Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Drittes Hauptstück Das Ideal der reinen Vernunft
Dritter Abschnitt Von den Beweisgründen der spekulativen Vernunft, auf das Dasein eines höchsten Wesens zu schließen
zurück
-
vor
Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden
Dritter
Abschnitt
Von den
Beweisgründen
der
spekulativen
Vernunft
, auf das
Dasein
eines
höchsten
Wesens
zu
schließen
Ungeachtet
dieser
dringenden
Bedürfnis
der
Vernunft
, etwas
vorauszusetzen
, was dem
Verstande
zu der
durchgängigen
Bestimmung
seiner
Begriffe
vollständig
zum
Grunde
liegen
könne
, so
bemerkt
sie doch das
Idealische
und
bloß
Gedichtete
einer
solchen
Voraussetzung
viel zu
leicht
, als daß sie
dadurch
allein
überredet
werden
sollte
, ein
bloßes
Selbstgeschöpf
ihres
Denkens
sofort
für
ein
wirkliches
Wesen
anzunehmen
, wenn sie nicht
wodurch
anders
gedrungen
würde
, irgendwo ihren
Ruhestand
, in dem
Regressus
vom
Bedingten
, das
gegeben
ist, zum
Unbedingten
, zu
suchen
, das zwar an sich und seinem
bloßen
Begriff
nach nicht als
wirklich
gegeben
ist,
welches
aber allein die
Reihe
der zu ihren
Gründen
hinausgeführten
Bedingungen
vollenden
kann. Dieses ist nun der
natürliche
Gang
, den jede
menschliche
Vernunft
, selbst die
gemeinste
,
nimmt
, obgleich nicht eine jede in demselben
aushält
. Sie
fängt
nicht von
Begriffen
,
sondern
von der
gemeinen
Erfahrung
an, und
legt
also etwas
Existierendes
zum
Grunde
. Dieser
Boden
aber
sinkt
, wenn er nicht auf dem
unbeweglichen
Felsen
des
Absolutnotwendigen
ruht
. Dieser
selber
aber
schwebt
ohne
Stütze
, wenn noch
außer
und unter
ihm
leerer
Raum
ist, und er nicht selbst alles
erfüllt
und
dadurch
keinen
Platz
zum Warum mehr
übrig
läßt
,
d.i.
der
Realität
nach
unendlich
ist.
Wenn etwas, was es auch
sei
,
existiert
, so
muß
auch
eingeräumt
werden, daß
irgend
etwas
notwendigerweise
existiere
.
Denn
das
Zufällige
existiert
nur unter der
Bedingung
eines
anderen
, als seiner
Ursache
, und von dieser
gilt
der
Schluß
fernerhin
, bis zu einer
Ursache
, die nicht
zufällig
und
eben
darum ohne
Bedingung
notwendigerweise
da
ist. Das ist das
Argument
,
worauf
die
Vernunft
ihren
Fortschritt
zum
Urwesen
gründet
.
Nun
sieht
sich die
Vernunft
nach dem
Begriffe
eines
Wesens
um, das sich zu einem
solchen
Vorzuge
der
Existenz
, als die
unbedingte
Notwendigkeit
,
schicke
, nicht sowohl, um
alsdann
von dem
Begriffe
desselben
a
priori
auf
sein
Dasein
zu
schließen
, (
denn
,
getraute
sie sich dieses, so
dürfte
sie
überhaupt
nur unter
bloßen
Begriffen
forschen
, und hätte nicht
nötig
, ein
gegebenes
Dasein
zum
Grunde
zu
legen
,)
sondern
nur um unter
allen
Begriffen
möglicher
Dinge
denjenigen
zu
finden
, der nichts der
absoluten
Notwendigkeit
Widerstreitendes
in sich hat.
Denn
, daß doch
irgend
etwas
schlechthin
notwendig
existieren
müsse
,
hält
sie nach dem
ersteren
Schlusse
schon
für
ausgemacht
. Wenn sie nun alles
wegschaffen
kann, was sich mit dieser
Notwendigkeit
nicht
verträgt
,
außer
einem; so ist dieses das
schlechthin
notwendige
Wesen
, man
mag
nun die
Notwendigkeit
desselben
begreifen
,
d.i.
aus seinem
Begriffe
allein
ableiten
können
, oder nicht.
