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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Erster Teil Die transzendentale Ästhetik
Zweiter Abschnitt Von der Zeit
zurück
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Zweiter
Abschnitt
Von der
Zeit
§ 4
Metaphysische
Erörterung
des
Begriffs
der
Zeit
Die
Zeit
ist 1. kein
empirischer
Begriff
, der
irgend
von einer
Erfahrung
abgezogen
worden
.
Denn
das
Zugleichsein
oder
Aufeinanderfolgen
würde
selbst nicht in die
Wahrnehmung
kommen
, wenn die
Vorstellung
der
Zeit
nicht
a
priori
zum
Grunde
läge
. Nur unter deren
Voraussetzung
kann man sich
vorstellen
, daß
einiges
zu einer und
derselben
Zeit
(
zugleich
) oder in
verschiedenen
Zeiten
(
nacheinander
)
sei
.
2. Die
Zeit
ist eine
notwendige
Vorstellung
, die
allen
Anschauungen
zum
Grunde
liegt
. Man kann in
Ansehung
der
Erscheinungen
überhaupt
die
Zeit
selbst nicht
aufheben
, ob man zwar
ganz
wohl
die
Erscheinungen
aus der
Zeit
wegnehmen
kann. Die
Zeit
ist also
a
priori
gegeben
. In ihr allein ist alle
Wirklichkeit
der
Erscheinungen
möglich
. Diese
können
insgesamt
wegfallen
, aber sie selbst (als die
allgemeine
Bedingung
ihrer
Möglichkeit
,) kann nicht
aufgehoben
werden.
3. Auf diese
Notwendigkeit
a
priori
gründet
sich auch die
Möglichkeit
apodiktischer
Grundsätze
von den
Verhältnissen
der
Zeit
, oder
Axiomen
von der
Zeit
überhaupt
. Sie hat nur Eine
Dimension
:
verschiedene
Zeiten
sind nicht
zugleich
,
sondern
nacheinander
(so wie
verschiedene
Räume
nicht
nacheinander
,
sondern
zugleich
sind). Diese
Grundsätze
können
aus der
Erfahrung
nicht
gezogen
werden,
denn
diese
würde
weder
strenge
Allgemeinheit
, noch
apodiktische
Gewißheit
geben
. Wir
würden
nur
sagen
können
: so
lehrt
es die
gemeine
Wahrnehmung
; nicht aber: so
muß
es sich
verhalten
. Diese
Grundsätze
gelten
als
Regeln
, unter denen
überhaupt
Erfahrungen
möglich
sind, und
belehren
uns
vor
derselben
, und nicht durch
dieselbe
.
4. Die
Zeit
ist kein
diskursiver
, oder, wie man
ihn
nennt
,
allgemeiner
Begriff
,
sondern
eine
reine
Form
der
sinnlichen
Anschauung
.
Verschiedene
Zeiten
sind nur
Teile
eben
derselben
Zeit
. Die
Vorstellung
, die nur durch einen
einzigen
Gegenstand
gegeben
werden kann, ist aber
Anschauung
. Auch
würde
sich der
Satz
, daß
verschiedene
Zeiten
nicht
zugleich
sein
können
, aus einem
allgemeinen
Begriff
nicht
herleiten
lassen
. Der
Satz
ist
synthetisch
, und kann aus
Begriffen
allein nicht
entspringen
. Er ist also in der
Anschauung
und
Vorstellung
der
Zeit
unmittelbar
enthalten
.
5. Die
Unendlichkeit
der
Zeit
bedeutet
nichts weiter, als daß alle
bestimmte
Größe
der
Zeit
nur durch
Einschränkungen
einer
einigen
zum
Grunde
liegenden
Zeit
möglich
sei
. Daher
muß
die
ursprüngliche
Vorstellung
Zeit
als
uneingeschränkt
gegeben
sein
.
Wovon
aber die
Teile
selbst, und jede
Größe
eines
Gegenstandes
, nur durch
Einschränkung
bestimmt
vorgestellt
werden
können
,
da
muß
die
ganze
Vorstellung
nicht durch
Begriffe
gegeben
sein
, (
denn
die
enthalten
nur
Teilvorstellungen
,)
sondern
es
muß
ihnen
unmittelbare
Anschauung
zum
Grunde
liegen
.
§ 5
Transzendentale
Erörterung
des
Begriffs
der
Zeit
Ich kann mich deshalb auf
Nr
. 3
berufen
, wo ich, um
kurz
zu
sein
, das, was
eigentlich
transzendental
ist, unter die
Artikel
der
metaphysischen
Erörterung
gesetzt
habe. Hier
füge
ich noch hinzu, daß der
Begriff
der
Veränderung
und, mit
ihm
, der
Begriff
der
Bewegung
(als
Veränderung
des
Orts
) nur durch und in der
Zeitvorstellung
möglich
ist: daß, wenn diese
Vorstellung
nicht
Anschauung
(
innere
)
a
priori
wäre
, kein
Begriff
,
welcher
es auch
sei
, die
Möglichkeit
einer
Veränderung
,
d.i.
einer
Verbindung
kontradiktorisch
entgegengesetzter
Prädikate
(
z
.
B
. das
Sein
an einem
Orte
und das
Nichtsein
eben
desselben
Dinges
an demselben
Orte
) in einem und demselben
Objekte
begreiflich
machen
könnte
. Nur in der
Zeit
können
beide
kontradiktorisch-entgegengesetzte
Bestimmungen
in einem
Dinge
,
nämlich
nacheinander
,
anzutreffen
sein
. Also
erklärt
unser
Zeitbegriff
die
Möglichkeit
so
vieler
synthetischer
Erkenntnis
a
priori
, als die
allgemeine
Bewegungslehre
, die nicht wenig
fruchtbar
ist,
darlegt
.
§ 6
Schlüsse
aus diesen
Begriffen
a
) Die
Zeit
ist nicht etwas, was
für
sich selbst
bestünde
, oder den
Dingen
als
objektive
Bestimmung
anhinge
,
mithin
übrig
bliebe
, wenn man von
allen
subjektiven
Bedingungen
der
Anschauung
derselben
abstrahiert
;
denn
im
ersten
Fall
würde
sie etwas
sein
, was ohne
wirklichen
Gegenstand
dennoch
wirklich
wäre
. Was aber das
zweite
betrifft
, so
könnte
sie als eine den
Dingen
selbst
anhängende
Bestimmung
oder
Ordnung
nicht
vor
den
Gegenständen
als ihre
Bedingung
vorhergehen
, und
a
priori
durch
synthetische
Sätze
erkannt
und
angeschaut
werden. Diese
letztere
findet
dagegen
sehr
wohl
statt, wenn die
Zeit
nichts als die
subjektive
Bedingung
ist, unter der alle
Anschauungen
in uns
stattfinden
können
.
