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Chamisso, Adelbert von
Peter Schlemihls wundersame Geschichte
IntraText CT - Text
IV.
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IV
.
Ich
werde
in meiner
Erzählung
schnell
über eine
Zeit
hineilen
müssen
, bei der ich wie
gerne
!
verweilen
würde
, wenn ich ihren
lebendigen
Geist
in der
Erinnerung
herauf zu
beschwören
vermöchte
. Aber die
Farbe
, die sie
belebte
, und nur wieder
beleben
kann, ist in mir
verlöschen
, und wenn ich in meiner
Brust
wieder
finden
will, was sie damals so
mächtig
erhob
, die
Schmerzen
und das
Glück
, den
frommen
Wahn
, -
da
schlag
ich
vergebens
an einen
Felsen
, der
keinen
lebendigen
Quell
mehr
gewährt
, und der
Gott
ist von mir
gewichen
. Wie
verändert
blickt
sie mich jetzt an, diese
vergangene
Zeit
! - Ich
sollte
dort in dem
Bade
eine
heroische
Rolle
tragieren
,
schlecht
einstudiert
, und ein
Neuling
auf der
Bühne
,
vergaff
ich mich aus dem
Stücke
heraus
in ein
Paar
blaue
Augen
. Die
Eltern
, vom
Spiele
getäuscht
,
bieten
alles auf, den
Handel
nur
schnell
fest
zu
machen
, und die
gemeine
Posse
beschließt
eine
Verhöhnung
. Und das ist alles, alles! - Das
kommt
mir
albern
und
abgeschmackt
vor
, und
schrecklich
wiederum
, daß so mir
vorkommen
kann, was damals so
reich
, so
groß
, die
Brust
mir
schwellte
.
Mina
, wie ich damals
weinte
, als ich dich
verlor
, so
wein
ich jetzt, dich auch in mir
verloren
zu haben. Bin ich
denn
so
alt
worden
? -
Otraurige
Vernunft
! Nur noch ein
Pulsschlag
jener
Zeit
, ein
Moment
jenes
Wahnes
, - aber nein!
einsam
auf dem
hohen
,
öden
Meere
deiner
bittern
Flut
, und
längst
aus dem
letzten
Pokale
der
Champagner
Elfe
entsprüht
!
Ich hatte
Bendel
mit
einigen
Goldsäcken
voraus
geschickt
, um mir im
Städtchen
eine
Wohnung
nach meinen
Bedürfnissen
einzurichten
. Er hatte dort viel
Geld
ausgestreut
, und sich über den
vornehmen
Fremden
, dem er
diente
, etwas
unbestimmt
ausgedrückt
,
denn
ich
wollte
nicht
genannt
sein
, das
brachte
die
guten
Leute
auf
sonderbare
Gedanken
.
Sobald
mein
Haus
zu
meinem
Empfang
bereit
war,
kam
Bendel
wieder zu mir und
holte
mich
dahin
ab. Wir
machten
uns auf die
Reise
.
Ungefähr
eine
Stunde
vom
Orte
, auf einem
sonnigen
Plan
,
ward
uns der
Weg
durch eine
festlich
geschmückte
Menge
versperrt
. Der
Wagen
hielt
.
Musik
,
Glockengeläute
,
Kanonenschüsse
wurden
gehört
, ein
lautes
Vivat
durchdrang
die
Luft
, -
vor
dem
Schlage
des
Wagens
erschien
in
weißen
Kleidern
ein
Chor
Jungfrauen
von
ausnehmender
Schönheit
, die aber
vor
der Einen, wie die
Sterne
der
Nacht
vor
der
Sonne
,
verschwanden
. Sie
trat
aus der
Mitte
der
Schwestern
hervor
; die
hohe
zarte
Bildung
kniete
verschämt
errötend
vor
mir nieder, und
hielt
mir auf
seidenem
Kissen
einen aus
Lorbeer
,
Ölzweigen
und
Rosen
geflochtenen
Kranz
entgegen
,
indem
sie von
Majestät
,
Ehrfurcht
und
Liebe
einige
Worte
sprach
, die ich nicht
verstand
, aber deren
zauberischer
Silberklang
mein
Ohr
und
Herz
berauschte
, - es war mir, als
wäre
schon
einmal
die
himmlische
Erscheinung
an mir
vorüber
gewallt
. Der
Chor
fiel
ein und
sang
das
Lob
eines
guten
Königs
und das
Glück
seines
Volkes
.