Nun
scheint
dasjenige
, dessen
Begriff
zu allem Warum das Darum in sich
enthält
, das in
keinem
Stücke
und in keiner
Absicht
defekt
ist,
welches
allerwärts
als
Bedingung
hinreicht
,
eben
darum das zur
absoluten
Notwendigkeit
schickliche
Wesen
zu
sein
, weil es, bei dem
Selbstbesitz
aller
Bedingungen
zu allem
Möglichen
, selbst keiner
Bedingung
bedarf
, ja
derselben
nicht
einmal
fähig
ist,
folglich
,
wenigstens
in einem
Stücke
, dem
Begriffe
der
unbedingten
Notwendigkeit
ein
Genüge
tut, darin es kein anderer
Begriff
ihm
gleichtun
kann, der, weil er
mangelhaft
und der
Ergänzung
bedürftig
ist, kein
solches
Merkmal
der
Unabhängigkeit
von
allen
ferneren
Bedingungen
an sich
zeigt
. Es ist
wahr
, daß
hieraus
noch nicht
sicher
gefolgert
werden
könne
, daß, was nicht die
höchste
und in aller
Absicht
vollständige
Bedingung
in sich
enthält
, darum selbst seiner
Existenz
nach
bedingt
sein
müsse
; aber es hat
denn
doch das
einzige
Merkzeichen
des
unbedingten
Daseins
nicht an sich, dessen die
Vernunft
mächtig
ist, um durch einen
Begriff
a
priori
irgendein
Wesen
als
unbedingt
zu
erkennen
.
Der
Begriff
eines
Wesens
von der
höchsten
Realität
würde
sich also unter
allen
Begriffen
möglicher
Dinge
zu dem
Begriffe
eines
unbedingt
notwendigen
Wesens
am
besten
schicken
, und, wenn er diesem auch nicht
völlig
genugtut
, so haben wir doch keine
Wahl
,
sondern
sehen
uns
genötigt
, uns an
ihn
zu
halten
, weil wir die
Existenz
eines
notwendigen
Wesens
nicht in den
Wind
schlagen
dürfen
;
geben
wir sie aber zu, doch in dem
ganzen
Felde
der
Möglichkeit
nichts
finden
können
, was auf einen
solchen
Vorzug
im
Dasein
einen
gegründeteren
Anspruch
machen
könnte
.
So ist also der
natürliche
Gang
der
menschlichen
Vernunft
beschaffen
.
Zuerst
überzeugt
sie sich vom
Dasein
irgendeines
notwendigen
Wesens
. In diesem
erkennt
sie eine
unbedingte
Existenz
. Nun
sucht
sie den
Begriff
des
Unabhängigen
von aller
Bedingung
, und
findet
ihn
in dem, was selbst die
zureichende
Bedingung
zu allem
anderen
ist,
d.i.
in
demjenigen
, was alle
Realität
enthält
. Das All aber ohne
Schranken
ist
absolute
Einheit
, und
führt
den
Begriff
eines
einigen
,
nämlich
des
höchsten
Wesens
bei sich, und so
schließt
sie, daß das
höchste
Wesen
, als
Urgrund
aller
Dinge
,
schlechthin
notwendigerweise
da
sei
.
Diesem
Begriffe
kann eine
gewisse
Gründlichkeit
nicht
gestritten
werden, wenn von
Entschließungen
die
Rede
ist,
nämlich
, wenn
einmal
das
Dasein
irgendeines
notwendigen
Wesens
zugegeben
wird und man darin
übereinkommt
, daß man seine
Partei
ergreifen
müsse
,
worin
man
dasselbe
setzen
wolle
;
denn
alsdann
kann man nicht
schicklicher
wählen
, oder man hat
vielmehr
keine
Wahl
,
sondern
ist
genötigt
, der
absoluten
Einheit
der
vollständigen
Realität
, als dem
Urquelle
der
Möglichkeit
, seine
Stimme
zu
geben
. Wenn uns aber nichts
treibt
, uns zu
entschließen
, und wir
lieber
diese
ganze
Sache
dahingestellt
sein
ließen
, bis wir durch das
volle
Gewicht
der
Beweisgründe
zum
Beifalle
gezwungen
würden
,
d.i.
wenn es
bloß
um
Beurteilung
zu tun ist, wie viel wir von dieser
Aufgabe
wissen
, und was wir uns nur zu
wissen
schmeicheln
; dann
erscheint
obiger
Schluß
bei
weitem
nicht in so
vorteilhafter
Gestalt
, und
bedarf
Gunst
, um den
Mangel
seiner
Rechtsansprüche
zu
ersetzen
.
