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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Erstes Hauptstück Von den Paralogismen der reinen Vernunft
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Erstes
Hauptstück
Von den
Paralogismen
der
reinen
Vernunft
Der
logische
Paralogismus
besteht
in der
Falschheit
eines
Vernunftschlusses
der
Form
nach,
sein
Inhalt
mag
übrigens
sein
,
welcher
er
wolle
. Ein
transzendentaler
Paralogismus
aber hat einen
transzendentalen
Grund
: der
Form
nach
falsch
zu
schließen
. Auf solche
Weise
wird ein
dergleichen
Fehlschluß
in der
Natur
der
Menschenvernunft
seinen
Grund
haben, und eine
unvermeidliche
,
obzwar
nicht
unauflösliche
,
Illusion
bei sich
führen
.
Jetzt
kommen
wir auf einen
Begriff
, der oben, in der
allgemeinen
Liste
der
transzendentalen
Begriffe
, nicht
verzeichnet
worden
, und
dennoch
dazu
gezählt
werden
muß
, ohne doch darum
jene
Tafel
im
mindesten
zu
verändern
und
für
mangelhaft
zu
erklären
. Dieses ist der
Begriff
, oder, wenn man
lieber
will, das
Urteil
: Ich
denke
. Man
sieht
aber
leicht
, daß er das
Vehikel
aller
Begriffe
überhaupt
, und
mithin
auch der
transzendentalen
sei
, und also unter diesen
jederzeit
mit
begriffen
werde
, und daher
ebensowohl
transzendental
sei
, aber
keinen
besonderen
Titel
haben
könne
, weil er nur dazu
dient
, alles
Denken
, als zum
Bewußtsein
gehörig
,
aufzuführen
.
Indessen
, so
rein
er auch vom
Empirischen
(dem
Eindrucke
der
Sinne
) ist, so
dient
er doch dazu,
zweierlei
Gegenstände
aus der
Natur
unserer
Vorstellungskraft
zu
unterscheiden
. Ich, als
denkend
, bin ein
Gegenstand
des
inneren
Sinnes
, und
heiße
Seele
.
Dasjenige
, was ein
Gegenstand
äußerer
Sinne
ist,
heißt
Körper
.
Demnach
bedeutet
der
Ausdruck
: Ich, als ein
denkend
Wesen
, schon den
Gegenstand
der
Psychologie
,
welche
die
rationale
Seelenlehre
heißen
kann, wenn ich von der
Seele
nichts weiter zu
wissen
verlange
, als was
unabhängig
von aller
Erfahrung
(
welche
mich
näher
und in
concreto
bestimmt
) aus diesem
Begriffe
Ich,
sofern
er bei allem
Denken
vorkommt
,
geschlossen
werden kann.
Die
rationale
Seelenlehre
ist nun
wirklich
ein
Unterfangen
von dieser
Art
;
denn
, wenn das
mindeste
Empirische
meines
Denkens
, irgendeine
besondere
Wahrnehmung
meines
inneren
Zustandes
, noch unter die
Erkenntnisgründe
dieser
Wissenschaft
gemischt
würde
, so
wäre
sie nicht mehr
rationale
,
sondern
empirische
Seelenlehre
. Wir haben also schon eine
angebliche
Wissenschaft
vor
uns,
welche
auf dem
einzigen
Satze
: Ich
denke
,
erbaut
worden
, und deren
Grund
oder
Ungrund
wir hier
ganz
schicklich
, und der
Natur
einer
Transzendentalphilosophie
gemäß
,
untersuchen
können
. Man
darf
sich daran nicht
stoßen
, daß ich doch an diesem
Satze
, der die
Wahrnehmung
seiner selbst
ausdrückt
, eine
innere
Erfahrung
habe, und
mithin
die
rationale
Seelenlehre
,
welche
darauf
erbaut
wird,
niemals
rein
,
sondern
zum
Teil
auf ein
empirisches
Prinzipium
gegründet
sei
.
