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Immanuel Kant
Kritik der reinen Vernunft
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I. Transzendentale Elementarlehre
Zweiter Teil Die transzendentale Logik
Erste Abteilung Die transzendentale Analytik
Zweites Buch Die Analytik der Grundsätze
Anhang Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechslung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem transzendentalen
Anmerkung zur Amphibolie der Reflexionsbegriffe
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Anmerkung
zur
Amphibolie
der
Reflexionsbegriffe
Man
erlaube
mir, die
Stelle
,
welche
wir einem
Begriffe
entweder in der
Sinnlichkeit
, oder im
reinen
Verstande
erteilen
, den
transzendentalen
Ort
zu
nennen
. Auf solche
Weise
wäre
die
Beurteilung
dieser
Stelle
, die jedem
Begriffe
nach
Verschiedenheit
seines
Gebrauchs
zukommt
, und die
Anweisung
nach
Regeln
, diesen
Ort
allen
Begriffen
zu
bestimmen
, die
transzendentale
Topik
; eine
Lehre
, die
vor
Erschleichungen
des
reinen
Verstandes
und daraus
entspringenden
Blendwerken
gründlich
bewahren
würde
,
indem
sie
jederzeit
unterschiede
,
welcher
Erkenntniskraft
die
Begriffe
eigentlich
angehören
. Man kann einen
jeden
Begriff
, einen
jeden
Titel
, darunter viele
Erkenntnisse
gehören
, einen
logischen
Ort
nennen
. Hierauf
gründet
sich die
logische
Topik
des
Aristoteles
, deren sich
Schullehrer
und
Redner
bedienen
konnten
, um unter
gewissen
Titeln
des
Denkens
nachzusehen
, was sich am
besten
für
seine
vorliegende
Materie
schickte
, und
darüber
, mit einem
Schein
von
Gründlichkeit
, zu
vernünfteln
, oder
wortreich
zu
schwatzen
.
Die
transzendentale
Topik
enthält
dagegen
nicht mehr, als die
angeführten
vier
Titel
aller
Vergleichung
und
Unterscheidung
, die sich
dadurch
von
Kategorien
unterscheiden
, daß durch
jene
nicht der
Gegenstand
, nach
demjenigen
, was seinen
Begriff
ausmacht
, (
Größe
,
Realität
,)
sondern
nur die
Vergleichung
der
Vorstellungen
,
welche
vor
dem
Begriffe
von
Dingen
vorhergeht
, in aller ihrer
Mannigfaltigkeit
dargestellt
wird. Diese
Vergleichung
aber
bedarf
zuvörderst
einer
Überlegung
,
d.i.
einer
Bestimmung
desjenigen
Orts
, wo die
Vorstellungen
der
Dinge
, die
verglichen
werden,
hingehören
, ob sie der
reine
Verstand
denkt
, oder die
Sinnlichkeit
in der
Erscheinung
gibt
.
Die
Begriffe
können
logisch
verglichen
werden, ohne sich darum zu
bekümmern
,
wohin
ihre
Objekte
gehören
, ob als
Noumena
für
den
Verstand
, oder als
Phänomena
für
die
Sinnlichkeit
. Wenn wir aber mit diesen
Begriffen
zu den
Gegenständen
gehen
wollen
, so ist
zuvörderst
transzendentale
Überlegung
nötig
,
für
welche
Erkenntniskraft
sie
Gegenstände
sein
sollen
, ob
für
den
reinen
Verstand
, oder die
Sinnlichkeit
. Ohne diese
Überlegung
mache
ich einen sehr
unsicheren
Gebrauch
von diesen
Begriffen
, und es
entspringen
vermeinte
synthetische
Grundsätze
,
welche
die
kritische
Vernunft
nicht
anerkennen
kann, und die sich
lediglich
auf einer
transzendentalen
Amphibolie
,
d.i.
einer
Verwechslung
des
reinen
Verstandesobjekts
mit der
Erscheinung
,
gründen
.
In
Ermanglung
einer
solchen
transzendentalen
Topik
, und
mithin
durch die
Amphibolie
der
Reflexionsbegriffe
hintergangen
,
errichtete
der
berühmte
Leibniz
ein
intellektuelles
System
der
Welt
, oder
glaubte
vielmehr
der
Dinge
innere
Beschaffenheit
zu
erkennen
,
indem
er alle
Gegenstände
nur mit dem
Verstande
und den
abgesonderten
formalen
Begriffen
seines
Denkens
verglich
.