Denn
, wenn wir alles so
gut
sein
lassen
, wie es hier
vor
uns
liegt
, daß
nämlich
erstlich
von irgendeiner
gegebenen
Existenz
(
allenfalls
auch
bloß
meiner
eigenen
) ein
richtiger
Schluß
auf die
Existenz
eines
unbedingt
notwendigen
Wesens
stattfinde
,
zweitens
, daß ich ein
Wesen
,
welches
alle
Realität
,
mithin
auch alle
Bedingung
enthält
, als
schlechthin
unbedingt
ansehen
müsse
,
folglich
der
Begriff
des
Dinges
,
welches
sich zur
absoluten
Notwendigkeit
schickt
,
hierdurch
gefunden
sei
: so kann daraus doch
gar
nicht
geschlossen
werden, daß der
Begriff
eines
eingeschränkten
Wesens
, das nicht die
höchste
Realität
hat, darum der
absoluten
Notwendigkeit
widerspreche
.
Denn
, ob ich
gleich
in seinem
Begriffe
nicht das
Unbedingte
antreffe
, was das All der
Bedingungen
schon bei sich
führt
, so kann daraus doch
gar
nicht
gefolgert
werden, daß
sein
Dasein
eben
darum
bedingt
sein
müsse
; so wie ich in einem
hypothetischen
Vernunftschlusse
nicht
sagen
kann: wo eine
gewisse
Bedingung
(
nämlich
hier der
Vollständigkeit
nach
Begriffen
) nicht ist,
da
ist auch das
Bedingte
nicht. Es wird uns
vielmehr
unbenommen
bleiben
, alle
übrigen
eingeschränkten
Wesen
ebensowohl
für
unbedingt
notwendig
gelten
zu
lassen
, ob wir
gleich
ihre
Notwendigkeit
aus dem
allgemeinen
Begriffe
, den wir von ihnen haben, nicht
schließen
können
. Auf diese
Weise
aber hätte dieses
Argument
uns nicht den
mindesten
Begriff
von
Eigenschaften
eines
notwendigen
Wesens
verschafft
, und
überall
gar
nichts
geleistet
.
Gleichwohl
bleibt
diesem
Argumente
eine
gewisse
Wichtigkeit
, und ein
Ansehen
, das
ihm
, wegen dieser
objektiven
Unzulänglichkeit
, noch nicht
sofort
genommen
werden kann.
Denn
setzet
, es
gebe
Verbindlichkeiten
, die in der
Idee
der
Vernunft
ganz
richtig, aber ohne alle
Realität
in
Anwendung
auf uns selbst,
d.i.
ohne
Triebfedern
sein
würden
, wo nicht ein
höchstes
Wesen
vorausgesetzt
würde
, das den
praktischen
Gesetzen
Wirkung
und
Nachdruck
geben
könnte
: so
würden
wir auch eine
Verbindlichkeit
haben, den
Begriffen
zu
folgen
, die, wenn sie
gleich
nicht
objektiv
zulänglich
sein
möchten
, doch nach dem
Maße
unserer
Vernunft
überwiegend
sind, und in
Vergleichung
mit denen wir doch nichts
Besseres
und
Überführenderes
erkennen
. Die
Pflicht
zu
wählen
,
würde
hier die
Unschliessigkeit
der
Spekulation
durch einen
praktischen
Zusatz
aus dem
Gleichgewichte
bringen
, ja die
Vernunft
würde
bei ihr selbst, als dem
nachsehendsten
Richter
, keine
Rechtfertigung
finden
, wenn sie unter
dringenden
Bewegursachen
,
obzwar
nur
mangelhafter
Einsicht
, diesen
Gründen
ihres
Urteils
, über die wir doch
wenigstens
keine
besseren
kennen
, nicht
gefolgt
wäre
.