Und dieser
Auftritt
,
lieber
Freund
,
mitten
in der
Sonne
! - Sie
kniete
noch immer zwei
Schritte
von mir, und ich, ohne
Schatten
, konnte die
Kluft
nicht
überspringen
, nicht wieder
vor
dem
Engel
auf die
Kniee
fallen
.
O
, was
hätt
ich nicht
da
für
einen
Schatten
gegeben
! Ich
mußte
meine
Scham
, meine
Angst
, meine
Verzweiflung
tief
in den
Grund
meines
Wagens
verbergen
.
Bendel
besann
sich
endlich
für
mich, er
sprang
von der
andern
Seite
aus dem
Wagen
heraus
, ich
rief
ihn
noch
zurück
und
reichte
ihm
aus
meinem
Kästchen
, das mir
eben
zur
Hand
lag
, eine
reiche
diamantene
Krone
, die die
schöne
Fanny
hatte
zieren
sollen
. Er
trat
vor
, und
sprach
im
Namen
seines
Herrn
,
welcher
solche
Ehrenbezeugungen
nicht
annehmen
könne
noch
wolle
; es
müsse
hier ein
Irrtum
vorwalten
;
jedoch
seien
die
guten
Einwohner
der
Stadt
für
ihren
guten
Willen
bedankt
. Er
nahm
indes
den
dargehaltenen
Kranz
von seinem
Ort
und
legte
den
brillantenen
Reif
an dessen
Stelle
; dann
reichte
er
ehrerbietig
der
schönen
Jungfrau
die
Hand
zum
Aufstehen
,
entfernte
mit einem
Wink
Geistlichkeit
,
Magistratus
und alle
Deputationen
. Niemand
ward
weiter
vorgelassen
. Er
hieß
den
Haufen
sich
teilen
und den
Pferden
Raum
geben
,
schwang
sich wieder in den
Wagen
, und
fort
gings
weiter in
gestrecktem
Galopp
, unter einer aus
Laubwerk
und
Blumen
erbauten
Pforte
hinweg
, dem
Städtchen
zu. - Die
Kanonen
wurden
immer
frischweg
abgefeuert
. - Der
Wagen
hielt
vor
meinem
Hause
; ich
sprang
behend
in die
Tür
, die
Menge
teilend
, die die
Begierde
, mich zu
sehen
,
herbeigerufen
hatte. Der
Pöbel
schrie
Vivat
unter
meinem
Fenster
, und ich
ließ
doppelte
Dukaten
daraus
regnen
. Am
Abend
war die
Stadt
freiwillig
erleuchtet
.
Und ich
wußte
immer noch nicht, was das alles
bedeuten
sollte
und
für
wen ich
angesehen
wurde
. Ich
schickte
Rascaln
auf
Kundschaft
aus. Er
ließ
sich
denn
erzählen
,
wasmaßen
man
bereits
sichere
Nachrichten
gehabt
, der
gute
König
von
Preußen
reise
unter dem
Namen
eines
Grafen
durch das
Land
; wie mein
Adjutant
erkannt
worden
sei
, und wie er sich und mich
verraten
habe; wie
groß
endlich
die
Freude
gewesen
,
da
man die
Gewißheit
gehabt
, mich im
Orte
selbst zu
besitzen
. Nun
sah
man
freilich
ein,
da
ich
offenbar
das
strengste
Inkognito
beobachten
wolle
, wie sehr man
unrecht
gehabt
, den
Schleier
so
zudringlich
zu
lüften
. Ich hätte aber so
huldreich
, so
gnadenvoll
gezürnt
, - ich
würde
gewiß
dem
guten
Herzen
verzeihen
müssen
.
Meinem
Schlingel
kam
die
Sache
so
spaßhaft
vor
, daß er mit
strafenden
Reden
sein
Möglichstes
tat
, die
guten
Leute
einstweilen
in ihrem
Glauben
zu
bestärken
. Er
stattete
mir einen sehr
komischen
Bericht
ab, und
da
er mich
dadurch
erheitert
sah
,
gab
er mir selbst seine
verübte
Bosheit
zum
besten
. -
Muß
ichs
bekennen
? Es
schmeichelte
mir doch,
sei
es auch nur so,
für
das
verehrte
Haupt
angesehen
worden
zu
sein
.