Unsere
Tafel
der
Reflexionsbegriffe
schafft
uns den
unerwarteten
Vorteil
, das
Unterscheidende
seines
Lehrbegriffs
in
allen
seinen
Teilen
, und
zugleich
den
leitenden
Grund
dieser
eigentümlichen
Denkungsart
vor
Augen
zu
legen
, der auf nichts, als einem
Mißverstande
,
beruhte
. Er
verglich
alle
Dinge
bloß
durch
Begriffe
miteinander
, und
fand
, wie
natürlich
, keine
anderen
Verschiedenheiten
, als die, durch
welche
der
Verstand
seine
reinen
Begriffe
voneinander
unterscheidet
. Die
Bedingungen
der
sinnlichen
Anschauung
, die ihre
eigenen
Unterschiede
bei sich
führen
,
sah
er nicht
für
ursprünglich
an;
denn
die
Sinnlichkeit
war
ihm
nur eine
verworrene
Vorstellungsart
, und kein
besonderer
Quell
der
Vorstellungen
;
Erscheinung
war
ihm
die
Vorstellung
des
Dinges
an sich selbst, obgleich von der
Erkenntnis
durch den
Verstand
, der
logischen
Form
nach,
unterschieden
,
da
nämlich
jene
, bei ihrem
gewöhnlichen
Mangel
der
Zergliederung
, eine
gewisse
Vermischung
von
Nebenvorstellungen
in den
Begriff
des
Dinges
zieht
, die der
Verstand
davon
abzusondern
weiß
. Mit einem
Worte
:
Leibniz
intellektuierte
die
Erscheinungen
, so wie
Locke
die
Verstandesbegriffe
nach einem
System
der
Noogonie
(wenn es mir
erlaubt
ist, mich dieser
Ausdrücke
zu
bedienen
,)
insgesamt
sensifiziert
,
d.i.
für
nichts, als
empirische
, oder
abgesonderte
Reflexionsbegriffe
ausgegeben
hatte.
Anstatt
im
Verstande
und der
Sinnlichkeit
zwei
ganz
verschiedene
Quellen
von
Vorstellungen
zu
suchen
, die aber nur in
Verknüpfung
objektiv
gültig
von
Dingen
urteilen
könnten
,
hielt
sich ein jeder dieser
großen
Männer
nur an eine von
beiden
, die sich ihrer
Meinung
nach
unmittelbar
auf
Dinge
an sich selbst
bezöge
,
indessen
daß die
andere
nichts
tat
, als die
Vorstellungen
der
ersteren
zu
verwirren
oder zu
ordnen
.
Leibniz
verglich
demnach
die
Gegenstände
der
Sinne
als
Dinge
überhaupt
bloß
im
Verstande
untereinander
.
Erstlich
,
sofern
sie von diesem als
einerlei
oder verschieden
geurteilt
werden
sollen
.
Da
er also
lediglich
ihre
Begriffe
, und nicht ihre
Stelle
in der
Anschauung
, darin die
Gegenstände
allein
gegeben
werden
können
,
vor
Augen
hatte, und den
transzendentalen
Ort
dieser
Begriffe
(ob das
Objekt
unter
Erscheinungen
, oder unter
Dinge
an sich selbst zu
zählen
sei
,)
gänzlich
aus der acht
ließ
, so konnte es nicht anders
ausfallen
, als daß er seinen
Grundsatz
des
Nichtzuunterscheidenden
, der
bloß
von
Begriffen
der
Dinge
überhaupt
gilt
, auch auf die
Gegenstände
der
Sinne
(
mundus
phaenomenon
)
ausdehnte
, und der
Naturerkenntnis
dadurch
keine
geringe
Erweiterung
verschafft
zu haben
glaubte
.
Freilich
, wenn ich einen
Tropfen
Wasser
als ein
Ding
an sich selbst nach
allen
seinen
inneren
Bestimmungen
kenne
, so kann ich
keinen
derselben
von dem
anderen
für
verschieden
gelten
lassen
, wenn der
ganze
Begriff
desselben
mit
ihm
einerlei
ist. Ist er aber
Erscheinung
im
Raume
, so hat er seinen
Ort
nicht
bloß
im
Verstande
(unter
Begriffen
),
sondern
in der
sinnlichen
äußeren
Anschauung
(im
Raume
), und
da
sind die
physischen
Örter
, in
Ansehung
der
inneren
Bestimmungen
der
Dinge
,
ganz
gleichgültig
, und ein
Ort
=
b
kann ein
Ding
,
welches
einem
anderen
in dem
Orte
=
a
völlig
ähnlich
und
gleich
ist,
ebensowohl
aufnehmen
, als wenn es von diesem noch so sehr
innerlich
verschieden
wäre
. Die
Verschiedenheit
der
Örter
macht
die
Vielheit
und
Unterscheidung
der
Gegenstände
, als
Erscheinungen
, ohne
weitere
Bedingungen
, schon
für
sich nicht allein
möglich
,
sondern
auch
notwendig
. Also ist
jenes
scheinbare
Gesetz
kein
Gesetz
der
Natur
. Es ist
lediglich
eine
analytische
Regel
oder
Vergleichung
der
Dinge
durch
bloße
Begriffe
.