Dieses
Argument
, ob es
gleich
in der
Tat
transzendental
ist,
indem
es auf der
inneren
Unzulänglichkeit
des
Zufälligen
beruht
, ist doch so
einfältig
und
natürlich
, daß es dem
gemeinsten
Menschensinne
angemessen
ist,
sobald
dieser nur
einmal
darauf
geführt
wird. Man
sieht
Dinge
sich
verändern
,
entstehen
und
vergehen
; sie
müssen
also, oder
wenigstens
ihr
Zustand
, eine
Ursache
haben. Von jeder
Ursache
aber, die
jemals
in der
Erfahrung
gegeben
werden
mag
,
läßt
sich
eben
dieses
wiederum
fragen
.
Wohin
sollen
wir nun die
oberste
Kausalität
billiger
verlegen
, als
dahin
, wo auch die
höchste
Kausalität
ist,
d.i.
in
dasjenige
Wesen
, was zu der
möglichen
Wirkung
die
Zulänglichkeit
in sich selbst
ursprünglich
enthält
, dessen
Begriff
auch durch den
einzigen
Zug
einer
allbefassenden
Vollkommenheit
sehr
leicht
zustande
kommt
. Diese
höchste
Ursache
halten
wir dann
für
schlechthin
notwendig
, weil wir es
schlechterdings
notwendig
finden
, bis zu ihr
hinaufzusteigen
, und
keinen
Grund
, über sie noch weiter
hinauszugehen
. Daher
sehen
wir bei
allen
Völkern
durch ihre
blindeste
Vielgötterei
doch einige
Funken
des
Monotheismus
durchschimmern
, wozu nicht
Nachdenken
und
tiefe
Spekulation
,
sondern
nur ein nach und nach
verständlich
gewordener
natürlicher
Gang
des
gemeinen
Verstandes
geführt
hat.
Es sind nur drei
Beweisarten
vom
Dasein
Gottes
aus
spekulativer
Vernunft
möglich
.
Alle
Wege
, die man in dieser
Absicht
einschlagen
mag
,
fangen
entweder von der
bestimmten
Erfahrung
und der
dadurch
erkannten
besonderen
Beschaffenheit
unserer
Sinnenwelt
an, und
steigen
von ihr nach
Gesetzen
der
Kausalität
bis zur
höchsten
Ursache
außer
der
Welt
hinauf: oder sie
legen
nur
unbestimmte
Erfahrung
,
d.i.
irgendein
Dasein
,
empirisch
zum
Grunde
, oder sie
abstrahieren
endlich
von aller
Erfahrung
, und
schließen
gänzlich
a
priori
aus
bloßen
Begriffen
auf das
Dasein
einer
höchsten
Ursache
. Der
erste
Beweis
ist der
physikotheologische
, der
zweite
der
kosmologische
, der
dritte
der
ontologische
Beweis
. Mehr
gibt
es ihrer nicht, und mehr kann es auch nicht
geben
.
Ich
werde
dartun
: daß die
Vernunft
, auf dem einen
Wege
(dem
empirischen
) so wenig, als auf dem
anderen
(dem
transzendentalen
), etwas
ausrichte
, und daß sie
vergeblich
ihre
Flügel
ausspanne
, um über die
Sinnenwelt
durch die
bloße
Macht
der
Spekulation
hinaus zu
kommen
. Was aber die
Ordnung
betrifft
, in
welcher
diese
Beweisarten
der
Prüfung
vorgelegt
werden
müssen
, so wird sie
gerade
die
umgekehrte
von
derjenigen
sein
,
welche
die sich nach und nach
erweiternde
Vernunft
nimmt
, und in der wir sie auch
zuerst
gestellt
haben.
Denn
es wird sich
zeigen
: daß, obgleich
Erfahrung
den
ersten
Anlaß
dazu
gibt
,
dennoch
bloß
der
transzendentale
Begriff
die
Vernunft
in dieser ihrer
Bestrebung
leite
und in
allen
solchen
Versuchen
das
Ziel
ausstecke
, das sie sich
vorgesetzt
hat. Ich
werde
also von der
Prüfung
des
transzendentalen
Beweises
anfangen
, und nachher
sehen
, was der
Zusatz
des
Empirischen
zur
Vergrößerung
seiner
Beweiskraft
tun
könne
.
zurück
-
vor
Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText®
(V89) - Some rights reserved by
EuloTech SRL
- 1996-2007. Content in this page is licensed under a
Creative Commons License