Denn
diese
innere
Wahrnehmung
ist nichts weiter, als die
bloße
Apperzeption
: Ich
denke
;
welche
sogar alle
transzendentalen
Begriffe
möglich
macht
, in
welchen
es
heißt
: Ich
denke
die
Substanz
, die
Ursache
usw
.
Denn
innere
Erfahrung
überhaupt
und deren
Möglichkeit
, oder
Wahrnehmung
überhaupt
und deren
Verhältnis
zu anderer
Wahrnehmung
, ohne daß irgendein
besonderer
Unterschied
derselben
und
Bestimmung
empirisch
gegeben
ist, kann nicht als
empirische
Erkenntnis
,
sondern
muß
als
Erkenntnis
des
Empirischen
überhaupt
angesehen
werden, und
gehört
zur
Untersuchung
der
Möglichkeit
einer
jeden
Erfahrung
,
welche
allerdings
transzendental
ist. Das
mindeste
Objekt
der
Wahrnehmung
(
z
.
B
. nur
Lust
oder
Unlust
),
welche
zu der
allgemeinen
Vorstellung
des
Selbstbewußtseins
hinzukäme
,
würde
die
rationale
Psychologie
sogleich
in eine
empirische
verwandeln
.
Ich
denke
, ist also der
alleinige
Text
der
rationalen
Psychologie
, aus
welchem
sie ihre
ganze
Weisheit
auswickeln
soll
. Man
sieht
leicht
, daß dieser
Gedanke
, wenn er auf einen
Gegenstand
(mich selbst)
bezogen
werden
soll
, nichts
anderes
, als
transzendentale
Prädikate
desselben
,
enthalten
könne
; weil das
mindeste
empirische
Prädikat
die
rationale
Reinigkeit
und
Unabhängigkeit
der
Wissenschaft
von aller
Erfahrung
,
verderben
würde
.
Wir werden aber hier
bloß
dem
Leitfaden
der
Kategorien
zu
folgen
haben, nur,
da
hier
zuerst
ein
Ding
, Ich, als
denkend
Wesen
,
gegeben
worden
, so werden wir zwar die
obige
Ordnung
der
Kategorien
untereinander
, wie sie in ihrer
Tafel
vorgestellt
ist, nicht
verändern
, aber doch hier von der
Kategorie
der
Substanz
anfangen
,
dadurch
ein
Ding
an sich selbst
vorgestellt
wird, und so ihrer
Reihe
rückwärts
nachgehen
. Die
Topik
der
rationalen
Seelenlehre
,
woraus
alles
übrige
, was sie nur
enthalten
mag
,
abgeleitet
werden
muß
, ist
demnach
folgende
:
1. Die
Seele
ist
Substanz
2. Ihrer
Qualität
nach
einfach
3. Den
verschiedenen
Zeiten
nach, in
welchen
sie
da
ist,
numerisch-identisch
,
d.i.
Einheit
(nicht
Vielheit
)
4. Im
Verhältnisse
zu
möglichen
Gegenständen
im
Raume
37
Aus diesen
Elementen
entspringen
alle
Begriffe
der
reinen
Seelenlehre
,
lediglich
durch die
Zusammensetzung
, ohne im
mindesten
ein
anderes
Prinzipium
zu
erkennen
. Diese
Substanz
,
bloß
als
Gegenstand
des
inneren
Sinnes
,
gibt
den
Begriff
der
Immaterialität
; als
einfache
Substanz
, der
Inkorruptibilität
; die
Identität
derselben
, als
intellektueller
Substanz
,
gibt
die
Personalität
; alle diese drei
Stücke
zusammen
die
Spiritualität
; das
Verhältnis
zu den
Gegenständen
im
Raume
gibt
das
Kommerzium
mit
Körpern
;
mithin
stellt
sie die
denkende
Substanz
, als das
Prinzipium
des
Lebens
in der
Materie
,
d.i.
sie als
Seele
(
anima
) und als den
Grund
der
Animalität
vor
; diese durch die
Spiritualität
eingeschränkt
,
Immortalität
.
