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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Drittes Hauptstück Das Ideal der reinen Vernunft
Fünfter Abschnitt Von der Unmöglichkeit eines kosmologischen Beweises vom Dasein Gottes
zurück
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Fünfter
Abschnitt
Von der
Unmöglichkeit
eines
kosmologischen
Beweises
vom
Dasein
Gottes
Es war etwas
ganz
Unnatürliches
und eine
bloße
Neuerung
des
Schulwitzes
, aus einer
ganz
willkürlich
entworfenen
Idee
das
Dasein
des ihr
entsprechenden
Gegenstandes
selbst
ausklauben
zu
wollen
. In der
Tat
würde
man es
nie
auf diesem
Wege
versucht
haben,
wäre
nicht die
Bedürfnis
unserer
Vernunft
, zur
Existenz
überhaupt
irgend
etwas
Notwendiges
(bei dem man im
Aufsteigen
stehenbleiben
könne
)
anzunehmen
,
vorhergegangen
, und
wäre
nicht die
Vernunft
,
da
diese
Notwendigkeit
unbedingt
und
a
priori
gewiß
sein
muß
,
gezwungen
worden
, einen
Begriff
zu
suchen
, der, wo
möglich
, einer
solchen
Forderung
ein
Genüge
täte
, und ein
Dasein
völlig
a
priori
zu
erkennen
gebe
. Diesen
glaubte
man nun in der
Idee
eines
allerrealsten
Wesens
zu
finden
und so
wurde
diese nur zur
bestimmteren
Kenntnis
desjenigen
,
wovon
man schon
anderweitig
überzeugt
oder
überredet
war, es
müsse
existieren
,
nämlich
des
notwendigen
Wesens
,
gebraucht
.
Indes
verhehlte
man diesen
natürlichen
Gang
der
Vernunft
, und,
anstatt
bei diesem
Begriffe
zu
endigen
,
versuchte
man von
ihm
anzufangen
, um die
Notwendigkeit
des
Daseins
aus
ihm
abzuleiten
, die er doch nur zu
ergänzen
bestimmt
war.
Hieraus
entsprang
nun der
verunglückte
ontologische
Beweis
, der weder
für
den
natürlichen
und
gesunden
Verstand
, noch
für
die
schulgerechte
Prüfung
etwas
Genugtuendes
bei sich
führt
.
Der
kosmologische
Beweis
, den wir jetzt
untersuchen
wollen
,
behält
die
Verknüpfung
der
absoluten
Notwendigkeit
mit der
höchsten
Realität
bei, aber
anstatt
, wie der
vorige
, von der
höchsten
Realität
auf die
Notwendigkeit
im
Dasein
zu
schließen
,
schließt
er
vielmehr
von der zum
voraus
gegebenen
unbedingten
Notwendigkeit
irgendeines
Wesens
, auf dessen
unbegrenzte
Realität
, und
bringt
sofern
alles
wenigstens
in das
Geleis
einer, ich
weiß
nicht ob
vernünftigen
, oder
vernünftelnden
,
wenigstens
natürlichen
Schlußart
,
welche
nicht allein
für
den
gemeinen
,
sondern
auch den
spekulativen
Verstand
die
meiste
Überredung
bei sich
führt
; wie sie
denn
auch
sichtbarlich
zu
allen
Beweisen
der
natürlichen
Theologie
die
ersten
Grundlinien
zieht
, denen man
jederzeit
nachgegangen
ist und ferner
nachgehen
wird, man
mag
sie nun durch noch so viel
Laubwerk
und
Schnörkel
verzieren
und
verstecken
, als man immer will. Diesen
Beweis
, den
Leibniz
auch den
a
contingentia
mundi
nannte
,
wollen
wir jetzt
vor
Augen
stellen
und der
Prüfung
unterwerfen
.
