchste Lob, der die
Affekte des Zornes und des Schmerzes der Stellung der von ihm dargestellten
Person möglichst entsprechend wiedergab in Sätzen, die den Gedanken auch in
ihrer äußeren Form möglichst angepaßt waren. Warum aber erntete ich, o Gott,
der du wahrlich mein Leben bist, bei meinem Vortrage von vielen Altersgenossen
und Mitschülern Beifall? War das nicht eitel Rauch und Wind? Dein Lob, o Herr,
dein Lob in den heiligen Schriften hätte den schwachen Keim in meinem Herzen
erstarken lassen sollen, und nicht wäre er geworden ein Raub eitler
Nichtswürdigkeiten, nicht eine schmähliche Beute der gefiederten Kreatur. Aber
freilich, auf gar mannigfache Weise opfern wir den abtrünnigen Engeln.
|