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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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II. Transzendentale Methodenlehre
Zweites Hauptstück Der Kanon der reinen Vernunft
Zweiter Abschnitt Von dem Ideal des höchsten Guts, als einem Bestimmungsgrunde des letzten Zwecks der reinen Vernunft
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Zweiter
Abschnitt
Von dem
Ideal
des
höchsten
Guts
, als einem
Bestimmungsgrunde
des
letzten
Zwecks
der
reinen
Vernunft
Die
Vernunft
führte
uns in ihrem
spekulativen
Gebrauche
durch das
Feld
der
Erfahrungen
, und, weil daselbst
für
sie
niemals
völlige
Befriedigung
anzutreffen
ist, von
da
zu
spekulativen
Ideen
, die uns aber am
Ende
wiederum
auf
Erfahrung
zurückführten
, und also ihre
Absicht
auf eine zwar
nützliche
, aber unserer
Erwartung
gar
nicht
gemäße
Art
erfüllten
. Nun
bleibt
uns noch ein
Versuch
übrig
: ob
nämlich
auch
reine
Vernunft
im
praktischen
Gebrauche
anzutreffen
sei
, ob sie in demselben zu den
Ideen
führe
,
welche
die
höchsten
Zwecke
der
reinen
Vernunft
, die wir
eben
angeführt
haben,
erreichen
, und diese also aus dem
Gesichtspunkte
ihres
praktischen
Interesses
nicht
dasjenige
gewähren
könne
, was sie uns in
Ansehung
des
spekulativen
ganz
und
gar
abschlägt
.
Alles
Interesse
meiner
Vernunft
(das
spekulative
sowohl, als das
praktische
)
vereinigt
sich in
folgenden
drei
Fragen
:
1. Was kann ich
wissen
?
2. Was
soll
ich tun?
3. Was
darf
ich
hoffen
?
Die
erste
Frage
ist
bloß
spekulativ
. Wir haben (wie ich mir
schmeichle
) alle
möglichen
Beantwortungen
derselben
erschöpft
und
endlich
diejenige
gefunden
, mit
welcher
sich die
Vernunft
zwar
befriedigen
muß
, und, wenn sie nicht aufs
Praktische
sieht
, auch
Ursache
hat
zufrieden
zu
sein
; sind aber von den zwei
großen
Zwecken
,
worauf
diese
ganze
Bestrebung
der
reinen
Vernunft
eigentlich
gerichtet
war,
ebenso
weit
entfernt
geblieben
, als ob wir uns aus
Gemächlichkeit
dieser
Arbeit
gleich
anfangs
verweigert
hätten
. Wenn es also um
Wissen
zu tun ist, so ist
wenigstens
so viel
sicher
und
ausgemacht
, daß uns dieses, in
Ansehung
jener
zwei
Aufgaben
,
niemals
zuteil
werden
könne
.
Die
zweite
Frage
ist
bloß
praktisch
. Sie kann als eine solche zwar der
reinen
Vernunft
angehören
, ist aber
alsdann
doch nicht
transzendental
,
sondern
moralisch
,
mithin
kann sie
unsere
Kritik
an sich selbst nicht
beschäftigen
.
Die
dritte
Frage
,
nämlich
: wenn ich nun
tue
, was ich
soll
, was
darf
ich
alsdann
hoffen
? ist
praktisch
und
theoretisch
zugleich
, so, daß das
Praktische
nur als ein
Leitfaden
zur
Beantwortung
der
theoretischen
, und, wenn diese
hoch
geht
,
spekulativen
Frage
führt
.
Denn
alles
Hoffen
geht
auf
Glückseligkeit
, und ist in
Absicht
auf das
Praktische
und das
Sittengesetz
eben
dasselbe
, was das
Wissen
und das
Naturgesetz
in
Ansehung
der
theoretischen
Erkenntnis
der
Dinge
ist.
Jenes
läuft
zuletzt
auf den
Schluß
hinaus, daß etwas
sei
(was den
letzten
möglichen
Zweck
bestimmt
), weil etwas
geschehen
soll
; dieses, daß etwas
sei
(was als
oberste
Ursache
wirkt
), weil etwas
geschieht
.
