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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Erste Abteilung Die transzendentale Analytik
Erstes Buch Die Analytik der Begriffe
Erstes Hauptstück Von dem Leitfaden der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe
Dritter Abschnitt
zurück
-
vor
Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden
Dritter
Abschnitt
§ 10
Von den
reinen
Verstandesbegriffen
oder
Kategorien
Die
allgemeine
Logik
abstrahiert
, wie
mehrmalen
schon
gesagt
worden
, von allem
Inhalt
der
Erkenntnis
, und
erwartet
, daß ihr
anderwärts
, woher es auch
sei
,
Vorstellungen
gegeben
werden, um diese
zuerst
in
Begriffe
zu
verwandeln
,
welches
analytisch
zugeht
.
Dagegen
hat die
transzendentale
Logik
ein
Mannigfaltiges
der
Sinnlichkeit
a
priori
vor
sich
liegen
,
welches
die
transzendentale
Ästhetik
ihr
darbietet
, um zu den
reinen
Verstandesbegriffen
einen
Stoff
zu
geben
, ohne den sie ohne
allen
Inhalt
,
mithin
völlig
leer
sein
würde
.
Raum
und
Zeit
enthalten
nun ein
Mannigfaltiges
der
reinen
Anschauung
a
priori
,
gehören
aber
gleichwohl
zu den
Bedingungen
der
Rezeptivität
unseres
Gemüts
, unter denen es allein
Vorstellungen
von
Gegenständen
empfangen
kann, die
mithin
auch den
Begriff
derselben
jederzeit
affizieren
müssen
. Allein die
Spontaneität
unseres
Denkens
erfordert
es, daß dieses
Mannigfaltige
zuerst
auf
gewisse
Weise
durchgegangen
,
aufgenommen
, und
verbunden
werde
, um daraus eine
Erkenntnis
zu
machen
. Diese
Handlung
nenne
ich
Synthesis
.
Ich
verstehe
aber unter
Synthesis
in der
allgemeinsten
Bedeutung
die
Handlung
,
verschiedene
Vorstellungen
zueinander
hinzuzutun
, und ihre
Mannigfaltigkeit
in einer
Erkenntnis
zu
begreifen
. Eine solche
Synthesis
ist
rein
, wenn das
Mannigfaltige
nicht
empirisch
,
sondern
a
priori
gegeben
ist (wie das im
Raum
und der
Zeit
).
Vor
aller
Analysis
unserer
Vorstellungen
müssen
diese zuvor
gegeben
sein
, und es
können
keine
Begriffe
dem
Inhalte
nach
analytisch
entspringen
. Die
Synthesis
eines
Mannigfaltigen
aber (es
sei
empirisch
oder
a
priori
gegeben
),
bringt
zuerst
eine
Erkenntnis
hervor
, die zwar
anfänglich
noch
roh
und
verworren
sein
kann, und also der
Analysis
bedarf
; allein die
Synthesis
ist doch
dasjenige
, was
eigentlich
die
Elemente
zu
Erkenntnissen
sammelt
, und zu einem
gewissen
Inhalte
vereinigt
; sie ist also das
erste
,
worauf
wir acht zu
geben
haben, wenn wir über den
ersten
Ursprung
unserer
Erkenntnis
urteilen
wollen
.
Die
Synthesis
überhaupt
ist, wie wir
künftig
sehen
werden, die
bloße
Wirkung
der
Einbildungskraft
, einer
blinden
, obgleich
unentbehrlichen
Funktion
der
Seele
, ohne die wir
überall
gar
keine
Erkenntnis
haben
würden
, der wir uns aber
selten
nur
einmal
bewußt
sind. Allein, diese
Synthesis
auf
Begriffe
zu
bringen
, das ist eine
Funktion
, die dem
Verstande
zukommt
, und
wodurch
er uns
allererst
die
Erkenntnis
in
eigentlicher
Bedeutung
verschafft
.
