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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Zweites Buch Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft
Drittes Hauptstück Das Ideal der reinen Vernunft
Entdeckung und Erklärung des dialektischen Scheins in allen transzendentalen Beweisen vom Dasein eines notwendigen Wesens.
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Entdeckung
und
Erklärung
des
dialektischen
Scheins
in
allen
transzendentalen
Beweisen
vom
Dasein
eines
notwendigen
Wesens
.
Beide
bisher
geführten
Beweise
waren
transzendental
,
d.i.
unabhängig
von
empirischen
Prinzipien
versucht
.
Denn
, obgleich der
kosmologische
eine
Erfahrung
überhaupt
zum
Grunde
legt
, so ist er doch nicht aus irgendeiner
besonderen
Beschaffenheit
derselben
,
sondern
aus
reinen
Vernunftprinzipien
, in
Beziehung
auf eine durchs
empirische
Bewußtsein
überhaupt
gegebene
Existenz
,
geführt
und
verläßt
sogar diese
Anleitung
, um sich auf
lauter
reine
Begriffe
zu
stützen
. Was ist nun in diesen
transzendentalen
Beweisen
die
Ursache
des
dialektischen
, aber
natürlichen
Scheins
,
welcher
die
Begriffe
der
Notwendigkeit
und
höchsten
Realität
verknüpft
, und
dasjenige
, was doch nur
Idee
sein
kann,
realisiert
und
hypostasiert
? Was ist die
Ursache
der
Unvermeidlichkeit
, etwas als an sich
notwendig
unter den
existierenden
Dingen
anzunehmen
, und doch
zugleich
vor
dem
Dasein
eines
solchen
Wesens
als einem
Abgrunde
zurückzubeben
, und wie
fängt
man es an, daß sich die
Vernunft
hierüber
selbst
verstehe
, und aus dem
schwankenden
Zustande
eines
schüchternen
, und immer
wiederum
zurückgenommenen
Beifalls
, zur
ruhigen
Einsicht
gelange
?
Es ist etwas
überaus
Merkwürdiges
, daß, wenn man
voraussetzt
, etwas
existiere
, man der
Folgerung
nicht
Umgang
haben kann, daß auch
irgend
etwas
notwendigerweise
existiere
. Auf diesem
ganz
natürlichen
(
obzwar
darum noch nicht
sicheren
)
Schlusse
beruhte
das
kosmologische
Argument
.
Dagegen
mag
ich einen
Begriff
von einem
Dinge
annehmen
,
welchen
ich will, so
finde
ich, daß
sein
Dasein
niemals
von mir als
schlechterdings
notwendig
vorgestellt
werden
könne
, und daß mich nichts
hindere
, es
mag
existieren
was
da
wolle
, das
Nichtsein
desselben
zu
denken
,
mithin
ich zwar zu dem
Existierenden
überhaupt
etwas
Notwendiges
annehmen
müsse
, kein
einziges
Ding
aber selbst als an sich
notwendig
denken
könne
. Das
heißt
: ich kann das
Zurückgehen
zu den
Bedingungen
des
Existierens
niemals
vollenden
, ohne ein
notwendiges
Wesen
anzunehmen
, ich kann aber von demselben
niemals
anfangen
.
Wenn ich zu
existierenden
Dingen
überhaupt
etwas
Notwendiges
denken
muß
, kein
Ding
aber an sich selbst als
notwendig
zu
denken
befugt
bin, so
folgt
daraus
unvermeidlich
, daß
Notwendigkeit
und
Zufälligkeit
nicht die
Dinge
selbst
angehen
und
treffen
müsse
, weil sonst ein
Widerspruch
vorgehen
würde
;
mithin
keiner dieser
beiden
Grundsätze
objektiv
sei
,
sondern
sie
allenfalls
nur
subjektive
Prinzipien
der
Vernunft
sein
können
,
nämlich
einerseits
zu allem, was als
existierend
gegeben
ist, etwas zu
suchen
, das
notwendig
ist,
d.i.
