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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Drittes Hauptstück Das Ideal der reinen Vernunft
Erster Abschnitt Von dem Ideal überhaupt
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Drittes
Hauptstück
Das
Ideal
der
reinen
Vernunft
Erster
Abschnitt
Von dem
Ideal
überhaupt
Wir haben oben
gesehen
, daß durch
reine
Verstandesbegriffe
, ohne alle
Bedingungen
der
Sinnlichkeit
,
gar
keine
Gegenstände
können
vorgestellt
werden, weil die
Bedingungen
der
objektiven
Realität
derselben
fehlen
, und nichts, als die
bloße
Form
des
Denkens
, in ihnen
angetroffen
wird.
Gleichwohl
können
sie in
concreto
dargestellt
werden, wenn man sie auf
Erscheinungen
anwendet
;
denn
an ihnen haben sie
eigentlich
den
Stoff
zum
Erfahrungsbegriffe
, der nichts als ein
Verstandesbegriff
in
concreto
ist.
Ideen
aber sind noch weiter von der
objektiven
Realität
entfernt
, als
Kategorien
;
denn
es kann keine
Erscheinung
gefunden
werden, an der sie sich in
concreto
vorstellen
ließen
. Sie
enthalten
eine
gewisse
Vollständigkeit
, zu
welcher
keine
mögliche
empirische
Erkenntnis
zulangt
, und die
Vernunft
hat dabei nur eine
systematische
Einheit
im
Sinne
,
welcher
sie die
empirische
mögliche
Einheit
zu
nähern
sucht
, ohne sie
jemals
völlig
zu
erreichen
.
Aber noch weiter, als die
Idee
,
scheint
dasjenige
von der
objektiven
Realität
entfernt
zu
sein
, was ich das
Ideal
nenne
, und
worunter
ich die
Idee
, nicht
bloß
in
concreto
,
sondern
in
individuo
,
d.i.
als ein
einzelnes
, durch die
Idee
allein
bestimmbares
, oder
gar
bestimmtes
Ding
,
verstehe
.
Die
Menschheit
in ihrer
ganzen
Vollkommenheit
,
enthält
nicht allein die
Erweiterung
aller zu dieser
Natur
gehörigen
wesentlichen
Eigenschaften
,
welche
unseren
Begriff
von
derselben
ausmachen
, bis zur
vollständigen
Kongruenz
mit ihren
Zwecken
,
welches
unsere
Idee
der
vollkommenen
Menschheit
sein
würde
,
sondern
auch alles, was
außer
diesem
Begriffe
zu der
durchgängigen
Bestimmung
der
Idee
gehört
;
denn
von
allen
entgegengesetzten
Prädikaten
kann sich doch nur ein
einziges
zu der
Idee
des
vollkommensten
Menschen
schicken
. Was uns ein
Ideal
ist, war dem
Plato
eine
Idee
des
göttlichen
Verstandes
, ein
einzelner
Gegenstand
in der
reinen
Anschauung
desselben
, das
Vollkommenste
einer
jeden
Art
möglicher
Wesen
und der
Urgrund
aller
Nachbilder
in der
Erscheinung
.
Ohne uns aber so
weit
zu
versteigen
,
müssen
wir
gestehen
, daß die
menschliche
Vernunft
nicht allein
Ideen
,
sondern
auch
Ideale
enthalte
, die zwar nicht, wie die
platonischen
,
schöpferische
, aber doch
praktische
Kraft
(als
regulative
Prinzipien
) haben, und der
Möglichkeit
der
Vollkommenheit
gewisser
Handlungen
zum
Grunde
liegen
.
Moralische
Begriffe
sind nicht
gänzlich
reine
Vernunftbegriffe
, weil ihnen etwas
Empirisches
(
Lust
oder
Unlust
) zum
Grunde
liegt
.
Gleichwohl
können
sie in
Ansehung
des
Prinzips
,
wodurch
die
Vernunft
der an sich
gesetzlosen
Freiheit
Schranken
setzt
, (also wenn man
bloß
auf ihre
Form
acht hat,)
gar
wohl
zum
Beispiele
reiner
Vernunftbegriffe
dienen
.