Denn
da
kann diese
Form
der
inneren
Anschauung
vor
den
Gegenständen
,
mithin
a
priori
,
vorgestellt
werden.
b
) Die
Zeit
ist nichts
anderes
, als die
Form
des
inneren
Sinnes
,
d.i.
des
Anschauens
unserer selbst und unseres
inneren
Zustandes
.
Denn
die
Zeit
kann keine
Bestimmung
äußerer
Erscheinungen
sein
; sie
gehört
weder zu einer
Gestalt
, oder
Lage
usw
.,
dagegen
bestimmt
sie das
Verhältnis
der
Vorstellungen
in unserem
inneren
Zustande
. Und,
eben
weil diese
innere
Anschauung
keine
Gestalt
gibt
,
suchen
wir auch diesen
Mangel
durch
Analogien
zu
ersetzen
, und
stellen
die
Zeitfolge
durch eine
ins
Unendliche
fortgehende
Linie
vor
, in
welcher
das
Mannigfaltige
eine
Reihe
ausmacht
, die nur von einer
Dimension
ist, und
schließen
aus den
Eigenschaften
dieser
Linie
auf alle
Eigenschaften
der
Zeit
,
außer
dem
einigen
, daß die
Teile
der
ersteren
zugleich
, die der
letzteren
aber
jederzeit
nacheinander
sind.
Hieraus
erhellt
auch, daß die
Vorstellung
der
Zeit
selbst
Anschauung
sei
, weil alle ihre
Verhältnisse
sich an einer
äußeren
Anschauung
ausdrücken
lassen
.
c
) Die
Zeit
ist die
formale
Bedingung
a
priori
aller
Erscheinungen
überhaupt
. Der
Raum
, als die
reine
Form
aller
äußeren
Anschauung
ist als
Bedingung
a
priori
bloß
auf
äußere
Erscheinungen
eingeschränkt
.
Dagegen
, weil alle
Vorstellungen
, sie
mögen
nun
äußere
Dinge
zum
Gegenstande
haben, oder nicht, doch an sich selbst, als
Bestimmungen
des
Gemüts
, zum
inneren
Zustande
gehören
, dieser
innere
Zustand
aber, unter der
formalen
Bedingung
der
inneren
Anschauung
,
mithin
der
Zeit
gehört
, so ist die
Zeit
eine
Bedingung
a
priori
von aller
Erscheinung
überhaupt
, und zwar die
unmittelbare
Bedingung
der
inneren
(unserer
Seelen
) und
eben
dadurch
mittelbar
auch der
äußeren
Erscheinungen
. Wenn ich
a
priori
sagen
kann: alle
äußeren
Erscheinungen
sind im
Raume
, und nach den
Verhältnissen
des
Raumes
a
priori
bestimmt
, so kann ich aus dem
Prinzip
des
inneren
Sinnes
ganz
allgemein
sagen
: alle
Erscheinungen
überhaupt
,
d.i.
alle
Gegenstände
der
Sinne
, sind in der
Zeit
, und
stehen
notwendigerweise
in
Verhältnissen
der
Zeit
.
Wenn wir von unserer
Art
, uns selbst
innerlich
anzuschauen
, und
vermittelst
dieser
Anschauung
auch alle
äußeren
Anschauungen
in der
Vorstellungskraft
zu
befassen
,
abstrahieren
, und
mithin
die
Gegenstände
nehmen
, so wie sie an sich selbst
sein
mögen
, so ist die
Zeit
nichts. Sie ist nur von
objektiver
Gültigkeit
in
Ansehung
der
Erscheinungen
, weil dieses schon
Dinge
sind, die wir als
Gegenstände
unserer
Sinne
annehmen
; aber sie ist nicht mehr
objektiv
, wenn man von der
Sinnlichkeit
unserer
Anschauung
,
mithin
derjenigen
Vorstellungsart
,
welche
uns
eigentümlich
ist,
abstrahiert
, und von
Dingen
überhaupt
redet
. Die
Zeit
ist also
lediglich
eine
subjektive
Bedingung
unserer (
menschlichen
)
Anschauung
, (
welche
jederzeit
sinnlich
ist,
d.i.
sofern
wir von
Gegenständen
affiziert
werden,) und an sich,
außer
dem
Subjekte
, nichts.
Nichtsdestoweniger
ist sie in
Ansehung
aller
Erscheinungen
,
mithin
auch aller
Dinge
, die uns in der
Erfahrung
vorkommen
können
,
notwendigerweise
objektiv
. Wir
können
nicht
sagen
: alle
Dinge
sind in der
Zeit
, weil bei dem
Begriff
der
Dinge
überhaupt
von aller
Art
der
Anschauung
derselben
abstrahiert
wird, diese aber die
eigentliche
Bedingung
ist, unter der die
Zeit
in die
Vorstellung
der
Gegenstände
gehört
. Wird nun die
Bedingung
zum
Begriffe
hinzugefügt
, und es
heißt
: alle
Dinge
, als
Erscheinungen
(
Gegenstände
der
sinnlichen
Anschauung
), sind in der
Zeit
, so hat der
Grundsatz
seine
gute
objektive
Richtigkeit
und
Allgemeinheit
a
priori
.
Unsere
Behauptungen
lehren
demnach
empirische
Realität
der
Zeit
,
d.i.
objektive
Gültigkeit
in
Ansehung
aller
Gegenstände
, die
jemals
unseren
Sinnen
gegeben
werden
mögen
. Und
da
unsere
Anschauung
jederzeit
sinnlich
ist, so kann uns in der
Erfahrung
niemals
ein
Gegenstand
gegeben
werden, der nicht unter die
Bedingung
der
Zeit
gehörte
.
Dagegen
bestreiten
wir der
Zeit
allen
Anspruch
auf
absolute
Realität
,
da
sie
nämlich
, auch ohne auf die
Form
unserer
sinnlichen
Anschauung
Rücksicht
zu
nehmen
,
schlechthin
den
Dingen
als
Bedingung
oder
Eigenschaft
anhinge
. Solche
Eigenschaften
, die den
Dingen
an sich
zukommen
,
können
uns durch die
Sinne
auch
niemals
gegeben
werden. Hierin
besteht
also die
transzendentale
Idealität
der
Zeit
, nach
welcher
sie, wenn man von den
subjektiven
Bedingungen
der
sinnlichen
Anschauung
abstrahiert
,
gar
nichts ist, und den
Gegenständen
an sich selbst (ohne ihr
Verhältnis
auf
unsere
Anschauung
,) weder
subsistierend
noch
inhärierend
beigezählt
werden kann. Doch ist diese
Idealität
,
ebensowenig
wie die des
Raumes
, mit den
Subreptionen
der
Empfindung
in
Vergleichung
zu
stellen
, weil man doch dabei von der
Erscheinung
selbst, der diese
Prädikate
inhärieren
,
voraussetzt
, daß sie
objektive
Realität
habe, die hier
gänzlich
wegfällt
,
außer
,
sofern
sie
bloß
empirisch
ist,
d.i.
den
Gegenstand
selbst
bloß
als
Erscheinung
ansieht
:
wovon
die
obige
Anmerkung
des
ersteren
Abschnitts
nachzusehen
ist.