Glückseligkeit
ist die
Befriedigung
aller unserer
Neigungen
, (sowohl
extensive
, der
Mannigfaltigkeit
der selben, als
intensive
, dem
Grade
, und auch
protensive
, der
Dauer
nach). Das
praktische
Gesetz
aus dem
Bewegungsgrunde
der
Glückseligkeit
nenne
ich
pragmatisch
(
Klugheitsregel
);
dasjenige
aber,
wofern
ein
solches
ist, das zum
Bewegungsgrunde
nichts
anderes
hat, als die
Würdigkeit
,
glücklich
zu
sein
,
moralisch
(
Sittengesetz
). Das
erstere
rät
, was zu tun
sei
, wenn wir der
Glückseligkeit
wollen
teilhaftig
, das
zweite
gebietet
, wie wir uns
verhalten
sollen
, um nur der
Glückseligkeit
würdig
zu werden. Das
erstere
gründet
sich auf
empirische
Prinzipien
;
denn
anders, als
vermittelst
der
Erfahrung
, kann ich weder
wissen
,
welche
Neigungen
da
sind, die
befriedigt
werden
wollen
, noch
welches
die
Naturursachen
sind, die ihre
Befriedigung
bewirken
können
. Das
zweite
abstrahiert
von
Neigungen
, und
Naturmitteln
sie zu
befriedigen
, und
betrachtet
nur die
Freiheit
eines
vernünftigen
Wesens
überhaupt
, und die
notwendigen
Bedingungen
, unter denen sie allein mit der
Austeilung
der
Glückseligkeit
nach
Prinzipien
zusammenstimmt
, und kann also
wenigstens
auf
bloßen
Ideen
der
reinen
Vernunft
beruhen
und
a
priori
erkannt
werden.
Ich
nehme
an, daß es
wirklich
reine
moralische
Gesetze
gebe
, die
völlig
a
priori
(ohne
Rücksicht
auf
empirische
Bewegungsgründe
,
d.i.
Glückseligkeit
,) das Tun und
Lassen
,
d.i.
den
Gebrauch
der
Freiheit
eines
vernünftigen
Wesens
überhaupt
,
bestimmen
, und daß diese
Gesetze
schlechterdings
(nicht
bloß
hypothetisch
unter
Voraussetzung
anderer
empirischen
Zwecke
)
gebieten
, und also in aller
Absicht
notwendig
sind. Diesen
Satz
kann ich mit
Recht
voraussetzen
, nicht allein,
indem
ich mich auf die
Beweise
der
aufgeklärtesten
Moralisten
,
sondern
auf das
sittliche
Urteil
eines
jeden
Menschen
berufe
, wenn er sich ein
dergleichen
Gesetz
deutlich
denken
will.
Die
reine
Vernunft
enthält
also, zwar nicht in ihrem
spekulativen
, aber doch in einem
gewissen
praktischen
,
nämlich
dem
moralischen
Gebrauche
,
Prinzipien
der
Möglichkeit
der
Erfahrung
,
nämlich
solcher
Handlungen
, die den
sittlichen
Vorschriften
gemäß
in der
Geschichte
des
Menschen
anzutreffen
sein
könnten
.
Denn
,
da
sie
gebietet
, daß solche
geschehen
sollen
, so
müssen
sie auch
geschehen
können
, und es
muß
also eine
besondere
Art
von
systematischer
Einheit
,
nämlich
die
moralische
,
möglich
sein
,
indessen
daß die
systematische
Natureinheit
nach
spekulativen
Prinzipien
der
Vernunft
nicht
bewiesen
werden konnte, weil die
Vernunft
zwar in
Ansehung
der
Freiheit
überhaupt
, aber nicht in
Ansehung
der
gesamten
Natur
Kausalität
hat, und
moralische
Vernunftprinzipien
zwar
freie
Handlungen
, aber nicht
Naturgesetze
hervorbringen
können
.
Demnach
haben die
Prinzipien
der
reinen
Vernunft
in ihrem
praktischen
,
namentlich
aber, dem
moralischen
Gebrauche
,
objektive
Realität
.