Tugend
, und, mit ihr,
menschliche
Weisheit
in ihrer
ganzen
Reinigkeit
, sind
Ideen
. Aber der
Weise
(des
Stoikers
) ist ein
Ideal
,
d.i.
ein
Mensch
, der
bloß
in
Gedanken
existiert
, der aber mit der
Idee
der
Weisheit
völlig
kongruiert
. So wie die
Idee
die
Regel
gibt
, so
dient
das
Ideal
in
solchem
Falle
zum
Urbilde
, der
durchgängigen
Bestimmung
des
Nachbildes
, und wir haben kein
anderes
Richtmaß
unserer
Handlungen
, als das
Verhalten
dieses
göttlichen
Menschen
in uns, womit wir uns
vergleichen
,
beurteilen
, und
dadurch
uns
bessern
, obgleich es
niemals
erreichen
können
. Diese
Ideale
, ob man ihnen
gleich
nicht
objektive
Realität
(
Existenz
)
zugestehen
möchte
, sind doch um
deswillen
nicht
für
Hirngespinste
anzusehen
,
sondern
geben
ein
unentbehrliches
Richtmaß
der
Vernunft
ab, die des
Begriffs
von dem, was in seiner
Art
ganz
vollständig
ist,
bedarf
, um danach den
Grad
und die
Mängel
des
Unvollständigen
zu
schätzen
und
abzumessen
. Das
Ideal
aber in einem
Beispiele
,
d.i.
in der
Erscheinung
,
realisieren
wollen
, wie etwa den
Weisen
in einem
Roman
, ist
untunlich
, und hat
überdem
etwas
Widersinnisches
und wenig
Erbauliches
an sich,
indem
die
natürlichen
Schranken
,
welche
der
Vollständigkeit
in der
Idee
kontinuierlich
Abbruch
tun, alle
Illusion
in
solchem
Versuche
unmöglich
und
dadurch
das
Gute
, das in der
Idee
liegt
, selbst
verdächtig
und einer
bloßen
Erdichtung
ähnlich
machen
.
So ist es mit dem
Ideale
der
Vernunft
bewandt
,
welches
jederzeit
auf
bestimmten
Begriffen
beruhen
und zur
Regel
und
Urbilde
, es
sei
der
Befolgung
, oder
Beurteilung
,
dienen
muß
.
Ganz
anders
verhält
es sich mit denen
Geschöpfen
der
Einbildungskraft
,
darüber
sich niemand
erklären
und einen
verständlichen
Begriff
geben
kann,
gleichsam
Monogrammen
, die nur
einzelne
,
obzwar
nach keiner
angeblichen
Regel
bestimmte
Züge
sind,
welche
mehr eine im
Mittel
verschiedener
Erfahrungen
gleichsam
schwebende
Zeichnung
, als ein
bestimmtes
Bild
ausmachen
,
dergleichen
Maler
und
Physiognomen
in ihrem
Kopfe
zu haben
vorgeben
, und die ein nicht
mitzuteilendes
Schattenbild
ihrer
Produkte
oder auch
Beurteilungen
sein
sollen
. Sie
können
,
obzwar
nur
uneigentlich
,
Ideale
der
Sinnlichkeit
genannt
werden, weil sie das nicht
erreichbare
Muster
möglicher
empirischer
Anschauungen
sein
sollen
, und
gleichwohl
keine der
Erklärung
und
Prüfung
fähige
Regel
abgeben
.
Die
Absicht
der
Vernunft
mit ihrem
Ideale
ist
dagegen
die
durchgängige
Bestimmung
nach
Regeln
a
priori
; daher sie sich einen
Gegenstand
denkt
, der nach
Prinzipien
durchgängig
bestimmbar
sein
soll
, obgleich dazu die
hinreichenden
Bedingungen
in der
Erfahrung
mangeln
und der
Begriff
selbst also
transzendent
ist.
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