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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Zweite Abteilung Die transzendentale Dialektik
Anhang zur transzendentalen Dialektik
Von dem regulativen Gebrauch der Ideen der reinen Vernunft
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Anhang
zur
transzendentalen
Dialektik
Von dem
regulativen
Gebrauch
der
Ideen
der
reinen
Vernunft
Der
Ausgang
aller
dialektischen
Versuche
der
reinen
Vernunft
bestätigt
nicht allein, was wir schon in der
transzendentalen
Analytik
bewiesen
,
nämlich
daß alle
unsere
Schlüsse
, die uns über das
Feld
möglicher
Erfahrung
hinausführen
wollen
,
trüglich
und
grundlos
seien
;
sondern
er
lehrt
uns
zugleich
dieses
Besondere
: daß die
menschliche
Vernunft
dabei einen
natürlichen
Hang
habe, diese
Grenze
zu
überschreiten
, daß
transzendentale
Ideen
ihr
ebenso
natürlich
seien
, als dem
Verstande
die
Kategorien
, obgleich mit dem
Unterschiede
, daß, so wie die
letzteren
zur
Wahrheit
,
d.i.
der
Übereinstimmung
unserer
Begriffe
mit dem
Objekte
führen
, die
ersteren
einen
bloßen
, aber
unwiderstehlichen
Schein
bewirken
, dessen
Täuschung
man
kaum
durch die
schärfste
Kritik
abhalten
kann.
Alles, was in der
Natur
unserer
Kräfte
gegründet
ist,
muß
zweckmäßig
und mit dem
richtigen
Gebrauche
derselben
einstimmig
sein
, wenn wir nur einen
gewissen
Mißverstand
verhüten
und die
eigentliche
Richtung
derselben
ausfindig
machen
können
. Also werden die
transzendentalen
Ideen
allem
Vermuten
nach ihren
guten
und
folglich
immanenten
Gebrauch
haben, obgleich, wenn ihre
Bedeutung
verkannt
und sie
für
Begriffe
von
wirklichen
Dingen
genommen
werden, sie
transzendent
in der
Anwendung
und
eben
darum
trüglich
sein
können
.
Denn
nicht die
Idee
an sich selbst,
sondern
bloß
ihr
Gebrauch
kann, entweder in
Ansehung
der
gesamten
möglichen
Erfahrung
überfliegend
(
transzendent
), oder
einheimisch
(
immanent
)
sein
, nachdem man sie entweder
geradezu
auf einen ihr
vermeintlich
entsprechenden
Gegenstand
, oder nur auf den
Verstandesgebrauch
überhaupt
, in
Ansehung
der
Gegenstände
, mit
welchen
er zu tun hat,
richtet
, und alle
Fehler
der
Subreption
sind
jederzeit
einem
Mangel
der
Urteilskraft
,
niemals
aber dem
Verstande
oder der
Vernunft
zuzuschreiben
.
Die
Vernunft
bezieht
sich
niemals
geradezu
auf einen
Gegenstand
,
sondern
lediglich
auf den
Verstand
, und
vermittelst
desselben
auf ihren
eigenen
empirischen
Gebrauch
,
schafft
also keine
Begriffe
(von
Objekten
),
sondern
ordnet
sie nur, und
gibt
ihnen
diejenige
Einheit
,
welche
sie in ihrer
größtmöglichen
Ausbreitung
haben
können
,
d.i.
in
Beziehung
auf die
Totalität
der
Reihen
, als auf
welche
der
Verstand
gar
nicht
sieht
,
sondern
nur auf
diejenige
Verknüpfung
,
dadurch
allerwärts
Reihen
der
Bedingungen
nach
Begriffen
zustande
kommen
. Die
Vernunft
hat also
eigentlich
nur den
Verstand
und dessen
zweckmäßige
Anstellung
zum
Gegenstande
, und, wie dieser das
Mannigfaltige
im
Objekt
durch
Begriffe
vereinigt
, so
vereinigt
jene
ihrerseits
das
Mannigfaltige
der
Begriffe
durch
Ideen
,
indem
sie eine
gewisse
kollektive
Einheit
zum
Ziele
der
Verstandeshandlungen
setzt
,
welche
sonst nur mit der
distributiven
Einheit
beschäftigt
sind.
Ich
behaupte
demnach
: die
transzendentalen
Ideen
sind
niemals
von
konstitutivem
Gebrauche
, so, daß
dadurch
Begriffe
gewisser
Gegenstände
gegeben
würden
, und in dem
Falle
, daß man sie so
versteht
, sind es
bloß
vernünftelnde
(
dialektische
)
Begriffe
.
Dagegen
aber haben sie einen
vortrefflichen
und
unentbehrlich
notwendigen
regulativen
Gebrauch
,
nämlich
den
Verstand
zu einem
gewissen
Ziele
zu
richten
, in
Aussicht
auf
welches
die
Richtungslinien
aller seiner
Regeln
in einen
Punkt
zusammenlaufen
, der, ob er zwar nur eine
Idee
(
focus
imaginarius
),
d.i.
ein
Punkt
ist, aus
welchem
die
Verstandesbegriffe
wirklich
nicht
ausgehen
,
indem
er
ganz
außerhalb
den
Grenzen
möglicher
Erfahrung
liegt
,
dennoch
dazu
dient
, ihnen die
größte
Einheit
neben der
größten
Ausbreitung
zu
verschaffen
. Nun
entspringt
uns zwar
hieraus
die
Täuschung
, als wenn diese
Richtungslinien
von einem
Gegenstande
selbst, der
außer
dem
Felde
empirisch
möglicher
Erkenntnis
läge
,
ausgeschlossen
wären
(so wie die
Objekte
hinter der
Spiegelfläche
gesehen
werden), allein diese
Illusion
(
welche
man doch
hindern
kann, daß sie nicht
betrügt
,) ist
gleichwohl
unentbehrlich
notwendig
, wenn wir
außer
den
Gegenständen
, die uns
vor
Augen
sind, auch
diejenigen
zugleich
sehen
wollen
, die
weit
davon uns im
Rücken
liegen
,
d.i.
wenn wir, in unserem
Falle
, den
Verstand
über jede
gegebene
Erfahrung
(dem
Teile
der
gesamten
möglichen
Erfahrung
) hinaus,
mithin
auch zur
größtmöglichen
und
äußersten
Erweiterung
abrichten
wollen
.