Zweitens
, der
Grundsatz
: daß
Realitäten
(als
bloße
Bejahungen
)
einander
niemals
logisch
widerstreiten
, ist ein
ganz
wahrer
Satz
von dem
Verhältnisse
der
Begriffe
,
bedeutet
aber, weder in
Ansehung
der
Natur
, noch
überall
in
Ansehung
irgendeines
Dinges
an sich selbst, (von diesem haben wir
keinen
Begriff
,) das
mindeste
.
Denn
der
reale
Widerstreit
findet
allerwärts
statt, wo
A-B
=0 ist,
d.i.
wo eine
Realität
mit der
anderen
, in einem
Subjekt
verbunden
, eine die
Wirkung
der
anderen
aufhebt
,
welches
alle
Hindernisse
und
Gegenwirkungen
in der
Natur
unaufhörlich
vor
Augen
legen
, die
gleichwohl
,
da
sie auf
Kräften
beruhen
,
realitates
phaenomena
genannt
werden
müssen
. Die
allgemeine
Mechanik
kann sogar die
empirische
Bedingung
dieses
Widerstreits
in einer
Regel
a
priori
angeben
,
indem
sie auf die
Entgegensetzung
der
Richtungen
sieht
: eine
Bedingung
, von
welcher
der
transzendentale
Begriff
der
Realität
gar
nichts
weiß
.
Obzwar
Herr
von
Leibniz
diesen
Satz
nicht
eben
mit dem
Pomp
eines
neuen
Grundsatzes
ankündigte
, so
bediente
er sich doch
desselben
zu
neuen
Behauptungen
, und seine
Nachfolger
trugen
ihn
ausdrücklich
in ihre
Leibniz-Wolfianischen
Lehrgebäude
ein. Nach diesem
Grundsatze
sind
z
.
E
. alle
Übel
nichts als
Folgen
von den
Schranken
der
Geschöpfe
,
d.i.
Negationen
, weil diese das
einzige
Widerstreitende
der
Realität
sind, (in dem
bloßen
Begriffe
eines
Dinges
überhaupt
ist es auch
wirklich
so, aber nicht in den
Dingen
als
Erscheinungen
).
Imgleichen
finden
die
Anhänger
desselben
es nicht allein
möglich
,
sondern
auch
natürlich
, alle
Realität
, ohne
irgendeinen
besorglichen
Widerstreit
, in einem
Wesen
zu
vereinigen
, weil sie
keinen
anderen
, als den des
Widerspruchs
(durch den der
Begriff
eines
Dinges
selbst
aufgehoben
wird), nicht aber den des
wechselseitigen
Abbruchs
kennen
,
da
ein
Realgrund
die
Wirkung
des
anderen
aufhebt
, und dazu wir nur in der
Sinnlichkeit
die
Bedingungen
antreffen
, uns einen
solchen
vorzustellen
.
Drittens
, die
Leibnizische
Monadologie
hat
gar
keinen
anderen
Grund
, als daß dieser
Philosoph
den
Unterschied
des
Inneren
und
Äußeren
bloß
im
Verhältnis
auf den
Verstand
vorstellte
. Die
Substanzen
überhaupt
müssen
etwas
Inneres
haben, was also von
allen
äußeren
Verhältnissen
,
folglich
auch der
Zusammensetzung
,
frei
ist. Das
Einfache
ist also die
Grundlage
des
Inneren
der
Dinge
an sich selbst. Das
Innere
aber ihres
Zustandes
kann auch nicht in
Ort
,
Gestalt
,
Berührung
oder
Bewegung
, (
welche
Bestimmungen
alle
äußere
Verhältnisse
sind,)
bestehen
, und wir
können
daher den
Substanzen
keinen
anderen
inneren
Zustand
, als
denjenigen
,
wodurch
wir
unseren
Sinn
selbst
innerlich
bestimmen
,
nämlich
den
Zustand
der
Vorstellungen
,
beilegen
. So
wurden
denn
die
Monaden
fertig
,
welche
den
Grundstoff
des
ganzen
Universum
ausmachen
sollen
, deren
tätige
Kraft
aber nur in
Vorstellungen
besteht
,
wodurch
sie
eigentlich
bloß
in sich selbst
wirksam
sind.