niemals
anderswo
als bei einer
a
priori
vollendeten
Erklärung
aufzuhören
,
andererseits
aber auch diese
Vollendung
niemals
zu
hoffen
,
d.i.
nichts
Empirisches
als
unbedingt
anzunehmen
, und sich
dadurch
fernerer
Ableitung
zu
überheben
. In
solcher
Bedeutung
können
beide
Grundsätze
als
bloß
heuristisch
und
regulativ
, die nichts als das
formale
Interesse
der
Vernunft
besorgen
,
ganz
wohl
beieinander
bestehen
.
Denn
der eine
sagt
, ihr
sollt
so über die
Natur
philosophieren
, als ob es zu allem, was zur
Existenz
gehört
, einen
notwendigen
ersten
Grund
gebe
,
lediglich
um
systematische
Einheit
in eure
Erkenntnis
zu
bringen
,
indem
ihr einer
solchen
Idee
,
nämlich
einem
eingebildeten
obersten
Grunde
,
nachgeht
: der
andere
aber
warnt
euch
, keine
einzige
Bestimmung
, die die
Existenz
der
Dinge
betrifft
,
für
einen
solchen
obersten
Grund
,
d.i.
als
absolut
notwendig
anzunehmen
,
sondern
euch
noch immer den
Weg
zur
ferneren
Ableitung
offen
zu
erhalten
, und sie daher
jederzeit
noch als
bedingt
zu
behandeln
. Wenn aber von uns alles, was an den
Dingen
wahrgenommen
wird, als
bedingt
notwendig
betrachtet
werden
muß
: so kann auch kein
Ding
(das
empirisch
gegeben
sein
mag
) als
absolut
notwendig
angesehen
werden.
Es
folgt
aber
hieraus
, daß ihr das
absolut
Notwendige
außerhalb
der
Welt
annehmen
müßt
; weil es nur zu einem
Prinzip
der
größtmöglichen
Einheit
der
Erscheinungen
, als deren
oberster
Grund
,
dienen
soll
, und ihr in der
Welt
niemals
dahin
gelangen
könnt
, weil die
zweite
Regel
euch
gebietet
, alle
empirischen
Ursachen
der
Einheit
jederzeit
als
abgeleitet
anzusehen
.
Die
Philosophen
des
Altertums
sehen
alle
Form
der
Natur
als
zufällig
, die
Materie
aber, nach dem
Urteile
der
gemeinen
Vernunft
, als
ursprünglich
und
notwendig
an.
Würden
sie aber die
Materie
nicht als
Substratum
der
Erscheinungen
respektive
sondern
an sich selbst ihrem
Dasein
nach
betrachtet
haben, so
wäre
die
Idee
der
absoluten
Notwendigkeit
sogleich
verschwunden
.
Denn
es ist nichts, was die
Vernunft
an dieses
Dasein
schlechthin
bindet
,
sondern
sie kann
solches
,
jederzeit
und ohne
Widerstreit
, in
Gedanken
aufheben
; in
Gedanken
aber
lag
auch allein die
absolute
Notwendigkeit
. Es
mußte
also bei dieser
Überredung
ein
gewisses
regulatives
Prinzip
zum
Grunde
liegen
. In der
Tat
ist auch
Ausdehnung
und
Undurchdringlichkeit
(die
zusammen
den
Begriff
von
Materie
ausmachen
) das
oberste
empirische
Prinzipium
der
Einheit
der
Erscheinungen
, und hat,
sofern
als es
empirisch
unbedingt
ist, eine
Eigenschaft
des
regulativen
Prinzips
an sich.