Übersehen
wir
unsere
Verstandeserkenntnisse
in ihrem
ganzen
Umfange
, so
finden
wir, daß
dasjenige
, was
Vernunft
ganz
eigentümlich
darüber
verfügt
und
zustande
zu
bringen
sucht
, das
Systematische
der
Erkenntnis
sei
,
d.i.
der
Zusammenhang
derselben
aus einem
Prinzip
. Diese
Vernunfteinheit
setzt
jederzeit
eine
Idee
voraus
,
nämlich
die von der
Form
eines
Ganzen
der
Erkenntnis
,
welches
vor
der
bestimmten
Erkenntnis
der
Teile
vorhergeht
und die
Bedingungen
enthält
, jedem
Teile
seine
Stelle
und
Verhältnis
zu den
übrigen
a
priori
zu
bestimmen
. Diese
Idee
postuliert
demnach
vollständige
Einheit
der
Verstandeserkenntnis
,
wodurch
diese nicht
bloß
ein
zufälliges
Aggregat
,
sondern
ein nach
notwendigen
Gesetzen
zusammenhängendes
System
wird. Man kann
eigentlich
nicht
sagen
, daß diese
Idee
ein
Begriff
vom
Objekte
sei
,
sondern
von der
durchgängigen
Einheit
dieser
Begriffe
,
sofern
dieselbe
dem
Verstande
zur
Regel
dient
.
Dergleichen
Vernunftbegriffe
werden nicht aus der
Natur
geschöpft
,
vielmehr
befragen
wir die
Natur
nach diesen
Ideen
, und
halten
unsere
Erkenntnis
für
mangelhaft
,
solange
sie
denselben
nicht
adäquat
ist. Man
gesteht
: daß sich
schwerlich
reine
Erde
,
reines
Wasser
,
reine
Luft
usw
.
finde
.
Gleichwohl
hat man die
Begriffe
davon doch
nötig
(die also, was die
völlige
Reinigkeit
betrifft
, nur in der
Vernunft
ihren
Ursprung
haben), um den
Anteil
, den jede dieser
Naturursachen
an der
Erscheinung
hat,
gehörig
zu
bestimmen
, und so
bringt
man alle
Materien
auf die
Erden
(
gleichsam
die
bloße
Last
),
Salze
und
brennliche
Wesen
(als die
Kraft
),
endlich
auf
Wasser
und
Luft
als
Vehikeln
(
gleichsam
Maschinen
,
vermittelst
deren die
vorigen
wirken
), um nach der
Idee
eines
Mechanismus
die
chemischen
Wirkungen
der
Materien
untereinander
zu
erklären
.
Denn
,
wiewohl
man sich nicht
wirklich
so
ausdrückt
, so ist doch ein
solcher
Einfluß
der
Vernunft
auf die
Einteilungen
der
Naturforscher
sehr
leicht
zu
entdecken
.
Wenn die
Vernunft
ein
Vermögen
ist, das
Besondere
aus dem
Allgemeinen
abzuleiten
, so ist entweder das
Allgemeine
schon an sich
gewiß
und
gegeben
, und
alsdann
erfordert
es nur
Urteilskraft
zur
Subsumtion
, und das
Besondere
wird
dadurch
notwendig
bestimmt
. Dieses will ich den
apodiktischen
Gebrauch
der
Vernunft
nennen
. Oder das
Allgemeine
wird nur
problematisch
angenommen
, und ist eine
bloße
Idee
, das
Besondere
ist
gewiß
, aber die
Allgemeinheit
der
Regel
zu dieser
Folge
ist noch ein
Problem
; so werden mehrere
besondere
Fälle
, die
insgesamt
gewiß
sind, an der
Regel
versucht
, ob sie daraus
fließen
, und in diesem
Falle
, wenn es den
Anschein
hat, daß alle
anzugebenden
besonderen
Fälle
daraus
abfolgen
, wird auf die
Allgemeinheit
der
Regel
, aus dieser aber nachher auf alle
Fälle
, die auch an sich nicht
gegeben
sind,
geschlossen
. Diesen will ich den
hypothetischen
Gebrauch
der
Vernunft
nennen
.
Der
hypothetische
Gebrauch
der
Vernunft
aus zum
Grunde
gelegten
Ideen
, als
problematischer
Begriffe
, ist
eigentlich
nicht
konstitutiv
,
nämlich
nicht so
beschaffen
, daß
dadurch
, wenn man nach aller
Strenge
urteilen
will, die
Wahrheit
der
allgemeinen
Regel
, die als
Hypothese
angenommen
worden
,
folge
;
denn
wie will man alle
möglichen
Folgen
wissen
, die,
indem
sie aus demselben
angenommenen
Grundsatze
folgen
, seine
Allgemeinheit
beweisen
?
Sondern
er ist nur
regulativ
, um
dadurch
,
soweit
als es
möglich
ist,
Einheit
in die
besonderen
Erkenntnisse
zu
bringen
, und die
Regel
dadurch
der
Allgemeinheit
zu
nähern
.
Der
hypothetische
Vernunftgebrauch
geht
also auf die
systematische
Einheit
der
Verstandeserkenntnisse
, diese aber ist der
Probierstein
der
Wahrheit
der
Regeln
.
Umgekehrt
ist die
systematische
Einheit
(als
bloße
Idee
)
lediglich
nur
projektierte
Einheit
, die man an sich nicht als
gegeben
,
sondern
nur als
Problem
ansehen
muß
;
welche
aber dazu
dient
, zu dem
Mannigfaltigen
und
besonderen
Verstandesgebrauche
ein
Prinzipium
zu
finden
, und diesen
dadurch
auch über die
Fälle
, die nicht
gegeben
sind, zu
leiten
und
zusammenhängend
zu
machen
.
Man
sieht
aber
hieraus
nur, daß die
systematische
oder
Vernunfteinheit
der
mannigfaltigen
Verstandeserkenntnis
ein
logisches
Prinzip
sei
, um,
da
wo der
Verstand
allein nicht zu
Regeln
hinlangt
,
ihm
durch
Ideen
fortzuhelfen
, und
zugleich
der
Verschiedenheit
seiner
Regeln
Einhelligkeit
unter einem
Prinzip
(
systematische
) und
dadurch
Zusammenhang
zu
verschaffen
,
soweit
als es sich tun
läßt
. Ob aber die
Beschaffenheit
der
Gegenstände
, oder die
Natur
des
Verstandes
, der sie als solche
erkennt
, an sich zur
systematischen
Einheit
bestimmt
sei
, und ob man diese
a
priori
, auch ohne
Rücksicht
auf ein
solches
Interesse
der
Vernunft
in
gewisser
Maaße
postulieren
, und also
sagen
könne
: alle
möglichen
Verstandeserkenntnisse
(darunter die
empirischen
) haben
Vernunfteinheit
, und
stehen
unter
gemeinschaftlichen
Prinzipien
,
woraus
sie,
unerachtet
ihrer
Verschiedenheit
,
abgeleitet
werden
können
; das
würde
ein
transzendentaler
Grundsatz
der
Vernunft
sein
,
welcher
die
systematische
Einheit
nicht
bloß
subjektiv-
und
logisch-
, als
Methode
,
sondern
objektiv
notwendig
machen
würde
.