Er
lautet
also: Wenn etwas
existiert
, so
muß
auch ein
schlechterdings
notwendiges
Wesen
existieren
. Nun
existiere
, zum
mindesten
, ich selbst: also
existiert
ein
absolut
notwendiges
Wesen
. Der
Untersatz
enthält
eine
Erfahrung
, der
Obersatz
die
Schlußfolge
aus einer
Erfahrung
überhaupt
auf das
Dasein
des
Notwendigen
.
63
Also
hebt
der
Beweis
eigentlich
von der
Erfahrung
an,
mithin
ist er nicht
gänzlich
a
priori
geführt
, oder
ontologisch
, und weil der
Gegenstand
aller
möglichen
Erfahrung
Welt
heißt
, so wird er darum der
kosmologische
Beweis
genannt
.
Da
er auch von aller
besonderen
Eigenschaft
der
Gegenstände
der
Erfahrung
,
dadurch
sich diese
Welt
von jeder
möglichen
unterscheiden
mag
,
abstrahiert
: so wird er schon in seiner
Benennung
auch vom
physikotheologischen
Beweise
unterschieden
,
welcher
Beobachtungen
der
besonderen
Beschaffenheit
dieser unserer
Sinnenwelt
zu
Beweisgründen
braucht
.
Nun
schließt
der
Beweis
weiter: das
notwendige
Wesen
kann nur auf eine
einzige
Art
,
d.i.
in
Ansehung
aller
möglichen
entgegengesetzten
Prädikate
nur durch eines
derselben
,
bestimmt
werden,
folglich
muß
es durch seinen
Begriff
durchgängig
bestimmt
sein
. Nun ist nur ein
einziger
Begriff
von einem
Dinge
möglich
, der
dasselbe
a
priori
durchgängig
bestimmt
,
nämlich
der des
entis
realissimi
: Also ist der
Begriff
des
allerrealsten
Wesens
der
einzige
,
dadurch
ein
notwendiges
Wesen
gedacht
werden kann,
d.i.
es
existiert
ein
höchstes
Wesen
notwendigerweise
.
In diesem
kosmologischen
Argumente
kommen
so viel
vernünftelnde
Grundsätze
zusammen
, daß die
spekulative
Vernunft
hier alle ihre
dialektische
Kunst
aufgeboten
zu haben
scheint
, um den
größtmöglichen
transzendentalen
Schein
zustande
zu
bringen
. Wir
wollen
ihre
Prüfung
indessen
eine
Weile
beiseite
setzen
, um nur eine
List
derselben
offenbar
zu
machen
, mit
welcher
sie ein
altes
Argument
in
verkleideter
Gestalt
für
ein
neues
aufstellt
und sich auf
zweier
Zeugen
Einstimmung
beruft
,
nämlich
einen
reinen
Vernunftzeugen
und einen
anderen
von
empirischer
Beglaubigung
,
da
es doch nur der
erstere
allein ist,
welcher
bloß
seinen
Anzug
und
Stimme
verändert
, um
für
einen
zweiten
gehalten
zu werden. Um seinen
Grund
recht
sicher
zu
legen
,
fußt
sich dieser
Beweis
auf
Erfahrung
und
gibt
sich
dadurch
das
Ansehen
, als
sei
er vom
ontologischen
Beweise
unterschieden
, der auf
lauter
reine
Begriffe
a
priori
sein
ganzes
Vertrauen
setzt
. Dieser
Erfahrung
aber
bedient
sich der
kosmologische
Beweis
nur, um einen
einzigen
Schritt
zu tun,
nämlich
zum
Dasein
eines
notwendigen
Wesens
überhaupt
. Was dieses
für
Eigenschaften
habe, kann der
empirische
Beweisgrund
nicht
lehren
,
sondern
da
nimmt
die
Vernunft
gänzlich
von
ihm
Abschied
und
forscht
hinter
lauter
Begriffen
: was
nämlich
ein
absolut
notwendiges
Wesen
überhaupt
für
Eigenschaften
haben
müsse
, (
d.i.
