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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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Vorrede
zur
zweiten
Auflage
Ob die
Bearbeitung
der
Erkenntnisse
, die zum
Vernunftgeschäfte
gehören
, den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
gehe
oder nicht, das
läßt
sich
bald
aus dem
Erfolg
beurteilen
. Wenn sie nach viel
gemachten
Anstalten
und
Zurüstungen
,
sobald
es zum
Zweck
kommt
, in
Stecken
gerät
, oder, um diesen zu
erreichen
,
öfters
wieder
zurückgehen
und einen
andern
Weg
einschlagen
muß
;
imgleichen
wenn es nicht
möglich
ist, die
verschiedenen
Mitarbeiter
in der
Art
, wie die
gemeinschaftliche
Absicht
erfolgt
werden
soll
,
einhellig
zu
machen
: so kann man immer
überzeugt
sein
, daß ein
solches
Studium
bei
weitem
noch nicht den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
eingeschlagen
,
sondern
ein
bloßes
Herumtappen
sei
, und es ist schon ein
Verdienst
um die
Vernunft
, diesen
Weg
womöglich
ausfindig
zu
machen
,
sollte
auch
manches
als
vergeblich
aufgegeben
werden
müssen
, was in dem ohne
Überlegung
vorher
genommenen
Zwecke
enthalten
war.
Daß die
Logik
diesen
sicheren
Gang
schon von den
ältesten
Zeiten
her
gegangen
sei
,
läßt
sich daraus
ersehen
, daß sie seit dem
Aristoteles
keinen
Schritt
rückwärts
hat tun
dürfen
, wenn man ihr nicht etwa die
Wegschaffung
einiger
entbehrlicher
Subtilitäten
, oder
deutlichere
Bestimmung
des
Vorgetragenen
als
Verbesserungen
anrechnen
will,
welches
aber mehr zur
Eleganz
, als zur
Sicherheit
der
Wissenschaft
gehört
.
Merkwürdig
ist noch an ihr, daß sie auch bis jetzt
keinen
Schritt
vorwärts
hat tun
können
, und also allem
Ansehen
nach
geschlossen
und
vollendet
zu
sein
scheint
.
Denn
, wenn einige
Neuere
sie
dadurch
zu
erweitern
dachten
, daß sie
teils
psychologische
Kapitel
von den
verschiedenen
Erkenntniskräften
(der
Einbildungskraft
, dem
Witze
),
teils
metaphysische
über den
Ursprung
der
Erkenntnis
oder der
verschiedenen
Art
der
Gewißheit
nach
Verschiedenheit
der
Objekte
(dem
Idealismus
,
Skeptizismus
usw
.),
teils
anthropologische
von
Vorurteilen
(den
Ursachen
derselben
und
Gegenmitteln
)
hineinschoben
, so
rührt
dieses von ihrer
Unkunde
der
eigentümlichen
Natur
dieser
Wissenschaft
her. Es ist nicht
Vermehrung
,
sondern
Verunstaltung
der
Wissenschaften
, wenn man ihre
Grenzen
ineinander
laufen
läßt
; die
Grenze
der
Logik
aber ist
dadurch
ganz
genau
bestimmt
, daß sie eine
Wissenschaft
ist,
welche
nichts als die
formalen
Regeln
alles
Denkens
(es
mag
a
priori
oder
empirisch
sein
, einen
Ursprung
oder
Objekt
haben,
welches
es
wolle
, in unserem
Gemüte
zufällige
oder
natürliche
Hindernisse
antreffen
)
ausführlich
darlegt
und
strenge
beweist
.
Daß es der
Logik
so
gut
gelungen
ist, diesen
Vorteil
hat sie
bloß
ihrer
Eingeschränktheit
zu
verdanken
,
dadurch
sie
berechtigt
, ja
verbunden
ist, von
allen
Objekten
der
Erkenntnis
und ihrem
Unterschiede
zu
abstrahieren
, und in ihr also der
Verstand
es mit nichts weiter, als sich selbst und seiner
Form
, zu tun hat.
Weit
schwerer
mußte
es
natürlicherweise
für
die
Vernunft
sein
, den
sicheren
Weg
der
Wissenschaft
einzuschlagen
, wenn sie nicht
bloß
mit sich selbst,
sondern
auch mit
Objekten
zu
schaffen
hat; daher
jene
auch als
Propädeutik
gleichsam
nur den
Vorhof
der
Wissenschaften
ausmacht
, und wenn von
Kenntnissen
die
Rede
ist, man zwar eine
Logik
zur
Beurteilung
derselben
voraussetzt
, aber die
Erwerbung
derselben
in
eigentlich
und
objektiv
so
genannten
Wissenschaften
suchen
muß
.
Sofern
in diesen nun
Vernunft
sein
soll
, so
muß
darin etwas
a
priori
erkannt
werden, und ihre
Erkenntnis
kann auf
zweierlei
Art
auf ihren
Gegenstand
bezogen
werden, entweder diesen und seinen
Begriff
(der
anderweitig
gegeben
werden
muß
)
bloß
zu
bestimmen
, oder
ihn
auch
wirklich
zu
machen
. Die
erste
ist
theoretische
, die
andere
praktische
Erkenntnis
der
Vernunft
. Von
beiden
muß
der
reine
Teil
, soviel oder
sowenig
er auch
enthalten
mag
,
nämlich
derjenige
, darin
Vernunft
gänzlich
a
priori
ihr
Objekt
bestimmt
,
vorher
allein
vorgetragen
werden, und
dasjenige
, was aus
anderen
Quellen
kommt
, damit nicht
vermengt
werden,
denn
es
gibt
üble
Wirtschaft
, wenn man
blindlings
ausgibt
, was
einkommt
, ohne nachher, wenn
jene
in
Stecken
gerät
,
unterscheiden
zu
können
,
welcher
Teil
der
Einnahme
den
Aufwand
tragen
könne
, und von
welcher
man
denselben
beschneiden
muß
.
Mathematik
und
Physik
sind die
beiden
theoretischen
Erkenntnisse
der
Vernunft
,
welche
ihre
Objekte
a
priori
bestimmen
sollen
, die
erstere
ganz
rein
, die
zweite
wenigstens
zum
Teil
rein
, dann aber auch nach
Maßgabe
anderer
Erkenntnisquellen
als der der
Vernunft
.
Die
Mathematik
ist von den
frühesten
Zeiten
her,
wohin
die
Geschichte
der
menschlichen
Vernunft
reicht
, in dem
bewundernswürdigen
Volke
der
Griechen
den
sicheren
Weg
einer
Wissenschaft
gegangen
. Allein man
darf
nicht
denken
, daß es ihr so
leicht
geworden
, wie der
Logik
, wo die
Vernunft
es nur mit sich selbst zu tun hat,
jenen
königlichen
Weg
zu
treffen
, oder
vielmehr
sich selbst zu
bahnen
;
vielmehr
glaube
ich, daß es
lange
mit ihr (
vornehmlich
noch unter den
Ägyptern
) beim
Herumtappen
geblieben
ist, und diese
Umänderung
einer
Revolution
zuzuschreiben
sei
, die der
glückliche
Einfall
eines
einzigen
Mannes
in einem
Versuche
zustande
brachte
, von
welchem
an die
Bahn
, die man
nehmen
mußte
, nicht mehr zu
verfehlen
war, und der
sichere
Gang
einer
Wissenschaft
für
alle
Zeiten
und in
unendliche
Weiten
eingeschlagen
und
vorgezeichnet
war. Die
Geschichte
dieser
Revolution
der
Denkart
,
welche
viel
wichtiger
war, als die
Entdeckung
des
Weges
um das
berühmte
Vorgebirge
, und des
Glücklichen
, der sie
zustande
brachte
, ist uns nicht
aufbehalten
. Doch
beweist
die
Sage
,
welche
Diogenes
der
Laertier
uns
überliefert
, der von den
kleinsten
, und, nach dem
gemeinen
Urteil
,
gar
nicht
einmal
eines
Beweises
benötigten
,
Elementen
der
geometrischen
Demonstrationen
den
angeblichen
Erfinder
nennt
, daß das
Andenken
der
Veränderung
, die durch die
erste
Spur
der
Entdeckung
dieses
neuen
Weges
bewirkt
wurde
, den
Mathematikern
äußerst
wichtig
geschienen
haben
müsse
, und
dadurch
unvergeßlich
geworden
sei
. Dem
ersten
, der den
gleichseitigen
Triangel
demonstrierte
(er
mag
nun
Thales
oder wie man will
geheißen
haben), dem
ging
ein
Licht
auf;
denn
er
fand
, daß er nicht dem, was er in der
Figur
sah
, oder auch dem
bloßen
Begriffe
derselben
nachspüren
und
gleichsam
davon ihre
Eigenschaften
ablernen
,
sondern
durch das, was er nach
Begriffen
selbst
a
priori
hineindachte
und
darstellte
(durch
Konstruktion
),
hervorbringen
müsse
, und daß er, um
sicher
etwas
a
priori
zu
wissen
, er der
Sache
nichts
beilegen
müsse
, als was aus dem
notwendig
folgte
, was er seinem
Begriffe
gemäß
selbst in sie
gelegt
hat.