Ich
hieß
zu dem
morgenden
Abend
unter den
Bäumen
, die den
Raum
vor
meinem
Hause
beschatteten
, ein
Fest
bereiten
und die
ganze
Stadt
dazu
einladen
. Der
geheimnisreichen
Kraft
meines
Seckels
,
Bendels
Bemühungen
und der
behenden
Erfindsamkeit
Rascals
gelang
es, selbst die
Zeit
zu
besiegen
. Es ist
wirklich
erstaunlich
, wie
reich
und
schön
sich alles in den
wenigen
Stunden
anordnete
. Die
Pracht
und der
Überfluß
, die
da
sich
erzeugten
; auch die
sinnreiche
Erleuchtung
war so
weise
verteilt
, daß ich mich
ganz
sicher
fühlte
. Es
blieb
mir nichts zu
erinnern
, ich
mußte
meine
Diener
loben
.
Es
dunkelte
der
Abend
. Die
Gäste
erschienen
und
wurden
mir
vorgestellt
. Es
ward
die
Majestät
nicht mehr
berührt
; aber ich
hieß
in
tiefer
Ehrfurcht
und
Demut
:
Herr
Graf
. Was
sollt
ich tun? Ich
ließ
mir den
Grafen
gefallen
, und
blieb
von
Stund
an der
Graf
Peter
.
Mitten
im
festlichen
Gewühle
begehrte
meine
Seele
nur nach der Einen.
Spät
erschien
sie, sie, die die
Krone
war und
trug
. Sie
folgte
sittsam
ihren
Eltern
, und
schien
nicht zu
wissen
, daß sie die
Schönste
sei
. Es
wurden
mir der
Herr
Forstmeister
, seine
Frau
und seine
Tochter
vorgestellt
. Ich
wußte
den
Alten
viel
Angenehmes
und
Verbindliches
zu
sagen
;
vor
der
Tochter
stand
ich wie ein
ausgescholtener
Knabe
da
, und
vermochte
kein
Wort
hervor
zu
lallen
. Ich
bat
sie
endlich
stammelnd
, dies
Fest
zu
würdigen
, das
Amt
, dessen
Zeichen
sie
schmückte
, darin zu
verwalten
. Sie
bat
verschämt
mit einem
rührenden
Blick
um
Schonung
; aber
verschämter
vor
ihr, als sie selbst,
brachte
ich ihr als
erster
Untertan
meine
Huldigung
in
tiefer
Ehrfurcht
, und der
Wink
des
Grafen
ward
allen
Gästen
ein
Gebot
, dem
nachzuleben
sich jeder
freudig
beeiferte
.
Majestät
,
Unschuld
und
Grazie
beherrschten
, mit der
Schönheit
im
Bunde
, ein
frohes
Fest
. Die
glücklichen
Eltern
Minas
glaubten
ihnen nur zu
Ehren
ihr
Kind
erhöht
; ich
selber
war in einem
unbeschreiblichen
Rausch
. Ich
ließ
alles, was ich noch von den
Juwelen
hatte, die ich damals, um
beschwerliches
Gold
los
zu werden,
gekauft
, alle
Perlen
, alles
Edelgestein
in zwei
verdeckte
Schüsseln
legen
und bei
Tische
, unter dem
Namen
der
Königin
, ihren
Gespielinnen
und
allen
Damen
herumreichen
;
Gold
ward
indessen
ununterbrochen
über die
gezogenen
Schranken
unter das
jubelnde
Volk
geworfen
.
Bendel
am
andern
Morgen
eröffnete
mir im
Vertrauen
, der
Verdacht
, den er
längst
gegen
Rascals
Redlichkeit
gehegt
,
sei
nunmehr
zur
Gewißheit
worden
. Er habe
gestern
ganze
Säcke
Goldes
unterschlagen
. "
Laß
uns",
erwidert
ich, "dem
armen
Schelmen
die
kleine
Beute
gönnen
; ich
spende
gern
allen
, warum nicht auch
ihm
?
Gestern
hat er mir, haben mir alle
neuen
Leute
, die du mir
gegeben
,
redlich
gedient
, sie haben mir
froh
ein
frohes
Fest
begehen
helfen
."
Es war nicht weiter die
Rede
davon.
