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Friedrich Wilhelm Nietzsche
Die Geburt der Tragödie
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Vorwort an Richard Wagner.
8.
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8.
Der
Satyr
wie der
idyllische
Schäfer
unserer
neueren
Zeit
sind
Beide
Ausgeburten
einer auf das
Ursprüngliche
und
Natürliche
gerichteten
Sehnsucht
; aber mit
welchem
festen
unerschrocknen
Griffe
fasste
der
Grieche
nach seinem
Waldmenschen
, wie
verschämt
und
weichlich
tändelte
der
moderne
Mensch
mit dem
Schmeichelbild
eines
zärtlichen
flötenden
weichgearteten
Hirten
! Die
Natur
, an der noch keine
Erkenntniss
gearbeitet
, in der die
Riegel
der
Cultur
noch
unerbrochen
sind - das
sah
der
Grieche
in seinem
Satyr
, der
ihm
deshalb noch nicht mit dem
Affen
zusammenfiel
. Im
Gegentheil
: es war das
Urbild
des
Menschen
, der
Ausdruck
seiner
höchsten
und
stärksten
Regungen
, als
begeisterter
Schwärmer
, den die
Nähe
des
Gottes
entzückt
, als
mitleidender
Genosse
, in dem sich das
Leiden
des
Gottes
wiederholt
, als
Weisheitsverkünder
aus der
tiefsten
Brust
der
Natur
heraus
, als
Sinnbild
der
geschlechtlichen
Allgewalt
der
Natur
, die der
Grieche
gewöhnt
ist mit
ehrfürchtigem
Staunen
zu
betrachten
. Der
Satyr
war etwas
Erhabenes
und
Göttliches
: so
musste
er
besonders
dem
schmerzlich
gebrochnen
Blick
des
dionysischen
Menschen
dünken
.
Ihn
hätte der
geputzte
,
erlogene
Schäfer
beleidigt
: auf den
unverhüllten
und
unverkümmert
grossartigen
Schriftzügen
der
Natur
weilte
sein
Auge
in
erhabener
Befriedigung
; hier war die
Illusion
der
Cultur
von dem
Urbilde
des
Menschen
weggewischt
, hier
enthüllte
sich der
wahre
Mensch
, der
bärtige
Satyr
, der zu seinem
Gotte
aufjubelt
.
Vor
ihm
schrumpfte
der
Culturmensch
zur
lügenhaften
Caricatur
zusammen
. Auch
für
diese
Anfänge
der
tragischen
Kunst
hat
Schiller
Recht
: der
Chor
ist eine
lebendige
Mauer
gegen die
anstürmende
Wirklichkeit
, weil er - der
Satyrchor
- das
Dasein
wahrhaftiger
,
wirklicher
,
vollständiger
abbildet
als der
gemeinhin
sich als
einzige
Realität
achtende
Culturmensch
. Die
Sphäre
der
Poesie
liegt
nicht ausserhalb der
Welt
, als eine
phantastische
Unmöglichkeit
eines
Dichterhirns
: sie will das
gerade
Gegentheil
sein
, der
ungeschminkte
Ausdruck
der
Wahrheit
und
muss
eben
deshalb den
lügenhaften
Aufputz
jener
vermeinten
Wirklichkeit
des
Culturmenschen
von sich
werfen
. Der
Contrast
dieser
eigentlichen
Naturwahrheit
und der sich als
einzige
Realität
gebärdenden
Culturlüge
ist ein
ähnlicher
wie zwischen dem
ewigen
Kern
der
Dinge
, dem
Ding
an sich, und der
gesammten
Erscheinungswelt
: und wie die
Tragödie
mit ihrem
metaphysischen
Troste
auf das
ewige
Leben
jenes
Daseinskernes
, bei dem
fortwährenden
Untergange
der
Erscheinungen
,
hinweist
, so
spricht
bereits
die
Symbolik
des
Satyrchors
in einem
Gleichniss
jenes
Urverhältniss
zwischen
Ding
an sich und
Erscheinung
aus.