Ich
nenne
die
Welt
,
sofern
sie
allen
sittlichen
Gesetzen
gemäß
wäre
, (wie sie es
denn
, nach der
Freiheit
der
vernünftigen
Wesen
,
sein
kann, und, nach den
notwendigen
Gesetzen
der
Sittlichkeit
,
sein
soll
,) eine
moralische
Welt
. Diese wird
sofern
bloß
als
intelligible
Welt
gedacht
, weil darin von
allen
Bedingungen
(
Zwecken
) und selbst von
allen
Hindernissen
der
Moralität
in
derselben
(
Schwäche
oder
Unlauterkeit
der
menschlichen
Natur
)
abstrahiert
wird.
Sofern
ist sie also eine
bloße
, aber doch
praktische
Idee
, die
wirklich
ihren
Einfluß
auf die
Sinnenwelt
haben kann und
soll
, um sie dieser
Idee
so viel als
möglich
gemäß
zu
machen
. Die
Idee
einer
moralischen
Welt
hat daher
objektive
Realität
, nicht als wenn sie auf einen
Gegenstand
einer
intelligiblen
Anschauung
ginge
(
dergleichen
wir uns
gar
nicht
denken
können
),
sondern
auf die
Sinnenwelt
, aber als einen
Gegenstand
der
reinen
Vernunft
in ihrem
praktischen
Gebrauche
, und ein
corpus
mysticum
der
vernünftigen
Wesen
in ihr,
sofern
deren
freie
Willkür
unter
moralischen
Gesetzen
sowohl mit sich selbst, als mit jedes
anderen
Freiheit
durchgängige
systematische
Einheit
an sich hat.
Das war die
Beantwortung
der
ersten
von den zwei
Fragen
der
reinen
Vernunft
, die das
praktische
Interesse
betrafen
:
Tue
das,
wodurch
du
würdig
wirst
,
glücklich
zu
sein
. Die
zweite
frägt
nun: wie, wenn ich mich nun so
verhalte
, daß ich der
Glückseligkeit
nicht
unwürdig
sei
,
darf
ich auch
hoffen
, ihrer
dadurch
teilhaftig
werden zu
können
? Es
kommt
bei der
Beantwortung
derselben
darauf an, ob die
Prinzipien
der
reinen
Vernunft
,
welche
a
priori
das
Gesetz
vorschreiben
, auch diese
Hoffnung
notwendigerweise
damit
verknüpfen
.
Ich
sage
demnach
: daß
ebensowohl
, als die
moralischen
Prinzipien
nach der
Vernunft
in ihrem
praktischen
Gebrauche
notwendig
sind,
ebenso
notwendig
sei
es auch nach der
Vernunft
, in ihrem
theoretischen
Gebrauch
anzunehmen
, daß
jedermann
die
Glückseligkeit
in demselben
Maße
zu
hoffen
Ursache
habe, als er sich
derselben
in seinem
Verhalten
würdig
gemacht
hat, und daß also das
System
der
Sittlichkeit
mit dem der
Glückseligkeit
unzertrennlich
, aber nur in der
Idee
der
reinen
Vernunft
verbunden
sei
.
Nun
läßt
sich in einer
intelligiblen
,
d.i.
der
moralischen
Welt
, in deren
Begriff
wir von
allen
Hindernissen
der
Sittlichkeit
(der
Neigungen
,)
abstrahieren
, ein
solches
System
der mit der
Moralität
verbundenen
proportionierten
Glückseligkeit
auch als
notwendig
denken
, weil die durch
sittliche
Gesetze
teils
bewegte
,
teils
restringierte
Freiheit
, selbst die
Ursache
der
allgemeinen
Glückseligkeit
, die
vernünftigen
Wesen
also selbst, unter der
Leitung
solcher
Prinzipien
,
Urheber
ihrer
eigenen
und
zugleich
anderer
dauerhafter
Wohlfahrt
sein
würden
. Aber dieses
System
der sich selbst
lohnenden
Moralität
ist nur eine
Idee
, deren
Ausführung
auf der
Bedingung
beruht
, daß
jedermann
tue
, was er
soll
,
d.i.
alle
Handlungen
vernünftiger
Wesen
so
geschehen
, als ob sie aus einem
obersten
Willen
, der alle
Privatwillkür
in sich, oder unter sich
befaßt
,
entsprängen
.