Die
reine
Synthesis
,
allgemein
vorgestellt
,
gibt
nun den
reinen
Verstandesbegriff
. Ich
verstehe
aber unter dieser
Synthesis
diejenige
,
welche
auf einem
Grunde
der
synthetischen
Einheit
a
priori
beruht
: so ist unser
Zählen
(
vornehmlich
ist es in
größeren
Zahlen
merklicher
) eine
Synthesis
nach
Begriffen
, weil sie nach einem
gemeinschaftlichen
Grunde
der
Einheit
geschieht
(
z
.
E
. der
Dekadik
). Unter diesem
Begriffe
wird also die
Einheit
in der
Synthesis
des
Mannigfaltigen
notwendig
.
Analytisch
werden
verschiedene
Vorstellungen
unter einen
Begriff
gebracht
, (ein
Geschäft
,
wovon
die
allgemeine
Logik
handelt
). Aber nicht die
Vorstellungen
,
sondern
die
reine
Synthesis
der
Vorstellungen
auf
Begriffe
zu
bringen
,
lehrt
die
transz
.
Logik
. Das
erste
, was uns zum
Behuf
der
Erkenntnis
aller
Gegenstände
a
priori
gegeben
sein
muß
, ist das
Mannigfaltige
der
reinen
Anschauung
; die
Synthesis
dieses
Mannigfaltigen
durch die
Einbildungskraft
ist das
zweite
,
gibt
aber noch keine
Erkenntnis
. Die
Begriffe
,
welche
dieser
reinen
Synthesis
Einheit
geben
, und
lediglich
in der
Vorstellung
dieser
notwendigen
synthetischen
Einheit
bestehen
, tun das
dritte
zum
Erkenntnisse
eines
vorkommenden
Gegenstandes
, und
beruhen
auf dem
Verstande
.
Dieselbe
Funktion
,
welche
den
verschiedenen
Vorstellungen
in einem
Urteile
Einheit
gibt
, die
gibt
auch der
bloßen
Synthesis
verschiedene
Vorstellungen
in einer
Anschauung
Einheit
,
welche
,
allgemein
ausgedrückt
, der
reine
Verstandesbegriff
heißt
.
Derselbe
Verstand
also, und zwar durch
eben
dieselben
Handlungen
,
wodurch
er in
Begriffen
,
vermittelst
der
analytischen
Einheit
, die
logische
Form
eines
Urteils
zustande
brachte
,
bringt
auch,
vermittelst
der
synthetischen
Einheit
des
Mannigfaltigen
in der
Anschauung
überhaupt
, in seine
Vorstellungen
einen
transzendentalen
Inhalt
,
weswegen
sie
reine
Verstandesbegriffe
heißen
, die
a
priori
auf
Objekte
gehen
,
welches
die
allgemeine
Logik
nicht
leisten
kann.
Auf solche
Weise
entspringen
gerade
so viel
reine
Verstandesbegriffe
,
welche
a
priori
auf
Gegenstände
der
Anschauung
überhaupt
gehen
, als es in der
vorigen
Tafel
logische
Funktionen
in
allen
möglichen
Urteilen
gab
:
denn
der
Verstand
ist durch
gedachte
Funktionen
völlig
erschöpft
, und
sein
Vermögen
dadurch
gänzlich
ausgemessen
. Wir
wollen
diese
Begriffe
, nach dem
Aristoteles
Kategorien
nennen
,
indem
unsere
Absicht
uranfänglich
mit der
seinigen
zwar
einerlei
ist, ob sie sich
gleich
davon in der
Ausführung
gar
sehr
entfernt
.
Tafel
der
Kategorien
l
. Der
Quantität
:
Einheit
;
Vielheit
;
Allheit
2. Der
Qualität
:
Realität
;
Negation
;
Limitation
3. Der
Relation
: der
Inhärenz
und
Subsistenz
(
substantia
et
accidens
); der
Kausalität
und
Dependenz
(
Ursache
und
Wirkung
); der
Gemeinschaft
(
Wechselwirkung
zwischen dem
Handelnden
und
Leidenden
).