§ 7
Erläuterung
Wider diese
Theorie
,
welche
der
Zeit
empirische
Realität
zugesteht
, aber die
absolute
und
transzendentale
bestreitet
, habe ich von
einsehenden
Männern
einen
Einwurf
so
einstimmig
vernommen
, daß ich daraus
abnehme
, er
müsse
sich
natürlicherweise
bei jedem
Leser
, dem diese
Betrachtungen
ungewohnt
sind,
vorfinden
. Er
lautet
also:
Veränderungen
sind
wirklich
(dies
beweist
der
Wechsel
unserer
eigenen
Vorstellungen
, wenn man
gleich
alle
äußeren
Erscheinungen
,
samt
deren
Veränderungen
,
leugnen
wollte
). Nun sind
Veränderungen
nur in der
Zeit
möglich
,
folglich
ist die
Zeit
etwas
Wirkliches
. Die
Beantwortung
hat keine
Schwierigkeit
. Ich
gebe
das
ganze
Argument
zu. Die
Zeit
ist
allerdings
etwas
Wirkliches
,
nämlich
die
wirkliche
Form
der
inneren
Anschauung
. Sie hat also
subjektive
Realität
in
Ansehung
der
inneren
Erfahrung
,
d.i.
ich habe
wirklich
die
Vorstellung
von der
Zeit
und meinen
Bestimmungen
in ihr. Sie ist also
wirklich
nicht als
Objekt
,
sondern
als die
Vorstellungsart
meiner selbst als
Objekts
anzusehen
. Wenn aber ich selbst, oder ein
ander
Wesen
mich, ohne diese
Bedingung
der
Sinnlichkeit
,
anschauen
könnte
, so
würden
eben
dieselben
Bestimmungen
, die wir uns jetzt als
Veränderungen
vorstellen
, eine
Erkenntnis
geben
, in
welcher
die
Vorstellung
der
Zeit
,
mithin
auch der
Veränderung
,
gar
nicht
vorkäme
. Es
bleibt
also ihre
empirische
Realität
als
Bedingung
aller unserer
Erfahrungen
. Nur die
absolute
Realität
kann ihr nach dem oben
Angeführten
nicht
zugestanden
werden. Sie ist nichts, als die
Form
unserer
inneren
Anschauung
9
. Wenn man von ihr die
besondere
Bedingung
unserer
Sinnlichkeit
wegnimmt
, so
verschwindet
auch der
Begriff
der
Zeit
, und sie
hängt
nicht an den
Gegenständen
selbst,
sondern
bloß
am
Subjekte
,
welches
sie
anschaut
.
Die
Ursache
aber,
weswegen
dieser
Einwurf
so
einstimmig
gemacht
wird, und zwar von denen, die
gleichwohl
gegen die
Lehre
von der
Idealität
des
Raumes
nichts
Einleuchtendes
einzuwenden
wissen
, ist diese. Die
absolute
Realität
des
Raumes
hofften
sie nicht
apodiktisch
dartun
zu
können
, weil ihnen der
Idealismus
entgegensteht
, nach
welchem
die
Wirklichkeit
äußerer
Gegenstände
keines
strengen
Beweises
fähig
ist:
dagegen
die des
Gegenstandes
unserer
inneren
Sinne
(meiner selbst und meines
Zustandes
)
unmittelbar
durchs
Bewußtsein
klar
ist.
Jene
konnten
ein
bloßer
Schein
sein
, dieser aber ist, ihrer
Meinung
nach,
unleugbar
etwas
Wirkliches
. Sie
bedachten
aber nicht, daß
beide
, ohne daß man ihre
Wirklichkeit
als
Vorstellungen
bestreiten
darf
,
gleichwohl
nur zur
Erscheinung
gehören
,
welche
jederzeit
zwei
Seiten
hat, die eine,
da
das
Objekt
an sich selbst
betrachtet
wird, (
unangesehen
der
Art
,
dasselbe
anzuschauen
, dessen
Beschaffenheit
aber
eben
darum
jederzeit
problematisch
bleibt
,) die
andere
,
da
auf die
Form
der
Anschauung
dieses
Gegenstandes
gesehen
wird,
welche
nicht in dem
Gegenstande
an sich selbst,
sondern
im
Subjekte
, dem
derselbe
erscheint
,
gesucht
werden
muß
,
gleichwohl
aber der
Erscheinung
dieses
Gegenstandes
wirklich
und
notwendig
zukommt
.
Zeit
und
Raum
sind
demnach
zwei
Erkenntnisquellen
, aus denen
a
priori
verschiedene
synthetische
Erkenntnisse
geschöpft
werden
können
, wie
vornehmlich
die
reine
Mathematik
in
Ansehung
der
Erkenntnisse
vom
Raume
und dessen
Verhältnissen
ein
glänzendes
Beispiel
gibt
. Sie sind
nämlich
beide
zusammengenommen
reine
Formen
aller
sinnlichen
Anschauung
, und
machen
dadurch
synthetische
Sätze
a
priori
möglich
. Aber diese
Erkenntnisquellen
a
priori
bestimmen
sich
eben
dadurch
(daß sie
bloß
Bedingungen
der
Sinnlichkeit
sind) ihre
Grenzen
,
nämlich
, daß sie
bloß
auf
Gegenstände
gehen
,
sofern
sie als
Erscheinungen
betrachtet
werden, nicht aber
Dinge
an sich selbst
darstellen
.
Jene
allein sind das
Feld
ihrer
Gültigkeit
,
woraus
, wenn man
hinausgeht
, weiter kein
objektiver
Gebrauch
derselben
stattfindet
. Diese
Realität
des
Raumes
und der
Zeit
läßt
übrigens
die
Sicherheit
der
Erfahrungserkenntnis
unangetastet
:
denn
wir sind
derselben
ebenso
gewiß
, ob diese
Formen
den
Dingen
an sich selbst, oder nur unserer
Anschauung
dieser
Dinge
notwendigerweise
anhängen
.
Dagegen
die, so die
absolute
Realität
des
Raumes
und der
Zeit
behaupten
, sie
mögen
sie nun als
subsistierend
, oder nur
inhärierend
annehmen
, mit den
Prinzipien
der
Erfahrung
selbst
uneinig
sein
müssen
.
Denn
,
entschließen
sie sich zum
ersteren
, (
welches
gemeiniglich
die
Partei
der
mathematischen
Naturforscher
ist,) so
müssen
sie zwei
ewige
und
unendliche
für
sich
bestehende
Undinge
(
Raum
und
Zeit
)
annehmen
,
welche
da
sind (ohne daß doch etwas
Wirkliches
ist), nur um alles
Wirkliche
in sich zu
befassen
.