Mit der
Naturwissenschaft
ging
es
weit
langsamer
zu, bis sie den
Heeresweg
der
Wissenschaft
traf
,
denn
es sind nur etwa
anderthalb
Jahrhunderte
, daß der
Vorschlag
des
sinnreichen
Baco
von
Verulam
diese
Entdeckung
teils
veranlaßte
,
teils
,
da
man
bereits
auf der
Spur
derselben
war, mehr
belebte
,
welche
eben
sowohl durch eine
schnell
vorgegangene
Revolution
der
Denkart
erklärt
werden kann. Ich will hier nur die
Naturwissenschaft
, so
fern
sie auf
empirische
Prinzipien
gegründet
ist, in
Erwägung
ziehen
.
Als
Galilei
seine
Kugeln
die
schiefe
Fläche
mit einer von
ihm
selbst
gewählten
Schwere
herabrollen
, oder
Torricelli
die
Luft
ein
Gewicht
, was er sich zum
voraus
dem einer
ihm
bekannten
Wassersäule
gleich
gedacht
hatte,
tragen
ließ
, oder in noch
späterer
Zeit
Stahl
Metalle
in
Kalk
und diesen
wiederum
in
Metall
verwandelte
,
indem
er ihnen etwas
entzog
und
wiedergab
1
; so
ging
allen
Naturforschern
ein
Licht
auf. Sie
begriffen
, daß die
Vernunft
nur das
einsieht
, was sie selbst nach ihrem
Entwurfe
hervorbringt
, daß sie mit
Prinzipien
ihrer
Urteile
nach
beständigen
Gesetzen
vorangehen
und die
Natur
nötigen
müsse
auf ihre
Fragen
zu
antworten
, nicht aber sich von ihr allein
gleichsam
am
Leitbande
gängeln
lassen
müsse
;
denn
sonst
hängen
zufällige
, nach
keinem
vorher
entworfenen
Plane
gemachte
Beobachtungen
gar
nicht in einem
notwendigen
Gesetze
zusammen
,
welches
doch die
Vernunft
sucht
und
bedarf
. Die
Vernunft
muß
mit ihren
Prinzipien
, nach denen allein
übereinkommende
Erscheinungen
für
Gesetze
gelten
können
, in einer
Hand
, und mit dem
Experiment
, das sie nach
jenen
ausdachte
, in der
anderen
, an die
Natur
gehen
, zwar um von ihr
belehrt
zu werden, aber nicht in der
Qualität
eines
Schülers
, der sich alles
vorsagen
läßt
, was der
Lehrer
will,
sondern
eines
bestallten
Richters
, der die
Zeugen
nötigt
, auf die
Fragen
zu
antworten
, die er ihnen
vorlegt
. Und so hat sogar
Physik
die so
vorteilhafte
Revolution
ihrer
Denkart
lediglich
dem
Einfalle
zu
verdanken
,
demjenigen
, was die
Vernunft
selbst in die
Natur
hineinlegt
,
gemäß
,
dasjenige
in ihr zu
suchen
(nicht ihr
anzudichten
), was sie von dieser
lernen
muß
, und
wovon
sie
für
sich selbst nichts
wissen
würde
.
Hierdurch
ist die
Naturwissenschaft
allererst
in den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
gebracht
worden
,
da
sie so viel
Jahrhunderte
durch nichts weiter als ein
bloßes
Herumtappen
gewesen
war.
Der
Metaphysik
, einer
ganz
isolierten
spekulativen
Vernunfterkenntnis
, die sich
gänzlich
über
Erfahrungsbelehrung
erhebt
, und zwar durch
bloße
Begriffe
(nicht wie
Mathematik
durch
Anwendung
derselben
auf
Anschauung
), wo also
Vernunft
selbst ihr eigener
Schüler
sein
soll
, ist das
Schicksal
bisher
noch so
günstig
nicht
gewesen
, daß sie den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
einzuschlagen
vermocht
hätte; ob sie
gleich
älter
ist, als alle
übrige
, und
bleiben
würde
, wenn
gleich
die
übrigen
insgesamt
in dem
Schlunde
einer alles
vertilgenden
Barbarei
gänzlich
verschlungen
werden
sollten
.
Denn
in ihr
gerät
die
Vernunft
kontinuierlich
in
Stecken
, selbst wenn sie
diejenigen
Gesetze
,
welche
die
gemeinste
Erfahrung
bestätigt
, (wie sie sich
anmaßt
)
a
priori
einsehen
will. In ihr
muß
man
unzählige
Male
den
Weg
zurück
tun, weil man
findet
, daß er
dahin
nicht
führt
, wo man hin will, und was die
Einhelligkeit
ihrer
Anhänger
in
Behauptungen
betrifft
, so ist sie noch so
weit
davon
entfernt
, daß sie
vielmehr
ein
Kampfplatz
ist, der
ganz
eigentlich
dazu
bestimmt
zu
sein
scheint
, seine
Kräfte
im
Spielgefechte
zu
üben
, auf dem noch
niemals
irgend
ein
Fechter
sich auch den
kleinsten
Platz
hat
erkämpfen
und auf seinen
Sieg
einen
dauerhaften
Besitz
gründen
können
. Es ist also kein
Zweifel
, daß ihr
Verfahren
bisher
ein
bloßes
Herumtappen
, und, was das
Schlimmste
ist, unter
bloßen
Begriffen
,
gewesen
sei
.
Woran
liegt
es nun, daß hier noch kein
sicherer
Weg
der
Wissenschaft
hat
gefunden
werden
können
? Ist er etwa
unmöglich
? Woher hat
denn
die
Natur
unsere
Vernunft
mit der
rastlosen
Bestrebung
heimgesucht
,
ihm
als einer ihrer
wichtigsten
Angelegenheiten
nachzuspüren
? Noch mehr, wie wenig haben wir
Ursache
,
Vertrauen
in
unsere
Vernunft
zu
setzen
, wenn sie uns in einem der
wichtigsten
Stücke
unserer
Wißbegierde
nicht
bloß
verläßt
,
sondern
durch
Vorspiegelungen
hinhält
und am
Ende
betrügt
! Oder ist er
bisher
nur
verfehlt
;
welche
Anzeige
können
wir
benutzen
, um bei
erneuertem
Nachsuchen
zu
hoffen
, daß wir
glücklicher
sein
werden, als
andere
vor
uns
gewesen
sind?
Ich
sollte
meinen, die
Beispiele
der
Mathematik
und
Naturwissenschaft
, die durch eine auf
einmal
zustande
gebrachte
Revolution
das
geworden
sind, was sie jetzt sind,
wäre
merkwürdig
genug, um dem
wesentlichen
Stücke
der
Umänderung
der
Denkart
, die ihnen so
vorteilhaft
geworden
ist,
nachzusinnen
, und ihnen, soviel ihre
Analogie
, als
Vernunfterkenntnisse
, mit der
Metaphysik
verstattet
, hierin
wenigstens
zum
Versuche
nachzuahmen
.