welches
unter
allen
möglichen
Dingen
die
erforderlichen
Bedingungen
(
requisita
) zu einer
absoluten
Notwendigkeit
in sich
enthalte
. Nun
glaubt
sie im
Begriffe
eines
allerrealsten
Wesens
einzig
und allein diese
Requisite
anzutreffen
, und
schließt
sodann
: das ist das
schlechterdings
notwendige
Wesen
. Es ist aber
klar
, daß man
hierbei
voraussetzt
, der
Begriff
eines
Wesens
von der
höchsten
Realität
tue
dem
Begriffe
der
absoluten
Notwendigkeit
im
Dasein
völlig
genug,
d.i.
es
lasse
sich aus
jener
auf diese
schließen
; ein
Satz
, den das
ontologische
Argument
behauptete
,
welches
man also im
kosmologischen
Beweise
annimmt
und zum
Grunde
legt
,
da
man es doch hatte
vermeiden
wollen
.
Denn
die
absolute
Notwendigkeit
ist ein
Dasein
aus
bloßen
Begriffen
.
Sage
ich nun: der
Begriff
des
entis
realissimi
ist ein
solcher
Begriff
, und zwar der
einzige
, der zu dem
notwendigen
Dasein
passend
und
ihm
adäquat
ist; so
muß
ich auch
einräumen
, daß aus
ihm
das
letztere
geschlossen
werden
könne
. Es ist also
eigentlich
nur der
ontologische
Beweis
aus
lauter
Begriffen
, der in dem
sogenannten
kosmologischen
alle
Beweiskraft
enthält
, und die
angebliche
Erfahrung
ist
ganz
müßig
, vielleicht, um uns nur auf den
Begriff
der
absoluten
Notwendigkeit
zu
führen
, nicht aber um diese an
irgendeinem
bestimmten
Dinge
darzutun
.
Denn
sobald
wir dieses zur
Absicht
haben,
müssen
wir
sofort
alle
Erfahrung
verlassen
, und unter
reinen
Begriffen
suchen
,
welcher
von ihnen
wohl
die
Bedingungen
der
Möglichkeit
eines
absolut
notwendigen
Wesens
enthalte
. Ist aber auf solche
Weise
nur die
Möglichkeit
eines
solchen
Wesens
eingesehen
, so ist auch
sein
Dasein
dargetan
;
denn
es
heißt
so viel, als: unter allem
Möglichen
ist Eines, das
absolute
Notwendigkeit
bei sich
führt
,
d.i.
dieses
Wesen
existiert
schlechterdings
notwendig
.
Alle
Blendwerke
im
Schließen
entdecken
sich am
leichtesten
, wenn man sie auf
schulgerechte
Art
vor
Augen
stellt
. Hier ist eine solche
Darstellung
.
Wenn der
Satz
richtig ist: ein jedes
schlechthin
notwendiges
Wesen
ist
zugleich
das
allerrealste
Wesen
; (als
welches
der
nervus
probandi
des
kosmologischen
Beweises
ist;) so
muß
er sich, wie alle
bejahenden
Urteile
,
wenigstens
per
accidens
umkehren
lassen
; also: einige
allerrealste
Wesen
sind
zugleich
schlechthin
notwendige
Wesen
. Nun ist aber ein
ens
realissimum
von einem
anderen
in
keinem
Stücke
unterschieden
, und, was also von
einigen
unter diesem
Begriffe
enthaltenen
gilt
, das
gilt
auch von
allen
.
Mithin
werde
ich'
s
(in diesem
Falle
) auch
schlechthin
umkehren
können
,
d.i.
ein jedes
allerrealstes
Wesen
ist ein
notwendiges
Wesen
. Weil nun dieser
Satz
bloß
aus seinen
Begriffen
a
priori
bestimmt
ist: so
muß
der
bloße
Begriff
des
realsten
Wesens
auch die
absolute
Notwendigkeit
desselben
bei sich
führen
;
welches
eben
der
ontologische
Beweis
behauptete
, und der
kosmologische
nicht
anerkennen
wollte
,
gleichwohl
aber seinen
Schlüssen
,
obzwar
versteckter
Weise
,
unterlegte
.