Nehmen
sie die
zweite
Partei
(von der einige
metaphysische
Naturlehrer
sind), und
Raum
und
Zeit
gelten
ihnen als von der
Erfahrung
abstrahierte
,
obzwar
in der
Absonderung
verworren
vorgestellte
,
Verhältnisse
der
Erscheinungen
(
neben-
oder
nacheinander
), so
müssen
sie den
mathematischen
Lehren
a
priori
in
Ansehung
wirklicher
Dinge
(
z
.
E
. im
Raume
) ihre
Gültigkeit
,
wenigstens
die
apodiktische
Gewißheit
bestreiten
,
indem
diese
a
posteriori
gar
nicht
stattfindet
, und die
Begriffe
a
priori
von
Raum
und
Zeit
, dieser
Meinung
nach, nur
Geschöpfe
der
Einbildungskraft
sind, deren
Quell
wirklich
in der
Erfahrung
gesucht
werden
muß
, aus deren
abstrahierten
Verhältnissen
die
Einbildung
etwas
gemacht
hat, was zwar das
Allgemeine
derselben
enthält
, aber ohne die
Restriktionen
,
welche
die
Natur
mit
denselben
verknüpft
hat, nicht
stattfinden
kann. Die
ersteren
gewinnen
so viel, daß sie
für
die
mathematischen
Behauptungen
sich das
Feld
der
Erscheinungen
freimachen
.
Dagegen
verwirren
sie sich sehr durch
eben
diese
Bedingungen
, wenn der
Verstand
über dieses
Feld
hinausgehen
will. Die
zweiten
gewinnen
zwar in
Ansehung
des
letzteren
,
nämlich
, daß die
Vorstellungen
von
Raum
und
Zeit
ihnen nicht in den
Weg
kommen
, wenn sie von
Gegenständen
nicht als
Erscheinungen
,
sondern
bloß
im
Verhältnis
auf den
Verstand
urteilen
wollen
;
können
aber weder von der
Möglichkeit
mathematischer
Erkenntnisse
a
priori
(
indem
ihnen eine
wahre
und
objektiv
gültige
Anschauung
a
priori
fehlt
)
Grund
angeben
, noch die
Erfahrungssätze
mit
jenen
Behauptungen
in
notwendige
Einstimmung
bringen
. In unserer
Theorie
, von der
wahren
Beschaffenheit
dieser zwei
ursprünglichen
Formen
der
Sinnlichkeit
, ist
beiden
Schwierigkeiten
abgeholfen
.
Daß
schließlich
die
transzendentale
Ästhetik
nicht mehr, als diese zwei
Elemente
,
nämlich
Raum
und
Zeit
,
enthalten
könne
, ist daraus
klar
, weil alle
anderen
zur
Sinnlichkeit
gehörigen
Begriffe
, selbst der der
Bewegung
,
welcher
beide
Stücke
vereinigt
, etwas
Empirisches
voraussetzen
.
Denn
diese
setzt
die
Wahrnehmung
von etwas
Beweglichem
voraus
. Im
Raum
, an sich selbst
betrachtet
, ist aber nichts
Bewegliches
: daher das
Bewegliche
etwas
sein
muß
, was im
Raume
nur durch
Erfahrung
gefunden
wird,
mithin
ein
empirisches
Datum
.
Ebenso
kann die
transzendentale
Ästhetik
nicht den
Begriff
der
Veränderung
unter ihre
Data
a
priori
zählen
:
denn
die
Zeit
selbst
verändert
sich nicht,
sondern
etwas, das in der
Zeit
ist. Also wird dazu die
Wahrnehmung
von
irgendeinem
Dasein
, und der
Sukzession
seiner
Bestimmungen
,
mithin
Erfahrung
erfordert
.
§ 8
Allgemeine
Anmerkungen
zur
transzendentalen
Ästhetik
I
.
Zuerst
wird es
nötig
sein
, uns so
deutlich
, als
möglich
, zu
erklären
, was in
Ansehung
der
Grundbeschaffenheit
der
sinnlichen
Erkenntnis
überhaupt
unsere
Meinung
sei
, um aller
Mißdeutung
derselben
vorzubeugen
.
Wir haben also
sagen
wollen
: daß alle
unsere
Anschauung
nichts als die
Vorstellung
von
Erscheinung
sei
: daß die
Dinge
, die wir
anschauen
, nicht das an sich selbst sind, wofür wir sie
anschauen
, noch ihre
Verhältnisse
so an sich selbst
beschaffen
sind, als sie uns
erscheinen
, und daß, wenn wir unser
Subjekt
oder auch nur die
subjektive
Beschaffenheit
der
Sinne
überhaupt
aufheben
, alle die
Beschaffenheit
, alle
Verhältnisse
der
Objekte
im
Raum
und
Zeit
, ja selbst
Raum
und
Zeit
verschwinden
würden
, und als
Erscheinungen
nicht an sich selbst,
sondern
nur in uns
existieren
können
. Was es
für
eine
Bewandtnis
mit den
Gegenständen
an sich und
abgesondert
von aller dieser
Rezeptivität
unserer
Sinnlichkeit
haben
möge
,
bleibt
uns
gänzlich
unbekannt
. Wir
kennen
nichts, als
unsere
Art
, sie
wahrzunehmen
, die uns
eigentümlich
ist, die auch nicht
notwendig
jedem
Wesen
,
obzwar
jedem
Menschen
,
zukommen
muß
. Mit dieser haben wir es
lediglich
zu tun.
Raum
und
Zeit
sind die
reinen
Formen
derselben
,
Empfindung
überhaupt
die
Materie
.
Jene
können
wir allein
a
priori
,
d.i.
vor
aller
wirklichen
Wahrnehmung
erkennen
, und sie
heißt
darum
reine
Anschauung
; diese aber ist das in unserem
Erkenntnis
, was
da
macht
, daß sie
Erkenntnis
a
posteriori
,
d.i.
empirische
Anschauung
heißt
.
Jene
hängen
unserer
Sinnlichkeit
schlechthin
notwendig
an,
welcher
Art
auch
unsere
Empfindungen
sein
mögen
; diese
können
sehr verschieden
sein
. Wenn wir diese
unsere
Anschauung
auch zum
höchsten
Grade
der
Deutlichkeit
bringen
könnten
, so
würden
wir
dadurch
der
Beschaffenheit
der
Gegenstände
an sich selbst nicht
näher
kommen
.