Bisher
nahm
man an, alle
unsere
Erkenntnis
müsse
sich nach den
Gegenständen
richten
, aber alle
Versuche
über sie
a
priori
etwas durch
Begriffe
auszumachen
,
wodurch
unsere
Erkenntnis
erweitert
würde
,
gingen
unter dieser
Voraussetzung
zunichte
. Man
versuche
es daher
einmal
, ob wir nicht in den
Aufgaben
der
Metaphysik
damit
besser
fortkommen
, daß wir
annehmen
, die
Gegenstände
müssen
sich nach unserem
Erkenntnis
richten
,
welches
so schon
besser
mit der
verlangten
Möglichkeit
einer
Erkenntnis
derselben
a
priori
zusammenstimmt
, die über
Gegenstände
,
ehe
sie und
gegeben
werden, etwas
festsetzen
soll
. Es ist hiermit
ebenso
, als mit den
ersten
Gedanken
des
Kopernikus
bewandt
, der, nachdem es mit der
Erklärung
der
Himmelsbewegungen
nicht
gut
fort
wollte
, wenn er
annahm
, das
ganze
Sternenheer
drehe
sich um den
Zuschauer
,
versuchte
, ob es nicht
besser
gelingen
möchte
, wenn er den
Zuschauer
sich
drehen
, und
dagegen
die
Sterne
in
Ruhe
ließ
. In der
Metaphysik
kann man nun, was die
Anschauung
der
Gegenstände
betrifft
, es auf
ähnliche
Weise
versuchen
. Wenn die
Anschauung
sich nach der
Beschaffenheit
der
Gegenstände
richten
müßte
, so
sehe
ich nicht ein, wie man
a
priori
von ihr etwas
wissen
könne
;
richtet
sich aber der
Gegenstand
(als
Objekt
der
Sinne
) nach der
Beschaffenheit
unseres
Anschauungsvermögens
, so kann ich mir diese
Möglichkeit
ganz
wohl
vorstellen
. Weil ich aber bei diesen
Anschauungen
, wenn sie
Erkenntnisse
werden
sollen
, nicht
stehen
bleiben
kann,
sondern
sie als
Vorstellungen
auf
irgend
etwas als
Gegenstand
beziehen
und diesen durch
jene
bestimmen
muß
, so kann ich entweder
annehmen
, die
Begriffe
,
wodurch
ich diese
Bestimmung
zustande
bringe
,
richten
sich auch nach dem
Gegenstande
, und dann bin ich
wiederum
in
derselben
Verlegenheit
, wegen der
Art
, wie ich
a
priori
hiervon
etwas
wissen
könne
; oder ich
nehme
an, die
Gegenstände
oder,
welches
einerlei
ist, die
Erfahrung
, in
welcher
sie allein (als
gegebene
Gegenstände
)
erkannt
werden,
richte
sich nach diesen
Begriffen
, so
sehe
ich
sofort
eine
leichtere
Auskunft
, weil
Erfahrung
selbst eine
Erkenntnisart
ist, die
Verstand
erfordert
, dessen
Regel
ich in mir, noch
ehe
mir
Gegenstände
gegeben
werden,
mithin
a
priori
voraussetzen
muß
,
welche
in
Begriffen
a
priori
ausgedrückt
wird, nach denen sich also alle
Gegenstände
der
Erfahrung
notwendig
richten
und mit ihnen
übereinstimmen
müssen
. Was
Gegenstände
betrifft
,
sofern
sie
bloß
durch
Vernunft
und zwar
notwendig
gedacht
, die aber (so
wenigstens
, wie die
Vernunft
sie
denkt
)
gar
nicht in der
Erfahrung
gegeben
werden
können
, so werden die
Versuche
sie zu
denken
(
denn
denken
müssen
sie sich doch
lassen
),
hernach
einen
herrlichen
Probierstein
desjenigen
abgeben
, was wir als die
veränderte
Methode
der
Denkungsart
annehmen
, daß wir
nämlich
von den
Dingen
nur das
a
priori
erkennen
, was wir selbst in sie
legen
.
2
Dieser
Versuch
gelingt
nach
Wunsch
, und
verspricht
der
Metaphysik
in ihrem
ersten
Teile
,
da
sie sich
nämlich
mit
Begriffen
a
priori
beschäftigt
, davon die
korrespondierenden
Gegenstände
in der
Erfahrung
jenen
angemessen
gegeben
werden
können
, den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
.
Denn
man kann nach dieser
Veränderung
der
Denkart
die
Möglichkeit
einer
Erkenntnis
a
priori
ganz
wohl
erklären
, und, was noch mehr ist, die
Gesetze
,
welche
a
priori
der
Natur
, als dem
Inbegriffe
der
Gegenstände
der
Erfahrung
, zum
Grunde
liegen
, mit ihren
genugtuenden
Beweisen
versehen
,
welches
beides
nach der
bisherigen
Verfahrungsart
unmöglich
war. Aber es
ergibt
sich aus dieser
Deduktion
unseres
Vermögens
a
priori
zu
erkennen
, im
ersten
Teile
der
Metaphysik
ein
befremdliches
und dem
ganzen
Zwecke
derselben
, der den
zweiten
Teil
beschäftigt
, dem
Anscheine
nach sehr
nachteiliges
Resultat
,
nämlich
daß wir mit
ihm
nie
über die
Grenze
möglicher
Erfahrung
hinauskommen
können
,
welches
doch
gerade
die
wesentlichste
Angelegenheit
dieser
Wissenschaft
ist. Aber hierin
liegt
eben
das
Experiment
einer
Gegenprobe
der
Wahrheit
des
Resultats
jener
ersten
Würdigung
unserer
Vernunfterkenntnis
a
priori
, daß sie
nämlich
nur auf
Erscheinungen
gehe
, die
Sache
an sich selbst
dagegen
zwar als
für
sich
wirklich
, aber von uns
unerkannt
,
liegen
lasse
.
Denn
das, was uns
notwendig
über die
Grenze
der
Erfahrung
und aller
Erscheinungen
hinaus zu
gehen
treibt
, ist das
Unbedingte
,
welches
die
Vernunft
in den
Dingen
an sich selbst
notwendig
und mit allem
Recht
zu allem
Bedingten
, und
dadurch
die
Reihe
der
Bedingungen
als
vollendet
verlangt
.
Findet
sich nun, wenn man
annimmt
,
unsere
Erfahrungserkenntnis
richte
sich nach den
Gegenständen
als
Dingen
an sich selbst, daß das
Unbedingte
ohne
Widerspruch
gar
nicht
gedacht
werden
könne
;
dagegen
, wenn man
annimmt
,
unsere
Vorstellung
der
Dinge
, wie sie uns
gegeben
werden,
richte
sich nicht nach diesen, als
Dingen
an sich selbst,
sondern
diese
Gegenstände
vielmehr
, als
Erscheinungen
,
richten
sich nach unserer
Vorstellungsart
, der
Widerspruch
wegfalle
; und daß
folglich
das
Unbedingte
nicht an
Dingen
,
sofern
wir sie
kennen
, (sie uns
gegeben
werden,)
wohl
aber an ihnen,
sofern
wir sie nicht
kennen
, als
Sachen
an sich selbst,
angetroffen
werden
müsse
: so
zeigt
sich, daß, was wir
Anfangs
nur zum
Versuche
annahmen
,
gegründet
sei
.
3
Nun
bleibt
uns immer noch
übrig
, nachdem der
spekulativen
Vernunft
alles
Fortkommen
in diesem
Felde
des
Übersinnlichen
abgesprochen
worden
, zu
versuchen
, ob sich nicht in ihrer
praktischen
Erkenntnis
Data
finden
,
jenen
transzendenten
Vernunftbegriff
des
Unbedingten
zu
bestimmen
, und auf solche
Weise
, dem
Wunsche
der
Metaphysik
gemäß
, über die
Grenze
aller
möglichen
Erfahrung
hinaus mit unserem, aber nur in
praktischer
Absicht
möglichen
Erkenntnisse
a
priori
zu
gelangen
. Und bei einem
solchen
Verfahren
hat uns die
spekulative
Vernunft
zu
solcher
Erweiterung
immer doch
wenigstens
Platz
verschafft
, wenn sie
ihn
gleich
leer
lassen
mußte
, und es
bleibt
uns also noch
unbenommen
, ja wir sind
gar
dazu durch sie
aufgefordert
,
ihn
durch
praktische
Data
derselben
, wenn wir
können
,
auszufüllen
.
4
In jenem
Versuche
, das
bisherige
Verfahren
der
Metaphysik
umzuändern
, und
dadurch
, daß wir nach dem
Beispiele
der
Geometer
und
Naturforscher
eine
gänzliche
Revolution
mit
derselben
vornehmen
,
besteht
nun das
Geschäft
dieses
Kritik
der
reinen
spekulativen
Vernunft
. Sie ist ein
Traktat
von der
Methode
, nicht ein
System
der
Wissenschaft
selbst; aber sie
verzeichnet
gleichwohl
den
ganzen
Umriß
derselben
, sowohl in
Ansehung
ihrer
Grenzen
, als auch den
ganzen
inneren
Gliederbau
derselben
.
Denn
das hat die
reine
,
spekulative
Vernunft
Eigentümliches
an sich, daß sie ihr eigen
Vermögen
, nach
Verschiedenheit
der
Art
, wie sie sich
Objekte
zum
Denken
wählt
,
ausmessen
, und auch selbst die
mancherlei
Arten
, sich
Aufgaben
vorzulegen
,
vollständig
vorzählen
, und so den
ganzen
Vorriß
zu einem
System
der
Metaphysik
verzeichnen
kann und
soll
; weil, was das
erste
betrifft
, in der
Erkenntnis
a
priori
den
Objekten
nichts
beigelegt
werden kann, als was das
denkende
Subjekt
aus sich selbst
hernimmt
, und, was das
zweite
anlangt
, sie in
Ansehung
der
Erkenntnisprinzipien
eine
ganz
abgesonderte
,
für
sich
bestehende
Einheit
ist, in
welcher
ein jedes
Glied
, wie in einem
organisierten
Körper
, um aller
anderen
und alle um eines
willen
da
sind, und kein
Prinzip
mit
Sicherheit
in einer
Beziehung
genommen
werden kann, ohne es
zugleich
in der
durchgängigen
Beziehung
zum
ganzen
reinen
Vernunftgebrauch
untersucht
zu haben. Dafür aber hat auch die
Metaphysik
das
seltene
Glück
,
welches
keiner
anderen
Vernunftwissenschaft
, die es mit
Objekten
zu tun hat (
denn
die
Logik
beschäftigt
sich nur mit der
Form
des
Denkens
überhaupt
),
zuteil
werden kann, daß, wenn sie durch diese
Kritik
in den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
gebracht
worden
, sie das
ganze
Feld
der
für
sie
gehörigen
Erkenntnisse
völlig
befassen
und also ihr
Werk
vollenden
und
für
die
Nachwelt
, als einen
nie
zu
vermehrenden
Hauptstuhl
, zum
Gebrauche
niederlegen
kann, weil sie es
bloß
mit
Prinzipien
und den
Einschränkungen
ihres
Gebrauchs
zu tun hat,
welche
durch
jene
selbst
bestimmt
werden. Zu dieser
Vollständigkeit
ist sie daher, als
Grundwissenschaft
, auch
verbunden
, und von ihr
muß
gesagt
werden
können
:
nil
actum
reputam
,
si
quid
superesset
agendum
.