4. Der
Modalität
:
Möglichkeit
-
Unmöglichkeit
;
Dasein
-
Nichtsein
;
Notwendigkeit
-
Zufälligkeit
Dieses ist nun die
Verzeichnung
aller
ursprünglich
reinen
Begriffe
der
Synthesis
, die der
Verstand
a
priori
in sich
enthält
, und um
derentwillen
er auch nur ein
reiner
Verstand
ist;
indem
er durch sie allein etwas bei dem
Mannigfaltigen
der
Anschauung
verstehen
,
d.i.
ein
Objekt
derselben
denken
kann. Diese
Einteilung
ist
systematisch
aus einem
gemeinschaftlichen
Prinzip
,
nämlich
dem
Vermögen
zu
urteilen
, (
welches
ebensoviel
ist, als das
Vermögen
zu
denken
,)
erzeugt
, und nicht
rhapsodistisch
, aus einer auf
gut
Glück
unternommenen
Aufsuchung
reiner
Begriffe
entstanden
, von deren
Vollzähligkeit
man
niemals
gewiß
sein
kann,
da
sie nur durch
Induktion
geschlossen
wird, ohne zu
gedenken
, daß man noch auf die
letztere
Art
niemals
einsieht
, warum
denn
gerade
diese und nicht
andere
Begriffe
dem
reinen
Verstande
beiwohnen
. Es war ein eines
scharfsinnigen
Mannes
würdiger
Anschlag
des
Aristoteles
, diese
Grundbegriffe
aufzusuchen
.
Da
er aber kein
Prinzipium
hatte, so
raffte
er sie auf, wie sie
ihm
aufstießen
, und
trieb
deren
zuerst
zehn auf, die er
Kategorien
(
Prädikamente
)
nannte
. In der
Folge
glaubte
er noch ihrer
fünfe
aufgefunden
zu haben, die er unter dem
Namen
der
Postprädikamente
hinzufügte
. Allein seine
Tafel
blieb
noch immer
mangelhaft
.
Außerdem
finden
sich auch einige
modi
der
reinen
Sinnlichkeit
darunter, (
quando
,
ubi
,
situs
,
imgleichen
prius
,
simul
,) auch ein
empirischer
, (
motus
) die in dieses
Stammregister
des
Verstandes
gar
nicht
gehören
, oder es sind auch die
abgeleiteten
Begriffe
mit unter die
Urbegriffe
gezählt
, (
actio
,
passio
,) und an
einigen
der
letzteren
fehlt
es
gänzlich
.
Um der
letzteren
willen
ist also noch zu
bemerken
: daß die
Kategorien
, als die
wahren
Stammbegriffe
des
reinen
Verstandes
, auch ihre
ebenso
reinen
abgeleiteten
Begriffe
haben, die in einem
vollständigen
System
der
Transzendental-Philosophie
keineswegs
übergangen
werden
können
, mit deren
bloßer
Erwähnung
aber ich in einem
bloß
kritischen
Versuch
zufrieden
sein
kann.
Es
sei
mir
erlaubt
, diese
reinen
, aber
abgeleiteten
Verstandesbegriffe
die
Prädikabilien
des
reinen
Verstandes
(im
Gegensatz
der
Prädikamente
) zu
nennen
. Wenn man die
ursprünglichen
und
primitiven
Begriffe
hat, so
lassen
sich die
abgeleiteten
und
subalternen
leicht
hinzufügen
, und der
Stammbaum
des
reinen
Verstandes
völlig
ausmalen
.
Da
es mir hier nicht um die
Vollständigkeit
des
Systems
,
sondern
nur der
Prinzipien
zu einem
System
zu tun ist, so
verspare
ich diese
Ergänzung
auf eine
andere
Beschäftigung
. Man kann aber diese
Absicht
ziemlich
erreichen
, wenn man die
Ontologischen
Lehrbücher
zur
Hand
nimmt
, und
z
.