Denn
wir
würden
auf
allen
Fall
doch nur
unsere
Art
der
Anschauung
,
d.i.
unsere
Sinnlichkeit
vollständig
erkennen
, und diese immer nur unter den, dem
Subjekt
ursprünglich
anhängenden
Bedingungen
, von
Raum
und
Zeit
; was die
Gegenstände
an sich selbst
sein
mögen
,
würde
uns durch die
aufgeklärteste
Erkenntnis
der
Erscheinung
derselben
, die uns allein
gegeben
ist, doch
niemals
bekannt
werden.
Daß daher
unsere
ganze
Sinnlichkeit
nichts als die
verworrene
Vorstellung
der
Dinge
sei
,
welche
lediglich
das
enthält
, was ihnen an sich selbst
zukommt
, aber nur unter einer
Zusammenhäufung
von
Merkmalen
und
Teilvorstellungen
, die wir nicht mit
Bewußtsein
auseinander
setzen
, ist eine
Verfälschung
des
Begriffs
von
Sinnlichkeit
und von
Erscheinung
,
welche
die
ganze
Lehre
derselben
unnütz
und
leer
macht
. Der
Unterschied
einer
undeutlichen
von der
deutlichen
Vorstellung
ist
bloß
logisch
, und
betrifft
nicht den
Inhalt
. Ohne
Zweifel
enthält
der
Begriff
von
Recht
, dessen sich der
gesunde
Verstand
bedient
,
ebendasselbe
, was die
subtilste
Spekulation
aus
ihm
entwickeln
kann, nur daß im
gemeinen
und
praktischen
Gebrauche
man sich dieser
mannigfaltigen
Vorstellungen
in diesen
Gedanken
nicht
bewußt
ist. Darum kann man nicht
sagen
, daß der
gemeine
Begriff
sinnlich
sei
, und eine
bloße
Erscheinung
enthalte
,
denn
das
Recht
kann
gar
nicht
erscheinen
,
sondern
sein
Begriff
liegt
im
Verstande
, und
stellt
eine
Beschaffenheit
(die
moralische
) der
Handlungen
vor
, die ihnen an sich selbst
zukommt
.
Dagegen
enthält
die
Vorstellung
eines
Körpers
in der
Anschauung
gar
nichts, was einem
Gegenstande
an sich selbst
zukommen
könnte
,
sondern
bloß
die
Erscheinung
von etwas, und die
Art
, wie wir
dadurch
affiziert
werden, und diese
Rezeptivität
unserer
Erkenntnisfähigkeit
heißt
Sinnlichkeit
, und
bleibt
von der
Erkenntnis
des
Gegenstandes
an sich selbst, ob man
jene
(die
Erscheinung
)
gleich
bis auf den
Grund
durchschauen
möchte
,
dennoch
himmelweit
unterschieden
.
Die
Leibniz-Wolfische
Philosophie
hat daher
allen
Untersuchungen
über die
Natur
und den
Ursprung
unserer
Erkenntnisse
einen
ganz
unrechten
Gesichtspunkt
angewiesen
,
indem
sie den
Unterschied
der
Sinnlichkeit
vom
Intellektuellen
bloß
als
logisch
betrachtete
,
da
er
offenbar
transzendental
ist, und nicht
bloß
die
Form
der
Deutlichkeit
oder
Undeutlichkeit
,
sondern
den
Ursprung
und den
Inhalt
derselben
betrifft
, so daß wir durch die
erstere
die
Beschaffenheit
der
Dinge
an sich selbst nicht
bloß
undeutlich
,
sondern
gar
nicht
erkennen
, und,
sobald
wir
unsere
subjektive
Beschaffenheit
wegnehmen
, das
vorgestellte
Objekt
mit den
Eigenschaften
, die
ihm
die
sinnliche
Anschauung
beilegte
,
überall
nirgend
anzutreffen
ist, noch
angetroffen
werden kann,
indem
eben
diese
subjektive
Beschaffenheit
die
Form
desselben
, als
Erscheinung
,
bestimmt
.
Wir
unterscheiden
sonst
wohl
unter
Erscheinungen
das, was der
Anschauung
derselben
wesentlich
anhängt
, und
für
jeden
menschlichen
Sinn
überhaupt
gilt
, von
demjenigen
, was
derselben
nur
zufälligerweise
zukommt
,
indem
es nicht auf die
Beziehung
der
Sinnlichkeit
überhaupt
,
sondern
nur auf eine
besondere
Stellung
oder
Organisation
dieses oder
jenes
Sinnes
gültig
ist. Und
da
nennt
man die
erstere
Erkenntnis
eine solche, die den
Gegenstand
an sich selbst
vorstellt
, die
zweite
aber nur die
Erscheinung
desselben
. Dieser
Unterschied
ist aber nur
empirisch
.
Bleibt
man dabei
stehen
, (wie es
gemeiniglich
geschieht
,) und
sieht
jene
empirische
Anschauung
nicht
wiederum
(wie es
geschehen
sollte
) als
bloße
Erscheinung
an, so daß darin
gar
nichts, was irgendeine
Sache
an sich selbst
anginge
,
anzutreffen
ist, so ist unser
transzendentaler
Unterschied
verloren
, und wir
glauben
alsdann
doch,
Dinge
an sich zu
erkennen
, ob wir es
gleich
überall
(in der
Sinnenwelt
) selbst bis zu der
tiefsten
Erforschung
ihrer
Gegenstände
mit nichts, als
Erscheinungen
, zu tun haben, So werden wir zwar den
Regenbogen
eine
bloße
Erscheinung
bei einem
Sonnregen
nennen
, diesen
Regen
aber die
Sache
an sich selbst,
welches
auch richtig ist,
sofern
wir den
letzteren
Begriff
nur
physisch
verstehen
, als das, was in der
allgemeinen
Erfahrung
, unter
allen
verschiedenen
Lagen
zu den
Sinnen
, doch in der
Anschauung
so und nicht anders
bestimmt
ist.
Nehmen
wir aber dieses
Empirische
überhaupt
, und
fragen
, ohne uns an die
Einstimmung
desselben
mit jedem
Menschensinne
zu
kehren
, ob auch dieses einen
Gegenstand
an sich selbst (nicht die
Regentropfen
,
denn
die sind dann schon, als
Erscheinungen
,
empirische
Objekte
,)
vorstelle
, so ist die
Frage
von der
Beziehung
der
Vorstellung
auf den
Gegenstand
transzendental
, und nicht allein diese
Tropfen
sind
bloße
Erscheinungen
,
sondern
selbst ihre
runde
Gestalt
, ja sogar der
Raum
, in
welchen
sie
fallen
, sind nichts an sich selbst,
sondern
bloße
Modifikationen
, oder
Grundlagen
unserer
sinnlichen
Anschauung
, das
transzendentale
Objekt
aber
bleibt
uns
unbekannt
.