Wir
wollen
dieses durch einen
Fall
des
Vernunftgebrauchs
erläutern
. Unter die
verschiedenen
Arten
von
Einheit
nach
Begriffen
des
Verstandes
gehört
auch die der
Kausalität
einer
Substanz
,
welche
Kraft
genannt
wird. Die
verschiedenen
Erscheinungen
eben
derselben
Substanz
zeigen
beim
ersten
Anblicke
soviel
Ungleichartigkeit
, daß man daher
anfänglich
beinahe
so
vielerlei
Kräfte
derselben
annehmen
muß
, als
Wirkungen
sich
hervortun
, wie in dem
menschlichen
Gemüte
die
Empfindung
,
Bewußtsein
,
Einbildung
,
Erinnerung
,
Witz
,
Unterscheidungskraft
,
Lust
,
Begierde
usw
.
Anfänglich
gebietet
eine
logische
Maxime
, diese
anscheinende
Verschiedenheit
soviel als
möglich
dadurch
zu
verringern
, daß man durch
Vergleichung
die
versteckte
Identität
entdecke
, und
nachsehe
, ob nicht
Einbildung
, mit
Bewußtsein
verbunden
,
Erinnerung
,
Witz
,
Unterscheidungskraft
, vielleicht
gar
Verstand
und
Vernunft
sei
. Die
Idee
einer
Grundkraft
, von
welcher
aber die
Logik
gar
nicht
ausmittelt
, ob es
dergleichen
gebe
, ist
wenigstens
das
Problem
einer
systematischen
Vorstellung
der
Mannigfaltigkeit
von
Kräften
. Das
logische
Vernunftprinzip
erfordert
diese
Einheit
soweit
als
möglich
zustande
zu
bringen
, und
je
mehr die
Erscheinungen
der einen und
anderen
Kraft
unter sich
identisch
gefunden
werden,
desto
wahrscheinlicher
wird es, daß sie nichts, als
verschiedene
Äußerungen
einer und
derselben
Kraft
seien
,
welche
(
komparativ
) ihre
Grundkraft
heißen
kann.
Ebenso
verfährt
man mit den
übrigen
.
Die
komparativen
Grundkräfte
müssen
wiederum
untereinander
verglichen
werden, um sie
dadurch
, daß man ihre
Einhelligkeit
entdeckt
, einer
einzigen
radikalen
,
d.i.
absoluten
Grundkraft
nahe
zu
bringen
. Diese
Vernunfteinheit
aber ist
bloß
hypothetisch
. Man
behauptet
nicht, daß eine solche in der
Tat
angetroffen
werden
müsse
,
sondern
, daß man sie
zugunsten
der
Vernunft
,
nämlich
zu
Errichtung
gewisser
Prinzipien
,
für
die
mancherlei
Regeln
, die die
Erfahrung
an die
Hand
geben
mag
,
suchen
, und, wo es sich tun
läßt
, auf solche
Weise
systematische
Einheit
ins
Erkenntnis
bringen
müsse
.
Es
zeigt
sich aber, wenn man auf den
transzendentalen
Gebrauch
des
Verstandes
achthat
, daß diese
Idee
einer
Grundkraft
überhaupt
, nicht
bloß
als
Problem
zum
hypothetischen
Gebrauche
bestimmt
sei
,
sondern
objektive
Realität
vorgebe
,
dadurch
die
systematische
Einheit
der
mancherlei
Kräfte
einer
Substanz
postuliert
und ein
apodiktisches
Vernunftprinzip
errichtet
wird.
Denn
, ohne daß wir
einmal
die
Einhelligkeit
der
mancherlei
Kräfte
versucht
haben, ja selbst wenn es uns nach
allen
Versuchen
mißlingt
, sie zu
entdecken
,
setzen
wir doch
voraus
: es
werde
eine solche
anzutreffen
sein
, und dieses nicht allein, wie in dem
angeführten
Falle
, wegen der
Einheit
der
Substanz
,
sondern
, wo so
gar
viele,
obzwar
in
gewissem
Grade
gleichartige
,
angetroffen
werden, wie an der
Materie
überhaupt
,
setzt
die
Vernunft
systematische
Einheit
mannigfaltiger
Kräfte
voraus
,
da
besondere
Naturgesetze
unter
allgemeineren
stehen
, und die
Ersparung
der
Prinzipien
nicht
bloß
ein
ökonomischer
Grundsatz
der
Vernunft
,
sondern
inneres
Gesetz
der
Natur
wird.
In der
Tat
ist auch nicht
abzusehen
, wie ein
logisches
Prinzip
der
Vernunfteinheit
der
Regeln
stattfinden
könne
, wenn nicht ein
transzendentales
vorausgesetzt
würde
, durch
welches
eine solche
systematische
Einheit
, als den
Objekten
selbst
anhängend
,
a
priori
als
notwendig
angenommen
wird.
Denn
mit
welcher
Befugnis
kann die
Vernunft
im
logischen
Gebrauche
verlangen
, die
Mannigfaltigkeit
der
Kräfte
,
welche
uns die
Natur
zu
erkennen
gibt
, als eine
bloß
versteckte
Einheit
zu
behandeln
, und sie aus irgendeiner
Grundkraft
, soviel an ihr ist,
abzuleiten
, wenn es ihr
freistände
zuzugeben
, daß es
ebensowohl
möglich
sei
, alle
Kräfte
wären
ungleichartig
, und die
systematische
Einheit
ihrer
Ableitung
der
Natur
nicht
gemäß
?
denn
alsdann
würde
sie
gerade
wider ihre
Bestimmung
verfahren
,
indem
sie sich eine
Idee
zum
Ziele
setzte
, die der
Natureinrichtung
ganz
widerspräche
. Auch kann man nicht
sagen
, sie habe zuvor von der
zufälligen
Beschaffenheit
der
Natur
diese
Einheit
nach
Prinzipien
der
Vernunft
abgenommen
.
Denn
das
Gesetz
der
Vernunft
, sie zu
suchen
, ist
notwendig
, weil wir ohne
dasselbe
gar
keine
Vernunft
, ohne diese aber
keinen
zusammenhängenden
Verstandesgebrauch
, und in dessen
Ermanglung
kein
zureichendes
Merkmal
empirischer
Wahrheit
haben
würden
, und wir also in
Ansehung
des
letzteren
die
systematische
Einheit
der
Natur
durchaus
als
objektiv
gültig
und
notwendig
voraussetzen
müssen
.
Wir
finden
diese
transzendentale
Voraussetzung
auch auf eine
bewundernswürdige
Weise
in den
Grundsätzen
der
Philosophen
versteckt
,
wiewohl
sie solche darin nicht immer
erkannt
, oder sich selbst
gestanden
haben. Daß alle
Mannigfaltigkeiten
einzelner
Dinge
die
Identität
der
Art
nicht
ausschließen
; daß die
mancherlei
Arten
nur als
verschiedentliche
Bestimmungen
von
wenigen
Gattungen
, diese aber von noch
höheren
Geschlechtern
usw
.
behandelt
werden
müssen
; daß also eine
gewisse
systematische
Einheit
aller
möglichen
empirischen
Begriffe
,
sofern
sie von
höheren
und
allgemeineren
abgeleitet
werden
können
,
gesucht
werden
müsse
; ist eine
Schulregel
oder
logisches
Prinzip
, ohne
welches
kein
Gebrauch
der
Vernunft
stattfände
, weil wir nur
sofern
vom
Allgemeinen
aufs
Besondere
schließen
können
, als
allgemeine
Eigenschaften
der
Dinge
zum
Grunde
gelegt
werden, unter denen die
besonderen
stehen
.
