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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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Einleitung
IV. Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urteile
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IV
. Von dem
Unterschiede
analytischer
und
synthetischer
Urteile
In
allen
Urteilen
,
worinnen
das
Verhältnis
eines
Subjekts
zum
Prädikat
gedacht
wird, (wenn ich nur die
bejahenden
erwäge
,
denn
auf die
verneinenden
ist nachher die
Anwendung
leicht
,) ist dieses
Verhältnis
auf
zweierlei
Art
möglich
. Entweder das
PrädikatB
gehört
zum
SubjektA
als etwas, was in diesem
BegriffeA
(
versteckterweise
)
enthalten
ist; oder
B
liegt
ganz
außer
dem
BegriffA
, ob es zwar mit demselben in
Verknüpfung
steht
. Im
ersten
Fall
nenne
ich das
Urteil
analytisch
, in dem
andern
synthetisch
.
Analytische
Urteile
(die
bejahenden
) sind also
diejenigen
, in
welchen
die
Verknüpfung
des
Prädikats
mit dem
Subjekt
durch
Identität
,
diejenigen
aber, in denen diese
Verknüpfung
ohne
Identität
gedacht
wird,
sollen
synthetische
Urteile
heißen
. Die
ersteren
könnte
man auch
Erläuterungs-
, die
andern
Erweiterungs-Urteile
heißen
, weil
jene
durch das
Prädikat
nichts zum
Begriff
des
Subjekts
hinzutun
,
sondern
diesen nur durch
Zergliederung
in seine
Teilbegriffe
zerfällen
, die in
selbigen
schon (obgleich
verworren
)
gedacht
waren
:
dahingegen
die
letzteren
zu dem
Begriffe
des
Subjekts
ein
Prädikat
hinzutun
,
welches
in jenem
gar
nicht
gedacht
war, und durch keine
Zergliederung
desselben
hätte
können
herausgezogen
werden.
Z
.
B
. wenn ich
sage
: alle
Körper
sind
ausgedehnt
, so ist dies ein
analytisch
Urteil
.
Denn
ich
darf
nicht über den
Begriff
, den ich mit dem
Körper
verbinde
,
hinausgehen
, um die
Ausdehnung
, als mit demselben
verknüpft
, zu
finden
,
sondern
jenen
Begriff
nur
zergliedern
,
d.i.
des
Mannigfaltigen
,
welches
ich
jederzeit
in
ihm
denke
, mir nur
bewußt
werden, um dieses
Prädikat
darin
anzutreffen
; es ist also ein
analytisches
Urteil
.
Dagegen
, wenn ich
sage
: alle
Körper
sind
schwer
, so ist das
Prädikat
etwas
ganz
anderes
, als das, was ich in dem
bloßen
Begriff
eines
Körpers
überhaupt
denke
. Die
Hinzufügung
eines
solchen
Prädikats
gibt
also ein
synthetisch
Urteil
.
Erfahrungsurteile
, als solche, sind
insgesamt
synthetisch
.
Denn
es
wäre
ungereimt
, ein
analytisches
Urteil
auf
Erfahrung
zu
gründen
, weil ich aus
meinem
Begriffe
gar
nicht
hinausgehen
darf
, um das
Urteil
abzufassen
, und also kein
Zeugnis
der
Erfahrung
dazu
nötig
habe. Daß ein
Körper
ausgedehnt
sei
, ist ein
Satz
, der
a
priori
feststeht
, und kein
Erfahrungsurteil
.
Denn
,
ehe
ich zur
Erfahrung
gehe
, habe ich alle
Bedingungen
zu
meinem
Urteile
schon in dem
Begriffe
, aus
welchem
ich das
Prädikat
nach dem
Satze
des
Widerspruchs
nur
herausziehen
, und
dadurch
zugleich
der
Notwendigkeit
des
Urteils
bewußt
werden kann,
welche
mir
Erfahrung
nicht
einmal
lehren
würde
.