B
. der
Kategorie
der
Kausalität
die
Prädikabilien
der
Kraft
, der
Handlung
, des
Leidens
; der der
Gemeinschaft
die der
Gegenwart
, des
Widerstandes
; den
Prädikamenten
der
Modalität
die des
Entstehens
,
Vergehens
, der
Veränderung
usw
.
unterordnet
. Die
Kategorien
mit den
modis
der
reinen
Sinnlichkeit
oder auch
untereinander
verbunden
,
geben
eine
große
Menge
abgeleiteter
Begriffe
a
priori
, die zu
bemerken
, und wo
möglich
, bis zur
Vollständigkeit
zu
verzeichnen
, eine
nützliche
und nicht
unangenehme
, hier aber
entbehrliche
Bemühung
sein
würde
.
Der
Definitionen
dieser
Kategorien
überhebe
ich mich in dieser
Abhandlung
geflissentlich
, ob ich
gleich
im
Besitz
derselben
sein
möchte
. Ich
werde
diese
Begriffe
in der
Folge
bis auf den
Grad
zergliedern
,
welcher
in
Beziehung
auf die
Methodenlehre
, die ich
bearbeite
,
hinreichend
ist. In einem
System
der
reinen
Vernunft
würde
man sie mit
Recht
von mir
fordern
können
: aber hier
würden
sie nur den
Hauptpunkt
der
Untersuchung
aus den
Augen
bringen
,
indem
sie
Zweifel
und
Angriffe
erregten
, die man, ohne der
wesentlichen
Absicht
etwas zu
entziehen
,
gar
wohl
auf eine
andere
Beschäftigung
verweisen
kann.
Indessen
leuchtet
doch aus dem
wenigen
, was ich
hievon
angeführt
habe,
deutlich
hervor
, daß ein
vollständiges
Wörterbuch
mit
allen
dazu
erforderlichen
Erklärungen
nicht allein
möglich
,
sondern
auch
leicht
sei
zustande
zu
bringen
. Die
Fächer
sind
einmal
da
; es ist nur
nötig
, sie
auszufüllen
, und eine
systematische
Topik
, wie die
gegenwärtige
,
laßt
nicht
leicht
die
Stelle
verfehlen
,
dahin
ein jeder
Begriff
eigentümlich
gehört
, und
zugleich
diejenige
leicht
bemerken
, die noch
leer
ist.
§
11
Über diese
Tafel
der
Kategorien
lassen
sich
artige
Betrachtungen
anstellen
, die vielleicht
erhebliche
Folgen
in
Ansehung
der
wissenschaftlichen
Form
aller
Vernunfterkenntnisse
haben
könnten
.
Denn
daß diese
Tafel
im
theoretischen
Teile
der
Philosophie
ungemein
dienlich
, ja
unentbehrlich
sei
, den
Plan
zum
Ganzen
einer
Wissenschaft
,
sofern
sie auf
Begriffen
a
priori
beruht
,
vollständig
zu
entwerfen
, und sie
mathematisch
nach
bestimmten
Prinzipien
abzuteilen
,
erhellt
schon von selbst daraus, daß
gedachte
Tafel
alle
Elementarbegriffe
des
Verstandes
vollständig
, ja selbst die
Form
eines
Systems
derselben
im
menschlichen
Verstande
enthält
,
folglich
auf alle
Momente
einer
vorhabenden
spekulativen
Wissenschaft
, ja sogar ihre
Ordnung
,
Anweisung
gibt
, wie ich
denn
auch davon
anderwärts
12
eine
Probe
gegeben
habe. Hier sind nun einige dieser
Anmerkungen
.