Daß aber auch in der
Natur
eine solche
Einhelligkeit
angetroffen
werde
,
setzen
die
Philosophen
in der
bekannten
Schulregel
voraus
: daß man die
Anfänge
(
Prinzipien
) nicht ohne
Not
vervielfältigen
müsse
(
entia
praeter
necessitatem
non
esse
multiplicanda
).
Dadurch
wird
gesagt
: daß die
Natur
der
Dinge
selbst zur
Vernunfteinheit
Stoff
darbiete
, und die
anscheinende
unendliche
Verschiedenheit
dürfe
uns nicht
abhalten
, hinter ihr
Einheit
der
Grundeigenschaften
zu
vermuten
, von
welchen
die
Mannigfaltigkeit
nur durch mehrere
Bestimmung
abgeleitet
werden kann. Dieser
Einheit
, ob sie
gleich
eine
bloße
Idee
ist, ist man zu
allen
Zeiten
so
eifrig
nachgegangen
, daß man
eher
Ursache
gefunden
, die
Begierde
nach ihr zu
mäßigen
, als sie
aufzumuntern
. Es war schon viel, daß die
Scheidekünstler
alle
Salze
auf zwei
Hauptgattungen
,
saure
und
laugenhafte
,
zurückführen
konnten
, sie
versuchen
sogar auch diesen
Unterschied
bloß
als eine
Varietät
oder
verschiedene
Äußerung
eines und
desselben
Grundstoffs
anzusehen
. Die
mancherlei
Arten
von
Erden
(den
Stoff
der
Steine
und sogar der
Metalle
) hat man nach und nach auf drei,
endlich
auf zwei, zu
bringen
gesucht
; allein damit noch nicht
zufrieden
,
können
sie sich des
Gedankens
nicht
entschlagen
, hinter diesen
Varietäten
dennoch
eine
einzige
Gattung
, ja
wohl
gar
zu diesen und den
Salzen
ein
gemeinschaftliches
Prinzip
zu
vermuten
. Man
möchte
vielleicht
glauben
, dieses
sei
ein
bloß
ökonomischer
Handgriff
der
Vernunft
, um sich soviel als
möglich
Mühe
zu
ersparen
, und ein
hypothetischer
Versuch
, der, wenn er
gelingt
, dem
vorausgesetzten
Erklärungsgrunde
eben
durch diese
Einheit
Wahrscheinlichkeit
gibt
. Allein eine solche
selbstsüchtige
Absicht
ist sehr
leicht
von der
Idee
zu
unterscheiden
, nach
welcher
jedermann
voraussetzt
, diese
Vernunfteinheit
sei
der
Natur
selbst
angemessen
, und daß die
Vernunft
hier nicht
bettle
,
sondern
gebiete
, obgleich ohne die
Grenzen
dieser
Einheit
bestimmen
zu
können
.
Wäre
unter den
Erscheinungen
, die sich uns
darbieten
, eine so
große
Verschiedenheit
, ich will nicht
sagen
der
Form
(
denn
darin
mögen
sie
einander
ähnlich
sein
),
sondern
dem
Inhalte
,
d.i.
der
Mannigfaltigkeit
existierender
Wesen
nach, daß auch der
allerschärfste
menschliche
Verstand
durch
Vergleichung
der einen mit der
anderen
nicht die
mindeste
Ähnlichkeit
ausfindig
machen
könnte
(ein
Fall
, der sich
wohl
denken
läßt
), so
würde
das
logische
Gesetz
der
Gattungen
ganz
und
gar
nicht
stattfinden
, und es
würde
selbst kein
Begriff
von
Gattung
, oder irgendein
allgemeiner
Begriff
, ja sogar kein
Verstand
stattfinden
, als der es
lediglich
mit
solchen
zu tun hat. Das
logische
Prinzip
der
Gattungen
setzt
also ein
transzendentales
voraus
, wenn es auf
Natur
(darunter ich hier nur
Gegenstände
, die uns
gegeben
werden,
verstehe
,)
angewandt
werden
soll
. Nach demselben wird in dem
Mannigfaltigen
einer
möglichen
Erfahrung
notwendig
Gleichartigkeit
vorausgesetzt
(ob wir
gleich
ihren
Grad
a
priori
nicht
bestimmen
können
), weil ohne
dieselbe
keine
empirischen
Begriffe
,
mithin
keine
Erfahrung
möglich
wäre
.
Dem
logischen
Prinzip
der
Gattungen
,
welches
Identität
postuliert
,
steht
ein
anderes
,
nämlich
das der
Arten
entgegen
,
welches
Mannigfaltigkeit
und
Verschiedenheiten
der
Dinge
,
unerachtet
ihrer
Übereinstimmung
unter
derselben
Gattung
,
bedarf
, und es dem
Verstande
zur
Vorschrift
macht
, auf diese nicht
weniger
als auf
jene
aufmerksam
zu
sein
. Dieser
Grundsatz
(der
Scharfsinnigkeit
, oder des
Unterscheidungsvermögens
)
schränkt
den
Leichtsinn
des
ersteren
(des
Witzes
) sehr ein, und die
Vernunft
zeigt
hier ein
doppeltes
,
einander
widerstreitendes
Interesse
,
einerseits
das
Interesse
des
Umfanges
(der
Allgemeinheit
) in
Ansehung
der
Gattungen
,
andererseits
des
Inhalts
(der
Bestimmtheit
), in
Absicht
auf die
Mannigfaltigkeit
der
Arten
, weil der
Verstand
im
ersteren
Falle
zwar viel unter seinen
Begriffen
, im
zweiten
aber
desto
mehr in
denselben
denkt
. Auch
äußert
sich dieses an der sehr
verschiedenen
Denkungsart
der
Naturforscher
, deren einige (die
vorzüglich
spekulativ
sind), der
Ungleichartigkeit
gleichsam
feind
, immer auf die
Einheit
der
Gattung
hinaussehen
, die
anderen
(
vorzüglich
empirische
Köpfe
) die
Natur
unaufhörlich
in so viel
Mannigfaltigkeit
zu
spalten
suchen
, daß man
beinahe
die
Hoffnung
aufgeben
müßte
, ihre
Erscheinungen
nach
allgemeinen
Prinzipien
zu
beurteilen
.
Dieser
letzteren
Denkungsart
liegt
offenbar
auch ein
logisches
Prinzip
zum
Grunde
,
welches
die
systematische
Vollständigkeit
aller
Erkenntnisse
zur
Absicht
hat, wenn ich, von der
Gattung
anhebend
, zu dem
Mannigfaltigen
, das darunter
enthalten
sein
mag
,
herabsteige
, und auf solche
Weise
dem
System
Ausbreitung
, wie im
ersteren
Falle
,
da
ich zur
Gattung
aufsteige
,
Einfalt
zu
verschaffen
suche
.