Rascal
blieb
der
erste
meiner
Dienerschaft
,
Bendel
war aber mein
Freund
und mein
Vertrauter
. Dieser war
gewohnt
worden
, meinen
Reichtum
als
unerschöpflich
zu
denken
, und er
spähte
nicht nach dessen
Quellen
; er
half
mir
vielmehr
, in meinen
Sinn
eingehend
,
Gelegenheiten
ersinnen
,
ihn
darzutun
und
Gold
zu
vergeuden
. Von jenem
Unbekannten
, dem
blassen
Schleicher
,
wußt
er nur so viel: Ich
dürfe
allein durch
ihn
von dem
Fluche
erlöst
werden, der auf mir
laste
, und
fürchte
ihn
, auf dem meine
einzige
Hoffnung
ruhe
.
Übrigens
sei
ich davon
überzeugt
, er
könne
mich
überall
auffinden
, ich
ihn
nirgends, darum ich, den
versprochenen
Tag
erwartend
, jede
vergebliche
Nachsuchung
eingestellt
.
Die
Pracht
meines
Festes
und mein
Benehmen
dabei
erhielten
anfangs
die
starkgläubigen
Einwohner
der
Stadt
bei ihrer
vorgefaßten
Meinung
. Es
ergab
sich
freilich
sehr
bald
aus den
Zeitungen
, daß die
ganze
fabelhafte
Reise
des
Königs
von
Preußen
ein
bloßes
ungegründetes
Gerücht
gewesen
. Ein
König
war ich aber nun
einmal
, und
mußte
schlechterdings
ein
König
bleiben
, und zwar einer der
reichsten
und
königlichsten
, die es immer
geben
mag
. Nur
wußte
man nicht
recht
,
welcher
. Die
Welt
hat
nie
Grund
gehabt
, über
Mangel
an
Monarchen
zu
klagen
, am
wenigsten
in unsern
Tagen
; die
guten
Leute
, die noch
keinen
mit
Augen
gesehen
,
rieten
mit
gleichem
Glück
bald
auf diesen,
bald
auf
jenen
-
Graf
Peter
blieb
immer, der er war.
Einst
erschien
unter den
Badegästen
ein
Handelsmann
, der
Bankerot
gemacht
hatte, um sich zu
bereichern
, der
allgemeiner
Achtung
genoß
und einen
breiten
, obgleich etwas
blassen
Schatten
von sich
warf
. Er
wollte
hier das
Vermögen
, das er
gesammelt
, zum
Prunk
ausstellen
, und es
fiel
sogar
ihm
ein, mit mir
wetteifern
zu
wollen
. Ich
sprach
meinem
Seckel
zu, und hatte sehr
bald
den
armen
Teufel
so
weit
, daß er, um
sein
Ansehen
zu
retten
,
abermals
Bankerot
machen
mußte
und über das
Gebirge
ziehen
. So
ward
ich
ihn
los
. - Ich habe in dieser
Gegend
viele
Taugenichtse
und
Müßiggänger
gemacht
!
Bei der
königlichen
Pracht
und
Verschwendung
, womit ich mir alles
unterwarf
,
lebt
ich in
meinem
Hause
sehr
einfach
und
eingezogen
. Ich hatte mir die
größte
Vorsicht
zur
Regel
gemacht
, es
durfte
, unter
keinem
Vorwand
, kein anderer, als
Bendel
, die
Zimmer
, die ich
bewohnte
,
betreten
. So
lange
die
Sonne
schien
,
hielt
ich mich mit
ihm
darin
verschlossen
, und es
hieß
: der
Graf
arbeite
in seinem
Kabinet
. Mit diesen
Arbeiten
standen
die
häufigen
Kuriere
in
Verbindung
, die ich um jede
Kleinigkeit
abschickte
und
erhielt
. - Ich
nahm
nur am
Abend
unter meinen
Bäumen
, oder in
meinem
nach
Bendels
Angabe
geschickt
und
reich
erleuchteten
Saale
Gesellschaft
an. Wenn ich
ausging
,
wobei
mich
stets
Bendel
mit
Argusaugen
bewachen
mußte
, so war es nur nach dem
Förstergarten
, und um der Einen
willen
;
denn
meines
Lebens
innerlichstes
Herz
war meine
Liebe
.
Omein
guter
Chamisso
, ich will
hoffen
, Du
habest
noch nicht
vergessen
, was
Liebe
sei
! Ich
lasse
Dir hier
vieles
zu
ergänzen
.