Hierauf
beziehen
sich nun vier
Paralogismen
einer
transzendentalen
Seelenlehre
,
welche
fälschlich
für
eine
Wissenschaft
der
reinen
Vernunft
, von der
Natur
unseres
denkenden
Wesens
gehalten
wird. Zum
Grunde
derselben
können
wir aber nichts
anderes
legen
, als die
einfache
und
für
sich selbst an
Inhalt
gänzlich
leere
Vorstellung
: Ich; von der man nicht
einmal
sagen
kann, daß sie ein
Begriff
sei
,
sondern
ein
bloßes
Bewußtsein
, das alle
Begriffe
begleitet
. Durch dieses Ich, oder Er, oder Es (das
Ding
),
welches
denkt
, wird nun nichts weiter, als ein
transzendentales
Subjekt
der
Gedanken
vorgestellt
=x,
welches
nur durch die
Gedanken
, die seine
Prädikate
sind,
erkannt
wird, und
wovon
wir,
abgesondert
,
niemals
den
mindesten
Begriff
haben
können
; um
welches
wir uns daher in einem
beständigen
Zirkel
herumdrehen
,
indem
wir uns seiner
Vorstellung
jederzeit
schon
bedienen
müssen
, um
irgend
etwas von
ihm
zu
urteilen
; eine
Unbequemlichkeit
, die davon nicht zu
trennen
ist, weil das
Bewußtsein
an sich nicht sowohl eine
Vorstellung
ist, die ein
besonderes
Objekt
unterscheidet
,
sondern
eine
Form
derselben
überhaupt
,
sofern
sie
Erkenntnis
genannt
werden
soll
;
denn
von der allein kann ich
sagen
, daß ich
dadurch
irgend
etwas
denke
.
Es
muß
aber
gleich
anfangs
befremdlich
scheinen
, daß die
Bedingung
, unter der ich
überhaupt
denke
, und die
mithin
bloß
eine
Beschaffenheit
meines
Subjekts
ist,
zugleich
für
alles, was
denkt
,
gültig
sein
solle
, und daß wir auf einen
empirisch
scheinenden
Satz
ein
apodiktisches
und
allgemeines
Urteil
zu
gründen
uns
anmaßen
können
,
nämlich
: daß alles, was
denkt
, so
beschaffen
sei
, als der
Ausspruch
des
Selbstbewußtseins
es an mir
aussagt
. Die
Ursache
aber
hiervon
liegt
darin: daß wir den
Dingen
a
priori
alle die
Eigenschaften
notwendig
beilegen
müssen
, die die
Bedingungen
ausmachen
, unter
welchen
wir sie allein
denken
. Nun kann ich von einem
denkenden
Wesen
durch keine
äußere
Erfahrung
,
sondern
bloß
durch das
Selbstbewußtsein
die
mindeste
Vorstellung
haben. Also sind
dergleichen
Gegenstände
nichts weiter, als die
Übertragung
dieses meines
Bewußtseins
auf
andere
Dinge
,
welche
nur
dadurch
als
denkende
Wesen
vorgestellt
werden. Der
Satz
: Ich
denke
, wird aber
hierbei
nur
problematisch
genommen
; nicht
sofern
er eine
Wahrnehmung
von einem
Dasein
enthalten
mag
, (das
Cartesianische
cogito
,
ergo
sum
,)
sondern
seiner
bloßen
Möglichkeit
nach, um zu
sehen
,
welche
Eigenschaften
aus diesem so
einfachen
Satze
auf das
Subjekt
desselben
(es
mag
dergleichen
nun
existieren
oder nicht)
fließen
mögen
.