Da
aber die
Verbindlichkeit
aus dem
moralischen
Gesetze
für
jedes
besonderen
Gebrauch
der
Freiheit
gültig
bleibt
,
wenngleich
andere
diesem
Gesetze
sich nicht
gemäß
verhielten
, so ist weder aus der
Natur
der
Dinge
der
Welt
, noch der
Kausalität
der
Handlungen
selbst und ihrem
Verhältnisse
zur
Sittlichkeit
bestimmt
, wie sich ihre
Folgen
zur
Glückseligkeit
verhalten
werden, und die
angeführte
notwendige
Verknüpfung
der
Hoffnung
,
glücklich
zu
sein
, mit dem
unablässigen
Bestreben
, sich der
Glückseligkeit
würdig
zu
machen
, kann durch die
Vernunft
nicht
erkannt
werden, wenn man
bloß
Natur
zum
Grunde
legt
,
sondern
darf
nur
gehofft
werden, wenn eine
höchste
Vernunft
, die nach
moralischen
Gesetzen
gebietet
,
zugleich
als
Ursache
der
Natur
zum
Grunde
gelegt
wird.
Ich
nenne
die
Idee
einer
solchen
Intelligenz
, in
welcher
der
moralisch
vollkommenste
Wille
, mit der
höchsten
Seligkeit
verbunden
, die
Ursache
aller
Glückseligkeit
in der
Welt
ist,
sofern
sie mit der
Sittlichkeit
(als der
Würdigkeit
glücklich
zu
sein
) in
genauem
Verhältnisse
steht
, das
Ideal
des
höchsten
Guts
. Also kann die
reine
Vernunft
nur in dem
Ideal
des
höchsten
ursprünglichen
Guts
den
Grund
der
praktisch
notwendigen
Verknüpfung
beider
Elemente
des
höchsten
abgeleiteten
Gutes
,
nämlich
einer
intelligiblen
d.i.
moralischen
Welt
,
antreffen
.
Da
wir uns nun
notwendigerweise
durch die
Vernunft
, als zu einer
solchen
Welt
gehörig
,
vorstellen
müssen
, obgleich die
Sinne
uns nichts als eine
Welt
von
Erscheinungen
darstellen
, so werden wir
jene
als eine
Folge
unseres
Verhaltens
in der
Sinnenwelt
,
da
uns diese eine solche
Verknüpfung
nicht
darbietet
, als eine
für
uns
künftige
Welt
annehmen
müssen
.
Gott
also und ein
künftiges
Leben
, sind zwei von der
Verbindlichkeit
, die uns
reine
Vernunft
auferlegt
, nach
Prinzipien
eben
derselben
Vernunft
nicht zu
trennende
Voraussetzungen
.
Die
Sittlichkeit
an sich selbst
macht
ein
System
aus, aber nicht die
Glückseligkeit
,
außer
,
sofern
sie der
Moralität
genau
angemessen
ausgeteilt
ist. Dieses aber ist nur
möglich
in der
intelligiblen
Welt
, unter einem
weisen
Urheber
und
Regierer
. Einen
solchen
,
samt
dem
Leben
in einer
solchen
Welt
, die wir als eine
künftige
ansehen
müssen
,
sieht
sich die
Vernunft
genötigt
anzunehmen
, oder die
moralischen
Gesetze
als
leere
Hirngespinste
anzusehen
, weil der
notwendige
Erfolg
derselben
, den
dieselbe
Vernunft
mit ihnen
verknüpft
, ohne
jene
Voraussetzung
wegfallen
müßte
. Daher auch
jedermann
die
moralischen
Gesetze
als
Gebote
ansieht
,
welches
sie aber nicht
sein
könnten
, wenn sie nicht
a
priori
angemessene
Folgen
mit ihrer
Regel
verknüpften
, und also
Verheißungen
und
Drohungen
bei sich
führten
. Dieses
können
sie aber auch nicht tun, wo sie nicht in einem
notwendigen
Wesen
, als dem
höchsten
Gut
liegen
,
welches
eine solche
zweckmäßige
Einheit
allein
möglich
machen
kann.