Jener
idyllische
Schäfer
des
modernen
Menschen
ist nur ein
Konterfei
der
ihm
als
Natur
geltenden
Summe
von
Bildungsillusionen
; der
dionysische
Grieche
will die
Wahrheit
und die
Natur
in ihrer
höchsten
Kraft
- er
sieht
sich zum
Satyr
verzaubert
.
Unter
solchen
Stimmungen
und
Erkenntnissen
jubelt
die
schwärmende
Schaar
der
Dionysusdiener
: deren
Macht
sie selbst
vor
ihren
eignen
Augen
verwandelt
, so
dass
sie sich als
wiederhergestellte
Naturgenien
, als
Satyrn
, zu
erblicken
wähnen
. Die
spätere
Constitution
des
Tragödienchors
ist die
künstlerische
Nachahmung
jenes
natürlichen
Phänomens
; bei der nun
allerdings
eine
Scheidung
von
dionysischen
Zuschauern
und
dionysischen
Verzauberten
nöthig
wurde
. Nur
muss
man sich immer
gegenwärtig
halten
,
dass
das
Publicum
der
attischen
Tragödie
sich selbst in dem
Chore
der
Orchestra
wiederfand
,
dass
es im
Grunde
keinen
Gegensatz
von
Publicum
und
Chor
gab
:
denn
alles ist nur ein
grosser
erhabener
Chor
von
tanzenden
und
singenden
Satyrn
oder von
solchen
,
welche
sich durch diese
Satyrn
repräsentiren
lassen
. Das
Schlegel
'
sche
Wort
muss
sich uns hier in einem
tieferen
Sinne
erschliessen
. Der
Chor
ist der "
idealische
Zuschauer
",
insofern
er der
einzige
Schauer
ist, der
Schauer
der
Visionswelt
der
Scene
. Ein
Publicum
von
Zuschauern
, wie wir es
kennen
, war den
Griechen
unbekannt
: in ihren
Theatern
war es Jedem, bei dem in
concentrischen
Bogen
sich
erhebenden
Terrassenbau
des
Zuschauerraumes
,
möglich
, die
gesammte
Culturwelt
um sich
herum
ganz
eigentlich
zu
übersehen
und in
gesättigtem
Hinschauen
selbst
Choreut
sich zu
wähnen
. Nach dieser
Einsicht
dürfen
wir den
Chor
, auf seiner
primitiven
Stufe
in der
Urtragödie
, eine
Selbstspiegelung
des
dionysischen
Menschen
nennen
:
welches
Phänomen
am
deutlichsten
durch den
Prozess
des
Schauspielers
zu
machen
ist, der, bei
wahrhafter
Begabung
,
sein
von
ihm
darzustellendes
Rollenbild
zum
Greifen
wahrnehmbar
vor
seinen
Augen
schweben
sieht
. Der
Satyrchor
ist zu
allererst
eine
Vision
der
dionysischen
Masse
, wie
wiederum
die
Welt
der
Bühne
eine
Vision
dieses
Satyrchors
ist: die
Kraft
dieser
Vision
ist
stark
genug, um gegen den
Eindruck
der "
Realität
", gegen die
rings
auf den
Sitzreihen
gelagerten
Bildungsmenschen
den
Blick
stumpf
und
unempfindlich
zu
machen
. Die
Form
des
griechischen
Theaters
erinnert
an ein
einsames
Gebirgsthal
: die
Architektur
der
Scene
erscheint
wie ein
leuchtendes
Wolkenbild
,
welches
die im
Gebirge
herumschwärmenden
Bacchen
von der
Höhe
aus
erblicken
, als die
herrliche
Umrahmung
, in deren
Mitte
ihnen das
Bild
des
Dionysus
offenbar
wird.