Denn
aus der
Sphäre
des
Begriffs
, der eine
Gattung
bezeichnet
, ist
ebensowenig
, wie aus dem
Raume
, den
Materie
einnehmen
kann, zu
ersehen
, wie
weit
die
Teilung
derselben
gehen
könne
. Daher jede
Gattung
verschiedene
Arten
, diese aber
verschiedene
Unterarten
erfordert
, und,
da
keine der
letzteren
stattfindet
, die nicht immer
wiederum
eine
Sphäre
(
Umfang
als
conceptus
communis
) hätte, so
verlangt
die
Vernunft
in ihrer
ganzen
Erweiterung
, daß keine
Art
als die
unterste
an sich selbst
angesehen
werde
, weil,
da
sie doch immer ein
Begriff
ist, der nur das, was
verschiedenen
Dingen
gemein
ist, in sich
enthält
, dieser nicht
durchgängig
bestimmt
,
mithin
auch nicht
zunächst
auf ein
Individuum
bezogen
sein
könne
,
folglich
jederzeit
andere
Begriffe
,
d.i.
Unterarten
, unter sich
enthalten
müsse
. Dieses
Gesetz
der
Spezifikation
könnte
so
ausgedrückt
werden:
entium
varietates
non
temere
esse
minuendas
.
Man
sieht
aber
leicht
, daß auch dieses
logische
Gesetz
ohne
Sinn
und
Anwendung
sein
würde
,
läge
nicht ein
transzendentales
Gesetz
der
Spezifikation
zum
Grunde
,
welches
zwar
freilich
nicht von den
Dingen
, die
unsere
Gegenstände
werden
können
, eine
wirkliche
Unendlichkeit
in
Ansehung
der
Verschiedenheiten
fordert
;
denn
dazu
gibt
das
logische
Prinzip
, als
welches
lediglich
die
Unbestimmtheit
der
logischen
Sphäre
in
Ansehung
der
möglichen
Einteilung
behauptet
,
keinen
Anlaß
; aber
dennoch
dem
Verstande
auferlegt
, unter jeder
Art
, die uns
vorkommt
,
Unterarten
, und zu jeder
Verschiedenheit
kleinere
Verschiedenheiten
zu
suchen
.
Denn
,
würde
es keine
niederen
Begriffe
geben
, so
gäbe
es auch keine
höheren
. Nun
erkennt
der
Verstand
alles nur durch
Begriffe
:
folglich
,
soweit
er in der
Einteilung
reicht
,
niemals
durch
bloße
Anschauung
,
sondern
immer
wiederum
durch
niedere
Begriffe
. Die
Erkenntnis
der
Erscheinungen
in ihrer
durchgängigen
Bestimmung
(
welche
nur durch
Verstand
möglich
ist)
fordert
eine
unaufhörlich
fortzusetzende
Spezifikation
seiner
Begriffe
, und einen
Fortgang
zu immer noch
bleibenden
Verschiedenheiten
,
wovon
in dem
Begriffe
der
Art
, und noch mehr dem der
Gattung
,
abstrahiert
worden
.
Auch kann dieses
Gesetz
der
Spezifikation
nicht von der
Erfahrung
entlehnt
sein
;
denn
diese kann keine so
weitgehende
Eröffnungen
geben
. Die
empirische
Spezifikation
bleibt
in der
Unterscheidung
des
Mannigfaltigen
bald
stehen
, wenn sie nicht durch das schon
vorhergehende
transzendentale
Gesetz
der
Spezifikation
, als ein
Prinzip
der
Vernunft
,
geleitet
worden
, solche zu
suchen
, und sie noch immer zu
vermuten
, wenn sie sich
gleich
nicht den
Sinnen
offenbart
. Daß
absorbierende
Erden
nach
verschiedener
Art
(
Kalk-
und
muriatische
Erden
) sind,
bedurfte
zur
Entdeckung
eine
zuvorkommende
Regel
der
Vernunft
,
welche
dem
Verstande
es zur
Aufgabe
machte
, die
Verschiedenheit
zu
suchen
,
indem
sie die
Natur
so
reichhaltig
voraussetzte
, sie zu
vermuten
.
Denn
wir haben
ebensowohl
nur unter
Voraussetzung
der
Verschiedenheiten
in der
Natur
Verstand
, als unter der
Bedingung
, daß ihre
Objekte
Gleichartigkeit
an sich haben, weil
eben
die
Mannigfaltigkeit
desjenigen
, was unter einem
Begriffe
zusammengefaßt
werden kann, den
Gebrauch
dieses
Begriffs
, und die
Beschäftigung
des
Verstandes
ausmacht
.
Die
Vernunft
bereitet
also dem
Verstande
sein
Feld
,
l
.durch ein
Prinzip
der
Gleichartigkeit
des
Mannigfaltigen
unter
höheren
Gattungen
, 2.durch einen
Grundsatz
der
Varietät
des
Gleichartigen
unter
niederen
Arten
; und um die
systematische
Einheit
zu
vollenden
,
fügt
sie 3.noch ein
Gesetz
der
Affinität
aller
Begriffe
hinzu,
welches
einen
kontinuierlichen
Übergang
von einer
jeden
Art
zu jeder
anderen
durch
stufenartiges
Wachstum
der
Verschiedenheit
gebietet
. Wir
können
sie die
Prinzipien
der
Homogenität
, der
Spezifikation
und der
Kontinuität
der
Formen
nennen
. Das
letztere
entspringt
dadurch
, daß man die zwei
ersteren
vereinigt
, nachdem man, sowohl im
Aufsteigen
zu
höheren
Gattungen
, als im
Herabsteigen
zu
niederen
Arten
, den
systematischen
Zusammenhang
in der
Idee
vollendet
hat;
denn
alsdann
sind alle
Mannigfaltigkeiten
untereinander
verwandt
, weil sie
insgesamt
durch alle
Grade
der
erweiterten
Bestimmung
von einer
einzigen
obersten
Gattung
abstammen
.
Man kann sich die
systematische
Einheit
unter den drei
logischen
Prinzipien
auf
folgende
Art
sinnlich
machen
. Man kann einen
jeden
Begriff
als einen
Punkt
ansehen
, der, als der
Standpunkt
eines
Zuschauers
, seinen
Horizont
hat,
d.i.
eine
Menge
von
Dingen
, die aus demselben
können
vorgestellt
und
gleichsam
überschaut
werden.
Innerhalb
diesem
Horizonte
muß
eine
Menge
von
Punkten
ins
Unendliche
angegeben
werden
können
, deren jeder
wiederum
seinen
engeren
Gesichtskreis
hat;
d.i.
jede
Art
enthält
Unterarten
, nach dem
Prinzip
der
Spezifikation
, und der
logische
Horizont
besteht
nur aus
kleineren
Horizonten
(
Unterarten
), nicht aber aus
Punkten
, die
keinen
Umfang
haben (
Individuen
). Aber zu
verschiedenen
Horizonten
,
d.i.
