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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Zweites Hauptstück Die Antinomie der reinen Vernunft
Sechster Abschnitt Der transzendentale Idealism als der Schlüssel zu Auflösung der kosmologischen Dialektik
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Sechster
Abschnitt
Der
transzendentale
Idealism
als der
Schlüssel
zu
Auflösung
der
kosmologischen
Dialektik
Wir haben in der
transzendentalen
Ästhetik
hinreichend
bewiesen
: daß alles, was im
Raume
oder der
Zeit
angeschaut
wird,
mithin
alle
Gegenstände
einer uns
möglichen
Erfahrung
, nichts als
Erscheinungen
,
d.i.
bloße
Vorstellungen
sind, die, so wie sie
vorgestellt
werden, als
ausgedehnte
Wesen
, oder
Reihen
von
Veränderungen
,
außer
unseren
Gedanken
keine an sich
gegründete
Existenz
haben. Diesen
Lehrbegriff
nenne
ich den
transzendentalen
Idealism
.
54
Der
Realist
in
transzendentaler
Bedeutung
macht
aus diesen
Modifikationen
unserer
Sinnlichkeit
an sich
subsistierende
Dinge
, und daher
bloße
Vorstellungen
zu
Sachen
an sich selbst.
Man
würde
uns
Unrecht
tun, wenn man uns den schon
längst
so
verschrienen
empirischen
Idealismus
zumuten
wollte
, der,
indem
er die eigene
Wirklichkeit
des
Raumes
annimmt
, das
Dasein
der
ausgedehnten
Wesen
in
denselben
leugnet
,
wenigstens
zweifelhaft
findet
, und zwischen
Traum
und
Wahrheit
in diesem
Stücke
keinen
genugsam
erweislichen
Unterschied
einräumt
. Was die
Erscheinungen
des
inneren
Sinnes
in der
Zeit
betrifft
, an denen, als
wirklichen
Dingen
,
findet
er keine
Schwierigkeit
; ja er
behauptet
sogar, daß diese
innere
Erfahrung
das
wirkliche
Dasein
ihres
Objekts
(an sich selbst), (mit aller dieser
Zeitbestimmung
,)
einzig
und allein
hinreichend
beweise
.
Unser
transzendentaler
Idealism
erlaubt
es
dagegen
: daß die
Gegenstände
äußerer
Anschauung
,
ebenso
wie sie im
Raume
angeschaut
werden, auch
wirklich
sind, und in der
Zeit
alle
Veränderungen
, so wie sie der
innere
Sinn
vorstellt
.
Denn
,
da
der
Raum
schon eine
Form
derjenigen
Anschauung
ist, die wir die
äußere
nennen
, und, ohne
Gegenstände
in demselben, es
gar
keine
empirische
Vorstellung
geben
würde
: so
können
und
müssen
wir darin
ausgedehnte
Wesen
als
wirklich
annehmen
, und
ebenso
ist es auch mit der
Zeit
.
Jener
Raum
selber
aber,
samt
dieser
Zeit
, und,
zugleich
mit
beiden
, alle
Erscheinungen
, sind doch an sich selbst keine
Dinge
,
sondern
nichts als
Vorstellungen
, und
können
gar
nicht
außer
unserem
Gemüt
existieren
, und selbst ist die
innere
und
sinnliche
Anschauung
unseres
Gemüts
, (als
Gegenstandes
des
Bewußtseins
,) dessen
Bestimmung
durch die
Sukzession
verschiedener
Zustände
in der
Zeit
vorgestellt
wird, auch nicht das
eigentliche
Selbst, so wie es an sich
existiert
, oder das
transzendentale
Subjekt
,
sondern
nur eine
Erscheinung
, die der
Sinnlichkeit
dieses uns
unbekannten
Wesens
gegeben
worden
. Das
Dasein
dieser
inneren
Erscheinung
, als eines so an sich
existierenden
Dinges
, kann nicht
eingeräumt
werden, weil ihre
Bedingung
die
Zeit
ist,
welche
keine
Bestimmung
irgendeines
Dinges
an sich selbst
sein
kann. In dem
Raume
aber und der
Zeit
ist die
empirische
Wahrheit
der
Erscheinungen
genugsam
gesichert
, und von der
Verwandtschaft
mit dem
Traume
hinreichend
unterschieden
, wenn
beide
nach
empirischen
Gesetzen
in einer
Erfahrung
richtig und
durchgängig
zusammenhängen
.