So ist
denn
der
zweite
Weg
, den die
spekulative
Vernunft
nimmt
, um das
Dasein
des
höchsten
Wesens
zu
beweisen
, nicht allein mit dem
ersten
gleich
trüglich
,
sondern
hat noch dieses
Tadelhafte
an sich, daß er eine
ignoratio
elenchi
begeht
,
indem
er uns
verheißt
, einen
neuen
Fußsteig
zu
führen
, aber, nach einem
kleinen
Umschweif
, uns
wiederum
auf den
alten
zurückbringt
, den wir
seinetwegen
verlassen
hatten.
Ich habe
kurz
vorher
gesagt
, daß in diesem
kosmologischen
Argumente
sich ein
ganzes
Nest
von
dialektischen
Anmaßungen
verborgen
halte
,
welches
die
transzendentale
Kritik
leicht
entdecken
und
zerstören
kann. Ich will sie jetzt nur
anführen
und es dem schon
geübten
Leser
überlassen
, den
trüglichen
Grundsätzen
weiter
nachzuforschen
und sie
aufzuheben
.
Da
befindet
sich
denn
z
.
B
.
l
.der
transzendentale
Grundsatz
, vom
Zufälligen
auf eine
Ursache
zu
schließen
,
welcher
nur in der
Sinnenwelt
von
Bedeutung
ist,
außerhalb
derselben
aber auch nicht
einmal
einen
Sinn
hat.
Denn
der
bloß
intellektuelle
Begriff
des
Zufälligen
kann
gar
keinen
synthetischen
Satz
, wie den der
Kausalität
,
hervorbringen
, und der
Grundsatz
der
letzteren
hat
gar
keine
Bedeutung
und kein
Merkmal
seines
Gebrauchs
, als nur in der
Sinnenwelt
; hier aber
sollte
er
gerade
dazu
dienen
, um über die
Sinnenwelt
hinaus zu
kommen
. 2.Der
Schluß
, von der
Unmöglichkeit
einer
unendlichen
Reihe
übereinander
gegebener
Ursachen
in der
Sinnenwelt
auf eine
erste
Ursache
zu
schließen
, wozu uns die
Prinzipien
des
Vernunftgebrauchs
selbst in der
Erfahrung
nicht
berechtigen
,
vielweniger
diesen
Grundsatz
über
dieselbe
(
wohin
diese
Kette
gar
nicht
verlängert
werden kann)
ausdehnen
können
. 3.Die
falsche
Selbstbefriedigung
der
Vernunft
, in
Ansehung
der
Vollendung
dieser
Reihe
,
dadurch
, daß man
endlich
alle
Bedingung
, ohne
welche
doch kein
Begriff
einer
Notwendigkeit
stattfinden
kann,
wegschafft
, und,
da
man
alsdann
nichts weiter
begreifen
kann, dieses
für
eine
Vollendung
seines
Begriffs
annimmt
. 4.Die
Verwechslung
der
logischen
Möglichkeit
eines
Begriffs
von aller
vereinigten
Realität
(ohne
inneren
Widerspruch
) mit der
transzendentalen
,
welche
ein
Prinzipium
der
Tunlichkeit
einer
solchen
Synthesis
bedarf
, das aber
wiederum
nur auf das
Feld
möglicher
Erfahrungen
gehen
kann,
usw
.
Das
Kunststück
des
kosmologischen
Beweises
zielt
bloß
darauf ab, um dem
Beweise
des
Daseins
eines
notwendigen
Wesens
a
priori
durch
bloße
Begriffe
auszuweichen
, der
ontologisch
geführt
werden
müßte
, wozu wir uns aber
gänzlich
unvermögend
fühlen
. In dieser
Absicht
schließen
wir aus einem zum
Grunde
gelegten
wirklichen
Dasein
(einer
Erfahrung
überhaupt
), so
gut
es sich will tun
lassen
, auf irgendeine
schlechterdings
notwendige
Bedingung
desselben
. Wir haben
alsdann
dieser ihre
Möglichkeit
nicht
nötig
zu
erklären
.
