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Friedrich Wilhelm Nietzsche
Die Geburt der Tragödie
IntraText CT - Text
Versuch einer Selbstkritik.
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4.
Ja, was ist
dionysisch
? - In diesem
Buche
steht
eine
Antwort
darauf, - ein "
Wissender
"
redet
da
, der
Eingeweihte
und
Jünger
seines
Gottes
. Vielleicht
würde
ich jetzt
vorsichtiger
und
weniger
beredt
von einer so
schweren
psychologischen
Frage
reden
, wie sie der
Ursprung
der
Tragödie
bei den
Griechen
ist. Eine
Grundfrage
ist das
Verhältniss
des
Griechen
zum
Schmerz
,
sein
Grad
von
Sensibilität
, -
blieb
dies
Verhältniss
sich
gleich
? oder
drehte
es sich um? -
jene
Frage
, ob
wirklich
sein
immer
stärkeres
Verlangen
nach
Schönheit
, nach
Festen
,
Lustbarkeiten
,
neuen
Culten
, aus
Mangel
, aus
Entbehrung
, aus
Melancholie
, aus
Schmerz
erwachsen
ist?
Gesetzt
nämlich
,
gerade
dies
wäre
wahr
- und
Perikles
(oder
Thukydides
)
giebt
es uns in der
grossen
Leichenrede
zu
verstehen
- : woher
müsste
dann das
entgegengesetzte
Verlangen
, das der
Zeit
nach
früher
hervortrat
,
stammen
, das
Verlangen
nach dem
Hässlichen
, der
gute
strenge
Wille
des
älteren
Hellenen
zum
Pessimismus
, zum
tragischen
Mythus
, zum
Bilde
alles
Furchtbaren
,
Bösen
,
Räthselhaften
,
Vernichtenden
,
Verhängnissvollen
auf dem
Grunde
des
Daseins
, - woher
müsste
dann die
Tragödie
stammen
? Vielleicht aus der
Lust
, aus der
Kraft
, aus
überströmender
Gesundheit
, aus
übergrosser
Fülle
? Und
welche
Bedeutung
hat dann,
physiologisch
gefragt
,
jener
Wahnsinn
, aus dem die
tragische
wie die
komische
Kunst
erwuchs
, der
dionysische
Wahnsinn
? Wie? Ist
Wahnsinn
vielleicht nicht
nothwendig
das
Symptom
der
Entartung
, des
Niedergangs
, der
überspäten
Cultur
?
Giebt
es vielleicht - eine
Frage
für
Irrenärzte
-
Neurosen
der
Gesundheit
? der
Volks-Jugend
und -
Jugendlichkeit
?
Worauf
weist
jene
Synthesis
von
Gott
und
Bock
im
Satyr
? Aus
welchem
Selbsterlebniss
, auf
welchen
Drang
hin
musste
sich der
Grieche
den
dionysischen
Schwärmer
und
Urmenschen
als
Satyr
denken
? Und was den
Ursprung
des
tragischen
Chors
betrifft
:
gab
es in
jenen
Jahrhunderten
, wo der
griechische
Leib
blühte
, die
griechische
Seele
von
Leben
überschäumte
, vielleicht
endemische
Entzückungen
?
Visionen
und
Hallucinationen
,
welche
sich
ganzen
Gemeinden
,
ganzen
Cultversammlungen
mittheilten
? Wie? wenn die
Griechen
,
gerade
im
Reichthum
ihrer
Jugend
, den
Willen
zum
Tragischen
hatten und
Pessimisten
waren
? wenn es
gerade
der
Wahnsinn
war, um ein
Wort
Plato
'
s
zu
gebrauchen
, der die
grössten
Segnungen
über
Hellas
gebracht
hat? Und wenn,
andererseits
und
umgekehrt
, die
Griechen
gerade
in den
Zeiten
ihrer
Auflösung
und
Schwäche
, immer
optimistischer
,
oberflächlicher
,
schauspielerischer
, auch nach
Logik
und
Logisirung
der
Welt
brünstiger
, also
zugleich
"
heiterer
" und "
wissenschaftlicher
"
wurden
? Wie?
könnte
vielleicht,
allen
"
modernen
Ideen
" und
Vorurtheilen
des
demokratischen
Geschmacks
zum
Trotz
, der
Sieg
des
Optimismus
, die
vorherrschend
gewordene
Vernünftigkeit
, der
praktische
und
theoretische
Utilitarismus
,
gleich
der
Demokratie
selbst, mit der er
gleichzeitig
ist, - ein
Symptom
der
absinkenden
Kraft
, des
nahenden
Alters
, der
physiologischen
Ermüdung
sein
? Und
gerade
nicht - der
Pessimismus
? War
Epikur
ein
Optimist
-
gerade
als
Leidender
? - - Man
sieht
, es ist ein
ganzes
Bündel
schwerer
Fragen
, mit dem sich dieses
Buch
belastet
hat, -
fügen
wir seine
schwerste
Frage
noch hinzu! Was
bedeutet
, unter der
Optik
des
Lebens
gesehn
, - die
Moral
? . . .
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