Es sind
demnach
die
Gegenstände
der
Erfahrung
niemals
an sich selbst,
sondern
nur in der
Erfahrung
gegeben
, und
existieren
außer
derselben
gar
nicht. Daß es
Einwohner
im
Monde
geben
könne
, ob sie
gleich
kein
Mensch
jemals
wahrgenommen
hat,
muß
allerdings
eingeräumt
werden, aber es
bedeutet
nur so viel: daß wir in dem
möglichen
Fortschritt
der
Erfahrung
auf sie
treffen
könnten
;
denn
alles ist
wirklich
, was mit einer
Wahrnehmung
nach
Gesetzen
des
empirischen
Fortgangs
in einem
Kontext
steht
. Sie sind also
alsdann
wirklich
, wenn sie mit
meinem
wirklichen
Bewußtsein
in einem
empirischen
Zusammenhange
stehen
, ob sie
gleich
darum nicht an sich,
d.i.
außer
diesem
Fortschritt
der
Erfahrung
,
wirklich
sind.
Uns ist
wirklich
nichts
gegeben
, als die
Wahrnehmung
und der
empirische
Fortschritt
von dieser zu
anderen
möglichen
Wahrnehmungen
.
Denn
an sich selbst sind die
Erscheinungen
, als
bloße
Vorstellungen
, nur in der
Wahrnehmung
wirklich
, die in der
Tat
nichts
anderes
ist, als die
Wirklichkeit
einer
empirischen
Vorstellung
,
d.i.
Erscheinung
.
Vor
der
Wahrnehmung
eine
Erscheinung
ein
wirkliches
Ding
nennen
,
bedeutet
entweder, daß wir im
Fortgange
der
Erfahrung
auf eine solche
Wahrnehmung
treffen
müssen
, oder es hat
gar
keine
Bedeutung
.
Denn
, daß sie an sich selbst, ohne
Beziehung
auf
unsere
Sinne
und
mögliche
Erfahrung
existiere
,
könnte
allerdings
gesagt
werden, wenn von einem
Dinge
an sich selbst die
Rede
wäre
. Es ist aber
bloß
von einer
Erscheinung
im
Raume
und der
Zeit
, die
beides
keine
Bestimmungen
der
Dinge
an sich selbst,
sondern
nur unserer
Sinnlichkeit
sind, die
Rede
; daher das, was in ihnen ist, (
Erscheinungen
) nicht an sich Etwas,
sondern
bloße
Vorstellungen
sind, die, wenn sie nicht in uns (in der
Wahrnehmung
)
gegeben
sind,
überall
nirgend
angetroffen
werden.
Das
sinnliche
Anschauungsvermögen
ist
eigentlich
nur eine
Rezeptivität
, auf
gewisse
Weise
mit
Vorstellungen
affiziert
zu werden, deren
Verhältnis
zueinander
eine
reine
Anschauung
des
Raumes
und der
Zeit
ist, (
lauter
Formen
unserer
Sinnlichkeit
,) und
welche
,
sofern
sie in diesem
Verhältnisse
(dem
Raume
und der
Zeit
) nach
Gesetzen
der
Einheit
der
Erfahrung
verknüpft
und
bestimmbar
sind,
Gegenstände
heißen
. Die
nichtsinnliche
Ursache
dieser
Vorstellungen
ist uns
gänzlich
unbekannt
, und diese
können
wir daher nicht als
Objekt
anschauen
;
denn
dergleichen
Gegenstand
würde
weder im
Raume
, noch der
Zeit
(als
bloßen
Bedingungen
der
sinnlichen
Vorstellung
)
vorgestellt
werden
müssen
, ohne
welche
Bedingungen
wir uns
gar
keine
Anschauung
denken
können
.