Leibnitz
nannte
die
Welt
,
sofern
man darin nur auf die
vernünftigen
Wesen
und ihren
Zusammenhang
nach
moralischen
Gesetzen
unter der
Regierung
des
höchsten
Guts
achthat
, das
Reich
der
Gnaden
, und
unterschied
es vom
Reiche
der
Natur
,
da
sie zwar unter
moralischen
Gesetzen
stehen
, aber keine
anderen
Erfolge
ihres
Verhaltens
erwarten
, als nach dem
Laufe
der
Natur
unserer
Sinnenwelt
. Sich also im
Reiche
der
Gnaden
zu
sehen
, wo alle
Glückseligkeit
auf uns
wartet
,
außer
sofern
wir
unseren
Anteil
an
derselben
durch die
Unwürdigkeit
,
glücklich
zu
sein
, nicht selbst
einschränken
, ist eine
praktisch
notwendige
Idee
der
Vernunft
.
Praktische
Gesetze
,
sofern
sie
zugleich
subjektive
Gründe
der
Handlungen
,
d.i.
subjektive
Grundsätze
werden,
heißen
Maximen
. Die
Beurteilung
der
Sittlichkeit
, ihrer
Reinigkeit
und
Folgen
nach,
geschieht
nach
Ideen
, die
Befolgung
ihrer
Gesetze
nach
Maximen
.
Es ist
notwendig
, daß unser
ganzer
Lebenswandel
sittlichen
Maximen
untergeordnet
werde
; es ist aber
zugleich
unmöglich
, daß dieses
geschehe
, wenn die
Vernunft
nicht mit dem
moralischen
Gesetze
,
welches
eine
bloße
Idee
ist, eine
wirkende
Ursache
verknüpft
,
welche
dem
Verhalten
nach demselben einen
unseren
höchsten
Zwecken
genau
entsprechenden
Ausgang
, es
sei
in diesem, oder einem
anderen
Leben
,
bestimmt
. Ohne also einen
Gott
und eine
für
uns jetzt nicht
sichtbare
, aber
gehoffte
Welt
, sind die
herrlichen
Ideen
der
Sittlichkeit
zwar
Gegenstände
des
Beifalls
und der
Bewunderung
, aber nicht
Triebfedern
des
Vorsatzes
und der
Ausübung
, weil sie nicht den
ganzen
Zweck
, der einem
jeden
vernünftigen
Wesen
natürlich
und durch
eben
dieselbe
reine
Vernunft
a
priori
bestimmt
und
notwendig
ist,
erfüllen
.
Glückseligkeit
allein ist
für
unsere
Vernunft
bei
weitem
nicht das
vollständige
Gut
. Sie
billigt
solche nicht (so sehr als auch
Neigung
dieselbe
wünschen
mag
),
wofern
sie nicht mit der
Würdigkeit
,
glücklich
zu
sein
,
d.i.
dem
sittlichen
Wohlverhalten
,
vereinigt
ist.
Sittlichkeit
allein, und, mit ihr, die
bloße
Würdigkeit
,
glücklich
zu
sein
, ist aber auch noch
lange
nicht das
vollständige
Gut
. Um dieses zu
vollenden
,
muß
der, so sich als der
Glückseligkeit
nicht
unwert
verhalten
hatte,
hoffen
können
, ihrer
teilhaftig
zu werden. Selbst die von aller
Privatabsicht
freie
Vernunft
, wenn sie, ohne dabei ein eigenes
Interesse
in
Betracht
zu
ziehen
, sich in die
Stelle
eines
Wesens
setzte
, das alle
Glückseligkeit
anderen
auszuteilen
hätte, kann nicht anders
urteilen
;
denn
in der
praktischen
Idee
sind
beide
Stücke
wesentlich
verbunden
,
obzwar
so, daß die
moralische
Gesinnung
, als
Bedingung
, den
Anteil
an
Glückseligkeit
, und nicht
umgekehrt
die
Aussicht
auf
Glückseligkeit
die
moralische
Gesinnung
zuerst
möglich
mache
.