Läge
unserer
reinen
Vernunftserkenntnis
von
denkenden
Wesen
überhaupt
mehr, als das
cogito
zum
Grunde
;
würden
wir die
Beobachtungen
, über das
Spiel
unserer
Gedanken
und die daraus zu
schöpfenden
Naturgesetze
des
denkenden
Selbst, auch zu
Hilfe
nehmen
: so
würde
eine
empirische
Psychologie
entspringen
,
welche
eine
Art
der
Physiologie
des
inneren
Sinnes
sein
würde
, und vielleicht die
Erscheinungen
desselben
zu
erklären
,
niemals
aber dazu
dienen
könnte
, solche
Eigenschaften
, die
gar
nicht zur
möglichen
Erfahrung
gehören
(als die des
Einfachen
), zu
eröffnen
, noch von
denkenden
Wesen
überhaupt
etwas, das ihre
Natur
betrifft
,
apodiktisch
zu
lehren
; sie
wäre
also keine
rationale
Psychologie
.
Da
nun der
Satz
: Ich
denke
, (
problematisch
genommen
,) die
Form
eines
jeden
Verstandesurteils
überhaupt
enthält
, und alle
Kategorien
als ihr
Vehikel
begleitet
, so ist
klar
, daß die
Schlüsse
aus demselben einen
bloß
transzendentalen
Gebrauch
des
Verstandes
enthalten
können
,
welcher
alle
Beimischung
der
Erfahrung
ausschlägt
, und von dessen
Fortgang
wir, nach dem, was wir oben
gezeigt
haben, uns schon zum
voraus
keinen
vorteilhaften
Begriff
machen
können
. Wir
wollen
ihn
also durch alle
Prädikamente
der
reinen
Seelenlehre
mit einem
kritischen
Auge
verfolgen
, doch um der
Kürze
willen
ihre
Prüfung
in einem
ununterbrochenen
Zusammenhange
fortgehen
lassen
.
Zuvörderst
kann
folgende
allgemeine
Bemerkung
unsere
Achtsamkeit
auf diese
Schlußart
schärfen
. Nicht
dadurch
, daß ich
bloß
denke
,
erkenne
ich irgendein
Objekt
,
sondern
nur
dadurch
, daß ich eine
gegebene
Anschauung
in
Absicht
auf die
Einheit
des
Bewußtseins
, darin alles
Denken
besteht
,
bestimme
, kann ich
irgend
einen
Gegenstand
erkennen
. Also
erkenne
ich mich nicht selbst
dadurch
, daß ich mich meiner als
denkend
bewußt
bin,
sondern
wenn ich mir die
Anschauung
meiner selbst, als in
Ansehung
der
Funktion
des
Denkens
bestimmt
,
bewußt
bin. Alle
modi
des
Selbstbewußtseins
im
Denken
an sich, sind daher noch keine
Verstandesbegriffe
von
Objekten
, (
Kategorien
)
sondern
bloße
Funktionen
, die dem
Denken
gar
keinen
Gegenstand
,
mithin
mich selbst auch nicht als
Gegenstand
, zu
erkennen
geben
. Nicht das
Bewußtsein
des
Bestimmenden
,
sondern
nur die des
bestimmbaren
Selbst,
d.i.
meiner
inneren
Anschauung
(
sofern
ihr
Mannigfaltiges
der
allgemeinen
Bedingung
der
Einheit
der
Apperzeption
im
Denken
gemäß
verbunden
werden kann), ist das
Objekt
.
1) In
allen
Urteilen
bin ich nun immer das
bestimmende
Subjekt
desjenigen
Verhältnisses
,
welches
das
Urteil
ausmacht
. Daß aber Ich, der ich
denke
, im
Denken
immer als
Subjekt
, und als etwas, was nicht
bloß
wie
Prädikat
dem
Denken
anhänge
,
betrachtet
werden kann,
gelten
müsse
, ist ein
apodiktischer
und selbst
identischer
Satz
; aber er
bedeutet
nicht, daß ich, als
Objekt
, ein,
für
mich, selbst
bestehendes
Wesen
, oder
Substanz
sei
. Das
letztere
geht
sehr
weit
,
erfordert
daher auch
Data
, die im
Denken
gar
nicht
angetroffen
werden, vielleicht (
sofern
ich
bloß
das
denkende
als ein
solches
betrachte
) mehr, als ich
überall
(in
ihm
)
jemals
antreffen
werde
.