Jene
künstlerische
Urerscheinung
, die wir hier zur
Erklärung
des
Tragödienchors
zur
Sprache
bringen
, ist, bei unserer
gelehrtenhaften
Anschauung
über die
elementaren
künstlerischen
Prozesse
, fast
anstössig
;
während
nichts
ausgemachter
sein
kann, als
dass
der
Dichter
nur
dadurch
Dichter
ist,
dass
er von
Gestalten
sich
umringt
sieht
, die
vor
ihm
leben
und
handeln
und in deren
innerstes
Wesen
er
hineinblickt
. Durch eine
eigenthümliche
Schwäche
der
modernen
Begabung
sind wir
geneigt
, uns das
aesthetische
Urphänomen
zu
complicirt
und
abstract
vorzustellen
. Die
Metapher
ist
für
den
ächten
Dichter
nicht eine
rhetorische
Figur
,
sondern
ein
stellvertretendes
Bild
, das
ihm
wirklich
, an
Stelle
eines
Begriffes
,
vorschwebt
. Der
Character
ist
für
ihn
nicht etwas aus
zusammengesuchten
Einzelzügen
componirtes
Ganzes
,
sondern
eine
vor
seinen
Augen
aufdringlich
lebendige
Person
, die von der
gleichen
Vision
des
Malers
sich nur durch das
fortwährende
Weiterleben
und
Weiterhandeln
unterscheidet
.
Wodurch
schildert
Homer
so viel
anschaulicher
als alle
Dichter
? Weil er um so viel mehr
anschaut
. Wir
reden
über
Poesie
so
abstract
, weil wir alle
schlechte
Dichter
zu
sein
pflegen
. Im
Grunde
ist das
aesthetische
Phänomen
einfach
; man habe nur die
Fähigkeit
,
fortwährend
ein
lebendiges
Spiel
zu
sehen
und
immerfort
von
Geisterschaaren
umringt
zu
leben
, so ist man
Dichter
; man
fühle
nur den
Trieb
, sich selbst zu
verwandeln
und aus
anderen
Leibern
und
Seelen
herauszureden
, so ist man
Dramatiker
.
Die
dionysische
Erregung
ist im
Stande
, einer
ganzen
Masse
diese
künstlerische
Begabung
mitzutheilen
, sich von einer
solchen
Geisterschaar
umringt
zu
sehen
, mit der sie sich
innerlich
eins
weiss
. Dieser
Prozess
des
Tragödienchors
ist das
dramatische
Urphänomen
: sich selbst
vor
sich
verwandelt
zu
sehen
und jetzt zu
handeln
, als ob man
wirklich
in einen
andern
Leib
, in einen
andern
Charakter
eingegangen
wäre
. Dieser
Prozess
steht
an dem
Anfang
der
Entwickelung
des
Dramas
. Hier ist etwas
Anderes
als der
Rhapsode
, der mit seinen
Bildern
nicht
verschmilzt
,
sondern
sie, dem
Maler
ähnlich
, mit
betrachtendem
Auge
ausser sich
sieht
; hier ist
bereits
ein
Aufgeben
des
Individuums
durch
Einkehr
in eine
fremde
Natur
. Und zwar
tritt
dieses
Phänomen
epidemisch
auf: eine
ganze
Schaar
fühlt
sich in dieser
Weise
verzaubert
. Der
Dithyramb
ist deshalb
wesentlich
von jedem
anderen
Chorgesange
unterschieden
. Die
Jungfrauen
, die, mit
Lorbeerzweigen
in der
Hand
,
feierlich
zum
Tempel
des
Apollo
ziehn
und dabei ein
Prozessionslied
singen
,
bleiben
, wer sie sind, und
behalten
ihren
bürgerlichen
Namen
: der
dithyrambische
Chor
ist ein
Chor
von
Verwandelten
, bei denen ihre
bürgerliche
Vergangenheit
, ihre
sociale
Stellung
völlig
vergessen
ist: sie sind die
zeitlosen
, ausserhalb aller
Gesellschaftssphären
lebenden
Diener
ihres
Gottes
geworden
. Alle
andere
Chorlyrik
der
Hellenen
ist nur eine
ungeheure
Steigerung
des
apollinischen
Einzelsängers
;
während
im
Dithyramb
eine
Gemeinde
von
unbewussten
Schauspielern
vor
uns
steht
, die sich selbst unter
einander
als
verwandelt
ansehen
.