Die
erste
ist: daß sich diese
Tafel
,
welche
vier
Klassen
von
Verstandesbegriffen
enthält
,
zuerst
in zwei
Abteilungen
zerfällen
lasse
, deren
erstere
auf
Gegenstände
der
Anschauung
(der
reinen
sowohl als
empirischen
), die
zweite
aber auf die
Existenz
dieser
Gegenstände
(entweder in
Beziehung
aufeinander
oder auf den
Verstand
)
gerichtet
sind.
Die
erste
Klasse
würde
ich die der
mathematischen
, die
zweite
der
dynamischen
Kategorien
nennen
. Die
erste
Klasse
hat, wie man
sieht
, keine
Korrelate
, die allein in der
zweiten
Klasse
angetroffen
werden. Dieser
Unterschied
muß
doch einen
Grund
in der
Natur
des
Verstandes
haben.
2te
Anmerk
. Daß
allerwärts
eine
gleiche
Zahl
der
Kategorien
jeder
Klasse
,
nämlich
drei sind,
welches
eben
sowohl zum
Nachdenken
auffordert
,
da
sonst alle
Einteilung
a
priori
durch
Begriffe
Dichtomie
sein
muß
. Dazu
kommt
aber noch, daß die
dritte
Kategorie
allenthalben
aus der
Verbindung
der
zweiten
mit der
ersten
ihrer
Klasse
entspringt
.
So ist die
Allheit
(
Totalität
) nichts
anderes
als die
Vielheit
als
Einheit
betrachtet
, die
Einschränkung
nichts
anderes
als
Realität
mit
Negation
verbunden
, die
Gemeinschaft
ist die
Kausalität
einer
Substanz
in
Bestimmung
der
anderen
wechselseitig
,
endlich
die
Notwendigkeit
nichts
anderes
als die
Existenz
, die durch die
Möglichkeit
selbst
gegeben
ist. Man
denke
aber ja nicht, daß darum die
dritte
Kategorie
ein
bloß
abgeleiteter
und kein
Stammbegriff
des
reinen
Verstandes
sei
.
Denn
die
Verbindung
der
ersten
und
zweiten
, um den
dritten
Begriff
hervorzubringen
,
erfordert
einen
besonderen
Aktus
des
Verstandes
, der nicht mit dem
einerlei
ist, der beim
ersten
und
zweiten
ausgeübt
wird. So ist der
Begriff
einer
Zahl
(die zur
Kategorie
, der
Allheit
gehört
) nicht immer
möglich
, wo die
Begriffe
der
Menge
und der
Einheit
sind (
z
.
B
. in der
Vorstellung
des
Unendlichen
), oder daraus, daß ich den
Begriff
einer
Ursache
und den einer
Substanz
beide
verbinde
, noch nicht
sofort
der
Einfluß
,
d.i.
wie eine
Substanz
Ursache
von etwas in einer
anderen
Substanz
werden
könne
, zu
verstehen
. Daraus
erhellt
, daß dazu ein
besonderer
Aktus
des
Verstandes
erforderlich
sei
; und so bei den
übrigen
.
3te
Anmerk
. Von einer
einzigen
Kategorie
,
nämlich
der der
Gemeinschaft
, die unter dem
dritten
Titel
befindlich
ist, ist die
Übereinstimmung
mit der in der
Tafel
der
Logischen
Funktionen
ihm
korrespondierenden
Form
eines
disjunktiven
Urteils
nicht so in die
Augen
fallend
, als bei den
übrigen
.
Um sich dieser
Übereinstimmung
zu
versichern
,
muß
man
bemerken
: daß in
allen
disjunktiven
Urteilen
die
Sphäre
(die
Menge
alles dessen, was unter
ihm
enthalten
ist) als ein
Ganzes
in
Teile
(die
untergeordneten
Begriffe
)
geteilt
vorgestellt
wird, und, weil einer nicht unter dem
anderen
enthalten
sein
kann, sie als
einander
koordiniert
, nicht
subordiniert
, so daß sie
einander
nicht
einseitig
, wie in einer
Reihe
,
sondern
wechselseitig
, wie in einem
Aggregat
,
bestimmen
(wenn ein
Glied
der
Einteilung
gesetzt
wird, alle
übrigen
ausgeschlossen
werden, und so
umgekehrt
),
gedacht
werden.