Die
zweite
wichtige
Angelegenheit
unserer
transzendentalen
Ästhetik
ist, daß sie nicht
bloß
als
scheinbare
Hypothese
einige
Gunst
erwerbe
,
sondern
so
gewiß
und
ungezweifelt
sei
, als
jemals
von einer
Theorie
gefordert
werden kann, die zum
Organon
dienen
soll
. Um diese
Gewißheit
völlig
einleuchtend
zu
machen
,
wollen
wir
irgendeinen
Fall
wählen
,
woran
dessen
Gültigkeit
augenscheinlich
werden und zu
mehrer
Klarheit
dessen, was §3
angeführt
worden
,
dienen
kann.
Setzet
demnach
,
Raum
und
Zeit
seien
an sich selbst
objektiv
und
Bedingungen
der
Möglichkeit
der
Dinge
an sich selbst, so
zeigt
sich
erstlich
: daß von
beiden
a
priori
apodiktische
und
synthetische
Sätze
in
großer
Zahl
vornehmlich
vom
Raum
vorkommen
,
welchen
wir darum
vorzüglich
hier zum
Beispiel
untersuchen
wollen
.
Da
die
Sätze
der
Geometrie
synthetisch
a
priori
und mit
apodiktischer
Gewißheit
erkannt
werden, so
frage
ich: woher
nehmt
ihr
dergleichen
Sätze
, und
worauf
stützt
sich unser
Verstand
, um zu
dergleichen
schlechthin
notwendigen
und
allgemeingültigen
Wahrheiten
zu
gelangen
? Es ist kein anderer
Weg
, als durch
Begriffe
oder durch
Anschauungen
;
beide
aber, als solche, die entweder
a
priori
oder
a
posteriori
gegeben
sind. Die
letzteren
,
nämlich
empirische
Begriffe
,
imgleichen
das,
worauf
sie sich
gründen
, die
empirische
Anschauung
,
können
keinen
synthetischen
Satz
geben
, als nur einen
solchen
, der auch
bloß
empirisch
,
d.i.
ein
Erfahrungssatz
ist,
mithin
niemals
Notwendigkeit
und
absolute
Allgemeinheit
enthalten
kann,
dergleichen
doch das
Charakteristische
aller
Sätze
der
Geometrie
ist. Was aber das
erstere
und
einzige
Mittel
sein
würde
,
nämlich
durch
bloße
Begriffe
oder durch
Anschauungen
a
priori
zu
dergleichen
Erkenntnissen
zu
gelangen
, so ist
klar
, daß aus
bloßen
Begriffen
gar
keine
synthetische
Erkenntnis
,
sondern
lediglich
analytische
erlangt
werden kann.
Nehmet
nur den
Satz
: daß durch zwei
gerade
Linien
sich
gar
kein
Raum
einschließen
lasse
,
mithin
keine
Figur
möglich
sei
, und
versucht
ihn
aus dem
Begriff
von
geraden
Linien
und der
Zahl
zwei
abzuleiten
; oder auch, daß aus drei
geraden
Linien
eine
Figur
möglich
sei
, und
versucht
es
ebenso
bloß
aus diesen
Begriffen
. Alle eure
Bemühung
ist
vergeblich
, und ihr
seht
euch
genötigt
, zur
Anschauung
eure
Zuflucht
zu
nehmen
, wie es die
Geometrie
auch
jederzeit
tut. Ihr
gebt
euch
also einen
Gegenstand
in der
Anschauung
; von
welcher
Art
aber ist diese, ist es eine
reine
Anschauung
a
priori
oder eine
empirische
?
Wäre
das
letzte
, so
könnte
niemals
ein
allgemeingültiger
, noch
weniger
ein
apodiktischer
Satz
daraus werden:
denn
Erfahrung
kann
dergleichen
niemals
liefern
. Ihr
müßt
also euren
Gegenstand
a
priori
in der
Anschauung
geben
, und auf diesen euren
synthetischen
Satz
gründen
.
Läge
nun in
euch
nicht ein
Vermögen
,
a
priori
anzuschauen
;
wäre
diese
subjektive
Bedingung
der
Form
nach nicht
zugleich
die
allgemeine
Bedingung
a
priori
, unter der allein das
Objekt
dieser (
äußeren
)
Anschauung
selbst
möglich
ist;
wäre
der
Gegenstand
(der
Triangel
) etwas an sich selbst ohne
Beziehung
auf euer
Subjekt
: wie
könntet
ihr
sagen
, daß, was in euren
subjektiven
Bedingungen
einen
Triangel
zu
konstruieren
notwendig
liegt
, auch dem
Triangel
an sich selbst
notwendig
zukommen
müsse
?
denn
ihr
könntet
doch zu euren
Begriffen
(von drei
Linien
) nichts
neues
(die
Figur
)
hinzufügen
,
welches
darum
notwendig
an dem
Gegenstande
angetroffen
werden
müßte
,
da
dieser
vor
eurer
Erkenntnis
und nicht durch
dieselbe
gegeben
ist.
Wäre
also nicht der
Raum
(und so auch die
Zeit
) eine
bloße
Form
eurer
Anschauung
,
welche
Bedingungen
a
priori
enthält
, unter denen allein
Dinge
für
euch
äußere
Gegenstände
sein
können
, die ohne diese
subjektiven
Bedingungen
an sich nichts sind, so
könntet
ihr
a
priori
ganz
und
gar
nichts über
äußere
Objekte
synthetisch
ausmachen
. Es ist also
ungezweifelt
gewiß
, und nicht
bloß
möglich
, oder auch
wahrscheinlich
, daß
Raum
und
Zeit
, als die
notwendigen
Bedingungen
aller (
äußeren
und
inneren
)
Erfahrung
,
bloß
subjektive
Bedingungen
aller unserer
Anschauung
sind, im
Verhältnis
auf
welche
daher alle
Gegenstände
bloße
Erscheinungen
und nicht
für
sich in dieser
Art
gegebene
Dinge
sind, von denen sich auch um
deswillen
, was die
Form
derselben
betrifft
,
vieles
a
priori
sagen
läßt
,
niemals
aber das
Mindeste
von dem
Dinge
an sich selbst, das diesen
Erscheinungen
zum
Grunde
liegen
mag
.