Aber was ist
denn
das, wird man
fragen
,
für
ein
Schatz
, den wir der
Nachkommenschaft
mit einer
solchen
durch
Kritik
geläuterten
,
dadurch
aber auch in einen
beharrlichen
Zustand
gebrachten
Metaphysik
zu
hinterlassen
gedenken
? Man wird bei einer
flüchtigen
Übersicht
dieses
Werkes
wahrzunehmen
glauben
, daß der
Nutzen
davon doch nur
negativ
sei
, uns
nämlich
mit der
spekulativen
Vernunft
niemals
über die
Erfahrungsgrenze
hinaus zu
wagen
, und das ist auch in der
Tat
ihr
erster
Nutzen
. Dieser aber wird
alsbald
positiv
, wenn man
inne
wird, daß die
Grundsätze
, mit denen sich
spekulative
Vernunft
über ihre
Grenze
hinauswagt
, in der
Tat
nicht
Erweiterung
,
sondern
, wenn man sie
näher
betrachtet
,
Verengung
unseres
Vernunftgebrauchs
zum
unausbleiblichen
Erfolg
haben,
indem
sie
wirklich
die
Grenzen
der
Sinnlichkeit
, zu der sie
eigentlich
gehören
, über alles zu
erweitern
und so den
reinen
(
praktischen
)
Vernunftgebrauch
gar
zu
verdrängen
drohen
. Daher ist eine
Kritik
,
welche
die
erstere
einschränkt
,
sofern
zwar
negativ
, aber,
indem
sie
dadurch
zugleich
ein
Hindernis
,
welches
den
letzteren
Gebrauch
einschränkt
oder
gar
zu
vernichten
droht
,
aufhebt
, in der
Tat
von
positivem
und sehr
wichtigem
Nutzen
,
sobald
man
überzeugt
wird, daß es einen
schlechterdings
notwendigen
praktischen
Gebrauch
der
reinen
Vernunft
(den
moralischen
)
gebe
, in
welchem
sie sich
unvermeidlich
über die
Grenzen
der
Sinnlichkeit
erweitert
, dazu sie zwar von der
spekulativen
keiner
Beihilfe
bedarf
,
dennoch
aber wider ihre
Gegenwirkung
gesichert
sein
muß
, um nicht in
Widerspruch
mit sich selbst zu
geraten
. Diesem
Dienste
der
Kritik
den
positiven
Nutzen
abzusprechen
,
wäre
eben
so viel, als
sagen
, daß
Polizei
keinen
positiven
Nutzen
schaffe
, weil ihr
Hauptgeschäft
doch nur ist, der
Gewalttätigkeit
,
welche
Bürger
von
Bürgern
zu
besorgen
haben, einen
Riegel
vorzuschieben
, damit ein jeder seine
Angelegenheit
ruhig
und
sicher
treiben
könne
. Daß
Raum
und
Zeit
nur
Formen
der
sinnlichen
Anschauung
, also nur
Bedingungen
der
Existenz
der
Dinge
als
Erscheinungen
sind, daß wir ferner keine
Verstandesbegriffe
,
mithin
auch
gar
keine
Elemente
zur
Erkenntnis
der
Dinge
haben, als
sofern
diesen
Begriffen
korrespondierende
Anschauung
gegeben
werden kann,
folglich
wir von
keinem
Gegenstande
als
Dinge
an sich selbst, nur
sofern
es
Objekt
der
sinnlichen
Anschauung
ist,
d.i.
als
Erscheinung
,
Erkenntnis
haben
können
, wird im
analytischen
Teile
der
Kritik
bewiesen
;
woraus
denn
freilich
die
Einschränkung
aller nur
möglichen
spekulativen
Erkenntnis
der
Vernunft
auf
bloße
Gegenstände
der
Erfahrung
folgt
.
Gleichwohl
wird,
welches
wohl
gemerkt
werden
muß
, doch dabei immer
vorbehalten
, daß wir
eben
dieselben
Gegenstände
auch als
Dinge
an sich selbst, wenn
gleich
nicht
erkennen
, doch
wenigstens
müssen
denken
können
5
.
Denn
sonst
würde
der
ungereimte
Satz
daraus
folgen
, daß
Erscheinung
ohne etwas
wäre
, was
da
erscheint
. Nun
wollen
wir
annehmen
, die durch
unsere
Kritik
notwendiggemachte
Unterscheidung
der
Dinge
als
Gegenstände
der
Erfahrung
, von
eben
denselben
, als
Dingen
an sich selbst,
wäre
gar
nicht
gemacht
, so
mußte
der
Grundsatz
der
Kausalität
und
mithin
der
Naturmechanismus
in
Bestimmung
derselben
durchaus
von
allen
Dingen
überhaupt
als
wirkenden
Ursachen
gelten
. Von
eben
demselben
Wesen
also,
z
.
B
. der
menschlichen
Seele
,
würde
ich nicht
sagen
können
, ihr
Wille
sei
frei
, und er
sei
doch
zugleich
der
Naturnotwendigkeit
unterworfen
,
d.i.
nicht
frei
, ohne in einen
offenbaren
Widerspruch
zu
geraten
; weil ich die
Seele
in
beiden
Sätzen
in
eben
derselben
Bedeutung
,
nämlich
als
Ding
überhaupt
(als
Sache
an dich selbst)
genommen
habe, und, ohne
vorhergehende
Kritik
, auch nicht anders
nehmen
konnte. Wenn aber die
Kritik
nicht
geirrt
hat,
da
sie das
Objekt
in
zweierlei
Bedeutung
nehmen
lehrt
,
nämlich
als
Erscheinung
, oder als
Ding
an sich selbst; wenn die
Deduktion
ihrer
Verstandesbegriffe
richtig ist,
mithin
auch der
Grundsatz
der
Kausalität
nur auf
Dinge
im
ersten
Sinne
genommen
,
nämlich
sofern
sie
Gegenstände
der
Erfahrung
sind,
geht
,
eben
dieselben
aber nach der
zweiten
Bedeutung
ihm
nicht
unterworfen
sind, so wird
eben
derselbe
Wille
in der
Erscheinung
(den
sichtbaren
Handlungen
) als dem
Naturgesetze
notwendig
gemäß
und
sofern
nicht
frei
, und doch
andererseits
, als einem
Dinge
an sich selbst
angehörig
, jenem nicht
unterworfen
,
mithin
als
frei
gedacht
, ohne daß
hierbei
ein
Widerspruch
vorgeht
. Ob ich nun
gleich
meine
Seele
, von der
letzteren
Seite
betrachtet
, durch keine
spekulative
Vernunft
(noch
weniger
durch
empirische
Beobachtung
),
mithin
auch nicht die
Freiheit
als
Eigenschaft
eines
Wesens
, dem ich
Wirkungen
in der
Sinnenwelt
zuschreibe
,
erkennen
kann, darum weil ich ein
solches
seiner
Existenz
nach, und doch nicht in der
Zeit
,
bestimmt
erkennen
müßte
, (
welches
, weil ich
meinem
Begriffe
keine
Anschauung
unterlegen
kann,
unmöglich
ist), so kann ich mir doch die
Freiheit
denken
,
d.i.
die
Vorstellung
davon
enthält
wenigstens
keinen
Widerspruch
in sich, wenn
unsere
kritische
Unterscheidung
beider
(der
sinnlichen
und
intellektuellen
)
Vorstellungsarten
und die davon
herrührende
Einschränkung
der
reinen
Verstandesbegriffe
,
mithin
auch der aus ihnen
fließenden
Grundsätze
, statt hat.