Nun wird eine
ähnliche
Verknüpfung
in einem
Ganzen
der
Dinge
gedacht
,
da
nicht eines, als
Wirkung
, dem
anderen
, als
Ursache
seines
Daseins
,
untergeordnet
,
sondern
zugleich
und
wechselseitig
als
Ursache
in
Ansehung
der
Bestimmung
der
anderen
beigeordnet
wird, (
z
.
B
. in einem
Körper
, dessen
Teile
einander
wechselseitig
ziehen
, und auch
widerstehen
,)
welches
eine
ganz
andere
Art
der
Verknüpfung
ist, als die, so im
bloßen
Verhältnis
der
Ursache
zur
Wirkung
(des
Grundes
zur
Folge
)
angetroffen
wird, in
welchem
die
Folge
nicht
wechselseitig
wiederum
den
Grund
bestimmt
, und darum mit diesem (wie der
Weltschöpfer
mit der
Welt
) nicht ein
Ganzes
ausmacht
.
Dasselbe
Verfahren
des
Verstandes
, wenn er sich die
Sphäre
eines
eingeteilten
Begriffes
vorstellt
,
beobachtet
er auch, wenn er ein
Ding
als
teilbar
denkt
, und, wie die
Glieder
der
Einteilung
im
ersteren
einander
ausschließen
und doch in einer
Sphäre
verbunden
sind, so
stellt
er sich die
Teile
des
letzteren
als solche, deren
Existenz
(als
Substanzen
) jedem auch
ausschließlich
von den
übrigen
zukommt
, doch als in einem
Ganzen
verbunden
vor
.
§ 12
Es
findet
sich aber in der
Transzendentalphilosophie
der
Alten
noch ein
Hauptstück
vor
,
welches
reine
Verstandesbegriffe
enthält
, die, ob sie
gleich
nicht unter die
Kategorien
gezählt
werden,
dennoch
, nach ihnen, als
Begriffe
a
priori
von
Gegenständen
gelten
sollten
, in
welchem
Falle
sie aber die
Zahl
der
Kategorien
vermehren
würden
,
welches
nicht
sein
kann. Diese
trägt
der unter den
Scholastikern
so
berufene
Satz
vor
:
quodlibet
ens
est
unum
,
verum
,
bonum
. Ob nun zwar der
Gebrauch
dieses
Prinzips
in
Absicht
auf die
Folgerungen
(die
lauter
tautologische
Sätze
gaben
) sehr
kümmerlich
ausfiel
, so, daß man es auch in
neueren
Zeiten
beinahe
nur
ehrenhalber
in der
Metaphysik
aufzustellen
pflegt
, so
verdient
doch ein
Gedanke
, der sich so
lange
Zeit
erhalten
hat, so
leer
er auch zu
sein
scheint
, immer eine
Untersuchung
seines
Ursprunges
, und
berechtigt
zur
Vermutung
, daß er in
irgend
einer
Verstandesregel
seinen
Grund
habe, der nur, wie es
oft
geschieht
,
falsch
gedolmetscht
worden
. Diese
vermeintlich
transzendentalen
Prädikate
der
Dinge
sind nichts
anderes
als
Logische
Erfordernisse
und
Kriterien
aller
Erkenntnis
der
Dinge
überhaupt
, und
legen
ihr die
Kategorien
der
Quantität
,
nämlich
der
Einheit
,
Vielheit
und
Allheit
, zum
Grunde
, nur daß sie diese,
welche
,
eigentlich
material
, als zur
Möglichkeit
der
Dinge
selbst
gehörig
,
genommen
werden
müßten
, in der
Tat
nur in
formaler
Bedeutung
als zur
logischen
Forderung
in
Ansehung
jeder
Erkenntnis
gehörig
brauchten
, und doch diese
Kriterien
des
Denkens
unbehutsamerweise
zu
Eigenschaften
der
Dinge
an sich selbst
machten
. In jedem
Erkenntnisse
eines
Objektes
ist
nämlich
Einheit
des
Begriffes
,
welche
man
qualitative
Einheit
nennen
kann,
sofern
darunter nur die
Einheit
der
Zusammenfassung
des
Mannigfaltigen
der
Erkenntnisse
gedacht
wird, wie etwa die
Einheit
des
Thema
in einem
Schauspiel
, einer
Rede
, einer
Fabel
.
