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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Zweites Hauptstück Die Antinomie der reinen Vernunft
Achter Abschnitt Regulatives Prinzip der reinen Vernunft in Ansehung der kosmologischen Ideen
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Achter
Abschnitt
Regulatives
Prinzip
der
reinen
Vernunft
in
Ansehung
der
kosmologischen
Ideen
Da
durch den
kosmologischen
Grundsatz
der
Totalität
kein
Maximum
der
Reihe
von
Bedingungen
in einer
Sinnenwelt
, als einem
Dinge
an sich selbst,
gegeben
wird,
sondern
bloß
im
Regressus
derselben
aufgegeben
werden kann, so
behält
der
gedachte
Grundsatz
der
reinen
Vernunft
, in seiner
dergestalt
berichtigten
Bedeutung
,
annoch
seine
gute
Gültigkeit
, zwar nicht als
Axiom
, die
Totalität
im
Objekt
als
wirklich
zu
denken
,
sondern
als ein
Problem
für
den
Verstand
, also
für
das
Subjekt
, um, der
Vollständigkeit
in der
Idee
gemäß
, den
Regressus
in der
Reihe
der
Bedingungen
zu einem
gegebenen
Bedingten
anzustellen
und
fortzusetzen
.
Denn
in der
Sinnlichkeit
,
d.i.
im
Raume
und der
Zeit
, ist jede
Bedingung
, zu der wir in der
Exposition
gegebener
Erscheinungen
gelangen
können
,
wiederum
bedingt
; weil diese keine
Gegenstände
an sich selbst sind, an denen
allenfalls
das
Schlechthinunbedingte
stattfinden
könnte
,
sondern
bloß
empirische
Vorstellungen
, die
jederzeit
in der
Anschauung
ihre
Bedingung
finden
müssen
,
welche
sie dem
Raume
oder der
Zeit
nach
bestimmt
. Der
Grundsatz
der
Vernunft
also ist
eigentlich
nur eine
Regel
,
welche
in der
Reihe
der
Bedingungen
gegebener
Erscheinungen
einen
Regressus
gebietet
, dem es
niemals
erlaubt
ist, bei einem
Schlechthinunbedingten
stehen
zu
bleiben
. Er ist also kein
Prinzipium
der
Möglichkeit
der
Erfahrung
und der
empirischen
Erkenntnis
der
Gegenstände
der
Sinne
,
mithin
kein
Grundsatz
des
Verstandes
;
denn
jede
Erfahrung
ist in ihren
Grenzen
(der
gegebenen
Anschauung
gemäß
)
eingeschlossen
, auch kein
konstitutives
Prinzip
der
Vernunft
, den
Begriff
der
Sinnenwelt
über alle
mögliche
Erfahrung
zu
erweitern
,
sondern
ein
Grundsatz
der
größtmöglichen
Fortsetzung
und
Erweiterung
der
Erfahrung
, nach
welchem
keine
empirische
Grenze
für
absolute
Grenze
gelten
muß
, also ein
Prinzipium
der
Vernunft
,
welches
, als
Regel
,
postuliert
, was von uns im
Regressus
geschehen
soll
, und nicht
antizipiert
, was im
Objekte
vor
allem
Regressus
an sich
gegeben
ist. Daher
nenne
ich es ein
regulatives
Prinzip
der
Vernunft
,
da
hingegen
der
Grundsatz
der
absoluten
Totalität
der
Reihe
der
Bedingungen
, als im
Objekte
(den
Erscheinungen
) an sich selbst
gegeben
, ein
konstitutives
kosmologisches
Prinzip
sein
würde
, dessen
Nichtigkeit
ich
eben
durch diese
Unterscheidung
habe
anzeigen
und
dadurch
verhindern
wollen
, daß man nicht, wie sonst
unvermeidlich
geschieht
, (durch
transzendentale
Subreption
,) einer
Idee
,
welche
bloß
zur
Regel
dient
,
objektive
Realität
beimesse
.
Um nun den
Sinn
dieser
Regel
der
reinen
Vernunft
gehörig
zu
bestimmen
, so ist
zuvörderst
zu
bemerken
, daß sie nicht
sagen
könne
, was das
Objekt
sei
,
sondern
wie der
empirische
Regressus
anzustellen
sei
, um zu dem
vollständigen
Begriffe
des
Objekts
zu
gelangen
.
Denn
,
fände
das
erstere
statt, so
würde
sie ein
konstitutives
Prinzipium
sein
,
dergleichen
aus
reiner
Vernunft
niemals
möglich
ist. Man kann also damit
keineswegs
die
Absicht
haben, zu
sagen
, die
Reihe
der
Bedingungen
zu einem
gegebenen
Bedingten
sei
an sich
endlich
, oder
unendlich
;
denn
dadurch
würde
eine
bloße
Idee
der
absoluten
Totalität
, die
lediglich
in ihr selbst
geschaffen
ist, einen
Gegenstand
denken
, der in keiner
Erfahrung
gegeben
werden kann,
indem
einer
Reihe
von
Erscheinungen
eine von der
empirischen
Synthesis
unabhängige
objektive
Realität
erteilt
würde
. Die
Vernunftidee
wird also nur der
regressiven
Synthesis
in der
Reihe
der
Bedingungen
eine
Regel
vorschreiben
, nach
welcher
sie vom
Bedingten
,
vermittelst
aller
einander
untergeordneten
Bedingungen
, zum
Unbedingten
fortgeht
, obgleich dieses
niemals
erreicht
wird.