2) Daß das Ich der
Apperzeption
,
folglich
in jedem
Denken
, ein
Singular
sei
, der nicht in eine
Vielheit
der
Subjekte
aufgelöst
werden kann,
mithin
ein
logisch
einfaches
Subjekt
bezeichne
,
liegt
schon im
Begriffe
des
Denkens
, ist
folglich
ein
analytischer
Satz
; aber das
bedeutet
nicht, daß das
denkende
Ich eine
einfache
Substanz
sei
,
welches
ein
synthetischer
Satz
sein
würde
. Der
Begriff
der
Substanz
bezieht
sich immer auf
Anschauungen
, die bei mir nicht anders als
sinnlich
sein
können
,
mithin
ganz
außer
dem
Felde
des
Verstandes
und seinem
Denken
liegen
, von
welchem
doch
eigentlich
hier nur
geredet
wird, wenn
gesagt
wird, daß das Ich im
Denken
einfach
sei
. Es
wäre
auch
wunderbar
, wenn ich das, was sonst so viele
Anstalt
erfordert
, um in dem, was die
Anschauung
darlegt
, das zu
unterscheiden
, was darin
Substanz
sei
; noch mehr aber, ob diese auch
einfach
sein
könne
, (wie bei den
Teilen
der
Materie
) hier so
geradezu
in der
ärmsten
Vorstellung
unter
allen
,
gleichsam
wie durch eine
Offenbarung
,
gegeben
würde
.
3) Der
Satz
der
Identität
meiner selbst bei allem
Mannigfaltigen
, dessen ich mir
bewußt
bin, ist ein
ebensowohl
in den
Begriffen
selbst
liegender
,
mithin
analytischer
Satz
; aber diese
Identität
des
Subjekts
, deren ich mir in
allen
seinen
Vorstellungen
bewußt
werden kann,
betrifft
nicht die
Anschauung
desselben
,
dadurch
es als
Objekt
gegeben
ist, kann also auch nicht die
Identität
der
Person
bedeuten
,
wodurch
das
Bewußtsein
der
Identität
seiner
eigenen
Substanz
, als
denkenden
Wesens
, in allem
Wechsel
der
Zustände
verstanden
wird, wozu, um sie zu
beweisen
, es mit der
bloßen
Analysis
des
Satzes
, ich
denke
, nicht
ausgerichtet
sein
,
sondern
verschiedene
synthetische
Urteile
,
welche
sich auf die
gegebene
Anschauung
gründen
,
würden
erfordert
werden.
4) Ich
unterscheide
meine eigene
Existenz
, als eines
denkenden
Wesens
, von
anderen
Dingen
außer
mir (wozu auch mein
Körper
gehört
), ist
ebensowohl
ein
analytischer
Satz
,
denn
andere
Dinge
sind solche, die ich als von mir
unterschieden
denke
. Aber ob dieses
Bewußtsein
meiner selbst ohne
Dinge
außer
mir,
dadurch
mir
Vorstellungen
gegeben
werden,
gar
möglich
sei
, und ich also
bloß
als
denkend
Wesen
(ohne
Mensch
zu
sein
)
existieren
könne
,
weiß
ich
dadurch
gar
nicht.
Also ist durch die
Analysis
des
Bewußtseins
meiner selbst im
Denken
überhaupt
in
Ansehung
der
Erkenntnis
meiner selbst als
Objekts
nicht das
mindeste
gewonnen
. Die
logische
Erörterung
des
Denkens
überhaupt
wird
fälschlich
für
eine
metaphysische
Bestimmung
des
Objekts
gehalten
.