Gesetzt
nun, die
Moral
setze
notwendig
Freiheit
(im
strengsten
Sinne
) als
Eigenschaft
unseres
Willens
voraus
,
indem
sie
praktische
in unserer
Vernunft
liegende
ursprüngliche
Grundsätze
als
Data
derselben
a
priori
anführt
, die ohne
Voraussetzung
der
Freiheit
schlechterdings
unmöglich
wären
, die
spekulative
Vernunft
aber hätte
bewiesen
, daß diese sich
gar
nicht
denken
lasse
, so
muß
notwendig
jene
Voraussetzung
,
nämlich
die
moralische
,
derjenigen
weichen
, deren
Gegenteil
einen
offenbaren
Widerspruch
enthält
,
folglich
Freiheit
und mit ihr
Sittlichkeit
(
denn
deren
Gegenteil
enthält
keinen
Widerspruch
, wenn nicht schon
Freiheit
vorausgesetzt
wird,) dem
Naturmechanismus
den
Platz
einräumen
. So aber,
da
ich zur
Moral
nichts weiter
brauche
, als daß
Freiheit
sich nur nicht selbst
widerspreche
, und sich also doch
wenigstem
denken
lasse
, ohne
nötig
zu haben, sie weiter
einzusehen
, daß sie also dem
Naturmechanismus
eben
derselben
Handlung
(in anderer
Beziehung
genommen
)
gar
kein
Hindernis
in den
Weg
lege
: so
behauptet
die
Lehre
der
Sittlichkeit
ihren
Platz
, und die
Naturlehre
auch den
ihrigen
,
welches
aber nicht
stattgefunden
hätte, wenn nicht
Kritik
uns zuvor von unserer
unvermeidlichen
Unwissenheit
in
Ansehung
der
Dinge
an sich selbst
belehrt
, und alles, was wir
theoretisch
erkennen
können
, auf
bloße
Erscheinungen
eingeschränkt
hätte.
Eben
diese
Erörterung
des
positiven
Nutzens
kritischer
Grundsätze
der
reinen
Vernunft
läßt
sich in
Ansehung
des
Begriffs
von
Gott
und der
einfachen
Natur
unserer
Seele
zeigen
, die ich aber der
Kürze
halber
vorbeigehe
. Ich kann also
Gott
,
Freiheit
und
Unsterblichkeit
zum
Behuf
des
notwendigen
praktischen
Gebrauchs
meiner
Vernunft
nicht
einmal
annehmen
, wenn ich nicht der
spekulativen
Vernunft
zugleich
ihre
Anmaßung
überschwenglicher
Einsichten
benehme
, weil sie sich, um zu diesen zu
gelangen
,
solcher
Grundsätze
bedienen
muß
, die,
indem
sie in der
Tag
bloß
auf
Gegenstände
möglicher
Erfahrung
reichen
, wenn sie
gleichwohl
auf das
angewandt
werden, was nicht ein
Gegenstand
der
Erfahrung
sein
kann,
wirklich
dieses
jederzeit
in
Erscheinung
verwandeln
, und so alle
praktische
Erweiterung
der
reinen
Vernunft
für
unmöglich
erklären
. Ich
mußte
also das
Wissen
aufheben
, um zum
Glauben
Platz
zu
bekommen
, und der
Dogmatismus
der
Metaphysik
,
d.i.
das
Vorurteil
, in ihr ohne
Kritik
der
reinen
Vernunft
fortzukommen
, ist die
wahre
Quelle
alles der
Moralität
widerstreitenden
Unglaubens
, der
jederzeit
gar
sehr
dogmatisch
ist. - Wem es also mit einer nach
Maßgabe
der
Kritik
der
reinen
Vernunft
abgefaßten
systematischen
Metaphysik
eben
nicht
schwer
sein
kann, der
Nachkommenschaft
ein
Vermächtnis
zu
hinterlassen
, so ist dies kein
für
gering
zu
achtendes
Geschenk
; man
mag
nun
bloß
auf die
Kultur
der
Vernunft
durch den
sicheren
Gang
einer
Wissenschaft
überhaupt
, in
Vergleichung
mit dem
grundlosen
Tappen
und
leichtsinnigen
Herumstreifen
derselben
ohne
Kritik
sehen
, oder auch auf
bessere
Zeitanwendung
einer
wißbegierigen
Jugend
, die beim
gewöhnlichen
Dogmatismus
so
frühe
und so viele
Aufmunterung
bekommt
, über
Dinge
, davon sie nichts
versteht
, und darin sie, so wie niemand in der
Welt
, auch
nie
etwas
einsehen
wird,
bequem
zu
vernünfteln
, oder
gar
auf
Erfindung
neuer
Gedanken
und
Meinungen
auszugehen
, und so die
Erlernung
gründlicher
Wissenschaften
zu
verabsäumen
; am
meisten
aber, wenn man den
unschätzbaren
Vorteil
in
Anschlag
bringt
,
allen
Einwürfen
wider
Sittlichkeit
und
Religion
auf
sokratische
Art
,
nämlich
durch den
klarsten
Beweis
der
Unwissenheit
der
Gegner
, auf alle
künftige
Zeit
ein
Ende
zu
machen
.
Denn
irgend
eine
Metaphysik
ist immer in der
Welt
gewesen
, und wird auch
wohl
ferner, mit ihr aber auch eine
Dialektik
der
reinen
Vernunft
, weil sie ihr
natürlich
ist, darin
anzutreffen
sein
. Es ist also die
erste
und
wichtigste
Angelegenheit
der
Philosophie
,
einmal
für
allemal
ihr
dadurch
, daß man die
Quelle
der
Irrtümer
verstopft
,
allen
nachteiligen
Einfluß
zu
benehmen
.
Bei dieser
wichtigen
Veränderung
im
Felde
der
Wissenschaften
, und dem
Verluste
, den
spekulative
Vernunft
an ihrem
bisher
eingebildeten
Besitze
erleiden
muß
,
bleibt
dennoch
alles mit der
allgemeinen
menschlichen
Angelegenheit
, und dem
Nutzen
, den die
Welt
bisher
aus den
Lehren
der
reinen
Vernunft
zog
, in demselben
vorteilhaften
Zustande
, als es
jemalen
war, und der
Verlust
trifft
nur das
Monopol
der
Schulen
,
keineswegs
aber das
Interesse
der
Menschen
. Ich
frage
den
unbiegsamsten
Dogmatiker
, ob der
Beweis
von der
Fortdauer
unserer
Seele
nach dem
Tode
aus der
Einfachheit
der
Substanz
, ob der von der
Freiheit
des
Willens
gegen den
allgemeinen
Mechanismus
durch die
subtilen
,
obzwar
ohnmächtigen
Unterscheidungen
subjektiver
und
objektiver
praktischer
Notwendigkeit
, oder ob der vom
Dasein
Gottes
aus dem
Begriffe
eines
allerrealsten
Wesens
, (der
Zufälligkeit
des
Veränderlichen
, und der
Notwendigkeit
eines
ersten
Bewegers
,) nachdem sie von den
Schulen
ausgingen
,
jemals
haben bis zum
Publikum
gelangen
und auf dessen
Überzeugung
den
mindesten
Einfluß
haben
können
? Ist dieses nun nicht
geschehen
, und kann es auch, wegen der
Untauglichkeit
des
gemeinen
Menschenverstandes
zu so
subtiler
Spekulation
,
niemals
erwartet
werden; hat
vielmehr
, was das
erstere
betrifft
, die jedem
Menschen
bemerkliche
Anlage
seiner
Natur
, durch das
Zeitliche
(als zu den
Anlagen
seiner
ganzen
Bestimmung
unzulänglich
)
nie
zufrieden
gestellt
werden zu
können
, die
Hoffnung
eines
künftigen
Lebens
, in
Ansehung
des
zweiten
die
bloße
klare
Darstellung
der
Pflichten
im
Gegensatze
aller
Ansprüche
der
Neigungen
das
Bewußtsein
der
Freiheit
, und
endlich
, was das
dritte
anlangt
, die
herrliche
Ordnung
,
Schönheit
und
Fürsorge
, die
allerwärts
in der
Natur
hervorblickt
, allein den
Glauben
an einen
weisen
und
großen
Welturheber
, die sich aufs
Publikum
verbreitende
Überzeugung
,
sofern
sie auf
Vernunftgründen
beruht
,
ganz
allein
bewirken
müssen
: so
bleibt
ja nicht allein dieser
Besitz
ungestört
,
sondern
er
gewinnt
vielmehr
dadurch
noch an
Ansehen
, daß die
Schulen
nunmehr
belehrt
werden, sich keine
höhere
und
ausgebreitetere
Einsicht
in einem
Punkte
anzumaßen
, der die
allgemeine
menschliche
Angelegenheit
betrifft
, als
diejenige
ist, zu der die
große
(
für
uns
achtungswürdigste
)
Menge
auch
eben
so
leicht
gelangen
kann, und sich also auf die
Kultur
dieser
allgemein
faßlichen
und in
moralischer
Absicht
hinreichenden
Beweisgründe
allein
einzuschränken
. Die
Veränderung
betrifft
also
bloß
die
arroganten
Ansprüche
der
Schulen
, die sich
gerne
hierin (wie sonst mit
Recht
in
vielen
anderen
Stücken
)
für
die
alleinigen
Kenner
und
Aufbewahrer
solcher
Wahrheiten
möchten
halten
lassen
, von denen sie dem
Publikum
nur den
Gebrauch
mitteilen
, den
Schlüssel
derselben
aber
für
sich
behalten
(
quod
mecum
nescit
,
solus
vult
scire
videri
).