Die
Verzauberung
ist die
Voraussetzung
aller
dramatischen
Kunst
. In dieser
Verzauberung
sieht
sich der
dionysische
Schwärmer
als
Satyr
, und als
Satyr
wiederum
schaut
er den
Gott
d
.
h
. er
sieht
in seiner
Verwandlung
eine
neue
Vision
ausser sich, als
apollinische
Vollendung
seines
Zustandes
. Mit dieser
neuen
Vision
ist das
Drama
vollständig
.
Nach dieser
Erkenntniss
haben wir die
griechische
Tragödie
als den
dionysischen
Chor
zu
verstehen
, der sich immer von
neuem
wieder in einer
apollinischen
Bilderwelt
entladet
.
Jene
Chorpartien
, mit denen die
Tragödie
durchflochten
ist, sind also
gewissermaassen
der
Mutterschooss
des
ganzen
sogenannten
Dialogs
d
.
h
. der
gesammten
Bühnenwelt
, des
eigentlichen
Dramas
. In
mehreren
auf
einander
folgenden
Entladungen
strahlt
dieser
Urgrund
der
Tragödie
jene
Vision
des
Dramas
aus: die
durchaus
Traumerscheinung
und
insofern
epischer
Natur
ist,
andrerseits
aber, als
Objectivation
eines
dionysischen
Zustandes
, nicht die
apollinische
Erlösung
im
Scheine
,
sondern
im
Gegentheil
das
Zerbrechen
des
Individuums
und
sein
Einswerden
mit dem
Ursein
darstellt
.
Somit
ist das
Drama
die
apollinische
Versinnlichung
dionysischer
Erkenntnisse
und
Wirkungen
und
dadurch
wie durch eine
ungeheure
Kluft
vom
Epos
abgeschieden
.
Der
Chor
der
griechischen
Tragödie
, das
Symbol
der
gesammten
dionysisch
erregten
Masse
,
findet
an dieser unserer
Auffassung
seine
volle
Erklärung
.
Während
wir, mit der
Gewöhnung
an die
Stellung
eines
Chors
auf der
modernen
Bühne
,
zumal
eines
Opernchors
,
gar
nicht
begreifen
konnten
, wie
jener
tragische
Chor
der
Griechen
älter
,
ursprünglicher
, ja
wichtiger
sein
sollte
, als die
eigentliche
"
Action
", - wie dies doch so
deutlich
überliefert
war -
während
wir
wiederum
mit
jener
überlieferten
hohen
Wichtigkeit
und
Ursprünglichkeit
nicht
reimen
konnten
, warum er doch nur aus
niedrigen
dienenden
Wesen
, ja
zuerst
nur aus
bocksartigen
Satyrn
zusammengesetzt
worden
sei
,
während
uns die
Orchestra
vor
der
Scene
immer ein
Räthsel
blieb
, sind wir jetzt zu der
Einsicht
gekommen
,
dass
die
Scene
sammt
der
Action
im
Grunde
und
ursprünglich
nur als
Vision
gedacht
wurde
,
dass
die
einzige
"
Realität
"
eben
der
Chor
ist, der die
Vision
aus sich
erzeugt
und von ihr mit der
ganzen
Symbolik
des
Tanzes
, des
Tones
und des
Wortes
redet
. Dieser
Chor
schaut
in seiner
Vision
seinen
Herrn
und
Meister
Dionysus
und ist darum
ewig
der
dienende
Chor
: er
sieht
, wie dieser, der
Gott
,
leidet
und sich
verherrlicht
, und
handelt
deshalb selbst nicht. Bei dieser, dem
Gotte
gegenüber
durchaus
dienenden
Stellung
ist er doch der
höchste
,
nämlich
dionysische
Ausdruck
der
Natur
und
redet
darum, wie diese, in der
Begeisterung
Orakel-
und
Weisheitssprüche
: als der
mitleidende
ist er
zugleich
der
weise
, aus dem
Herzen
der
Welt
die
Wahrheit
verkündende
. So
entsteht
denn
jene
phantastische
und so
anstössig
scheinende
Figur
des
weisen
und
begeisterten
Satyrs
, der
zugleich
"der
tumbe
Mensch
" im
Gegensatz
zum
Gotte
ist:
Abbild
der
Natur
und ihrer
stärksten
Triebe
, ja
Symbol
derselben
und
zugleich
Verkünder
ihrer
Weisheit
und
Kunst
:
Musiker
,
Dichter
,
Tänzer
,
Geisterseher
in einer
Person
.