Ein
großer
, ja sogar der
einzige
Stein
des
Anstoßes
wider
unsere
ganze
Kritik
würde
es
sein
, wenn es eine
Möglichkeit
gäbe
,
a
priori
zu
beweisen
, daß alle
denkenden
Wesen
an sich
einfache
Substanzen
sind, als solche also (
welches
eine
Folge
aus dem
nämlichen
Beweisgrunde
ist)
Persönlichkeit
unzertrennlich
bei sich
führen
, und sich ihrer von aller
Materie
abgesonderten
Existenz
bewußt
sind.
Denn
auf diese
Art
hätten
wir doch einen
Schritt
über die
Sinnenwelt
hinaus
getan
, wir
wären
in das
Feld
der
Noumenen
getreten
, und nun
spreche
uns niemand die
Befugnis
ab, in diesem uns weiter
auszubreiten
,
anzubauen
, und, nachdem einen
jeden
sein
Glückstern
begünstigt
, darin
Besitz
zu
nehmen
.
Denn
der
Satz
: Ein jedes
denkende
Wesen
, als ein
solches
, ist
einfache
Substanz
; ist ein
synthetischer
Satz
a
priori
, weil er
erstlich
über den
ihm
zum
Grunde
gelegten
Begriff
hinausgeht
und die
Art
des
Daseins
zum
Denken
überhaupt
dazutut
, und
zweitens
zu jenem
Begriffe
ein
Prädikat
(der
Einfachheit
)
hinzufügt
,
welches
in
gar
keiner
Erfahrung
gegeben
werden kann. Also sind
synthetische
Sätze
a
priori
nicht
bloß
, wie wir
behauptet
haben, in
Beziehung
auf
Gegenstände
möglicher
Erfahrung
, und zwar als
Prinzipien
der
Möglichkeit
dieser
Erfahrung
selbst,
tunlich
und
zulässig
,
sondern
sie
können
auch auf
Dinge
überhaupt
und an sich selbst
gehen
,
welche
Folgerung
dieser
ganzen
Kritik
ein
Ende
macht
und
gebieten
würde
, es beim
Alten
bewenden
zu
lassen
. Allein die
Gefahr
ist hier nicht so
groß
, wenn man der
Sache
näher
tritt
.
In dem
Verfahren
der
rationalen
Psychologie
herrscht
ein
Paralogism
, der durch
folgenden
Vernunftschluß
dargestellt
wird,
Was nicht anders als
Subjekt
gedacht
werden kann,
existiert
auch nicht anders als
Subjekt
, und ist also
Substanz
.
Nun kann ein
denkendes
Wesen
,
bloß
als ein
solches
betrachtet
, nicht anders als
Subjekt
gedacht
werden.
Also
existiert
es auch nur als ein
solches
,
d.i.
als
Substanz
.
Im
Obersatze
wird von einem
Wesen
geredet
, das
überhaupt
in jeder
Absicht
,
folglich
auch so wie es in der
Anschauung
gegeben
werden
mag
,
gedacht
werden kann. Im
Untersatze
aber ist nur von demselben die
Rede
,
sofern
es sich selbst, als
Subjekt
, nur
relativ
auf das
Denken
und die
Einheit
des
Bewußtseins
, nicht aber
zugleich
in
Beziehung
auf die
Anschauung
,
wodurch
sie als
Objekt
zum
Denken
gegeben
wird,
betrachtet
. Also wird per
Sophisma
figurae
dictionis
,
mithin
durch einen
Trugschluß
die
Konklusion
gefolgert
38
.
Daß diese
Auflösung
des
berühmten
Arguments
in einem
Paralogism
so
ganz
richtig
sei
,
erhellt
deutlich
, wenn man die
allgemeine
Anmerkung
zur
systematischen
Vorstellung
der
Grundsätze
und den
Abschnitt
von den
Noumenen
hierbei
nachsehen
will,
da
bewiesen
worden
, daß der
Begriff
eines
Dinges
, was
für
sich selbst als
Subjekt
, nicht aber als
bloßes
Prädikat
existieren
kann, noch
gar
keine
objektive
Realität
bei sich
führe
,
d.i.
daß man nicht
wissen
könne
, ob
ihm
überall
ein
Gegenstand
zukommen
könne
,
indem
man die
Möglichkeit
einer
solchen
Art
zu
existieren
nicht
einsieht
,
folglich
daß es
schlechterdings
keine
Erkenntnis
abgebe
.