Denn
im
letzteren
Falle
wäre
sie nicht
moralisch
und also auch nicht der
ganzen
Glückseligkeit
würdig
, die
vor
der
Vernunft
keine
andere
Einschränkung
erkennt
, als die,
welche
von unserem
eigenen
unsittlichen
Verhalten
herrührt
.
Glückseligkeit
also, in dem
genauen
Ebenmaße
mit der
Sittlichkeit
der
vernünftigen
Wesen
,
dadurch
sie
derselben
würdig
sind,
macht
allein das
höchste
Gut
einer
Welt
aus, darin wir uns nach den
Vorschriften
der
reinen
aber
praktischen
Vernunft
durchaus
versetzen
müssen
, und
welche
freilich
nur eine
intelligible
Welt
ist,
da
die
Sinnenwelt
uns von der
Natur
der
Dinge
dergleichen
systematische
Einheit
der
Zwecke
nicht
verheißt
, deren
Realität
auch auf nichts
anderes
gegründet
werden kann, als auf die
Voraussetzung
eines
höchsten
ursprünglichen
Guts
,
da
selbständige
Vernunft
, mit aller
Zulänglichkeit
einer
obersten
Ursache
ausgerüstet
, nach der
vollkommensten
Zweckmäßigkeit
die
allgemeine
, obgleich in der
Sinnenwelt
uns sehr
verborgene
Ordnung
der
Dinge
gründet
,
erhält
und
vollführt
.
Diese
Moraltheologie
hat nun den
eigentümlichen
Vorzug
vor
der
spekulativen
, daß sie
unausbleiblich
auf den
Begriff
eines
einigen
,
allervollkommensten
und
vernünftigen
Urwesens
führt
,
worauf
uns
spekulative
Theologie
nicht
einmal
aus
objektiven
Gründen
hinweist
,
geschweige
uns davon
überzeugen
konnte.
Denn
, wir
finden
weder in der
transzendentalen
, noch
natürlichen
Theologie
, so
weit
uns auch
Vernunft
darin
führen
mag
,
einigen
bedeutenden
Grund
, nur ein
einiges
Wesen
anzunehmen
,
welches
wir
allen
Naturursachen
vorsetzen
, und von dem wir
zugleich
diese in
allen
Stücken
abhängend
zu
machen
hinreichende
Ursache
hätten
.
Dagegen
, wenn wir aus dem
Gesichtspunkte
der
sittlichen
Einheit
, als einem
notwendigen
Weltgesetze
, die
Ursache
erwägen
, die diesem allein den
angemessenen
Effekt
,
mithin
auch
für
uns
verbindende
Kraft
geben
kann, so
muß
es ein
einiger
oberster
Wille
sein
, der alle diese
Gesetze
in sich
befaßt
.
Denn
, wie
wollten
wir unter
verschiedenen
Willen
vollkommene
Einheit
der
Zwecke
finden
? Dieser
Wille
muß
allgewaltig
sein
, damit die
ganze
Natur
und deren
Beziehung
auf
Sittlichkeit
in der
Welt
ihm
unterworfen
sei
;
allwissend
, damit er das
Innerste
der
Gesinnungen
und deren
moralischen
Wert
erkenne
;
allgegenwärtig
, damit er
unmittelbar
allem
Bedürfnisse
,
welches
das
höchste
Weltbeste
erfordert
,
nahe
sei
;
ewig
, damit in keiner
Zeit
diese
Übereinstimmung
der
Natur
und
Freiheit
ermangle
,
usw
.
Aber diese
systematische
Einheit
der
Zwecke
in dieser
Welt
der
Intelligenzen
,
welche
,
obzwar
, als
bloße
Natur
, nur
Sinnenwelt
, als ein
System
der
Freiheit
aber,
intelligible
,
d.i.
moralische
Welt
(
regnum
gratiae
)
genannt
werden kann,
führt
unausbleiblich
auch auf die
zweckmäßige
Einheit
aller
Dinge
, die dieses
große
Ganze
ausmachen
, nach
allgemeinen
Naturgesetzen
, so wie die
erstere
nach
allgemeinen
und
notwendigen
Sittengesetzen
, und
vereinigt
die
praktische
Vernunft
mit der
spekulativen
. Die
Welt
muß
als aus einer
Idee
entsprungen
vorgestellt
werden, wenn sie mit
demjenigen
Vernunftgebrauch
, ohne
welchen
wir uns selbst der
Vernunft
unwürdig
halten
würden
,
nämlich
dem
moralischen
, als
welcher
durchaus
auf der
Idee
des
höchsten
Guts
beruht
,
zusammenstimmen
soll
.