Denn
das
Schlechthinunbedingte
wird in der
Erfahrung
gar
nicht
angetroffen
.
Zu diesem
Ende
ist nun
erstlich
die
Synthesis
einer
Reihe
,
sofern
sie
niemals
vollständig
ist,
genau
zu
bestimmen
. Man
bedient
sich in dieser
Absicht
gewöhnlich
zweier
Ausdrücke
, die darin etwas
unterscheiden
sollen
, ohne daß man doch den
Grund
dieser
Unterscheidung
recht
anzugeben
weiß
. Die
Mathematiker
sprechen
lediglich
von einem
progressus
in
infinitum
. Die
Forscher
der
Begriffe
(
Philosophen
)
wollen
an dessen Statt nur den
Ausdruck
von einem
progressus
in
indefinitum
gelten
lassen
. Ohne mich bei der
Prüfung
der
Bedenklichkeit
, die diesen eine solche
Unterscheidung
angeraten
hat, und dem
guten
oder
fruchtlosen
Gebrauch
derselben
aufzuhalten
, will ich diese
Begriffe
in
Beziehung
auf meine
Absicht
genau
zu
bestimmen
suchen
.
Von einer
geraden
Linie
kann man mit
Recht
sagen
, sie
könne
ins
Unendliche
verlängert
werden, und hier
würde
die
Unterscheidung
des
Unendlichen
und des
unbestimmbar
weiten
Fortgangs
(
progressus
in
indefinitum
) eine
leere
Subtilität
sein
.
Denn
, obgleich, wenn es
heißt
:
ziehet
eine
Linie
fort
, es
freilich
richtiger
lautet
, wenn man
hinzusetzt
, in
indefinitum
, als wenn es
heißt
, in
infinitum
; weil das
erstere
nicht mehr
bedeutet
, als:
verlängert
sie, so
weit
ihr
wollt
, das
zweite
aber: ihr
sollt
niemals
aufhören
sie zu
verlängern
, (
welches
hierbei
eben
nicht die
Absicht
ist,) so ist doch, wenn nur vom
können
die
Rede
ist, der
erstere
Ausdruck
ganz
richtig;
denn
ihr
könnt
sie
ins
Unendliche
immer
größer
machen
. Und so
verhält
es sich auch in
allen
Fällen
, wo man nur vom
Progressus
,
d.i.
dem
Fortgange
von der
Bedingung
zum
Bedingten
,
spricht
; dieser
mögliche
Fortgang
geht
in der
Reihe
der
Erscheinungen
ins
Unendliche
. Von einem
Elternpaar
könnt
ihr in
absteigender
Linie
der
Zeugung
ohne
Ende
fortgehen
und
euch
auch
ganz
wohl
denken
, daß sie
wirklich
in der
Welt
so
fortgehe
.
Denn
hier
bedarf
die
Vernunft
niemals
absolute
Totalität
der
Reihe
, weil sie solche nicht als
Bedingung
und wie
gegeben
(
datum
)
vorausgesetzt
,
sondern
nur als was
Bedingtes
, das nur
angeblich
(
dabile
) ist, und ohne
Ende
hinzugesetzt
wird.
Ganz
anders ist es mit der
Aufgabe
bewandt
: wie
weit
sich der
Regressus
, der von dem
gegebenen
Bedingten
zu den
Bedingungen
in einer
Reihe
aufsteigt
,
erstrecke
, ob ich
sagen
könne
: es
sei
ein
Rückgang
ins
Unendliche
, oder nur ein
unbestimmbar
weit
(in
indefinitum
) sich
erstreckender
Rückgang
, und ob ich also von den
jetztlebenden
Menschen
, in der
Reihe
ihrer
Voreltern
,
ins
Unendliche
aufwärts
steigen
könne
, oder ob nur
gesagt
werden
könne
: daß, so
weit
ich auch
zurückgegangen
bin,
niemals
ein
empirischer
Grund
angetroffen
werde
, die
Reihe
irgendwo
für
begrenzt
zu
halten
, so daß ich
berechtigt
und
zugleich
verbunden
bin, zu jedem der
Urväter
noch
fernerhin
seinen
Vorfahren
aufzusuchen
, obgleich
eben
nicht
vorauszusetzen
.
Ich
sage
demnach
: wenn das
Ganze
in der
empirischen
Anschauung
gegeben
worden
, so
geht
der
Regressus
in der
Reihe
seiner
inneren
Bedingungen
ins
Unendliche
. Ist aber nur ein
Glied
der
Reihe
gegeben
, von
welchem
der
Regressus
zur
absoluten
Totalität
allererst
fortgehen
soll
: so
findet
nur ein
Rückgang
in
unbestimmte
Weise
(in
indefinitum
) statt. So
muß
von der
Teilung
einer zwischen ihren
Grenzen
gegebenen
Materie
(eines
Körpers
)
gesagt
werden: sie
gehe
ins
Unendliche
.
