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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
II. Transzendentale Methodenlehre
Zweites Hauptstück Der Kanon der reinen Vernunft
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Zweites
Hauptstück
Der
Kanon
der
reinen
Vernunft
Es ist
demütigend
für
die
menschliche
Vernunft
, daß sie in ihrem
reinen
Gebrauche
nichts
ausrichtet
, und sogar noch einer
Disziplin
bedarf
, um ihre
Ausschweifungen
zu
bändigen
, und die
Blendwerke
, die ihr daher
kommen
, zu
verhüten
. Allein
andererseits
erhebt
es sie
wiederum
und
gibt
ihr ein
Zutrauen
zu sich selbst, daß sie diese
Disziplin
selbst
ausüben
kann und
muß
, ohne eine
andere
Zensur
über sich zu
gestatten
,
imgleichen
daß die
Grenzen
, die sie ihrem
spekulativen
Gebrauche
zu
setzen
genötigt
ist,
zugleich
die
vernünftelnden
Anmaßungen
jeden
Gegners
einschränken
, und
mithin
alles, was ihr noch von ihren
vorher
übertriebenen
Forderungen
übrigbleiben
möchte
, gegen alle
Angriffe
sicherstellen
könne
. Der
größte
und vielleicht
einzige
Nutzen
aller
Philosophie
der
reinen
Vernunft
ist also
wohl
nur
negativ
;
da
sie
nämlich
nicht, als
Organon
, zur
Erweiterung
,
sondern
, als
Disziplin
, zur
Grenzbestimmung
dient
, und,
anstatt
Wahrheit
zu
entdecken
, nur das
stille
Verdienst
hat,
Irrtümer
zu
verhüten
.
Indessen
muß
es doch irgendwo einen
Quell
von
positiven
Erkenntnissen
geben
,
welche
ins
Gebiet
der
reinen
Vernunft
gehören
, und die vielleicht nur durch
Mißverstand
zu
Irrtümern
Anlaß
geben
, in der
Tat
aber das
Ziel
der
Beeiferung
der
Vernunft
ausmachen
.
Denn
welcher
Ursache
sollte
sonst
wohl
die nicht zu
dämpfende
Begierde
,
durchaus
über die
Grenze
der
Erfahrung
hinaus irgendwo
festen
Fuß
zu
fassen
,
zuzuschreiben
sein
? Sie
ahndet
Gegenstände
, die ein
großes
Interesse
für
sie bei sich
führen
. Sie
tritt
den
Weg
der
bloßen
Spekulation
an, um sich ihnen zu
nähern
; aber diese
fliehen
vor
sie.
Vermutlich
wird auf dem
einzigen
Wege
, der ihr noch
übrig
ist,
nämlich
dem des
praktischen
Gebrauchs
,
besseres
Glück
für
sie zu
hoffen
sein
.
Ich
verstehe
unter einem
Kanon
den
Inbegriff
der
Grundsätze
a
priori
des
richtigen
Gebrauchs
gewisser
Erkenntnisvermögen
überhaupt
. So ist die
allgemeine
Logik
in ihrem
analytischen
Teile
ein
Kanon
für
Verstand
und
Vernunft
überhaupt
, aber nur der
Form
nach,
denn
sie
abstrahiert
von allem
Inhalte
. So war die
transzendentale
Analytik
der
Kanon
des
reinen
Verstandes
;
denn
der ist allein
wahrer
synthetischer
Erkenntnisse
a
priori
fähig
. Wo aber kein
richtiger
Gebrauch
einer
Erkenntniskraft
möglich
ist,
da
gibt
es
keinen
Kanon
. Nun ist alle
synthetische
Erkenntnis
der
reinen
Vernunft
in ihrem
spekulativen
Gebrauche
, nach
allen
bisher
geführten
Beweisen
,
gänzlich
unmöglich
. Also
gibt
es
gar
keinen
Kanon
des
spekulativen
Gebrauchs
derselben
(
denn
dieser ist durch und durch
dialektisch
),
sondern
alle
transzendentale
Logik
ist in dieser
Absicht
nichts als
Disziplin
.
Folglich
, wenn es
überall
einen
richtigen
Gebrauch
der
reinen
Vernunft
gibt
, in
welchem
Fall
es auch einen
Kanon
derselben
geben
muß
, so wird dieser nicht den
spekulativen
,
sondern
den
praktischen
Vernunftgebrauch
betreffen
, den wir also jetzt
untersuchen
wollen
.
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