Denn
, wenn
bewiesen
ist, daß sie
da
sei
, so ist die
Frage
wegen ihrer
Möglichkeit
ganz
unnötig
.
Wollen
wir nun dieses
notwendige
Wesen
nach seiner
Beschaffenheit
näher
bestimmen
, so
suchen
wir nicht
dasjenige
, was
hinreichend
ist, aus seinem
Begriffe
die
Notwendigkeit
des
Daseins
zu
begreifen
;
denn
,
könnten
wir dieses, so
hätten
wir keine
empirische
Voraussetzung
nötig
; nein, wir
suchen
nur die
negative
Bedingung
, (
conditio
sine
qua
non
,) ohne
welche
ein
Wesen
nicht
absolut
notwendig
sein
würde
. Nun
würde
das in aller
anderen
Art
von
Schlüssen
, aus einer
gegebenen
Folge
auf ihren
Grund
,
wohl
angehen
; es
trifft
sich aber hier
unglücklicherweise
, daß die
Bedingung
, die man zur
absoluten
Notwendigkeit
fordert
, nur in einem
einzigen
Wesen
angetroffen
werden kann,
welches
daher in seinem
Begriffe
alles, was zur
absoluten
Notwendigkeit
erforderlich
ist,
enthalten
müßte
, und also einen
Schluß
a
priori
auf
dieselbe
möglich
macht
;
d.i.
ich
müßte
auch
umgekehrt
schließen
können
:
welchem
Dinge
dieser
Begriff
(der
höchsten
Realität
)
zukommt
, das ist
schlechterdings
notwendig
, und, kann ich so nicht
schließen
, (wie ich
denn
dieses
gestehen
muß
, wenn ich den
ontologischen
Beweis
vermeiden
will,) so bin ich auch auf
meinem
neuen
Wege
verunglückt
und
befinde
mich
wiederum
da
, von wo ich
ausging
. Der
Begriff
des
höchsten
Wesens
tut
wohl
allen
Fragen
a
priori
ein
Genüge
, die wegen der
inneren
Bestimmungen
eines
Dinges
können
aufgeworfen
werden, und ist darum auch ein
Ideal
ohne
Gleiches
, weil der
allgemeine
Begriff
dasselbe
zugleich
als ein
Individuum
unter
allen
möglichen
Dingen
auszeichnet
. Er tut aber der
Frage
wegen seines
eigenen
Daseins
gar
kein
Genüge
, als warum es doch
eigentlich
nur zu tun war, und man konnte auf die
Erkundigung
dessen, der das
Dasein
eines
notwendigen
Wesens
annahm
, und nur
wissen
wollte
,
welches
denn
unter
allen
Dingen
dafür
angesehen
werden
müsse
, nicht
antworten
: Dies hier ist das
notwendige
Wesen
.
Es
mag
wohl
erlaubt
sein
, das
Dasein
eines
Wesens
von der
höchsten
Zulänglichkeit
, als
Ursache
zu
allen
möglichen
Wirkungen
,
anzunehmen
, um der
Vernunft
die
Einheit
der
Erklärungsgründe
,
welche
sie
sucht
, zu
erleichtern
. Allein, sich so viel
herauszunehmen
, daß man sogar
sage
: ein
solches
Wesen
existiert
notwendig
, ist nicht mehr die
bescheidene
Äußerung
einer
erlaubten
Hypothese
,
sondern
die
dreiste
Anmaßung
einer
apodiktischen
Gewißheit
;
denn
, was man als
schlechthin
notwendig
zu
erkennen
vorgibt
, davon
muß
auch die
Erkenntnis
absolute
Notwendigkeit
bei sich
führen
.
Die
ganze
Aufgabe
des
transzendentalen
Ideals
kommt
darauf an: entweder zu der
absoluten
Notwendigkeit
einen
Begriff
, oder zu dem
Begriffe
von
irgendeinem
Dinge
die
absolute
Notwendigkeit
desselben
zu
finden
. Kann man das eine, so
muß
man auch das
andere
können
;
denn
als
schlechthin
notwendig
erkennt
die
Vernunft
nur
dasjenige
, was aus seinem
Begriffe
notwendig
ist. Aber
beides
übersteigt
gänzlich
alle
äußersten
Bestrebungen
,
unseren
Verstand
über diesen
Punkt
zu
befriedigen
, aber auch alle
Versuche
,
ihn
wegen dieses seines
Unvermögens
zu
beruhigen
.