Gattungen
, die aus
ebensoviel
Begriffen
bestimmt
werden,
läßt
sich ein
gemeinschaftlicher
Horizont
, daraus man sie
insgesamt
als aus einem
Mittelpunkte
überschaut
,
gezogen
denken
,
welcher
die
höhere
Gattung
ist, bis
endlich
die
höchste
Gattung
der
allgemeine
und
wahre
Horizont
ist, der aus dem
Standpunkte
des
höchsten
Begriffs
bestimmt
wird, und alle
Mannigfaltigkeit
, als
Gattungen
,
Arten
und
Unterarten
, unter sich
befaßt
.
Zu diesem
höchsten
Standpunkte
führt
mich das
Gesetz
der
Homogenität
, zu
allen
niedrigen
und deren
größten
Varietät
das
Gesetz
der
Spezifikation
.
Da
aber auf solche
Weise
in dem
ganzen
Umfange
aller
möglichen
Begriffe
nichts
Leeres
ist, und
außer
demselben nichts
angetroffen
werden kann, so
entspringt
aus der
Voraussetzung
jenes
allgemeinen
Gesichtskreises
und der
durchgängigen
Einteilung
desselben
der
Grundsatz
:
non
datur
vacuum
formarum
,
d.i.
es
gibt
nicht
verschiedene
ursprüngliche
und
erste
Gattungen
, die
gleichsam
isoliert
und
voneinander
(durch einen
leeren
Zwischenraum
)
getrennt
wären
,
sondern
alle
mannigfaltigen
Gattungen
sind nur
Abteilungen
einer
einzigen
obersten
und
allgemeinen
Gattung
; und aus diesem
Grundsatze
dessen
unmittelbare
Folge
:
datur
continuum
formarum
,
d.i.
alle
Verschiedenheiten
der
Arten
grenzen
aneinander
und
erlauben
keinen
Übergang
zueinander
durch einen
Sprung
,
sondern
nur durch alle
kleineren
Grade
des
Unterschiedes
,
dadurch
man von einer zu der
anderen
gelangen
kann; mit einem
Worte
, es
gibt
keine
Arten
oder
Unterarten
, die
einander
(im
Begriffe
der
Vernunft
) die
nächsten
wären
,
sondern
es sind noch immer
Zwischenarten
möglich
, deren
Unterschied
von der
ersten
und
zweiten
kleiner
ist, als dieser ihr
Unterschied
voneinander
.
Das
erste
Gesetz
also
verhütet
die
Ausschweifung
in die
Mannigfaltigkeit
verschiedener
ursprünglichen
Gattungen
, und
empfiehlt
die
Gleichartigkeit
; das
zweite
schränkt
dagegen
diese
Neigung
zur
Einhelligkeit
wiederum
ein, und
gebietet
Unterscheidung
der
Unterarten
,
bevor
man sich mit seinem
allgemeinen
Begriffe
zu den
Individuen
wende
. Das
dritte
vereinigt
jene
beiden
,
indem
sie bei der
höchsten
Mannigfaltigkeit
dennoch
die
Gleichartigkeit
durch den
stufenartigen
Übergang
von einer
Spezies
zur
anderen
vorschreibt
,
welches
eine
Art
von
Verwandtschaft
der
verschiedenen
Zweige
anzeigt
,
insofern
sie
insgesamt
aus einem
Stamme
entsprossen
sind.
Dieses
logische
Gesetz
des
continui
specierum
(
formarum
logicarum
)
setzt
aber ein
transzendentales
voraus
(
lex
continui
in
natura
), ohne
welches
der
Gebrauch
des
Verstandes
durch
jene
Vorschrift
nur
irre
geleitet
werden
würde
,
indem
sie vielleicht einen der
Natur
gerade
entgegengesetzten
Weg
nehmen
würde
. Es
muß
also dieses
Gesetz
auf
reinen
transzendentalen
und nicht
empirischen
Gründen
beruhen
.
Denn
in dem
letzteren
Falle
würde
es
später
kommen
als die
Systeme
; es hat aber
eigentlich
das
Systematische
der
Naturerkenntnis
zuerst
hervorgebracht
. Es sind hinter diesen
Gesetzen
auch nicht etwa
Absichten
auf eine mit ihnen, als
bloßen
Versuchen
,
anzustellende
Probe
verborgen
, obwohl
freilich
dieser
Zusammenhang
, wo er
zutrifft
, einen
mächtigen
Grund
abgibt
, die
hypothetisch
ausgedachte
Einheit
für
gegründet
zu
halten
, und sie also auch in dieser
Absicht
ihren
Nutzen
haben,
sondern
man
sieht
es ihnen
deutlich
an, daß sie die
Sparsamkeit
der
Grundursachen
, die
Mannigfaltigkeit
der
Wirkungen
, und eine
daherrührende
Verwandtschaft
der
Glieder
der
Natur
an sich selbst
für
vernunftmäßig
und der
Natur
angemessen
urteilen
, und diese
Grundsätze
also
direkt
und nicht
bloß
als
Handgriffe
der
Methode
ihre
Empfehlung
bei sich
führen
.
Man
sieht
aber
leicht
, daß diese
Kontinuität
der
Formen
eine
bloße
Idee
sei
, der ein
kongruierender
Gegenstand
in der
Erfahrung
gar
nicht
aufgewiesen
werden kann, nicht allein um
deswillen
, weil die
Spezies
in der
Natur
wirklich
abgeteilt
sind, und daher an sich ein
quantum
discretum
ausmachen
müssen
, und, wenn der
stufenartige
Fortgang
in der
Verwandtschaft
derselben
kontinuierlich
wäre
, sie auch eine
wahre
Unendlichkeit
der
Zwischenglieder
, die
innerhalb
zweier
gegebener
Arten
lägen
,
enthalten
müßte
,
welches
unmöglich
ist:
sondern
auch, weil wir von diesem
Gesetz
gar
keinen
bestimmten
empirischen
Gebrauch
machen
können
,
indem
dadurch
nicht das
geringste
Merkmal
der
Affinität
angezeigt
wird, nach
welchem
und wie
weit
wir die
Gradfolge
ihrer
Verschiedenheit
zu
suchen
,
sondern
nichts weiter, als eine
allgemeine
Anzeige
, daß wir sie zu
suchen
haben.
Wenn wir die jetzt
angeführten
Prinzipien
ihrer
Ordnung
nach
versetzen
, um sie dem
Erfahrungsgebrauch
gemäß
zu
stellen
, so
würden
die
Prinzipien
der
systematischen
Einheit
etwa so
stehen
:
Mannigfaltigkeit
,
Verwandtschaft
und
Einheit
, jede
derselben
aber als
Ideen
im
höchsten
Grade
ihrer
Vollständigkeit
genommen
. Die
Vernunft
setzt
die
Verstandeserkenntnisse
voraus
, die
zunächst
auf
Erfahrung
angewandt
werden, und
sucht
ihre
Einheit
nach
Ideen
, die viel weiter
geht
, als
Erfahrung
reichen
kann. Die
Verwandtschaft
des
Mannigfaltigen
,
unbeschadet
seiner
Verschiedenheit
, unter einem
Prinzip
der
Einheit
,
betrifft
nicht
bloß
die
Dinge
,
sondern
weit
mehr noch die
bloßen
Eigenschaften
und
Kräfte
der
Dinge
. Daher, wenn uns
z
.
