Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
IntraText CT - Text
I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Erste Abteilung Die transzendentale Analytik
Zweites Buch Die Analytik der Grundsätze
Zweites Hauptstück System aller Grundsätze des reinen Verstandes
Erster Abschnitt Von dem obersten Grundsatze aller analytischen Urteile
zurück
-
vor
Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden
Erster
Abschnitt
Von dem
obersten
Grundsatze
aller
analytischen
Urteile
Von
welchem
Inhalt
auch
unsere
Erkenntnis
sei
, und wie sie sich auf das
Objekt
beziehen
mag
, so ist doch die
allgemeine
,
obzwar
nur
negative
Bedingung
aller unserer
Urteile
überhaupt
, daß sie sich nicht selbst
widersprechen
;
widrigenfalls
diese
Urteile
an sich selbst (auch ohne
Rücksicht
aufs
Objekt
) nichts sind. Wenn aber auch
gleich
in unserem
Urteile
kein
Widerspruch
ist, so kann es dem
ungeachtet
doch
Begriffe
so
verbinden
, wie es der
Gegenstand
nicht mit sich
bringt
, oder auch, ohne daß uns irgendein
Grund
weder
a
priori
noch
a
posteriori
gegeben
ist,
welcher
ein
solches
Urteil
berechtigte
, und so kann ein
Urteil
bei allem dem, daß es von allem
inneren
Widerspruche
frei
ist, doch entweder
falsch
oder
grundlos
sein
.
Der
Satz
nun:
Keinem
Dinge
kommt
ein
Prädikat
zu,
welches
ihm
widerspricht
,
heißt
der
Satz
des
Widerspruchs
, und ist ein
allgemeines
,
obzwar
bloß
negatives
,
Kriterium
aller
Wahrheit
,
gehört
aber auch darum
bloß
in die
Logik
, weil er von
Erkenntnissen
,
bloß
als
Erkenntnissen
überhaupt
,
unangesehen
ihres
Inhalts
gilt
, und
sagt
: daß der
Widerspruch
sie
gänzlich
vernichte
und
aufhebe
.
Man kann aber doch von demselben auch einen
positiven
Gebrauch
machen
,
d.i.
nicht
bloß
, um
Falschheit
und
Irrtum
(
sofern
es auf dem
Widerspruch
beruht
) zu
verbannen
,
sondern
auch
Wahrheit
zu
erkennen
.
Denn
, wenn das
Urteil
analytisch
ist, es
mag
nun
verneinend
oder
bejahend
sein
, so
muß
dessen
Wahrheit
jederzeit
nach dem
Satze
des
Widerspruchs
hinreichend
können
erkannt
werden.
Denn
von dem, was in der
Erkenntnis
des
Objekts
schon als
Begriff
liegt
und
gedacht
wird, wird das
Widerspiel
jederzeit
richtig
verneint
, der
Begriff
selber
aber
notwendig
von
ihm
bejaht
werden
müssen
, darum, weil das
Gegenteil
desselben
dem
Objekte
widersprechen
würde
.
Daher
müssen
wir auch den
Satz
des
Widerspruchs
als das
allgemeine
und
völlig
hinreichende
Prinzipium
aller
analytischen
Erkenntnis
gelten
lassen
; aber weiter
geht
auch
sein
Ansehen
und
Brauchbarkeit
nicht, als eines
hinreichenden
Kriterium
der
Wahrheit
.
Denn
daß
ihm
gar
keine
Erkenntnis
zuwider
sein
könne
, ohne sich selbst zu
vernichten
, das
macht
diesen
Satz
wohl
zur
conditio
sine
qua
non
, aber nicht zum
Bestimmungsgrunde
der
Wahrheit
unserer
Erkenntnis
.
Da
wir es nun
eigentlich
nur mit dem
synthetischen
Teile
unserer
Erkenntnis
zu tun haben, so werden wir zwar
jederzeit
bedacht
sein
, diesem
unverletzlichen
Grundsatz
niemals
zuwider
zu
handeln
, von
ihm
aber, in
Ansehung
der
Wahrheit
von
dergleichen
Art
der
Erkenntnis
,
niemals
einigen
Aufschluß
gewärtigen
können
.
Es ist aber doch eine
Formel
dieses
berühmten
,
obzwar
von allem
Inhalt
entblößten
und
bloß
formalen
Grundsatzes
, die eine
Synthesis
enthält
,
welche
aus
Unvorsichtigkeit
und
ganz
unnötigerweise
in ihr
gemischt
worden
. Sie
heißt
: es ist
unmöglich
, daß etwas
zugleich
sei
und nicht
sei
.
Außer
dem, daß hier die
apodiktische
Gewißheit
(durch das
Wort
unmöglich
)
überflüssigerweise
angehängt
worden
, die sich doch von selbst aus dem
Satz
muß
verstehen
lassen
, so ist der
Satz
durch die
Bedingung
der
Zeit
affiziert
, und
sagt
gleichsam
: Ein
Ding
=
A
,
welches
etwas=
B
ist, kann nicht zu
gleicher
Zeit
nonB
sein
; aber es kann
gar
wohl
beides
(
B
sowohl, als
nonB
)
nacheinander
sein
.
Z
.
B
. ein
Mensch
, der
jung
ist, kann nicht
zugleich
alt
sein
;
ebenderselbe
kann aber sehr
wohl
zu einer
Zeit
jung
, zur
anderen
nicht-jung
,
d.i.
alt
sein
. Nun
muß
der
Satz
des
Widerspruchs
, als ein
bloß
logischer
Grundsatz
, seine
Aussprüche
gar
nicht auf die
Zeitverhältnisse
einschränken
, daher ist eine solche
Formel
der
Absicht
desselben
ganz
zuwider
. Der
Mißverstand
kommt
bloß
daher: daß man ein
Prädikat
eines
Dinges
zuvörderst
von dem
Begriff
desselben
absondert
, und nachher
sein
Gegenteil
mit diesem
Prädikate
verknüpft
,
welches
niemals
einen
Widerspruch
mit dem
Subjekte
,
sondern
nur mit dessen
Prädikate
,
welches
mit jenem
synthetisch
verbunden
worden
,
abgibt
, und zwar nur dann, wenn das
erste
und
zweite
Prädikat
zu
gleicher
Zeit
gesetzt
werden.
Sage
ich, ein
Mensch
, der
ungelehrt
ist, ist nicht
gelehrt
, so
muß
die
Bedingung
:
zugleich
, dabei
stehen
,
denn
der, so zu einer
Zeit
ungelehrt
ist, kann zu einer
anderen
gar
wohl
gelehrt
sein
.
Sage
ich aber, kein
ungelehrter
Mensch
ist
gelehrt
, so ist der
Satz
analytisch
, weil das
Merkmal
(der
Ungelehrtheit
)
nunmehr
den
Begriff
des
Subjekts
mit
ausmacht
, und
alsdann
erhellt
der
verneinende
Satz
unmittelbar
aus dem
Satze
des
Widerspruchs
, ohne daß die
Bedingung
:
zugleich
,
hinzukommen
darf
. Dieses ist
denn
auch die
Ursache
,
weswegen
ich oben die
Formel
desselben
so
verändert
habe, daß die
Natur
eines
analytischen
Satzes
dadurch
deutlich
ausgedrückt
wird.
zurück
-
vor
Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText®
(V89) - Some rights reserved by
EuloTech SRL
- 1996-2007. Content in this page is licensed under a
Creative Commons License