Die
unbedingte
Notwendigkeit
, die wir, als den
letzten
Träger
aller
Dinge
, so
unentbehrlich
bedürfen
, ist der
wahre
Abgrund
für
die
menschliche
Vernunft
. Selbst die
Ewigkeit
, so
schauderhaft
erhaben
sie auch ein
Haller
schildern
mag
,
macht
lange
den
schwindligen
Eindruck
nicht auf das
Gemüt
;
denn
sie
mißt
nur die
Dauer
der
Dinge
, aber
trägt
sie nicht. Man kann sich des
Gedanken
nicht
erwehren
, man kann
ihn
aber auch nicht
ertragen
: daß ein
Wesen
,
welches
wir uns auch als das
höchste
unter
allen
möglichen
vorstellen
,
gleichsam
zu sich selbst
sage
: Ich bin von
Ewigkeit
zu
Ewigkeit
,
außer
mir ist nichts, ohne das, was
bloß
durch meinen
Willen
etwas ist; aber woher bin ich
denn
? Hier
sinkt
alles unter uns, und die
größte
Vollkommenheit
, wie die
kleinste
,
schwebt
ohne
Haltung
bloß
vor
der
spekulativen
Vernunft
, der es nichts
kostet
, die eine so wie die
andere
ohne die
mindeste
Hindernis
verschwinden
zu
lassen
.
Viele
Kräfte
der
Natur
, die ihr
Dasein
durch
gewisse
Wirkungen
äußern
,
bleiben
für
uns
unerforschlich
;
denn
wir
können
ihnen durch
Beobachtung
nicht
weit
genug
nachspüren
. Das den
Erscheinungen
zum
Grunde
liegende
transzendentale
Objekt
, und mit demselben der
Grund
, warum
unsere
Sinnlichkeit
diese
vielmehr
als
andere
oberste
Bedingungen
habe, sind und
bleiben
für
uns
unerforschlich
,
obzwar
die
Sache
selbst
übrigens
gegeben
, aber nur nicht
eingesehen
ist. Ein
Ideal
der
reinen
Vernunft
kann aber nicht
unerforschlich
heißen
, weil es weiter keine
Beglaubigung
seiner
Realität
aufzuweisen
hat, als die
Bedürfnis
der
Vernunft
,
vermittelst
desselben
alle
synthetische
Einheit
zu
vollenden
.
Da
es also nicht
einmal
als
denkbarer
Gegenstand
gegeben
ist, so ist es auch nicht als ein
solcher
unerforschlich
;
vielmehr
muß
er, als
bloße
Idee
, in der
Natur
der
Vernunft
seinen
Sitz
und seine
Auflösung
finden
, und also
erforscht
werden
können
;
denn
eben
darin
besteht
Vernunft
, daß wir von
allen
unseren
Begriffen
,
Meinungen
und
Behauptungen
, es
sei
aus
objektiven
, oder, wenn sie ein
bloßer
Schein
sind, aus
subjektiven
Gründen
Rechenschaft
geben
können
.
63
Diese
Schlußfolge
ist zu
bekannt
, als das es
nötig
wäre
, sie hier
weitläufig
vorzutragen
. Sie
beruht
auf dem
vermeintlich
transzendentalen
Naturgesetz
der
Kausalität
: daß alles
Zufällige
seine
Ursache
habe, die, wenn sie
wiederum
zufällig
ist,
ebensowohl
eine
Ursache
haben
muß
, bis die
Reihe
der
einander
untergeordneten
Ursachen
sich bei einer
schlechthin
notwendigen
Ursache
endigen
muß
, ohne
welche
sie keine
Vollständigkeit
haben
würde
.
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