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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Erstes Buch Von den Begriffen der reinen Vernunft
Dritter Abschnitt System der transzendentalen Ideen
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Dritter
Abschnitt
System
der
transzendentalen
Ideen
Wir haben es hier nicht mit einer
logischen
Dialektik
zu tun,
welche
von allem
Inhalte
der
Erkenntnis
abstrahiert
, und
lediglich
den
falschen
Schein
in der
Form
der
Vernunftschlüsse
aufdeckt
,
sondern
mit einer
transzendentalen
,
welche
,
völlig
a
priori
, den
Ursprung
gewisser
Erkenntnisse
aus
reiner
Vernunft
, und
geschlossener
Begriffe
, deren
Gegenstand
empirisch
gar
nicht
gegeben
werden kann, die also
gänzlich
außer
dem
Vermögen
des
reinen
Verstandes
liegen
,
enthalten
soll
. Wir haben aus der
natürlichen
Beziehung
, die der
transzendentale
Gebrauch
unserer
Erkenntnis
, sowohl in
Schlüssen
als
Urteilen
, auf den
logischen
haben
muß
,
abgenommen
: daß es nur drei
Arten
von
dialektischen
Schlüssen
geben
werde
, die sich auf die
dreierlei
Schlußarten
beziehen
, durch
welche
Vernunft
aus
Prinzipien
zu
Erkenntnissen
gelangen
kann, und daß in allem ihr
Geschäft
sei
, von der
bedingten
Synthesis
, an die der
Verstand
jederzeit
gebunden
bleibt
, zur
unbedingten
aufzusteigen
, die er
niemals
erreichen
kann.
Nun ist das
Allgemeine
aller
Beziehung
, die
unsere
Vorstellungen
haben
können
,
l
.die
Beziehung
aufs
Subjekt
, 2.die
Beziehung
auf
Objekte
, und zwar entweder als
Erscheinungen
, oder als
Gegenstände
des
Denkens
überhaupt
. Wenn man diese
Untereinteilung
mit der
oberen
verbindet
, so ist alles
Verhältnis
der
Vorstellungen
, davon wir uns entweder einen
Begriff
, oder
Idee
machen
können
,
dreifach
:
l
.das
Verhältnis
zum
Subjekt
, 2.zum
Mannigfaltigen
des
Objekts
in der
Erscheinung
, 3.zu
allen
Dingen
überhaupt
.
Nun haben es alle
reinen
Begriffe
überhaupt
mit der
synthetischen
Einheit
der
Vorstellungen
,
Begriffe
der
reinen
Vernunft
(
transszendentale
Ideen
) aber mit der
unbedingten
synthetischen
Einheit
aller
Bedingungen
überhaupt
zu tun.
Folglich
werden alle
transzendentalen
Ideen
sich unter drei
Klassen
bringen
lassen
, davon die
erste
die
absolute
(
unbedingte
)
Einheit
des
denkenden
Subjekts
, die
zweite
die
absolute
Einheit
der
Reihe
der
Bedingungen
der
Erscheinung
, die
dritte
die
absolute
Einheit
der
Bedingung
aller
Gegenstände
des
Denkens
überhaupt
enthält
.
Das
denkende
Subjekt
ist der
Gegenstand
der
Psychologie
, der
Inbegriff
aller
Erscheinungen
(die
Welt
) der
Gegenstand
der
Kosmologie
, und das
Ding
,
welches
die
oberste
Bedingung
der
Möglichkeit
von allem, was
gedacht
werden kann,
enthält
, (das
Wesen
aller
Wesen
) der
Gegenstand
der
Theologie
. Also
gibt
die
reine
Vernunft
die
Idee
zu einer
transzendentalen
Seelenlehre
(
psychologia
rationalis
), zu einer
transzendentalen
Weltwissenschaft
(
cosmologia
rationalis
),
endlich
auch zu einer
transzendentalen
Gotteserkenntnis
(
Theologia
transzendentalis
) an die
Hand
. Der
bloße
Entwurf
sogar zu einer sowohl als der
anderen
dieser
Wissenschaften
,
schreibt
sich
gar
nicht von dem
Verstande
her, selbst wenn er
gleich
mit dem
höchsten
logischen
Gebrauche
der
Vernunft
,
d.i.
allen
erdenklichen
Schlüssen
,
verbunden
wäre
, um von einem
Gegenstande
desselben
(
Erscheinung
) zu
allen
anderen
bis in die
entlegensten
Glieder
der
empirischen
Synthesis
fortzuschreiten
,
sondern
ist
lediglich
ein
reines
und
echtes
Produkt
, oder
Problem
der
reinen
Vernunft
.