Gleichwohl
ist doch auch
für
einen
billigeren
Anspruch
des
spekulativen
Philosophen
gesorgt
. Er
bleibt
immer
ausschließlich
Depositär
einer dem
Publikum
ohne dessen
Wissen
nützlichen
Wissenschaft
,
nämlich
der
Kritik
der
Vernunft
;
denn
die kann
niemals
populär
werden, hat aber auch nicht
nötig
, es zu
sein
; weil, so wenig dem
Volke
die
fein
gesponnenen
Argumente
für
nützliche
Wahrheiten
in den
Kopf
wollen
,
ebensowenig
kommen
ihm
auch die
eben
so
subtilen
Einwürfe
dagegen
jemals
in den
Sinn
;
dagegen
, weil die
Schule
, so wie jeder sich zur
Spekulation
erhebende
Mensch
,
unvermeidlich
in
beide
gerät
,
jene
dazu
verbunden
ist, durch
gründliche
Untersuchung
der
Rechte
der
spekulativen
Vernunft
einmal
für
allemal
dem
Skandal
vorzubeugen
, das über
kurz
oder
lang
selbst dem
Volke
aus den
Streitigkeiten
aufstoßen
muß
, in
welche
sich
Metaphysiker
(und als solche
endlich
auch
wohl
Geistliche
) ohne
Kritik
unausbleiblich
verwickeln
, und die selbst nachher ihre
Lehren
verfälschen
. Durch diese kann nun allein dem
Materialismus
,
Fatalismus
,
Atheismus
, dem
freigeisterischen
Unglauben
, der
Schwärmerei
und
Aberglauben
, die
allgemein
schädlich
werden
können
,
zuletzt
auch dem
Idealismus
und
Skeptizismus
, die mehr den
Schulen
gefährlich
sind und
schwerlich
ins
Publikum
übergehen
können
, selbst die
Wurzel
abgeschnitten
werden. Wenn
Regierungen
sich ja mit
Angelegenheiten
der
Gelehrten
zu
befassen
gut
finden
, so
würde
es ihrer
weisen
Fürsorge
für
Wissenschaften
sowohl als
Menschen
weit
gemäßer
sein
, die
Freiheit
einer
solchen
Kritik
zu
begünstigen
,
wodurch
die
Vernunftbearbeitungen
allein auf einen
festen
Fuß
gebracht
werden
können
, als den
lächerlichen
Despotismus
der
Schulen
zu
unterstützen
,
welche
über
öffentliche
Gefahr
ein
lautes
Geschrei
erheben
, wenn man ihre
Spinneweben
zerreißt
, von denen doch das
Publikum
niemals
Notiz
genommen
hat, und deren
Verlust
es also auch
nie
fühlen
kann.
Die
Kritik
ist nicht dem
dogmatischen
Verfahren
der
Vernunft
in ihrem
reinen
Erkenntnis
als
Wissenschaft
entgegengesetzt
, (
denn
diese
muß
jederzeit
dogmatisch
,
d.i.
aus
sicheren
Prinzipien
a
priori
strenge
beweisend
sein
,)
sondern
dem
Dogmatismus
,
d.i.
der
Anmaßung
, mit einer
reinen
Erkenntnis
aus
Begriffen
(der
philosophischen
), nach
Prinzipien
, so wie sie die
Vernunft
längst
im
Gebrauche
hat, ohne
Erkundigung
der
Art
und des
Rechts
, womit sie dazu
gelangt
ist, allein
fortzukommen
.
Dogmatismus
ist also das
dogmatische
Verfahren
der
reinen
Vernunft
, ohne
vorangehende
Kritik
ihres
eigenen
Vermögens
. Diese
Entgegensetzung
soll
daher nicht der
geschwätzigen
Seichtigkeit
, unter dem
angemaßten
Namen
der
Popularität
, oder
wohl
gar
dem
Skeptizismus
, der mit der
ganzen
Metaphysik
kurzen
Prozeß
macht
, das
Wort
reden
;
vielmehr
ist die
Kritik
die
notwendige
vorläufige
Veranstaltung
zur
Beförderung
einer
gründlichen
Metaphysik
als
Wissenschaft
, die
notwendig
dogmatisch
und nach der
strengsten
Forderung
systematisch
,
mithin
schulgerecht
(nicht
populär
)
ausgeführt
werden
muß
;
denn
diese
Forderung
an sie,
da
sie sich
anheischig
macht
,
gänzlich
a
priori
,
mithin
zu
völliger
Befriedigung
der
spekulativen
Vernunft
ihr
Geschäft
auszuführen
, ist
unnachläßlich
. In der
Ausführung
also des
Plans
, den die
Kritik
vorschreibt
,
d.i.
im
künftigen
System
der
Metaphysik
,
müssen
wir
dereinst
der
strengen
Methode
des
berühmten
Wolf
, des
größten
unter
allen
dogmatischen
Philosophen
,
folgen
, der
zuerst
das
Beispiel
gab
, (und durch dies
Beispiel
der
Urheber
des
bisher
noch nicht
erloschenen
Geistes
der
Gründlichkeit
in
Deutschland
wurde
,) wie durch
gesetzmäßige
Feststellung
der
Prinzipien
,
deutliche
Bestimmung
der
Begriffe
,
versuchte
Strenge
der
Beweise
,
Verhütung
kühner
Sprünge
in
Folgerungen
der
sichere
Gang
einer
Wissenschaft
zu
nehmen
sei
, der auch
eben
darum eine solche, als
Metaphysik
ist, in diesen
Stand
zu
versetzen
vorzüglich
geschickt
war, wenn es
ihm
beigefallen
wäre
, durch
Kritik
des
Organs
,
nämlich
der
reinen
Vernunft
selbst, sich das
Feld
vorher
zu
bereiten
: ein
Mangel
, der nicht sowohl
ihm
, als
vielmehr
der
dogmatischen
Denkungsart
seines
Zeitalters
beizumessen
ist, und
darüber
die
Philosophen
seiner sowohl, als aller
vorigen
Zeiten
einander
nichts
vorzuwerfen
haben.
Diejenigen
,
welche
seine
Lehrart
und doch
zugleich
auch das
Verfahren
der
Kritik
der
reinen
Vernunft
verwerfen
,
können
nichts
anderes
im
Sinne
haben, als die
Fesseln
der
Wissenschaft
gar
abzuwerfen
,
Arbeit
in
Spiel
,
Gewißheit
in
Meinung
und
Philosophie
in
Philodoxie
zu
verwandeln
.
Was diese
zweite
Auflage
betrifft
, so habe ich, wie
billig
, die
Gelegenheit
derselben
nicht
vorbei
lassen
wollen
, um den
Schwierigkeiten
und der
Dunkelheit
so viel
möglich
abzuhelfen
,
woraus
manche
Mißdeutungen
entsprungen
sein
mögen
,
welche
scharfsinnigen
Männern
, vielleicht nicht ohne meine
Schuld
, in der
Beurteilung
dieses
Buchs
aufgestoßen
sind. In den
Sätzen
selbst und ihren
Beweisgründen
,
imgleichen
der
Form
sowohl als der
Vollständigkeit
des
Plans
, habe ich nichts zu
ändern
gefunden
;
welches
teils
der
langen
Prüfung
, der ich sie
unterworfen
hatte,
ehe
ich es dem
Publikum
vorlegte
,
teils
der
Beschaffenheit
der
Sache
selbst,
nämlich
der
Natur
einer
reinen
spekulativen
Vernunft
,
beizumessen
ist, die einen
wahren
Gliederbau
enthält
,
worin
alles
Organ
ist,
nämlich
alles um eines
willen
und ein jedes
Einzelne
um aller
willen
,
mithin
jede noch so
kleine
Gebrechlichkeit
, sie
sei
ein
Fehler
(
Irrtum
) oder
Mangel
, sich im
Gebrauche
unausbleiblich
verraten
muß
. In dieser
Unveränderlichkeit
wird sich dieses
System
, wie ich
hoffe
, auch
fernerhin
behaupten
. Nicht
Eigendünkel
,
sondern
bloß
die
Evidenz
,
welche
das
Experiment
der
Gleichheit
des
Resultats
, im
Ausgange
von den
mindesten
Elementen
bis zum
Ganzen
der
reinen
Vernunft
, und im
Rückgange
vom
Ganzen
(
denn
auch dieses ist
für
sich durch die
Endabsicht
derselben
im
Praktischen
gegeben
) zu jedem
Teile
bewirkt
,
indem
der
Versuch
, auch nur den
kleinsten
Teil
abzuändern
,
sofort
Widersprüche
, nicht
bloß
des
Systems
,
sondern
der
allgemeinen
Menschenvernunft
herbeiführt
,
berechtigt
mich zu diesem
Vertrauen
. Allein in der
Darstellung
ist noch viel zu tun, und hierin habe ich mit dieser
Auflage
Verbesserungen
versucht
,
welche
teils
dem
Mißverstande
der
Ästhetik
,
vornehmlich
dem im
Begriffe
der
Zeit
,
teils
der
Dunkelheit
der
Deduktion
der
Verstandesbegriffe
,
teils
dem
vermeintlichen
Mangel
einer
genügsamen
Evidenz
in den