Dagegen
, ob ich schon in dem
Begriff
eines
Körpers
überhaupt
das
Prädikat
der
Schwere
gar
nicht
einschließe
, so
bezeichnet
jener
doch einen
Gegenstand
der
Erfahrung
durch einen
Teil
derselben
, zu
welchem
ich also noch
andere
Teile
eben
derselben
Erfahrung
, als zu dem
ersteren
gehörten
,
hinzufügen
kann. Ich kann den
Begriff
des
Körpers
vorher
analytisch
durch die
Merkmale
der
Ausdehnung
, der
Undurchdringlichkeit
, der
Gestalt
usw
., die alle in diesem
Begriffe
gedacht
werden,
erkennen
. Nun
erweitere
ich aber meine
Erkenntnis
, und,
indem
ich auf die
Erfahrung
zurücksehe
, von
welcher
ich diesen
Begriff
des
Körpers
abgezogen
hatte, so
finde
ich mit
obigen
Merkmalen
auch die
Schwere
jederzeit
verknüpft
, und
füge
also diese als
Prädikat
zu jenem
Begriffe
synthetisch
hinzu. Es ist also die
Erfahrung
,
worauf
sich die
Möglichkeit
der
Synthesis
des
Prädikats
der
Schwere
mit dem
Begriffe
des
Körpers
gründet
, weil
beide
Begriffe
, ob zwar einer nicht in dem
anderen
enthalten
ist,
dennoch
als
Teile
eines
Ganzen
,
nämlich
der
Erfahrung
, die selbst eine
synthetische
Verbindung
der
Anschauungen
ist,
zueinander
,
wiewohl
nur
zufälligerweise
,
gehören
.
Aber bei
synthetischen
Urteilen
a
priori
fehlt
dieses
Hilfsmittel
ganz
und
gar
. Wenn ich über den
BegriffA
hinausgehen
soll
, um einen
andern
B
als damit
verbunden
zu
erkennen
, was ist das,
worauf
ich mich
stütze
, und
wodurch
die
Synthesis
möglich
wird?
da
ich hier den
Vorteil
nicht habe, mich im
Felde
der
Erfahrung
danach
umzusehen
. Man
nehme
den
Satz
: Alles, was
geschieht
, hat seine
Ursache
. In dem
Begriff
von etwas, das
geschieht
,
denke
ich zwar ein
Dasein
,
vor
welchem
eine
Zeit
vorhergeht
usw
. und daraus
lassen
sich
analytische
Urteile
ziehen
. Aber der
Begriff
einer
Ursache
liegt
ganz
außer
jenem
Begriffe
, und
zeigt
etwas von dem, was
geschieht
,
Verschiedenes
an, ist also in dieser
letzteren
Vorstellung
gar
nicht mit
enthalten
. Wie
komme
ich
denn
dazu, von dem, was
überhaupt
geschieht
, etwas davon
ganz
Verschiedenes
zu
sagen
, und den
Begriff
der
Ursache
,
obzwar
in jenem nicht
enthalten
,
dennoch
, als dazu und sogar
notwendig
gehörig
, zu
erkennen
. Was ist hier das
Unbekannte
=X,
worauf
sich der
Verstand
stützt
, wenn er
außer
dem
Begriff
vonA
ein demselben
fremdes
PrädikatB
aufzufinden
glaubt
,
welches
er
gleichwohl
damit
verknüpft
zu
sein
erachtet
?
Erfahrung
kann es nicht
sein
, weil der
angeführte
Grundsatz
nicht allein mit
größerer
Allgemeinheit
,
sondern
auch mit dem
Ausdruck
der
Notwendigkeit
,
mithin
gänzlich
a
priori
und aus
bloßen
Begriffen
, diese
zweite
Vorstellungen
zu der
ersteren
hinzugefügt
. Nun
beruht
auf
solchen
synthetischen
d.i.
Erweiterungs-Grundsätzen
die
ganze
Endabsicht
unserer
spekulativen
Erkenntnis
a
priori
;
denn
die
analytischen
sind zwar
höchst
wichtig
und
nötig
, aber nur um zu
derjenigen
Deutlichkeit
der
Begriffe
zu
gelangen
, die zu einer
sicheren
und
ausgebreiteten
Synthesis
, als zu einem
wirklich
neuen
Erwerb
,
erforderlich
ist.
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