Was unter diesen drei
Titeln
aller
transzendentalen
Ideen
für
modi
der
reinen
Vernunftbegriffe
stehen
, wird in dem
folgenden
Hauptstücke
vollständig
dargelegt
werden. Sie
laufen
am
Faden
der
Kategorien
fort
.
Denn
die
reine
Vernunft
bezieht
sich
niemals
geradezu
auf
Gegenstände
,
sondern
auf die
Verstandesbegriffe
von
denselben
.
Ebenso
wird sich auch nur in der
völligen
Ausführung
deutlich
machen
lassen
, wie die
Vernunft
lediglich
durch den
synthetischen
Gebrauch
eben
derselben
Funktion
, deren sie sich zum
kategorischen
Vernunftschlusse
bedient
,
notwendigerweise
auf den
Begriff
der
absoluten
Einheit
des
denkenden
Subjekts
kommen
müsse
, wie das
logische
Verfahren
in
hypothetischen
Ideen
die vom
Schlechthinunbedingten
in einer
Reihe
gegebener
Bedingungen
,
endlich
die
bloße
Form
des
disjunktiven
Vernunftschlusses
den
höchsten
Vernunftbegriff
von einem
Wesen
aller
Wesen
notwendigerweise
nach sich
ziehen
müsse
; ein
Gedanke
, der beim
ersten
Anblick
äußerst
paradox
zu
sein
scheint
.
Von diesen
transzendentalen
Ideen
ist
eigentlich
keine
objektive
Deduktion
möglich
, so wie wir sie von den
Kategorien
liefern
konnten
.
Denn
in der
Tat
haben sie keine
Beziehung
auf irgendein
Objekt
, was ihnen
kongruent
gegeben
werden
könnte
,
eben
darum, weil sie nur
Ideen
sind. Aber eine
subjektive
Anleitung
derselben
aus der
Natur
unserer
Vernunft
konnten
wir
unternehmen
, und die ist im
gegenwärtigen
Hauptstücke
auch
geleistet
worden
.
Man
sieht
leicht
, daß die
reine
Vernunft
nichts
anderes
zur
Absicht
habe, als die
absolute
Totalität
der
Synthesis
auf der
Seite
der
Bedingungen
, (es
sei
der
Inhärenz
, oder der
Dependenz
, oder der
Konkurrenz
,) und daß sie mit der
absoluten
Vollständigkeit
von
seiten
des
Bedingten
nichts zu
schaffen
habe.
Denn
nur allein
jener
bedarf
sie, um die
ganze
Reihe
der
Bedingungen
vorauszusetzen
, und sie
dadurch
dem
Verstande
a
priori
zu
geben
. Ist aber eine
vollständig
(und
unbedingt
)
gegebene
Bedingung
einmal
da
, so
bedarf
es nicht mehr eines
Vernunftbegriffs
in
Ansehung
der
Fortsetzung
der
Reihe
;
denn
der
Verstand
tut
jeden
Schritt
abwärts
, von der
Bedingung
zum
Bedingten
, von
selber
. Auf solche
Weise
dienen
die
transzendentalen
Ideen
nur zum
Aufsteigen
in der
Reihe
der
Bedingungen
, bis zum
Unbedingten
,
d.i.
zu den
Prinzipien
. In
Ansehung
des
Hinabgehens
zum
Bedingten
aber,
gibt
es zwar einen
weit
erstreckten
logischen
Gebrauch
, den
unsere
Vernunft
von den
Verstandesgesetzen
macht
, aber
gar
keinen
transzendentalen
, und, wenn wir uns von der
absoluten
Totalität
einer
solchen
Synthesis
(des
progressus
) eine
Idee
machen
,
z
.