Beweisen
der
Grundsätze
des
reinen
Verstandes
,
teils
endlich
der
Mißdeutung
der der
rationalen
Psychologie
vorgerückten
Paralogismen
abhelfen
sollen
. Bis
hierher
(
nämlich
nur bis zu
Ende
des
ersten
Hauptstücks
der
transzendentalen
Dialektik
) und weiter nicht
erstrecken
sich meine
Abänderungen
der
Darstellungsart
6
, weil die
Zeit
zu
kurz
und mir in
Ansehung
des
übrigen
auch kein
Mißverstand
sachkundiger
und
unparteiischer
Prüfer
vorgekommen
war,
welche
, auch ohne daß ich sie mit dem ihnen
gebührenden
Lobe
nennen
darf
, die
Rücksicht
, die ich auf ihre
Erinnerungen
genommen
habe, schon von selbst an ihren
Stellen
antreffen
werden. Mit dieser
Verbesserung
aber ist ein
kleiner
Verlust
für
den
Leser
verbunden
, der nicht zu
verhüten
war, ohne das
Buch
gar
zu
voluminös
zu
machen
,
nämlich
, daß
verschiedenes
, was zwar nicht
wesentlich
zur
Vollständigkeit
des
Ganzen
gehört
,
mancher
Leser
aber doch
ungern
missen
möchte
,
indem
es sonst in anderer
Absicht
brauchbar
sein
kann, hat
weggelassen
oder
abgekürzt
vorgetragen
werden
müssen
, um meiner, wie ich
hoffe
, jetzt
faßlicheren
Darstellung
Platz
zu
machen
, die im
Grunde
in
Ansehung
der
Sätze
und selbst ihrer
Beweisgründe
,
schlechterdings
nichts
verändert
, aber doch in der
Methode
des
Vortrags
hin und wieder so von der
vorigen
abgeht
, daß sie durch
Einschaltungen
sich nicht
bewerkstelligen
ließ
. Dieser
kleine
Verlust
, der
ohnedem
, nach jedes
Belieben
, durch
Vergleichung
mit der
ersten
Auflage
ersetzt
werden kann, wird durch die
größere
Faßlichkeit
, wie ich
hoffe
,
überwiegend
ersetzt
. Ich habe in
verschiedenen
öffentlichen
Schriften
(
teils
bei
Gelegenheit
der
Rezension
mancher
Bücher
,
teils
in
besonderen
Abhandlungen
) mit
dankbarem
Vergnügen
wahrgenommen
, daß der
Geist
der
Gründlichkeit
in
Deutschland
nicht
erstorben
,
sondern
nur durch den
Modeton
einer
geniemäßigen
Freiheit
im
Denken
auf
kurze
Zeit
überschrieen
worden
, und daß die
dornigen
Pfade
der
Kritik
, die zu einer
schulgerechten
, aber als solche allein
dauerhaften
und daher
höchstnotwendigen
Wissenschaft
der
reinen
Vernunft
führen
,
mutige
und
helle
Köpfe
nicht
gehindert
haben, sich
derselben
zu
bemeistern
. Diesen
verdienten
Männern
, die mit der
Gründlichkeit
der
Einsicht
noch das
Talent
einer
lichtvollen
Darstellung
(dessen ich mir
eben
nicht
bewußt
bin) so
glücklich
verbinden
,
überlasse
ich meine in
Ansehung
der
letzteren
hin und wieder etwa noch
mangelhafte
Bearbeitung
zu
vollenden
,
denn
widerlegt
zu werden ist in diesem
Falle
keine
Gefahr
,
wohl
aber nicht
verstanden
zu werden.
Meinerseits
kann ich mich auf
Streitigkeiten
von nun an nicht
einlassen
, ob ich zwar auf alle
Winke
, es
sei
von
Freunden
oder
Gegnern
,
sorgfältig
achten
werde
, um sie in der
künftigen
Ausführung
des
Systems
dieser
Propädeutik
gemäß
zu
benutzen
.
Da
ich
während
dieser
Arbeiten
schon
ziemlich
tief
ins
Alter
fortgerückt
bin (in diesem
Monat
ins
vierundsechzigste
Jahr
,) so
muß
ich, wenn ich meinen
Plan
, die
Metaphysik
der
Natur
sowohl als der
Sitten
, als
Bestätigung
der
Richtigkeit
der
Kritik
der
spekulativen
sowohl als
praktischen
Vernunft
, zu
liefern
,
ausführen
will, mit der
Zeit
sparsam
verfahren
, und die
Aufhellung
sowohl der in diesem
Werke
anfangs
kaum
vermeidlichen
Dunkelheiten
, als die
Verteidigung
den
Ganzen
von den
verdienten
Männern
, die es sich zu eigen
gemacht
haben,
erwarten
. An
einzelnen
Stellen
läßt
sich jeder
philosophische
Vortrag
zwacken
, (
denn
er kann nicht so
gepanzert
auftreten
, als der
mathematische
,)
indessen
, daß doch der
Gliederbau
des
Systems
, als
Einheit
betrachtet
, dabei nicht die
mindeste
Gefahr
läuft
, zu dessen
Übersicht
, wenn es
neu
ist, nur wenige die
Gewandtheit
des
Geistes
, noch
wenigere
aber, weil ihnen alle
Neuerung
ungelegen
kommt
,
Lust
besitzen
. Auch
scheinbare
Widersprüche
lassen
sich, wenn man
einzelne
Stellen
, aus ihrem
Zusammenhange
gerissen
,
gegeneinander
vergleicht
, in jeder,
vornehmlich
als
freie
Rede
fortgehenden
Schrift
ausklauben
, die in den
Augen
dessen, der sich auf
fremde
Beurteilung
verläßt
, ein
nachteiliges
Licht
auf diese
werfen
,
demjenigen
aber, der sich der
Idee
im
Ganzen
bemächtigt
hat, sehr
leicht
aufzulösen
sind.
Indessen
, wenn eine
Theorie
in sich
Bestand
hat, so
dienen
Wirkung
und
Gegenwirkung
, die ihr
anfänglich
große
Gefahr
drohten
, mit der
Zeit
nur dazu, um ihre
Unebenheiten
abzuschleifen
, und wenn sich
Männer
von
Unparteilichkeit
,
Einsicht
und
wahrer
Popularität
damit
beschäftigen
, ihr in
kurzer
Zeit
auch die
erforderliche
Eleganz
zu
verschaffen
.
Königsberg
, im
Aprilmonat
1787
.
1
Ich
folge
hier nicht
genau
dem
Faden
der
Geschichte
der
Experimentalmethode
, deren
erste
Anfänge
auch nicht
wohl
bekannt
sind.
2
Diese dem
Naturforscher
nachgeahmte
Methode
besteht
also darin: die
Elemente
der
reinen
Vernunft
in dem zu
suchen
, was sich durch ein
Experiment
bestätigen
oder
widerlegen
läßt
. Nun
läßt
sich zur
Prüfung
der
Sätze
der
reinen
Vernunft
,
vornehmlich
wenn sie über alle
Grenze
möglicher
Erfahrung
hinaus
gewagt
werden, kein
Experiment
mit ihren
Objekten
machen
(wie in der
Naturwissenschaft
): also wird es nur mit
Begriffen
und
Grundsätzen
, die wir
a
priori
annehmen
,
tunlich
sein
,
indem
man sie
nämlich
so
einrichtet
, daß
dieselben
Gegenstände
einerseits
als
Gegenstände
der
Sinne
und des
Verstandes
für
die
Erfahrung
,
andererseits
aber doch als
Gegenstände
, die man
bloß
denkt
,
allenfalls
für
die
isolierte
und über
Erfahrungsgrenze
hinausstrebende
Vernunft
,
mithin
von zwei
verschiedenen
Seiten
betrachtet
werden
können
.
Findet
es sich nun, daß, wenn man die
Dinge
aus jenem
doppelten
Gesichtspunkte
betrachtet
,
Einstimmung
mit dem
Prinzip
der
reinen
Vernunft
stattfinde
, bei
einerlei
Gesichtspunkte
aber ein
unvermeidlicher
Widerstreit
der
Vernunft
mit sich selbst
entspringe
, so
entscheidet
das
Experiment
für
die
Richtigkeit
jener
Unterscheidung
.
3
Dieses
Experiment
der
reinen
Vernunft
hat mit dem der
Chemiker
,
welches
sie manchmal den
Versuch
der
Reduktion
, im
allgemeinen
aber das
synthetische
Verfahren
nennen
, viel
Ähnliches
. Die
Analysis
des
Metaphysikers
schied
die
reine
Erkenntnis
a
priori
in zwei sehr
ungleichartige
Elemente
,
nämlich
die der
Dinge
als
Erscheinungen
, und dann der
Dinge
an sich selbst. Die
Dialektik
verbindet
beide
wiederum
zur
Einhelligkeit
mit der
notwendigen
Vernunftidee
des
Unbedingten
und
findet
, daß diese
Einhelligkeit
niemals
anders, als durch
jene
Unterscheidung
herauskomme
,
welche
also die
wahre
ist.