II
. Zur
Bestätigung
dieser
Theorie
von der
Idealität
des
äußeren
sowohl als
inneren
Sinnes
,
mithin
aller
Objekte
der
Sinne
, als
bloßer
Erscheinungen
, kann
vorzüglich
die
Bemerkung
dienen
: daß alles, was in unserem
Erkenntnis
zur
Anschauung
gehört
, (also
Gefühl
der
Lust
und
Unlust
, und den
Willen
, die
gar
nicht
Erkenntnisse
, sind,
ausgenommen
,) nichts als
bloße
Verhältnisse
enthalte
, der
Örter
in einer
Anschauung
(
Ausdehnung
),
Veränderung
der
Örter
(
Bewegung
), und
Gesetze
, nach denen diese
Veränderung
bestimmt
wird (
bewegende
Kräfte
). Was aber in dem
Orte
gegenwärtig
sei
, oder was es
außer
der
Ortsveränderung
in den
Dingen
selbst
wirke
, wird
dadurch
nicht
gegeben
. Nun wird durch
bloße
Verhältnisse
doch nicht eine
Sache
an sich
erkannt
: also ist
wohl
zu
urteilen
, daß,
da
uns durch den
äußeren
Sinn
nichts als
bloße
Verhältnisvorstellungen
gegeben
werden, dieser auch nur das
Verhältnis
eines
Gegenstandes
auf das
Subjekt
in seiner
Vorstellung
enthalten
könne
, und nicht das
Innere
, was dem
Objekte
an sich
zukommt
. Mit der
inneren
Anschauung
ist es
eben
so
bewandt
. Nicht allein, daß darin die
Vorstellungen
äußerer
Sinne
den
eigentlichen
Stoff
ausmachen
, womit wir unser
Gemüt
besetzen
,
sondern
die
Zeit
, in die wir diese
Vorstellungen
setzen
, die selbst dem
Bewußtsein
derselben
in der
Erfahrung
vorhergeht
, und als
normale
Bedingung
derart
, wie wir sie im
Gemüte
setzen
, zum
Grunde
liegt
,
enthält
schon
Verhältnisse
des
Nacheinander-
, des
Zugleichseins
und dessen, was mit dem
Nacheinandersein
zugleich
ist (des
Beharrlichen
). Nun ist das, was, als
Vorstellung
,
vor
aller
Handlung
irgend
etwas zu
denken
,
vorhergehen
kann, die
Anschauung
, und, wenn sie nichts als
Verhältnisse
enthält
, die
Form
der
Anschauung
,
welche
,
da
sie nichts
vorstellt
,
außer
so
fern
etwas im
Gemüte
gesetzt
wird, nichts
anderes
sein
kann, als die
Art
, wie das
Gemüt
durch eigene
Tätigkeit
,
nämlich
dieses
Setzen
ihrer
Vorstellung
,
mithin
durch sich selbst
affiziert
wird,
d.i.
ein
innerer
Sinn
seiner
Form
nach. Alles, was durch einen
Sinn
vorgestellt
wird, ist so
fern
jederzeit
Erscheinung
, und ein
innerer
Sinn
würde
also entweder
gar
nicht
eingeräumt
werden
müssen
, oder das
Subjekt
,
welches
der
Gegenstand
desselben
ist,
würde
durch
denselben
nur als
Erscheinung
vorgestellt
werden
können
, nicht wie es von sich selbst
urteilen
würde
, wenn seine
Anschauung
bloße
Selbsttätigkeit
,
d.i.
intellektuell
,
wäre
.
Hierbei
beruht
alle
Schwierigkeit
nur darauf, wie ein
Subjekt
sich selbst
innerlich
anschauen
könne
, allein diese
Schwierigkeit
ist jeder
Theorie
gemein
. Das
Bewußtsein
seiner selbst (
Apperzeption
) ist die
einfache
Vorstellung
des Ich, und, wenn
dadurch
allein alles
Mannigfaltige
im
Subjekt
selbsttätig
gegeben
wäre
, so
würde
die
innere
Anschauung
intellektuell
sein
. Im
Menschen
erfordert
dieses
Bewußtsein
innere
Wahrnehmung
von dem
Mannigfaltigen
, was im
Subjekte
vorher
gegeben
wird, und die
Art
, wie dieses ohne
Spontaneität
im
Gemüte
gegeben
wird,
muß
, um dieses
Unterschiedes
willen
,
Sinnlichkeit
heißen
. Wenn das
Vermögen
sich
bewußt
zu werden, das, was im
Gemüte
liegt
,
aufsuchen
(
apprehendieren
)
soll
, so
muß
es
dasselbe
affizieren
, und kann allein auf solche
Art
eine
Anschauung
seiner selbst
hervorbringen
, deren
Form
aber, die
vorher
im
Gemüte
zugrunde
liegt
, die
Art
, wie das
Mannigfaltige
im
Gemüte
beisammen
ist, in der
Vorstellung
der
Zeit
bestimmt
,
da
es
denn
sich selbst
anschaut
, nicht wie es sich
unmittelbar
selbsttätig
vorstellen
würde
,
sondern
nach der
Art
, wie es von
innen
affiziert
wird,
folglich
wie es sich
erscheint
, nicht wie es ist.
III
. Wenn ich
sage
: im
Raum
und der
Zeit
stellt
die
Anschauung
, sowohl der
äußeren
Objekte
, als auch die
Selbstanschauung
des
Gemüts
,
beides
vor
, so wie es
unsere
Sinne
affiziert
,
d.i.
wie es
erscheint
; so will das nicht
sagen
, daß diese
Gegenstände
ein
bloßer
Schein
wären
.
Denn
in der
Erscheinung
werden
jederzeit
die
Objekte
, ja selbst die
Beschaffenheiten
, die wir ihnen
beilegen
, als etwas
wirklich
Gegebenes
angesehen
, nur daß,
sofern
diese
Beschaffenheit
nur von der
Anschauungsart
des
Subjekts
in der
Relation
des
gegebenen
Gegenstandes
zu
ihm
abhängt
, dieser
Gegenstand
als
Erscheinung
von
ihm
selber
als
Objekt
an sich
unterschieden
wird. So
sage
ich nicht, die
Körper
scheinen
bloß
außer
mir zu
sein
, oder meine
Seele
scheint
nur in
meinem
Selbstbewußtsein
gegeben
zu
sein
, wenn ich
behaupte
, daß die
Qualität
des
Raumes
und der
Zeit
,
welcher
, als
Bedingung
ihres
Daseins
,
gemäß
ich
beide
setze
, in meiner
Anschauungsart
und nicht in diesen
Objekten
an sich
liege
. Es
wäre
meine eigene
Schuld
, wenn ich aus dem, was ich zur
Erscheinung
zählen
sollte
,
bloßen
Schein
machte
10
. Dieses
geschieht
aber nicht nach unserem
Prinzip
der
Idealität
aller unserer
sinnlichen
Anschauungen
;
vielmehr
, wenn man
jenen
Vorstellungsformen
objektive
Realität
beilegt
, so kann man nicht
vermeiden
, daß nicht alles
dadurch
in
bloßen
Schein
verwandelt
werde
.