Zweitens
Wahrheit
in
Ansehung
der
Folgen
.
Je
mehr
wahre
Folgen
aus einem
gegebenen
Begriffe
,
desto
mehr
Kennzeichen
seiner
objektiven
Realität
. Dieses
könnte
man die
qualitative
Vielheit
der
Merkmale
, die zu einem
Begriffe
als einem
gemeinschaftlichen
Grunde
gehören
, (nicht in
ihm
als
Größe
gedacht
werden,)
nennen
.
Endlich
drittens
Vollkommenheit
, die darin
besteht
, daß
umgekehrt
diese
Vielheit
zusammen
auf die
Einheit
des
Begriffes
zurückführt
, und zu diesem und
keinem
anderen
völlig
zusammenstimmt
,
welches
man die
qualitative
Vollständigkeit
(
Totalität
)
nennen
kann.
Woraus
erhellt
, daß diese
logischen
Kriterien
der
Möglichkeit
der
Erkenntnis
überhaupt
die drei
Kategorien
der
Größe
, in denen die
Einheit
in der
Erzeugung
des
Quantums
durchgängig
gleichartig
angenommen
werden
muß
, hier nur in
Absicht
auf die
Verknüpfung
auch
ungleichartiger
Erkenntnisstücke
in einem
Bewußtsein
durch die
Qualität
eines
Erkenntnisses
als
Prinzips
verwandeln
. So ist das
Kriterium
der
Möglichkeit
eines
Begriffs
(nicht des
Objekts
derselben
) die
Definition
, in der die
Einheit
des
Begriffs
, die
Wahrheit
alles dessen, was
zunächst
aus
ihm
abgeleitet
werden
mag
,
endlich
die
Vollständigkeit
dessen, was aus
ihm
gezogen
worden
, zur
Herstellung
des
ganzen
Begriffs
das
Erforderliche
desselben
ausmacht
; oder so ist auch das
Kriterium
einer
Hypothese
die
Verständlichkeit
des
angenommenen
Erklärungsgrundes
oder dessen
Einheit
(ohne
Hilfshypothese
) die
Wahrheit
(
Übereinstimmung
unter sich selbst und mit der
Erfahrung
) der daraus
abzuleitenden
Folgen
, und
endlich
die
Vollständigkeit
des
Erklärungsgrundes
zu ihnen, die auf nichts mehr noch
weniger
zurückweisen
, als in der
Hypothese
angenommen
worden
, und das, was
a
priori
synthetisch
gedacht
war,
a
posteriori
analytisch
wieder
liefern
und dazu
zusammenstimmen
. - Also wird durch die
Begriffe
von
Einheit
,
Wahrheit
und
Vollkommenheit
die
transzendentale
Tafel
der
Kategorien
gar
nicht, als
wäre
sie etwa
mangelhaft
,
ergänzt
,
sondern
nur,
indem
das
Verhältnis
dieses
Begriffe
auf
Objekte
gänzlich
beiseite
gesetzt
wird, das
Verfahren
mit ihnen unter
allgemeine
logische
Regeln
der
Übereinstimmung
der
Erkenntnis
mit sich selbst
gebracht
.
12
Metaphys
.
Anfangsgr
. der
Naturwissensch
.
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