1 Höre, mein Sohn, auf die Weisung
des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen
Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat!
2 So kehrst du durch die Mühe des
Gehorsams zu dem zurück, den du durch die Trägheit des Ungehorsams
verlassen hast.
3 An dich also richte ich jetzt mein
Wort, wer immer du bist, wenn du nur dem Eigenwillen widersagst, für
Christus, dem Herrn und wahren König, kämpfen willst und den starken und
glänzenden Schild des Gehorsams ergreifst.
4 Vor allem: wenn du etwas Gutes
beginnst, bestürme ihn beharrlich im Gebet, er möge es vollenden.
5 Dann muss er, der uns jetzt zu
seinen Söhnen zählt, einst nicht über unser böses Tun traurig sein.
6 Weil er Gutes in uns wirkt, müssen
wir ihm jederzeit gehorchen; dann wird er uns einst nicht enterben wie ein
erzürnter Vater seine Söhne;
7 er wird auch nicht wie ein
furchterregender Herr über unsere Bosheit ergrimmt sein und uns wie
verkommene Knechte der ewigen Strafe preisgeben, da wir ihm in die
Herrlichkeit nicht folgen wollten.
8 Stehen wir also endlich einmal auf!
Die Schrift rüttelt uns wach und ruft: "Die Stunde ist da, vom Schlaf
aufzustehen." (Röm 13,11)
9 Öffnen wir unsere Augen dem
göttlichen Licht, und hören wir mit aufgeschrecktem Ohr, wozu uns die
Stimme Gottes täglich mahnt und aufruft.
10 "Heute, wenn ihr seine Stimme
hört, verhörtet eure Herzen nicht!"
11 Und wiederum: "Wer Ohren hat
zu hören, der höre, was der Geist der Gemeinden sagt!"
12 Und was sagt er? "Kommt ihr
Söhne, hört auf mich! Die Furcht des Herrn will ich euch lehren.
13 Lauft, solange ihr das Licht des Lebens
habt, damit die Schatten des Todes euch nicht überwältigen."
Und der Herr sucht in der Volksmenge,
der er dies zuruft, einen Arbeiter für sich und sagt wieder:
15 "Wer ist der Mensch, der das
Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?"
16 Wenn du hörst und antwortest :
"Ich", dann sagt Gott zu dir:
17 Willst du wahres und
unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor
falscher Rede! Meide das Böse und tue das Gute! Such Frieden und jage ihm
nach!
18 Wenn ihr das tut, blicken meine
Augen auf euch, und meine Ohren hören auf eure Gebete; und noch bevor ihr
zu mir ruft, sage ich euch: Seht, "Ich bin da".
19 Liebe Brüder, was kann
beglückender für uns sein als dieses Wort des Herrn, der uns einlädt?
20 Seht, in seiner Güte zeigt uns der
Herr den Weg des Lebens.
21 Gürten wir uns also mit Glauben
und Treue im Guten, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine
Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat.
22 Wollen wir in seinem Reich und in
seinem Zelt wohnen, dann müssen wir durch gute Taten dorthin eilen; anders
kommen wir nicht ans Ziel.
23 Fragen wir nun mit dem Propheten
den Herrn: "Herr, wer darf wohnen in deinem Zelt, wer darf weilen auf
deinem heiligen Berg?"
24 Hören wir Brüder, was der Herr auf
diese Frage antwortet und wie er uns den Weg zu seinem Zelt weist:
25 "Der makellos lebt und das
Rechte tut;
26 der von Herzen die Wahrheit sagt
und mit seiner Zunge nicht verleumdet;
27 der seinem Freund nichts Böses
antut und seinen Nächsten nicht schmäht;
28 der den arglistigen Teufel, der
ihm etwas einflüstert, samt seiner Einflüsterung vom Auge seines Herzens
wegstößt, ihn zunichte macht, seine Gedankenbrut packt und sie an Christus
zerschmettert."
29 Diese Menschen fürchten den Herrn
und werden wegen ihrer Treue im Guten nicht überheblich; sie wissen
vielmehr, dass das Gute in ihnen nicht durch eigenes Können, sondern durch
den Herrn geschieht.
30 Sie lobpreisen den Herrn, der in
ihnen wirkt, und sagen mit dem Propheten: "Nicht uns, o Herr, nicht
uns, sondern dein Name bring zu Ehren."
31 Auch der Apostel Paulus hat nichts
von seiner Verkündigung als sein Verdienst angesehen, sagt er doch:
"Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.",
32 und er sagt auch: "Wer sich
rühmen will, der rühme sich im Herrn."
33 Schließlich sagt der Herr im
Evangelium: "Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie
ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat.
34 Als nun ein Wolkenbruch kam und
die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus
rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut."
35 Nach all diesen Worten erwartet
der Herr, dass wir jeden Tag auf seine göttlichen Mahnungen mit unserem
Tun antworten.
36 Deshalb sind uns die Tage dieses
Lebens als Frist gewährt, damit wir uns von unsren Fehlern bessern,
37 wie der Apostel sagt: "Weißt
du nicht, dass Gottes Geduld dich zur Umkehr führt?"
38 Denn in seiner Güte sagt der Herr
: "Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er umkehrt und
lebt."
39
Brüder, wir haben also den Herrn befragt, wer in seinem Zelte wohnen darf,
und die Bedingungen für das Wohnen gehört. Erfüllen wir doch die
Bedingungen eines Bewohners!
40
Wir müssen unser Herz und unseren Leib zum Kampf rüsten, um den göttlichen
Weisungen gehorchen zu können.
41
Für alles, was uns von Natur aus kaum möglich ist, sollen wir die Gnade
und Hilfe des Herrn erbitten.
42
Wir wollen den Strafen der Hölle entfliehen und zum unvergänglichen Leben
gelangen.
43
Noch ist Zeit, noch sind wir in diesem Leib, noch lässt das Licht des
Lebens uns Zeit, all das zu erfüllen.
44
Jetzt müssen wir laufen und tun, was uns für die Ewigkeit nützt.
45
Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten.
46
Bei dieser Gründung hoffen wir, nichts Hartes und nichts Schweres
festzulegen.
47
Sollte es jedoch aus wohlüberlegtem Grund etwas strenger zugehen, um
Fehler zu bessern und die Liebe zu bewahren,
48
dann lass dich nicht sofort von Angst verwirren und fliehe nicht vom Weg
des Heils; er kann am Anfang nicht anders sein als eng.
49
Wer aber im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und
er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.
50
Darum wollen wir uns seiner Unterweisung niemals entziehen und in seiner
Lehre im Kloster ausharren bis zum Tod. Wenn wir so in Geduld an den
Leiden Christi Anteil haben, dann dürfen wir auch mit ihm sein Reich
erben.
Amen.
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