Denn
diese
Materie
ist
ganz
,
folglich
mit
allen
ihren
möglichen
Teilen
, in der
empirischen
Anschauung
gegeben
.
Da
nun die
Bedingung
dieses
Ganzen
sein
Teil
, und die
Bedingung
dieses
Teils
der
Teil
vom
Teile
usw
. ist, und in diesem
Regressus
der
Dekomposition
niemals
ein
unbedingtes
(
unteilbares
)
Glied
dieser
Reihe
von
Bedingungen
angetroffen
wird, so ist nicht allein
nirgend
ein
empirischer
Grund
, in der
Teilung
aufzuhören
,
sondern
die
ferneren
Glieder
der
fortzusetzenden
Teilung
sind selbst
vor
dieser
weitergehenden
Teilung
empirisch
gegeben
,
d.i.
die
Teilung
geht
ins
Unendliche
.
Dagegen
ist die
Reihe
der
Voreltern
zu einem
gegebenen
Menschen
in keiner
möglichen
Erfahrung
, in ihrer
absoluten
Totalität
,
gegeben
, der
Regressus
aber
geht
doch von jedem
Gliede
dieser
Zeugung
zu einem
höheren
, so, daß keine
empirische
Grenze
anzutreffen
ist, die ein
Glied
, als
schlechthin
unbedingt
,
darstellte
.
Da
aber
gleichwohl
auch die
Glieder
, die
hierzu
die
Bedingung
abgeben
könnten
, nicht in der
empirischen
Anschauung
des
Ganzen
schon
vor
dem
Regressus
liegen
: so
geht
dieser nicht
ins
Unendliche
(der
Teilung
des
Gegebenen
),
sondern
in
unbestimmbare
Weite
, der
Aufsuchung
mehrerer
Glieder
zu den
gegebenen
, die
wiederum
jederzeit
nur
bedingt
gegeben
sind.
In
keinem
von
beiden
Fällen
, sowohl dem
regressus
in
infinitum
, als dem in
indefinitum
, wird die
Reihe
der
Bedingungen
als
unendlich
im
Objekt
gegeben
angesehen
. Es sind nicht
Dinge
, die an sich selbst,
sondern
nur
Erscheinungen
, die, als
Bedingungen
voneinander
, nur im
Regressus
selbst
gegeben
werden. Also ist die
Frage
nicht mehr: wie
groß
diese
Reihe
der
Bedingungen
an sich selbst
sei
, ob
endlich
oder
unendlich
,
denn
sie ist nichts an sich selbst,
sondern
: wie wir den
empirischen
Regressus
anstellen
, und wie
weit
wir
ihn
fortsetzen
sollen
. Und
da
ist
denn
ein
namhafter
Unterschied
in
Ansehung
der
Regel
dieses
Fortschritts
. Wenn das
Ganze
empirisch
gegeben
worden
, so ist es
möglich
,
ins
Unendliche
in der
Reihe
seiner
inneren
Bedingungen
zurückzugehen
. Ist
jenes
aber nicht
gegeben
,
sondern
soll
durch
empirischen
Regressus
allererst
gegeben
werden, so kann ich nur
sagen
: es ist
ins
Unendliche
möglich
, zu noch
höheren
Bedingungen
der
Reihe
fortzugehen
. Im
ersteren
Falle
konnte ich
sagen
: es sind immer mehr
Glieder
da
, und
empirisch
gegeben
, als ich durch den
Regressus
(der
Dekomposition
)
erreiche
; im
zweiten
aber: ich kann im
Regressus
noch immer weiter
gehen
, weil kein
Glied
als
schlechthin
unbedingt
empirisch
gegeben
ist, und also noch immer ein
höheres
Glied
als
möglich
und
mithin
die
Nachfrage
nach demselben als
notwendig
zuläßt
. Dort war es
notwendig
, mehr
Glieder
der
Reihe
anzutreffen
, hier aber ist es immer
notwendig
, nach
mehreren
zu
fragen
, weil keine
Erfahrung
absolut
begrenzt
.
Denn
ihr habt entweder keine
Wahrnehmung
, die euren
empirischen
Regressus
schlechthin
begrenzt
, und dann
müßt
ihr euren
Regressus
nicht
für
vollendet
halten
, oder habt eine solche eure
Reihe
begrenzende
Wahrnehmung
, so kann diese nicht ein
Teil
eurer
zurückgelegten
Reihe
sein
, (weil das, was
begrenzt
, von dem, was
dadurch
begrenzt
wird,
unterschieden
sein
muß
,) und ihr
müßt
also euren
Regressus
auch zu dieser
Bedingung
weiter
fortsetzen
, und so
fortan
.
Der
folgende
Abschnitt
wird diese
Bemerkungen
durch ihre
Anwendung
in ihr
gehöriges
Licht
setzen
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