Indessen
können
wir die
bloß
intelligible
Ursache
der
Erscheinungen
überhaupt
, das
transzendentale
Objekt
nennen
,
bloß
, damit wir etwas haben, was der
Sinnlichkeit
als einer
Rezeptivität
korrespondiert
. Diesem
transzendentalen
Objekt
können
wir
allen
Umfang
und
Zusammenhang
unserer
möglichen
Wahrnehmungen
zuschreiben
, und
sagen
: daß es
vor
aller
Erfahrung
an sich selbst
gegeben
sei
. Die
Erscheinungen
aber sind,
ihm
gemäß
, nicht an sich,
sondern
nur in dieser
Erfahrung
gegeben
, weil sie
bloße
Vorstellungen
sind, die nur als
Wahrnehmungen
einen
wirklichen
Gegenstand
bedeuten
, wenn
nämlich
diese
Wahrnehmung
mit
allen
anderen
nach den
Regeln
der
Erfahrungseinheit
zusammenhängt
. So kann man
sagen
: die
wirklichen
Dinge
der
vergangenen
Zeit
sind in dem
transzendentalen
Gegenstande
der
Erfahrung
gegeben
; sie sind aber
für
mich nur
Gegenstände
und in der
vergangenen
Zeit
wirklich
,
sofern
als ich mir
vorstelle
, daß eine
regressive
Reihe
möglicher
Wahrnehmungen
, (es
sei
am
Leitfaden
der
Geschichte
, oder an den
Fußtapfen
der
Ursachen
und
Wirkungen
,) nach
empirischen
Gesetzen
, mit einem
Worte
, der
Weltlauf
auf eine
verflossene
Zeitreihe
als
Bedingung
der
gegenwärtigen
Zeit
führt
,
welche
alsdann
doch nur in dem
Zusammenhange
einer
möglichen
Erfahrung
und nicht an sich selbst als
wirklich
vorgestellt
wird, so, daß alle von
undenklicher
Zeit
her
vor
meinem
Dasein
verflossenen
Begebenheiten
doch nichts
anderes
bedeuten
, als die
Möglichkeit
der
Verlängerung
der
Kette
der
Erfahrung
, von der
gegenwärtigen
Wahrnehmung
an,
aufwärts
zu den
Bedingungen
,
welche
diese der
Zeit
nach
bestimmen
.
Wenn ich mir
demnach
alle
existierenden
Gegenstände
der
Sinne
in aller
Zeit
und
allen
Räumen
insgesamt
vorstelle
: so
setze
ich solche nicht
vor
der
Erfahrung
in
beide
hinein,
sondern
diese
Vorstellung
ist nichts
anderes
, als der
Gedanke
von einer
möglichen
Erfahrung
, in ihrer
absoluten
Vollständigkeit
. In ihr allein sind
jene
Gegenstände
(
welche
nichts als
bloße
Vorstellungen
sind)
gegeben
. Daß man aber
sagt
, sie
existieren
vor
aller meiner
Erfahrung
,
bedeutet
nur, daß sie in dem
Teile
der
Erfahrung
, zu
welchem
ich, von der
Wahrnehmung
anhebend
,
allererst
fortschreiten
muß
,
anzutreffen
sind. Die
Ursache
der
empirischen
Bedingungen
dieses
Fortschritts
,
mithin
auf
welche
Glieder
, oder auch, wie
weit
ich auf
dergleichen
im
Regressus
treffen
könne
, ist
transzendental
und mir daher
notwendig
unbekannt
. Aber um diese ist es auch nicht zu tun,
sondern
nur um die
Regel
des
Fortschritts
der
Erfahrung
, in der mir die
Gegenstände
,
nämlich
Erscheinungen
,
gegeben
werden. Es ist auch im
Ausgange
ganz
einerlei
, ob ich
sage
, ich
könne
im
empirischen
Fortgange
im
Raume
auf
Sterne
treffen
, die
hundertmal
weiter
entfernt
sind, als die
äußersten
, die ich
sehe
: oder ob ich
sage
, es sind vielleicht deren im
Weltraume
anzutreffen
, wenn sie
gleich
niemals
ein
Mensch
wahrgenommen
hat, oder
wahrnehmen
wird;
denn
, wenn sie
gleich
als
Dinge
an sich selbst, ohne
Beziehung
auf
mögliche
Erfahrung
,
überhaupt
gegeben
wären
, so sind sie doch
für
mich nichts,
mithin
keine
Gegenstände
, als
sofern
sie in der
Reihe
des
empirischen
Regressus
enthalten
sind. Nur in
anderweitiger
Beziehung
, wenn
eben
diese
Erscheinungen
zur
kosmologischen
Idee
von einem
absoluten
Ganzen
gebraucht
werden
sollen
, und, wenn es also um eine
Frage
zu tun ist, die über die
Grenzen
möglicher
Erfahrung
hinausgeht
, ist die
Unterscheidung
derart
, wie man die
Wirklichkeit
gedachter
Gegenstände
der
Sinne
nimmt
, von
Erheblichkeit
, um einem
trüglichen
Wahne
vorzubeugen
,
welcher
aus der
Mißdeutung
unserer
eigenen
Erfahrungsbegriffe
unvermeidlich
entspringen
muß
.
54
Ich habe
ihn
auch sonst
bisweilen
den
formalen
Idealism
genannt
, um
ihn
von dem
materialen
,
d.i.
dem
gemeinen
, der die
Existenz
äußerer
Dinge
selbst
bezweifelt
oder
leugnet
, zu
unterscheiden
. In
manchen
Fällen
scheint
es
ratsam
zu
sein
, sich
lieber
dieser als der
obgenannten
Ausdrücke
zu
bedienen
, um alle
Mißdeutung
zu
verhüten
.
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