Dionysus
, der
eigentliche
Bühnenheld
und
Mittelpunkt
der
Vision
, ist
gemäss
dieser
Erkenntniss
und
gemäss
der
Ueberlieferung
,
zuerst
, in der
allerältesten
Periode
der
Tragödie
, nicht
wahrhaft
vorhanden
,
sondern
wird nur als
vorhanden
vorgestellt
:
d
.
h
.
ursprünglich
ist die
Tragödie
nur "
Chor
" und nicht "
Drama
".
Später
wird nun der
Versuch
gemacht
, den
Gott
als einen
realen
zu
zeigen
und die
Visionsgestalt
sammt
der
verklärenden
Umrahmung
als jedem
Auge
sichtbar
darzustellen
; damit
beginnt
das "
Drama
" im
engeren
Sinne
. Jetzt
bekommt
der
dithyrambische
Chor
die
Aufgabe
, die
Stimmung
der
Zuhörer
bis zu dem
Grade
dionysisch
anzuregen
,
dass
sie, wenn der
tragische
Held
auf der
Bühne
erscheint
, nicht etwa den
unförmlich
maskirten
Menschen
sehen
,
sondern
eine
gleichsam
aus ihrer
eignen
Verzückung
geborene
Visionsgestalt
.
Denken
wir uns
Admet
mit
tiefem
Sinnen
seiner
jüngst
abgeschiedenen
Gattin
Alcestis
gedenkend
und
ganz
im
geistigen
Anschauen
derselben
sich
verzehrend
- wie
ihm
nun
plötzlich
ein
ähnlich
gestaltetes
,
ähnlich
schreitendes
Frauenbild
in
Verhüllung
entgegengeführt
wird:
denken
wir uns seine
plötzliche
zitternde
Unruhe
,
sein
stürmisches
Vergleichen
, seine
instinctive
Ueberzeugung
- so haben wir ein
Analogon
zu der
Empfindung
, mit der der
dionysisch
erregte
Zuschauer
den
Gott
auf der
Bühne
heranschreiten
sah
, mit dessen
Leiden
er
bereits
eins
geworden
ist.
Unwillkürlich
übertrug
er das
ganze
magisch
vor
seiner
Seele
zitternde
Bild
des
Gottes
auf
jene
maskirte
Gestalt
und
löste
ihre
Realität
gleichsam
in eine
geisterhafte
Unwirklichkeit
auf. Dies ist der
apollinische
Traumeszustand
, in dem die
Welt
des
Tages
sich
verschleiert
und eine
neue
Welt
,
deutlicher
,
verständlicher
,
ergreifender
als
jene
und doch
schattengleicher
, in
fortwährendem
Wechsel
sich unserem
Auge
neu
gebiert
.
Demgemäss
erkennen
wir in der
Tragödie
einen
durchgreifenden
Stilgegensatz
:
Sprache
,
Farbe
,
Beweglichkeit
,
Dynamik
der
Rede
treten
in der
dionysischen
Lyrik
des
Chors
und
andrerseits
in der
apollinischen
Traumwelt
der
Scene
als
völlig
gesonderte
Sphären
des
Ausdrucks
aus
einander
. Die
apollinischen
Erscheinungen
, in denen sich
Dionysus
objectivirt
, sind nicht mehr "ein
ewiges
Meer
, ein
wechselnd
Weben
, ein
glühend
Leben
", wie es die
Musik
des
Chors
ist, nicht mehr
jene
nur
empfundenen
, nicht zum
Bilde
verdichteten
Kräfte
, in denen der
begeisterte
Dionysusdiener
die
Nähe
des
Gottes
spürt
: jetzt
spricht
, von der
Scene
aus, die
Deutlichkeit
und
Festigkeit
der
epischen
Gestaltung
zu
ihm
, jetzt
redet
Dionysus
nicht mehr durch
Kräfte
,
sondern
als
epischer
Held
, fast mit der
Sprache
Homers
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