B
. von der
ganzen
Reihe
aller
künftigen
Weltveränderungen
, so ist dieses ein
Gedankending
(
ens
rationis
),
welches
nur
willkürlich
gedacht
, und nicht durch die
Vernunft
notwendig
vorausgesetzt
wird.
Denn
zur
Möglichkeit
des
Bedingten
wird zwar die
Totalität
seiner
Bedingungen
, aber nicht seiner
Folgen
,
vorausgesetzt
.
Folglich
ist ein
solcher
Begriff
keine
transzendentale
Idee
, mit der wir es doch hier
lediglich
zu tun haben.
Zuletzt
wird man auch
gewahr
, daß unter den
transzendentalen
Ideen
selbst ein
gewisser
Zusammenhang
und
Einheit
hervorleuchte
, und daß die
reine
Vernunft
,
vermittelst
ihrer, alle ihre
Erkenntnisse
in ein
System
bringe
. Von der
Erkenntnis
seiner selbst (der
Seele
) zur
Welterkenntnis
, und,
vermittelst
dieser, zum
Urwesen
fortzugehen
, ist ein so
natürlicher
Fortschritt
, daß er dem
logischen
Fortgange
der
Vernunft
von den
Prämissen
zum
Schlußsatze
ähnlich
scheint
36
. Ob nun hier
wirklich
eine
Verwandtschaft
von der
Art
, als zwischen dem
logischen
und
transzendentalen
Verfahren
,
insgeheim
zum
Grunde
liege
, ist auch eine von den
Fragen
, deren
Beantwortung
man in dem
Verfolg
dieser
Untersuchungen
allererst
erwarten
muß
. Wir haben
vorläufig
unseren
Zweck
schon
erreicht
,
da
wir die
transzendentalen
Begriffe
der
Vernunft
, die sich sonst
gewöhnlich
in der
Theorie
der
Philosophen
unter
andere
mischen
, ohne daß diese sie
einmal
von
Verstandesbegriffen
gehörig
unterscheiden
, aus dieser
zweideutigen
Lage
haben
herausziehen
, ihren
Ursprung
, und
dadurch
zugleich
ihre
bestimmte
Zahl
, über die es
gar
keine mehr
geben
kann,
angeben
und sie in einem
systematischen
Zusammenhange
haben
vorstellen
können
,
wodurch
ein
besonderes
Feld
für
die
reine
Vernunft
abgesteckt
und
eingeschränkt
wird.
36
Die
Metaphysik
hat zum
eigentlichen
Zwecke
ihrer
Nachforschung
nur drei
Ideen
:
Gott
,
Freiheit
und
Unsterblichkeit
, so daß der
zweite
Begriff
, mit dem
ersten
verbunden
, auf den
dritten
, als einen
notwendigen
Schlußsatz
,
führen
soll
. Alles, womit sich diese
Wissenschaft
sonst
beschäftigt
,
dient
ihr
bloß
zum
Mittel
, um zu diesen
Ideen
und ihrer
Realität
zu
gelangen
. Sie
bedarf
sie nicht zum
Behuf
der
Naturwissenschaft
,
sondere
um über die
Natur
hinaus zu
kommen
. Die
Einsicht
in
dieselben
würde
Theologie
,
Moral
, und durch
beider
Verbindung
,
Religion
,
mithin
die
höchsten
Zwecke
unseres
Daseins
,
bloß
vom
spekulativen
Vernunftvermögen
und sonst von nichts
anderem
abhängig
machen
. In einer
systematischen
Vorstellung
jener
Ideen
würde
die
angeführte
Ordnung
, als die
synthetische
, die
schicklichste
sein
; aber in der
Bearbeitung
, die
vor
ihr
notwendig
vorhergehen
muß
, wird die
analytische
,
welche
diese
Ordnung
umkehrt
, dem
Zwecke
angemessener
sein
, um,
indem
wir von
demjenigen
, was uns
Erfahrung
unmittelbar
an die
Hand
gibt
, der
Seelenlehre
, zur
Weltlehre
, und von
da
bis zur
Erkenntnis
Gottes
fortgehen
,
unseren
großen
Entwurf
zu
vollziehen
.
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