Gleichwohl
,
da
jede
Bestimmung
der
Materie
,
welche
das
Reale
derselben
ausmacht
,
mithin
auch die
Undurchdringlichkeit
, eine
Wirkung
(
Handlung
) ist, die ihre
Ursache
haben
muß
, und daher immer noch
abgeleitet
ist, so
schickt
sich die
Materie
doch nicht zur
Idee
eines
notwendigen
Wesens
, als eines
Prinzips
aller
abgeleiteten
Einheit
; weil jede ihrer
realen
Eigenschaften
, als
abgeleitet
, nur
bedingt
notwendig
ist, und also an sich
aufgehoben
werden kann, hiermit aber das
ganze
Dasein
der
Materie
aufgehoben
werden
würde
, wenn dieses aber nicht
geschähe
, wir den
höchsten
Grund
der
Einheit
empirisch
erreicht
haben
würden
,
welches
durch das
zweite
regulative
Prinzip
verboten
wird, so
folgt
: daß die
Materie
, und
überhaupt
, was zur
Welt
gehörig
ist, zu der
Idee
eines
notwendigen
Urwesens
, als eines
bloßen
Prinzips
der
größten
empirischen
Einheit
, nicht
schicklich
sei
,
sondern
daß es
außerhalb
der
Welt
gesetzt
werden
müsse
,
da
wir
denn
die
Erscheinungen
der
Welt
und ihr
Dasein
immer
getrost
von
anderen
ableiten
können
, als ob es kein
notwendiges
Wesen
gäbe
, und
dennoch
zu der
Vollständigkeit
der
Ableitung
unaufhörlich
streben
können
, als ob ein
solches
, als ein
oberster
Grund
,
vorausgesetzt
wäre
.
Das
Ideal
des
höchsten
Wesens
ist nach diesen
Betrachtungen
nichts
anderes
, als ein
regulatives
Prinzip
der
Vernunft
, alle
Verbindung
in der
Welt
so
anzusehen
, als ob sie aus einer
allgenugsamen
notwendigen
Ursache
entspränge
, um darauf die
Regel
einer
systematischen
und nach
allgemeinen
Gesetzen
notwendigen
Einheit
in der
Erklärung
derselben
zu
gründen
, und ist nicht eine
Behauptung
einer an sich
notwendigen
Existenz
. Es ist aber
zugleich
unvermeidlich
, sich,
vermittelst
einer
transzendentalen
Subreption
, dieses
formale
Prinzip
als
konstitutiv
vorzustellen
, und sich diese
Einheit
hypostatisch
zu
denken
.
Denn
, so wie der
Raum
, weil er alle
Gestalten
, die
lediglich
verschiedene
Einschränkungen
desselben
sind,
ursprünglich
möglich
macht
, ob er
gleich
nur ein
Prinzipium
der
Sinnlichkeit
, ist
dennoch
eben
darum
für
ein
schlechterdings
notwendiges
für
sich
bestehendes
Etwas und einen
a
priori
an sich selbst
gegebenen
Gegenstand
gehalten
wird, so
geht
es auch
ganz
natürlich
zu, daß,
da
die
systematische
Einheit
der
Natur
auf
keinerlei
Weise
zum
Prinzip
des
empirischen
Gebrauchs
unserer
Vernunft
aufgestellt
werden kann, als
sofern
wir die
Idee
eines
allerrealsten
Wesens
, als der
obersten
Ursache
, zum
Grunde
legen
, diese
Idee
dadurch
als ein
wirklicher
Gegenstand
, und dieser
wiederum
, weil er die
oberste
Bedingung
ist, als
notwendig
vorgestellt
,
mithin
ein
regulatives
Prinzip
in ein
konstitutives
verwandelt
werde
;
welche
Unterschiebung
sich
dadurch
offenbart
, daß, wenn ich nun dieses
oberste
Wesen
,
welches
respektiv
auf die
Welt
schlechthin
(
unbedingt
)
notwendig
war, als
Ding
für
sich
betrachte
, diese
Notwendigkeit
keines
Begriffs
fähig
ist, und also nur als
formale
Bedingung
des
Denkens
, nicht aber als
materiale
und
hypostatische
Bedingung
des
Daseins
, in meiner
Vernunft
anzutreffen
gewesen
sein
müsse
.
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