Mina
war
wirklich
ein
liebewertes
,
gutes
,
frommes
Kind
. Ich hatte ihre
ganze
Phantasie
an mich
gefesselt
, sie
wußte
in ihrer
Demut
nicht, womit sie
wert
gewesen
, daß ich nur nach ihr
geblickt
; und sie
vergalt
Liebe
um
Liebe
mit der
vollen
jugendlichen
Kraft
eines
unschuldigen
Herzens
. Sie
liebte
wie ein
Weib
,
ganz
hin sich
opfernd
;
selbstvergessen
,
hingegeben
den nur
meinend
, der ihr
Leben
war,
unbekümmert
,
solle
sie selbst zu
Grunde
gehen
, das
heißt
, sie
liebte
wirklich
.
Ich aber -
owelche
schreckliche
Stunden
-
schrecklich
! und
würdig
dennoch
, daß ich sie
zurückwünsche
- hab ich
oft
an
Bendels
Brust
verweint
, als nach dem
ersten
bewußtlosen
Rausch
ich mich
besonnen
, mich selbst
scharf
angeschaut
, der ich, ohne
Schatten
, mit
tückischer
Selbstsucht
diesen
Engel
verderbend
, die
reine
Seele
an mich
gelogen
und
gestohlen
! Dann
beschloß
ich, mich ihr
selber
zu
verraten
; dann
gelobt
ich mit
teuren
Eidschwüren
, mich von ihr zu
reißen
und zu
entfliehen
; dann
brach
ich wieder in
Tränen
aus und
verabredete
mit
Bendeln
, wie ich sie auf den
Abend
im
Förstergarten
besuchen
wolle
.
Zu
andern
Zeiten
log
ich mir
selber
vom
nahe
bevorstehenden
Besuch
des
grauen
Unbekannten
große
Hoffnungen
vor
, und
weinte
wieder, wenn ich daran zu
glauben
vergebens
versucht
hatte. Ich hatte den
Tag
ausgerechnet
, wo ich den
Furchtbaren
wieder zu
sehen
erwartete
;
denn
er hatte
gesagt
, in
Jahr
und
Tag
, und ich
glaubte
an
sein
Wort
.
Die
Eltern
waren
gute
,
ehrbare
,
alte
Leute
, die ihr
einziges
Kind
sehr
liebten
, das
ganze
Verhältnis
überraschte
sie, als es schon
bestand
, und sie
wußten
nicht, was sie dabei tun
sollten
. Sie hatten
früher
nicht
geträumt
, der
Graf
Peter
könne
nur an ihr
Kind
denken
, nun
liebte
er sie
gar
und
ward
wieder
geliebt
. - Die
Mutter
war
wohl
eitel
genug, an die
Möglichkeit
einer
Verbindung
zu
denken
, und darauf
hinzuarbeiten
; der
gesunde
Menschenverstand
des
Alten
gab
solchen
überspannten
Vorstellungen
nicht
Raum
.
Beide
waren
überzeugt
von der
Reinheit
meiner
Liebe
- sie
konnten
nichts tun, als
für
ihr
Kind
beten
.
Es
fällt
mir ein
Brief
in die
Hand
, den ich noch aus dieser
Zeit
von
Mina
habe. - Ja, das sind ihre
Züge
! Ich will Dir
ihn
abschreiben
.
"Bin ein
schwaches
,
törichtes
Mädchen
,
könnte
mir
einbilden
, daß mein
Geliebter
, weil ich
ihn
innig
,
innig
liebe
, dem
armen
Mädchen
nicht
weh
tun
möchte
. -
Ach
, Du
bist
so
gut
, so
unaussprechlich
gut
; aber
mißdeute
mich nicht. Du
sollst
mir nichts
opfern
, mir nichts
opfern
wollen
;
o
Gott
! ich
könnte
mich
hassen
, wenn Du das
tätest
. Nein - Du hast mich
unendlich
glücklich
gemacht
, Du hast mich Dich
lieben
gelehrt
.
Zeuch
hin! -
Weiß
doch mein
Schicksal
,
Graf
Peter
gehört
nicht mir,
gehört
der
Welt
an. Will
stolz
sein
, wenn ich
höre
: das ist er
gewesen
, und das war er wieder, und das hat er
vollbracht
;
da
haben sie
ihn
angebetet
, und
da
haben sie
ihn
vergöttert
.