Dadurch
bekommt
alle
Naturforschung
eine
Richtung
nach der
Form
eines
Systems
der
Zwecke
, und wird in ihrer
höchsten
Ausbreitung
Physikotheologie
. Diese aber,
da
sie doch von
sittlicher
Ordnung
, als einer in dem
Wesen
der
Freiheit
gegründeten
und nicht durch
äußere
Gebote
zufällig
gestifteten
Einheit
,
anhob
,
bringt
die
Zweckmäßigkeit
der
Natur
auf
Gründe
, die
a
priori
mit der
inneren
Möglichkeit
der
Dinge
unzertrennlich
verknüpft
sein
müssen
, und
dadurch
auf eine
transzendentale
Theologie
, die sich das
Ideal
der
höchsten
ontologischen
Vollkommenheit
zu einem
Prinzip
der
systematischen
Einheit
nimmt
,
welches
nach
allgemeinen
und
notwendigen
Naturgesetzen
alle
Dinge
verknüpft
, weil sie alle in der
absoluten
Notwendigkeit
eines
einigen
Urwesens
ihren
Ursprung
haben.
Was
können
wir
für
einen
Gebrauch
von unserem
Verstande
machen
, selbst in
Ansehung
der
Erfahrung
, wenn wir uns nicht
Zwecke
vorsetzen
? Die
höchsten
Zwecke
aber sind die der
Moralität
, und diese kann uns nur
reine
Vernunft
zu
erkennen
geben
. Mit diesen nun
versehen
, und an dem
Leitfaden
derselben
,
können
wir von der
Kenntnis
der
Natur
selbst
keinen
zweckmäßigen
Gebrauch
in
Ansehung
der
Erkenntnis
machen
, wo die
Natur
nicht selbst
zweckmäßige
Einheit
hingelegt
hat;
denn
ohne diese
hätten
wir sogar selbst keine
Vernunft
, weil wir keine
Schule
für
dieselbe
haben
würden
, und keine
Kultur
durch
Gegenstände
,
welche
den
Stoff
zu
solchen
Begriffen
darböten
.
Jene
zweckmäßige
Einheit
ist aber
notwendig
, und in dem
Wesen
der
Willkür
selbst
gegründet
, diese also,
welche
die
Bedingung
der
Anwendung
derselben
in
concreto
enthält
,
muß
es auch
sein
, und so
würde
die
transzendentale
Steigerung
unserer
Vernunfterkenntnis
nicht die
Ursache
,
sondern
bloß
die
Wirkung
von der
praktischen
Zweckmäßigkeit
sein
, die uns die
reine
Vernunft
auferlegt
.