B
. durch eine (noch nicht
völlig
berichtigte
)
Erfahrung
der
Lauf
der
Planeten
als
kreisförmig
gegeben
ist, und wir
finden
Verschiedenheiten
, so
vermuten
wir sie in
demjenigen
, was den
Zirkel
nach einem
beständigen
Gesetze
durch alle
unendlichen
Zwischengrade
, zu einer dieser
abweichenden
Umläufe
abändern
kann,
d.i.
die
Bewegungen
der
Planeten
, die nicht
Zirkel
sind, werden etwa dessen
Eigenschaften
mehr oder
weniger
nahe
kommen
, und
fallen
auf die
Ellipse
. Die
Kometen
zeigen
eine noch
größere
Verschiedenheit
ihrer
Bahnen
,
da
sie (
soweit
Beobachtung
reicht
) nicht
einmal
im
Kreise
zurückkehren
; allein wir
raten
auf einen
parabolischen
Lauf
, der doch mit der
Ellipsis
verwandt
ist, und, wenn die
lange
Achse
der
letzteren
sehr
weit
gestreckt
ist, in
allen
unseren
Beobachtungen
von ihr nicht
unterschieden
werden kann. So
kommen
wir, nach
Anleitung
jener
Prinzipien
, auf
Einheit
der
Gattungen
dieser
Bahnen
in ihrer
Gestalt
,
dadurch
aber weiter auf
Einheit
der
Ursache
aller
Gesetze
ihrer
Bewegung
(die
Gravitation
), von
da
wir nachher
unsere
Eroberungen
ausdehnen
, und auch alle
Varietäten
und
scheinbare
Abweichungen
von
jenen
Regeln
aus demselben
Prinzip
zu
erklären
suchen
,
endlich
gar
mehr
hinzufügen
, als
Erfahrung
jemals
bestätigen
kann,
nämlich
, uns nach den
Regeln
der
Verwandtschaft
selbst
hyperbolische
Kometenbahnen
zu
denken
, in
welchen
diese
Körper
ganz
und
gar
unsere
Sonnenwelt
verlassen
, und,
indem
sie von
Sonne
zu
Sonne
gehen
, die
entfernteren
Teile
eines
für
uns
unbegrenzten
Weltsystems
, das durch eine und
dieselbe
bewegende
Kraft
zusammenhängt
, in ihrem
Laufe
vereinigen
.
Was bei diesen
Prinzipien
merkwürdig
ist, und uns auch allein
beschäftigt
, ist dieses: daß sie
transzendental
zu
sein
scheinen
, und, ob sie
gleich
bloße
Ideen
zur
Befolgung
des
empirischen
Gebrauchs
der
Vernunft
enthalten
, denen der
letztere
nur
gleichsam
asymptotisch
,
d.i.
bloß
annähernd
folgen
kann, ohne sie
jemals
zu
erreichen
, sie
gleichwohl
, als
synthetische
Sätze
a
priori
,
objektive
, aber
unbestimmte
Gültigkeit
haben, und zur
Regel
möglicher
Erfahrung
dienen
, auch
wirklich
in
Bearbeitung
derselben
, als
heuristische
Grundsätze
, mit
gutem
Glücke
gebraucht
werden, ohne daß man doch eine
transzendentale
Deduktion
derselben
zustande
bringen
kann,
welches
, wie oben
bewiesen
worden
, in
Ansehung
der
Ideen
jederzeit
unmöglich
ist.
Wir haben in der
transzendentalen
Analytik
unter den
Grundsätzen
des
Verstandes
die
dynamischen
, als
bloß
regulativen
Prinzipien
der
Anschauung
, von den
mathematischen
, die in
Ansehung
der
letzteren
konstitutiv
sind,
unterschieden
. Diesem
ungeachtet
sind
gedachte
dynamische
Gesetze
allerdings
konstitutiv
in
Ansehung
der
Erfahrung
,
indem
sie die
Begriffe
, ohne
welche
keine
Erfahrung
stattfindet
,
a
priori
möglich
machen
.
Prinzipien
der
reinen
Vernunft
können
dagegen
nicht
einmal
in
Ansehung
der
empirischen
Begriffe
konstitutiv
sein
, weil ihnen kein
korrespondierendes
Schema
der
Sinnlichkeit
gegeben
werden kann, und sie also
keinen
Gegenstand
in
konkreto
haben
können
. Wenn ich nun von einem
solchen
empirischen
Gebrauch
derselben
, als
konstitutiver
Grundsätze
,
abgehe
, wie will ich ihnen
dennoch
einen
regulativen
Gebrauch
, und mit demselben einige
objektive
Gültigkeit
sichern
, und was kann
derselbe
für
Bedeutung
haben?
Der
Verstand
macht
für
die
Vernunft
ebenso
einen so
Gegenstand
aus, als die
Sinnlichkeit
für
den
Verstand
. Die
Einheit
aller
möglichen
empirischen
Verstandeshandlungen
systematisch
zu
machen
, ist ein
Geschäft
der
Vernunft
,
sowie
der
Verstand
das
Mannigfaltige
der
Erscheinungen
durch
Begriffe
verknüpft
und unter
empirische
Gesetze
bringt
. Die
Verstandeshandlungen
aber, ohne
Schemate
der
Sinnlichkeit
, sind
unbestimmt
:
ebenso
ist die
Vernunfteinheit
auch in
Ansehung
der
Bedingungen
, unter denen, und des
Grades
, wie
weit
, der
Verstand
seine
Begriffe
systematisch
verbinden
soll
, an sich selbst
unbestimmt
. Allein, obgleich
für
die
durchgängige
systematische
Einheit
aller
Verstandesbegriffe
kein
Schema
in der
Anschauung
ausfindig
gemacht
werden kann, so kann und
muß
doch ein
Analogon
eines
solchen
Schema
gegeben
werden,
welches
die
Idee
des
Maximum
der
Abteilung
und der
Vereinigung
der
Verstandeserkenntnis
in einem
Prinzip
ist.
Denn
das
Größeste
und
absolut
Vollständige
läßt
sich
bestimmt
gedenken
, weil alle
restringierenden
Bedingungen
,
welche
unbestimmte
Mannigfaltigkeit
geben
,
weggelassen
werden. Also ist die
Idee
der
Vernunft
ein
Analogon
von einem
Schema
der
Sinnlichkeit
, aber mit dem
Unterschiede
, daß die
Anwendung
der
Verstandesbegriffe
auf das
Schema
der
Vernunft
nicht
ebenso
eine
Erkenntnis
des
Gegenstandes
selbst ist (wie bei der
Anwendung
der
Kategorien
auf ihre
sinnlichen
Schemate
),
sondern
nur eine
Regel
oder
Prinzip
der
systematischen
Einheit
alles
Verstandesgebrauchs
.