Siehe
, wenn ich das
denke
,
zürne
ich Dir, daß Du bei einem
einfältigen
Kinde
Deiner
hohen
Schicksale
vergessen
kannst
. -
Zeuch
hin, sonst
macht
der
Gedanke
mich noch
unglücklich
, die ich,
ach
! durch Dich so
glücklich
, so
selig
bin. - Hab ich nicht auch einen
Ölzweig
und eine
Rosenknospe
in Dein
Leben
geflochten
, wie in den
Kranz
, den ich Dir
überreichen
durfte
? Habe Dich im
Herzen
, mein
Geliebter
,
fürchte
nicht, von mir zu
gehen
-
werde
sterben
,
ach
! so
selig
, so
unaussprechlich
selig
durch Dich."
Du
kannst
Dir
denken
, wie mir die
Worte
durchs
Herz
schneiden
mußten
. Ich
erklärte
ihr, ich
sei
nicht das, wofür man mich
anzusehen
schien
; ich
sei
nur ein
reicher
, aber
unendlich
elender
Mann. Auf mir
ruhe
ein
Fluch
, der das
einzige
Geheimnis
zwischen ihr und mir
sein
solle
, weil ich noch nicht ohne
Hoffnung
sei
, daß er
gelöst
werde
. Dies
sei
das
Gift
meiner
Tage
: daß ich sie mit in den
Abgrund
hinreißen
könne
, sie, die das
einzige
Licht
, das
einzige
Glück
, das
einzige
Herz
meines
Lebens
sei
. Dann
weinte
sie wieder, daß ich
unglücklich
war.
Ach
, sie war so
liebevoll
, so
gut
! Um eine
Träne
nur mir zu
erkaufen
, hätte sie, mit
welcher
Seligkeit
, sich selbst
ganz
hingeopfert
.
Sie war
indes
weit
entfernt
, meine
Worte
richtig zu
deuten
, sie
ahnete
nun in mir
irgend
einen
Fürsten
, den ein
schwerer
Bann
getroffen
,
irgend
ein
hohes
,
geachtetes
Haupt
, und ihre
Einbildungskraft
malte
sich
geschäftig
unter
heroischen
Bildern
den
Geliebten
herrlich
aus.
Einst
sagte
ich ihr: "
Mina
, der
letzte
Tag
im
künftigen
Monat
kann mein
Schicksal
ändern
und
entscheiden
-
geschieht
es nicht, so
muß
ich
sterben
, weil ich dich nicht
unglücklich
machen
will." - Sie
verbarg
weinend
ihr
Haupt
an meiner
Brust
. "
Ändert
sich dein
Schicksal
,
laß
mich nur dich
glücklich
wissen
, ich habe
keinen
Anspruch
an dich. -
Bist
du
elend
,
binde
mich an dein
Elend
, daß ich es dir
tragen
helfe
."
"
Mädchen
,
Mädchen
,
nimm
es
zurück
, das
rasche
Wort
, das
törichte
, das deinen
Lippen
entflohen
- und
kennst
du es, dieses
Elend
,
kennst
du
ihn
, diesen
Fluch
?
Weißt
du, wer dein
Geliebter
-- was er -? -
Siehst
du mich nicht
krampfhaft
zusammenschaudern
, und
vor
dir ein
Geheimnis
haben?" Sie
fiel
schluchzend
mir zu
Füßen
, und
wiederholte
mit
Eidschwur
ihre
Bitte
.
Ich
erklärte
mich gegen den
hereintretenden
Forstmeister
, meine
Absicht
sei
, am
ersten
des
nächstkünftigen
Monats
um die
Hand
seiner
Tochter
anzuhalten
- ich
setzte
diese
Zeit
fest
, weil sich bis
dahin
manches
ereignen
dürfte
, was
Einfluß
auf mein
Schicksal
haben
könnte
.
Unwandelbar
sei
nur meine
Liebe
zu seiner
Tochter
.
