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Friedrich Wilhelm Nietzsche
Die Geburt der Tragödie
IntraText CT - Text
Versuch einer Selbstkritik.
6.
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6.
Man
versteht
, an
welche
Aufgabe
ich
bereits
mit diesem
Buche
zu
rühren
wagte
?... Wie sehr
bedauere
ich es jetzt,
dass
ich damals noch nicht den
Muth
(oder die
Unbescheidenheit
?) hatte, um mir in jedem
Betrachte
für
so
eigne
Anschauungen
und
Wagnisse
auch eine
eigne
Sprache
zu
erlauben
, -
dass
ich
mühselig
mit
Schopenhauerischen
und
Kantischen
Formeln
fremde
und
neue
Werthschätzungen
auszudrücken
suchte
,
welche
dem
Geiste
Kantens
und
Schopenhauers
,
ebenso
wie ihrem
Geschmacke
, von
Grund
aus
entgegen
giengen
! Wie
dachte
doch
Schopenhauer
über die
Tragödie
? "Was allem
Tragischen
den
eigenthümlichen
Schwung
zur
Erhebung
giebt
-
sagt
er,
Welt
als
Wille
und
Vorstellung
II
,
495
- ist das
Aufgehen
der
Erkenntniss
,
dass
die
Welt
, das
Leben
kein
rechtes
Genügen
geben
könne
,
mithin
unsrer
Anhänglichkeit
nicht
werth
sei
: darin
besteht
der
tragische
Geist
- , er
leitet
demnach
zur
Resignation
hin".
Oh
wie anders
redete
Dionysos
zu mir!
Oh
wie
ferne
war mir damals
gerade
dieser
ganze
Resignationismus
! - Aber es
giebt
etwas viel
Schlimmeres
an dem
Buche
, das ich jetzt noch mehr
bedauere
, als mit
Schopenhauerischen
Formeln
dionysische
Ahnungen
verdunkelt
und
verdorben
zu haben:
dass
ich mir
nämlich
überhaupt
das
grandiose
griechische
Problem
, wie mir es
aufgegangen
war, durch
Einmischung
der
modernsten
Dinge
verdarb
!
Dass
ich
Hoffnungen
anknüpfte
, wo Nichts zu
hoffen
war, wo Alles
allzudeutlich
auf ein
Ende
hinwies
!
Dass
ich, auf
Grund
der
deutschen
letzten
Musik
, vom "
deutschen
Wesen
" zu
fabeln
begann
, wie als ob es
eben
im
Begriff
sei
, sich selbst zu
entdecken
und
wiederzufinden
- und das zu einer
Zeit
, wo der
deutsche
Geist
, der nicht
vor
Langem
noch den
Willen
zur
Herrschaft
über
Europa
, die
Kraft
zur
Führung
Europa
'
s
gehabt
hatte,
eben
letztwillig
und
endgültig
abdankte
und, unter dem
pomphaften
Vorwande
einer
Reichs-Begründung
, seinen
Uebergang
zur
Vermittelmässigung
, zur
Demokratie
und den "
modernen
Ideen
"
machte
! In der
That
, inzwischen
lernte
ich
hoffnungslos
und
schonungslos
genug von diesem "
deutschen
Wesen
"
denken
,
insgleichen
von der
jetzigen
deutschen
Musik
, als
welche
Romantik
durch und durch ist und die
ungriechischeste
aller
möglichen
Kunstformen
:
überdies
aber eine
Nervenverderberin
ersten
Ranges
,
doppelt
gefährlich
, bei einem
Volke
, das den
Trunk
liebt
und die
Unklarheit
als
Tugend
ehrt
,
nämlich
in ihrer
doppelten
Eigenschaft
als
berauschendes
und
zugleich
benebelndes
Narkotikum
. -
Abseits
freilich
von
allen
übereilten
Hoffnungen
und
fehlerhaften
Nutzanwendungen
auf
Gegenwärtigstes
, mit denen ich mir damals mein
erstes
Buch
verdarb
,
bleibt
das
grosse
dionysische
Fragezeichen
, wie es darin
gesetzt
ist, auch in
Betreff
der
Musik
,
fort
und
fort
bestehen
: wie
müsste
eine
Musik
beschaffen
sein
,
welche
nicht mehr
romantischen
Ursprungs
wäre
,
gleich
der
deutschen
, -
sondern
dionysischen
? . . .
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