Da
nun jeder
Grundsatz
, der dem
Verstande
durchgängige
Einheit
seines
Gebrauchs
a
priori
festsetzt
, auch,
obzwar
nur
indirekt
, von dem
Gegenstande
der
Erfahrung
gilt
: so werden die
Grundsätze
der
reinen
Vernunft
auch in
Ansehung
dieses
letzteren
objektive
Realität
haben, allein nicht um etwas an ihnen zu
bestimmen
,
sondern
nur um das
Verfahren
anzuzeigen
, nach
welchem
der
empirische
und
bestimmte
Erfahrungsgebrauch
des
Verstandes
mit sich selbst
durchgängig
zusammenstimmend
werden kann,
dadurch
, daß er mit dem
Prinzip
der
durchgängigen
Einheit
, soviel als
möglich
, in
Zusammenhang
gebracht
, und davon
abgeleitet
wird.
Ich
nenne
alle
subjektiven
Grundsätze
, die nicht von der
Beschaffenheit
des
Objekts
,
sondern
dem
Interesse
der
Vernunft
, in
Ansehung
einer
gewissen
möglichen
Vollkommenheit
der
Erkenntnis
dieses
Objekts
,
hergenommen
sind,
Maximen
der
Vernunft
. So
gibt
es
Maximen
der
spekulativen
Vernunft
, die
lediglich
auf dem
spekulativen
Interesse
derselben
beruhen
, ob es zwar
scheinen
mag
, sie
wären
objektive
Prinzipien
.
Wenn
bloß
regulative
Grundsätze
als
konstitutiv
betrachtet
werden, so
können
sie als
objektive
Prinzipien
widerstreitend
sein
;
betrachtet
man sie aber
bloß
als
Maximen
, so ist kein
wahrer
Widerstreit
,
sondern
bloß
ein
verschiedenes
Interesse
der
Vernunft
,
welches
die
Trennung
der
Denkungsart
verursacht
. In der
Tat
hat die
Vernunft
nur ein
einiges
Interesse
und der
Streit
ihrer
Maximen
ist nur eine
Verschiedenheit
und
wechselseitige
Einschränkung
der
Methoden
, diesem
Interesse
ein
Genüge
zu tun.
Auf solche
Weise
vermag
bei diesem
Vernünftler
mehr das
Interesse
der
Mannigfaltigkeit
(nach dem
Prinzip
der
Spezifikation
), bei jenem aber das
Interesse
der
Einheit
(nach dem
Prinzip
der
Aggregation
). Ein jeder
derselben
glaubt
sein
Urteil
aus der
Einsicht
des
Objekts
zu haben, und
gründet
es doch
lediglich
auf der
größeren
oder
kleineren
Anhänglichkeit
an einen von
beiden
Grundsätzen
, deren keine auf
objektiven
Gründen
beruht
,
sondern
nur auf dem
Vernunftinteresse
, und die daher
besser
Maximen
als
Prinzipien
genannt
werden
könnten
. Wenn ich
einsehende
Männer
miteinander
wegen der
Charakteristik
der
Menschen
, der
Tiere
oder
Pflanzen
, ja selbst der
Körper
des
Mineralreichs
im
Streite
sehe
,
da
die einen
z
.
B
.
besondere
und in der
Abstammung
gegründete
Volkscharaktere
, oder auch
entschiedene
und
erbliche
Unterschiede
der
Familien
,
Rassen
usw
.
annehmen
,
andere
dagegen
ihren
Sinn
darauf
setzen
, daß die
Natur
in diesem
Stücke
ganz
und
gar
einerlei
Anlagen
gemacht
habe, und aller
Unterschied
nur auf
äußeren
Zufälligkeiten
beruhe
, so
darf
ich nur die
Beschaffenheit
des
Gegenstandes
in
Betrachtung
ziehen
, um zu
begreifen
, daß er
für
beide
viel zu
tief
verborgen
liege
, als daß sie aus
Einsicht
in die
Natur
des
Objekts
sprechen
könnten
. Es ist nichts
anderes
, als das
zwiefache
Interesse
der
Vernunft
, davon dieser
Teil
das eine,
jener
das
andere
zu
Herzen
nimmt
, oder auch
affektiert
,
mithin
die
Verschiedenheit
der
Maximen
der
Naturmannigfaltigkeit
, oder der
Natureinheit
,
welche
sich
gar
wohl
vereinigen
lassen
, aber
solange
sie
für
objektive
Einsichten
gehalten
werden, nicht allein
Streit
,
sondern
auch
Hindernisse
veranlassen
,
welche
die
Wahrheit
lange
aufhalten
, bis ein
Mittel
gefunden
wird, das
streitige
Interesse
zu
vereinigen
, und die
Vernunft
hierüber
zufrieden
zu
stellen
.
Ebenso
ist es mit der
Behauptung
oder
Anfechtung
des so
berufenen
, von
Leibniz
in
Gang
gebrachten
und durch
Bonnet
trefflich
aufgestutzten
Gesetzes
der
kontinuierlichen
Stufenleiter
der
Geschöpfe
bewandt
,
welche
nichts als eine
Befolgung
des auf dem
Interesse
der
Vernunft
beruhenden
Grundsatzes
der
Affinität
ist;
denn
Beobachtung
und
Einsicht
in die
Einrichtung
der
Natur
konnte es
gar
nicht als
objektive
Behauptung
an die
Hand
geben
. Die
Sprossen
einer
solchen
Leiter
, so wie sie uns
Erfahrung
angeben
kann,
stehen
viel zu
weit
auseinander
, und
unsere
vermeintlich
kleinen
Unterschiede
sind
gemeiniglich
in der
Natur
selbst so
weite
Klüfte
, daß auf solche
Beobachtungen
(
vornehmlich
bei einer
großen
Mannigfaltigkeit
von
Dingen
,
da
es immer
leicht
sein
muß
,
gewisse
Ähnlichkeiten
und
Annäherungen
zu
finden
,) als
Absichten
der
Natur
gar
nichts zu
rechnen
ist.
Dagegen
ist die
Methode
, nach einem
solchen
Prinzip
Ordnung
in der
Natur
aufzusuchen
, und die
Maxime
, eine solche,
obzwar
unbestimmt
, wo, oder wie
weit
, in einer
Natur
überhaupt
als
gegründet
anzusehen
,
allerdings
ein
rechtmäßiges
und
treffliches
regulatives
Prinzip
der
Vernunft
;
welches
aber, als ein
solches
, viel weiter
geht
, als daß
Erfahrung
oder
Beobachtung
ihr
gleichkommen
könnte
, doch ohne etwas zu
bestimmen
,
sondern
ihr nur zur
systematischen
Einheit
den
Weg
vorzuzeichnen
.
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