4
So
verschafften
die
Zentralgesetze
der
Bewegung
der
Himmelskörper
dem, was
Kopernikus
,
anfänglich
nur als
Hypothese
annahm
,
ausgemachte
Gewißheit
und
bewiesen
zugleich
die
unsichtbare
, den
Weltbau
verbindende
Kraft
(der
Newtonischen
Anziehung
),
welche
auf immer
unentdeckt
geblieben
wäre
, wenn der
erstere
es nicht
gewagt
hätte, auf eine
widersinnische
, aber doch
wahre
Art
, die
beobachteten
Bewegungen
nicht in den
Gegenständen
des
Himmels
,
sondern
in ihrem
Zuschauer
zu
suchen
. Ich
stelle
in dieser
Vorrede
die in der
Kritik
vorgetragene
,
jener
Hypothese
analogische
,
Umänderung
der
Denkart
auch nur als
Hypothese
auf, ob sie
gleich
in der
Abhandlung
selbst aus der
Beschaffenheit
unserer
Vorstellungen
von
Raum
und
Zeit
und den
Elementarbegriffen
des
Verstandes
, nicht
hypothetisch
,
sondern
apodiktisch
bewiesen
wird, um nur die
ersten
Versuche
einer
solchen
Umänderung
,
welche
allemal
hypothetisch
sind,
bemerklich
zu
machen
.
5
Einen
Gegenstand
erkennen
, dazu wird
erfordert
, daß ich seine
Möglichkeit
(es
sei
nach dem
Zeugnis
der
Erfahrung
aus seiner
Wirklichkeit
, oder
a
priori
durch
Vernunft
)
beweisen
könne
. Aber
denken
kann ich, was ich will, wenn ich mir nur nicht selbst
widerspreche
,
d.i.
wenn mein
Begriff
nur ein
möglicher
Gedanke
ist, ob ich zwar dafür nicht
stehen
kann, ob im
Inbegriffe
aller
Möglichkeiten
diesem auch ein
Objekt
korrespondiere
oder nicht. Um einem
solchen
Begriffe
aber
objektive
Gültigkeit
(
reale
Möglichkeit
,
denn
die
erstere
war
bloß
die
logische
)
beizulegen
, dazu wird etwas mehr
erfordert
. Dieses Mehrere aber
braucht
eben
nicht in
theoretischen
Erkenntnisquellen
gesucht
zu werden, es kann auch in
praktischen
liegen
.
6
Eigentliche
Vermehrung
, aber doch nur in der
Beweisart
,
könnte
ich nur die
nennen
, die ich durch eine
neue
Widerlegung
des
psychologischen
Idealismus
, und einen
strengen
(wie ich
glaube
auch
einzig
möglichen
)
Beweis
von der
objektiven
Realität
der
äußeren
Anschauung
S
.
273
gemacht
habe. Der
Idealismus
mag
in
Ansehung
der
wesentlichen
Zwecke
der
Metaphysik
für
noch so
unschuldig
gehalten
werden, (das er in der
Tat
nicht ist,) so
bleibt
es immer ein
Skandal
der
Philosophie
und
allgemeinen
Menschenvernunft
, das
Dasein
der
Dinge
außer
uns (von denen wir doch den
ganzen
Stoff
zu
Erkenntnissen
selbst
für
unseren
inneren
Sinn
her haben)
bloß
auf
Glauben
annehmen
zu
müssen
, und, wenn es
jemand
einfällt
es zu
bezweifeln
,
ihm
keinen
genugtuenden
Beweis
entgegenstellen
zu
können
. Weil sich in den
Ausdrücken
des
Beweises
von der
dritten
Zeile
bis zur
sechsten
einige
Dunkelheit
findet
, so
bitte
ich diesen
Period
so
umzuändern
: "Dieses
Beharrliche
aber kann nicht eine
Anschauung
in mir
sein
.
Denn
alle
Bestimmungsgründe
meines
Daseins
, die in mir
angetroffen
werden
können
, sind
Vorstellungen
, und
bedürfen
, als solche, selbst ein von ihnen
unterschiedenes
Beharrliches
,
worauf
in
Beziehung
der
Wechsel
derselben
,
mithin
mein
Dasein
in der
Zeit
, darin sie
wechseln
,
bestimmt
werden
könne
." Man wird gegen diesen
Beweis
vermutlich
sagen
: ich bin mir doch nur dessen, was in mir ist,
d.i.
meiner
Vorstellung
äußerer
Dinge
,
unmittelbar
bewußt
;
folglich
bleibe
es immer noch
unausgemacht
, ob etwas ihr
Korrespondierendes
außer
mir
sei
, oder nicht. Allein ich bin mir meines
Daseins
in der
Zeit
(
folglich
auch der
Bestimmbarkeit
desselben
in dieser) durch
innere
Erfahrung
bewußt
, und dieses ist mehr, als
bloß
mich meiner
Vorstellung
bewußt
zu
sein
, doch aber
einerlei
mit dem
empirischen
Bewußtsein
meines
Daseins
,
welches
nur durch
Beziehung
auf etwas, was mit meiner
Existenz
verbunden
,
außer
mir ist,
bestimmbar
ist. Dieses
Bewußtsein
meines
Daseins
in der
Zeit
ist also mit dem
Bewußtsein
eines
Verhältnisses
zu etwas
außer
mir
identisch
verbunden
, und es ist also
Erfahrung
und nicht
Erdichtung
,
Sinn
und nicht
Einbildungskraft
,
welches
das
Äußere
mit
meinem
inneren
Sinn
unzertrennlich
verknüpft
;
denn
der
äußere
Sinn
ist schon an sich
Beziehung
der
Anschauung
auf etwas
Wirkliches
außer
mir, und die
Realität
desselben
, zum
Unterschiede
von der
Einbildung
,
beruht
nur darauf, daß er mit der
inneren
Erfahrung
selbst, als die
Bedingung
der
Möglichkeit
derselben
unzertrennlich
verbunden
werde
,
welches
hier
geschieht
. Wenn ich mit dem
intellektuellen
Bewußtsein
meines
Daseins
, in der
Vorstellung
Ich bin,
welche
alle meine
Urteile
und
Verstandeshandlungen
begleitet
,
zugleich
eine
Bestimmung
meines
Daseins
durch
intellektuelle
Anschauung
verbinden
könnte
, so
wäre
zu
derselben
das
Bewußtsein
eines
Verhältnisses
zu etwas
außer
mir nicht
notwendig
gehörig
. Nun aber
jenes
intellektuelle
Bewußtsein
zwar
vorangeht
, aber die
innere
Anschauung
, in der mein
Dasein
allein
bestimmt
werden kann,
sinnlich
und an
Zeitbedingung
gebunden
ist, diese
Bestimmung
aber,
mithin
die
innere
Erfahrung
selbst, von etwas
Beharrlichem
,
welches
in mir nicht ist,
folglich
nur in etwas
außer
mir,
wogegen
ich mich in
Relation
betrachten
muß
,
abhängt
: so ist die
Realität
des
äußeren
Sinnes
mit der des
inneren
, zur
Möglichkeit
einer
Erfahrung
überhaupt
,
notwendig
verbunden
:
d.i.
ich bin mir
eben
so
sicher
bewußt
, daß es
Dinge
außer
mir
gebe
, die sich auf meinen
Sinn
beziehen
, als ich mir
bewußt
bin, daß ich selbst in der
Zeit
bestimmt
existiere
.
Welchen
gegebenen
Anschauungen
nun aber
wirklich
Objekte
außer
mir
korrespondieren
, und die also zum
äußeren
Sinne
gehören
,
welchem
sie und nicht der
Einbildungskraft
zuzuschreiben
sind,
muß
nach den
Regeln
, nach
welchen
Erfahrung
überhaupt
(selbst
innere
) von
Einbildung
unterschieden
wird, in jedem
besonderen
Falle
ausgemacht
werden,
wobei
der
Satz
: daß es
wirklich
äußere
Erfahrung
gebe
, immer zum
Grunde
liegt
. Man kann
hiezu
noch die
Anmerkung
fügen
: die
Vorstellung
von etwas
Beharrlichem
im
Dasein
ist nicht
einerlei
mit der
beharrlichen
Vorstellung
;
denn
diese kann sehr
wandelbar
und
wechselnd
sein
, wie alle
unsere
und selbst die
Vorstellungen
der
Materie
, und
bezieht
sich doch auf etwas
Beharrliches
,
welches
also ein von
allen
meinen
Vorstellungen
unterschiedenes
und
äußeres
Ding
sein
muß
, dessen
Existenz
in der
Bestimmung
meines
eigenen
Daseins
notwendig
mit
eingeschlossen
wird, und mit
derselben
nur eine
einzige
Erfahrung
ausmacht
, die nicht
einmal
innerlich
stattfinden
würde
, wenn sie nicht (zum
Teil
)
zugleich
äußerlich
wäre
. Das Wie?
läßt
sich hier
ebensowenig
weiter
erklären
, als wie wir
überhaupt
das
Stehende
in der
Zeit
denken
, dessen
Zugleichsein
mit dem
Wechselnden
den
Begriff
der
Veränderung
hervorbringt
.
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