Soll
er also unter der
Benennung
einer
Substanz
ein
Objekt
, das
gegeben
werden kann,
anzeigen
;
soll
er ein
Erkenntnis
werden: so
muß
eine
beharrliche
Anschauung
, als die
unentbehrliche
Bedingung
der
objektiven
Realität
eines
Begriffs
,
nämlich
das,
wodurch
allein der
Gegenstand
gegeben
wird, zum
Grunde
gelegt
werden. Nun haben wir aber in der
inneren
Anschauung
gar
nichts
Beharrliches
,
denn
das Ich ist nur das
Bewußtsein
meines
Denkens
; also
fehlt
es uns auch, wenn wir
bloß
beim
Denken
stehenbleiben
, an der
notwendigen
Bedingung
, den
Begriff
der
Substanz
,
d.i.
eines
für
sich
bestehenden
Subjekts
, auf sich selbst als
denkend
Wesen
anzuwenden
, und die damit
verbundene
Einfachheit
der
Substanz
fällt
mit der
objektiven
Realität
dieses
Begriffs
gänzlich
weg
, und wird in eine
bloße
logische
qualitative
Einheit
des
Selbstbewußtseins
im
Denken
überhaupt
, das
Subjekt
mag
zusammengesetzt
sein
oder nicht,
verwandelt
.
37
Der
Leser
, der aus diesen
Ausdrücken
, in ihrer
transzendentalen
Abgezogenheit
, nicht so
leicht
den
psychologischen
Sinn
derselben
, und warum das
letztere
Attribut
der
Seele
zur
Kategorie
der
Existenz
gehöre
,
erraten
wird, wird sie in dem
Folgenden
hinreichend
erklärt
und
gerechtfertigt
finden
.
Übrigens
habe ich wegen der
lateinischen
Ausdrücke
, die statt der
gleichbedeutenden
deutschen
, wider den
Geschmack
der
guten
Schreibart
,
eingeflossen
sind, sowohl bei diesem
Abschnitte
, als auch in
Ansehung
des
ganzen
Werks
, zur
Entschuldigung
anzuführen
: daß ich
lieber
etwas der
Zierlichkeit
der
Sprache
habe
entziehen
, als den
Schulgebrauch
durch die
mindeste
Unverständlichkeit
erschweren
wollen
.
38
Das
Denken
wird in
beiden
Prämissen
in
ganz
verschiedener
Bedeutung
genommen
: im
Obersatze
, wie es auf ein
Objekt
überhaupt
(
mithin
wie es in der
Anschauung
gegeben
werden
mag
)
geht
; im
Untersatze
aber nur, wie es in der
Beziehung
aufs
Selbstbewußtsein
besteht
,
wobei
also an
gar
kein
Objekt
gedacht
wird,
sondern
nur die
Beziehung
auf Sich, als
Subjekt
, (als die
Form
des
Denkens
)
vorgestellt
wird. Im
ersteren
wird von
Dingen
geredet
, die nicht anders als
Subjekte
gedacht
werden
können
; im
zweiten
aber nicht von
Dingen
,
sondern
vom
Denken
(
indem
man von allem
Objekte
abstrahiert
), in
welchem
das Ich immer zum
Subjekt
des
Bewußtseins
dient
; daher im
Schlußsatze
nicht
folgen
kann: ich kann nicht anders als
Subjekt
existieren
,
sondern
nur: ich kann im
Denken
meiner
Existenz
mich nur zum
Subjekt
des
Urteils
brauchen
,
welches
ein
identischer
Satz
ist, der
schlechterdings
nichts über die
Art
meines
Daseins
eröffnet
.
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