Denn
, wenn man den
Raum
und die
Zeit
als
Beschaffenheiten
ansieht
, die ihrer
Möglichkeit
nach in
Sachen
an sich
angetroffen
werden
müßten
, und
überdenkt
die
Ungereimtheiten
, in die man sich
alsdann
verwickelt
,
indem
zwei
unendliche
Dinge
, die nicht
Substanzen
, auch nicht etwas
wirklich
den
Substanzen
Inhärierendes
,
dennoch
aber
Existierendes
, ja die
notwendige
Bedingung
der
Existenz
aller
Dinge
sein
müssen
, auch
übrig
bleiben
, wenn
gleich
alle
existierenden
Dinge
aufgehoben
werden; so kann man es dem
guten
Berkeley
wohl
nicht
verdenken
, wenn er die
Körper
zu
bloßem
Schein
herabsetzte
, ja es
müßte
sogar
unsere
eigene
Existenz
, die, auf solche
Art
von der
für
sich
bestehenden
Realität
eines
Undinges
, wie die
Zeit
,
abhängig
gemacht
wäre
, mit dieser in
lauter
Schein
verwandelt
werden, eine
Ungereimtheit
, die sich
bisher
noch niemand hat
zuschulden
kommen
lassen
.
IV
. In der
natürlichen
Theologie
,
da
man sich einen
Gegenstand
denkt
, der nicht allein
für
uns
gar
kein
Gegenstand
der
Anschauung
,
sondern
der
ihm
selbst
durchaus
kein
Gegenstand
der
sinnlichen
Anschauung
sein
kann, ist man
sorgfältig
darauf
bedacht
, von aller seiner
Anschauung
(
denn
dergleichen
muß
alles
sein
Erkenntnis
sein
, und nicht
Denken
,
welches
jederzeit
Schranken
beweist
) die
Bedingungen
der
Zeit
und des
Raumes
wegzuschaffen
. Aber mit
welchem
Rechte
kann man dieses tun, wenn man
beide
vorher
zu
Formen
der
Dinge
an sich selbst
gemacht
hat, und zwar
solchen
, die, als
Bedingungen
der
Existenz
der
Dinge
a
priori
,
übrig
bleiben
, wenn man
gleich
die
Dinge
selbst
aufgehoben
hätte:
denn
, als
Bedingungen
alles
Daseins
überhaupt
,
müßten
sie es auch vom
Dasein
Gottes
sein
. Es
bleibt
nichts
übrig
, wenn man sie nicht zu
objektiven
Formen
aller
Dinge
machen
will, als daß man sie zu
subjektiven
Formen
unserer
äußeren
sowohl als
inneren
Anschauungsart
macht
, die darum
sinnlich
heißt
, weil sie nicht
ursprünglich
,
d.i.
eine solche ist, durch die selbst das
Dasein
des
Objekts
der
Anschauung
gegeben
wird (und die, soviel wir
einsahen
, nur dem
Urwesen
zukommen
kann),
sondern
von dem
Dasein
des
Objekts
abhängig
,
mithin
nur
dadurch
, daß die
Vorstellungsfähigkeit
des
Subjekts
durch
dasselbe
affiziert
wird,
möglich
ist.
Es ist auch nicht
nötig
, daß wir die
Anschauungsart
in
Raum
und
Zeit
auf die
Sinnlichkeit
des
Menschen
einschränken
, es
mag
sein
, daß alles
endliche
denkende
Wesen
hierin mit dem
Menschen
notwendig
übereinkommen
müsse
, (
wiewohl
wir dieses nicht
entscheiden
können
,) so
hört
sie um dieser
Allgemeingültigkeit
willen
doch nicht auf
Sinnlichkeit
zu
sein
,
eben
darum, weil sie
abgeleitet
(
intuitus
derivativus
), nicht
ursprünglich
(
intuitus
originarius
),
mithin
nicht
intellektuelle
Anschauung
ist, als
welche
aus dem
eben
angeführten
Grunde
allein dem
Urwesen
,
niemals
aber einem, seinem
Dasein
sowohl als seiner
Anschauung
nach (die
sein
Dasein
in
Beziehung
auf
gegebene
Objekte
bestimmt
),
abhängigen
Wesen
zuzukommen
scheint
;
wiewohl
die
letztere
Bemerkung
zu unserer
ästhetischen
Theorie
nur als
Erläuterung
, nicht als
Beweisgrund
gezählt
werden
muß
.
Beschluß
der
transzendentalen
Ästhetik
Hier haben wir nun eines von den
erforderlichen
Stücken
zur
Auflösung
der
allgemeinen
Aufgabe
der
Transzendentalphilosophie
: wie sind
synthetische
Sätze
a
priori
möglich
?
nämlich
reine
Anschauungen
a
priori
,
Raum
und
Zeit
, in
welchen
wir, wenn wir im
Urteile
a
priori
über den
gegebenen
Begriff
hinausgehen
wollen
,
dasjenige
antreffen
, was nicht im
Begriffe
,
wohl
aber in der
Anschauung
, die
ihm
entspricht
,
a
priori
entdeckt
werden und mit jenem
synthetisch
verbunden
werden kann,
welche
Urteile
aber aus diesem
Grunde
nie
weiter, als auf
Gegenstände
der
Sinne
reichen
, und nur
für
Objekte
möglicher
Erfahrung
gelten
können
.
9
Ich kann zwar
sagen
: meine
Vorstellungen
folgen
einander
; aber das
heißt
nur, wir sind uns ihrer, als in einer
Zeitfolge
,
d.i.
nach der
Form
des
inneren
Sinnes
,
bewußt
. Die
Zeit
ist darum nicht etwas an sich selbst, auch keine den
Dingen
objektiv
anhängende
Bestimmung
.
10
Die
Prädikate
der
Erscheinung
können
dem
Objekte
selbst
beigelegt
werden, in
Verhältnis
auf
unseren
Sinn
,
z
.
B
. der
Rose
die
rote
Farbe
, oder der
Geruch
; aber der
Schein
kann
niemals
als
Prädikat
dem
Gegenstande
beigelegt
werden,
eben
darum, weil er, was diesem nur in
Verhältnis
auf die
Sinne
, oder
überhaupt
aufs
Subjekt
zukommt
, dem
Objekt
für
sich
beilegt
,
z
.
B
. die zwei
Henkel
, die man
anfänglich
dem
Saturn
beilegte
. Was
gar
nicht am
Objekte
an sich selbst,
jederzeit
aber im
Verhältnisse
desselben
zum
Subjekt
anzutreffen
und von der
Vorstellung
des
ersteren
unzertrennlich
ist, ist
Erscheinung
, und so werden die
Prädikate
des
Raumes
und der
Zeit
mit
Recht
den
Gegenständen
der
Sinne
, als
solchen
,
beigelegt
, und hierin ist kein
Schein
.
Dagegen
, wenn ich der
Rose
an sich die
Röte
, dem
Saturn
die
Henkel
, oder
allen
äußeren
Gegenständen
die
Ausdehnung
an sich
beilege
, ohne auf ein
bestimmtes
Verhältnis
dieser
Gegenstände
zum
Subjekt
zu
sehen
und mein
Urteil
darauf
einzuschränken
;
alsdann
allererst
entspringt
der
Schein
.
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