Der
gute
Mann
erschrak
ordentlich
, als er solche
Worte
aus dem
Munde
des
Grafen
Peter
vernahm
. Er
fiel
mir um den
Hals
, und
ward
wieder
ganz
verschämt
, sich
vergessen
zu haben. Nun
fiel
es
ihm
ein, zu
zweifeln
, zu
erwägen
und zu
forschen
; er
sprach
von
Mitgift
, von
Sicherheit
, von
Zukunft
für
sein
liebes
Kind
. Ich
dankte
ihm
, mich daran zu
mahnen
. Ich
sagte
ihm
, ich
wünsche
in dieser
Gegend
, wo ich
geliebt
zu
sein
schien
, mich
anzusiedeln
, und ein
sorgenfreies
Leben
zu
führen
. Ich
bat
ihn
, die
schönsten
Güter
, die im
Lande
ausgeboten
wurden
, unter dem
Namen
seiner
Tochter
zu
kaufen
, und die
Bezahlung
auf mich
anzuweisen
. Es
könne
darin ein
Vater
dem
Liebenden
am
besten
dienen
. - Es
gab
ihm
viel zu tun,
denn
überall
war
ihm
ein
Fremder
zuvorgekommen
; er
kaufte
auch nur
für
ungefähr
eine
Million
.
Daß ich
ihn
damit
beschäftigte
, war im
Grunde
eine
unschuldige
List
, um
ihn
zu
entfernen
, und ich hatte schon
ähnliche
mit
ihm
gebraucht
,
denn
ich
muß
gestehen
, daß er etwas
lästig
war. Die
gute
Mutter
war
dagegen
etwas
taub
, und nicht, wie er, auf die
Ehre
eifersüchtig
, den
Herrn
Grafen
zu
unterhalten
.
Die
Mutter
kam
hinzu, die
glücklichen
Leute
drangen
in mich, den
Abend
länger
unter ihnen zu
bleiben
; ich
durfte
keine
Minute
weilen
: ich
sah
schon den
aufgehenden
Mond
am
Horizonte
dämmern
. - Meine
Zeit
war um.
Am
nächsten
Abend
ging
ich wieder nach dem
Förstergarten
. Ich hatte den
Mantel
weit
über die
Schulter
geworfen
, den
Hut
tief
in die
Augen
gedrückt
, ich
ging
auf
Mina
zu; wie sie
aufsah
, und mich
anblickte
,
machte
sie eine
unwillkürliche
Bewegung
;
da
stand
mir wieder
klar
vor
der
Seele
die
Erscheinung
jener
schaurigen
Nacht
, wo ich mich im
Mondschein
ohne
Schatten
gezeigt
. Sie war es
wirklich
. Hatte sie mich aber auch jetzt
erkannt
? Sie war
still
und
gedankenvoll
- mir
lag
es
zentnerschwer
auf der
Brust
- ich
stand
von
meinem
Sitz
auf. Sie
warf
sich
stille
weinend
an meine
Brust
. Ich
ging
.
Nun
fand
ich sie
öfters
in
Tränen
, mir
wards
finster
und
finsterer
um die
Seele
, - nur die
Eltern
schwammen
in
überschwenglicher
Glückseligkeit
; der
verhängnisvolle
Tag
rückte
heran,
bang
und
dumpf
, wie eine
Gewitterwolke
. Der
Vorabend
war
da
- ich konnte
kaum
mehr
atmen
. Ich hatte
vorsorglich
einige
Kisten
mit
Gold
angefüllt
, ich
wachte
die
zwölfte
Stunde
heran. - Sie
schlug
.
Nun
saß
ich
da
, das
Auge
auf die
Zeiger
der
Uhr
gerichtet
, die
Sekunden
, die
Minuten
zählend
, wie
Dolchstiche
. Bei jedem
Lärm
, der sich
regte
,
fuhr
ich auf, der
Tag
brach
an. Die
bleiernen
Stunden
verdrängten
einander
, es
ward
Mittag
,
Abend
,
Nacht
; es
rückten
die
Zeiger
,
welkte
die
Hoffnung
; es
schlug
eilf
, und nichts
erschien
, die
letzten
Minuten
der
letzten
Stunde
fielen
, und nichts
erschien
, es
schlug
der
erste
Schlag
, der
letzte
Schlag
der
zwölften
Stunde
, und ich
sank
hoffnungslos
in
unendlichen
Tränen
auf mein
Lager
zurück
.
Morgen
sollt
ich - auf immer
schattenlos
, um die
Hand
der
Geliebten
anhalten
; ein
banger
Schlaf
drückte
mir gegen den
Morgen
die
Augen
zu.
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