Wir
finden
daher auch in der
Geschichte
der
menschlichen
Vernunft
: daß,
ehe
die
moralischen
Begriffe
genugsam
gereinigt
,
bestimmt
, und die
systematische
Einheit
der
Zwecke
nach
denselben
und zwar aus
notwendigen
Prinzipien
eingesehen
waren
, die
Kenntnis
der
Natur
und selbst ein
ansehnlicher
Grad
der
Kultur
der
Vernunft
in
manchen
anderen
Wissenschaften
,
teils
nur
rohe
und
umherschweifende
Begriffe
von der
Gottheit
hervorbringen
konnte,
teils
eine zu
bewundernde
Gleichgültigkeit
überhaupt
in
Ansehung
dieser
Frage
übrig
ließ
. Eine
größere
Bearbeitung
sittlicher
Ideen
, die durch das
äußerst
reine
Sittengesetz
unserer
Religion
notwendig
gemacht
wurde
,
schärfte
die
Vernunft
auf den
Gegenstand
, durch das
Interesse
, das sie an demselben zu
nehmen
nötigte
, und, ohne daß weder
erweiterte
Naturerkenntnisse
, noch
richtige
und
zuverlässige
transzendentale
Einsichten
(
dergleichen
zu aller
Zeit
gemangelt
haben), dazu
beitrugen
,
brachten
sie einen
Begriff
vom
göttlichen
Wesen
zustande
, den wir jetzt
für
den
richtigen
halten
, nicht weil uns
spekulative
Vernunft
von dessen
Richtigkeit
überzeugt
,
sondern
weil er mit den
moralischen
Vernunftprinzipien
vollkommen
zusammenstimmt
. Und so hat am
Ende
doch immer nur
reine
Vernunft
, aber nur in ihrem
praktischen
Gebrauche
, das
Verdienst
, ein
Erkenntnis
, das die
bloße
Spekulation
nur
wähnen
, aber nicht
geltend
machen
kann, an unser
höchstes
Interesse
zu
knüpfen
, und
dadurch
zwar nicht zu einem
demonstrierten
Dogma
, aber doch zu einer
schlechterdings
notwendigen
Voraussetzung
bei ihren
wesentlichsten
Zwecken
zu
machen
.
Wenn aber
praktische
Vernunft
nun diesen
hohen
Punkt
erreicht
hat,
nämlich
den
Begriff
eines
einigen
Urwesens
, als des
höchsten
Guts
, so
darf
sie sich
gar
nicht
unterwinden
,
gleich
als hätte sie sich über alle
empirischen
Bedingungen
seiner
Anwendung
erhoben
, und zur
unmittelbaren
Kenntnis
neuer
Gegenstände
emporgeschwungen
, um von diesem
Begriffe
auszugehen
, und die
moralischen
Gesetze
selbst von
ihm
abzuleiten
.
Denn
diese
waren
es
eben
, deren
innere
praktische
Notwendigkeit
uns zu der
Voraussetzung
einer
selbständigen
Ursache
, oder eines
weisen
Weltregierers
führte
, um
jenen
Gesetzen
Effekt
zu
geben
, und daher
können
wir sie nicht nach diesem
wiederum
als
zufällig
und vom
bloßen
Willen
abgeleitet
ansehen
,
insonderheit
von einem
solchen
Willen
, von dem wir
gar
keinen
Begriff
haben
würden
, wenn wir
ihn
nicht
jenen
Gesetzen
gemäß
gebildet
hätten
. Wir werden,
soweit
praktische
Vernunft
uns zu
führen
das
Recht
hat,
Handlungen
nicht darum
für
verbindlich
halten
, weil sie
Gebote
Gottes
sind,
sondern
sie darum als
göttliche
Gebote
ansehen
, weil wir dazu
innerlich
verbindlich
sind. Wir werden die
Freiheit
, unter der
zweckmäßigen
Einheit
nach
Prinzipien
der
Vernunft
,
studieren
, und nur
sofern
glauben
dem
göttlichen
Willen
gemäß
zu
sein
, als wir das
Sittengesetz
,
welches
uns die
Vernunft
aus der
Natur
der
Handlungen
selbst
lehrt
,
heilig
halten
,
ihm
dadurch
allein zu
dienen
glauben
, daß wir das
Weltbeste
an uns und an
anderen
befördern
. Die
Moraltheologie
ist also nur von
immanentem
Gebrauche
,
nämlich
unsere
Bestimmung
hier in der
Welt
zu
erfüllen
,
indem
wir in das
System
aller
Zwecke
passen
, und nicht
schwärmerisch
oder
wohl
gar
frevelhaft
den
Leitfaden
einer
moralisch
gesetzgebenden
Vernunft
im
guten
Lebenswandel
zu
verlassen
, um
ihn
unmittelbar
an die
Idee
des
höchsten
Wesens
zu
knüpfen
,
welches
einen
transzendenten
Gebrauch
geben
würde
, aber
ebenso
, wie der der
bloßen
Spekulation
, die
letzten
Zwecke
der
Vernunft
verkehren
und
vereiteln
muß
.
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