Eben
darum
mußte
aber auch
sein
Principium
der
möglichen
Gemeinschaft
der
Substanzen
untereinander
eine
vorherbestimmte
Harmonie
, und konnte kein
physischer
Einfluß
sein
.
Denn
weil alles nur
innerlich
,
d.i.
mit seinen
Vorstellungen
beschäftigt
ist, so konnte der
Zustand
der
Vorstellungen
der einen mit dem der
anderen
Substanz
in
ganz
und
gar
keiner
wirksamen
Verbindung
stehen
,
sondern
es
mußte
irgendeine
dritte
und in alle
insgesamt
einfließende
Ursache
ihre
Zustände
einander
korrespondierend
machen
, zwar nicht
eben
durch
gelegentlichen
und in jedem
einzelnen
Falle
besonders
angebrachten
Beistand
(
systema
assistentiae
),
sondern
durch die
Einheit
der
Idee
einer
für
alle
gültigen
Ursache
, in
welcher
sie
insgesamt
ihr
Dasein
und
Beharrlichkeit
,
mithin
auch
wechselseitige
Korrespondenz
untereinander
, nach
allgemeinen
Gesetzen
bekommen
müssen
.
Viertens
, der
berühmte
Lehrbegriff
desselben
von
Zeit
und
Raum
, darin er diese
Formen
der
Sinnlichkeit
intellektuierte
, war
lediglich
aus
eben
derselben
Täuschung
der
transzendentalen
Reflexion
entsprungen
. Wenn ich mir durch den
bloßen
Verstand
äußere
Verhältnisse
der
Dinge
vorstellen
will, so kann dieses nur
vermittelst
eines
Begriffs
ihrer
wechselseitigen
Wirkung
geschehen
, und
soll
ich einen
Zustand
ebendesselben
Dinges
mit einem
anderen
Zustande
verknüpfen
, so kann dieses nur in der
Ordnung
der
Gründe
und
Folgen
geschehen
. So
dachte
sich also
Leibniz
den
Raum
als eine
gewisse
Ordnung
in der
Gemeinschaft
der
Substanzen
, und die
Zeit
als die
dynamische
Folge
ihrer
Zustände
. Das
Eigentümliche
aber, und von
Dingen
Unabhängige
, was
beide
an sich zu haben
scheinen
,
schrieb
er der
Verworrenheit
dieser
Begriffe
zu,
welche
machte
, daß
dasjenige
, was eine
bloße
Form
dynamischer
Verhältnisse
ist,
für
eine eigene
für
sich
bestehende
, und
vor
den
Dingen
selbst
vorhergehende
Anschauung
gehalten
wird. Also
waren
Raum
und
Zeit
die
intelligible
Form
der
Verknüpfung
der
Dinge
(
Substanzen
und ihrer
Zustände
) an sich selbst. Die
Dinge
aber
waren
intelligible
Substanzen
(
substantiae
noumena
).
Gleichwohl
wollte
er diese
Begriffe
für
Erscheinungen
geltend
machen
, weil er der
Sinnlichkeit
keine eigene
Art
der
Anschauung
zugestand
,
sondern
alle, selbst die
empirische
Vorstellung
der
Gegenstände
, im
Verstande
suchte
, und den
Sinnen
nichts als das
verächtliche
Geschäft
ließ
, die
Vorstellungen
des
ersteren
zu
verwirren
und zu
verunstalten
.
Wenn wir aber auch von
Dingen
an sich selbst etwas durch den
reinen
Verstand
synthetisch
sagen
könnten
, (
welches
gleichwohl
unmöglich
ist,) so
würde
dieses doch
gar
nicht auf
Erscheinungen
,
welche
nicht
Dinge
an sich selbst
vorstellen
,
gezogen
werden
können
. Ich
werde
also in diesem
letzteren
Falle
in der
transzendentalen
Überlegung
meine
Begriffe
jederzeit
nur unter den
Bedingungen
der
Sinnlichkeit
vergleichen
müssen
, und so werden
Raum
und
Zeit
nicht
Bestimmungen
der
Dinge
an sich,
sondern
der
Erscheinungen
sein
; was die
Dinge
an sich
sein
mögen
,
weiß
ich nicht, und
brauche
es auch nicht zu
wissen
, weil mir doch
niemals
ein
Ding
anders, als in der
Erscheinung
vorkommen
kann.
So
verfahre
ich auch mit den
übrigen
Reflexionsbegriffen
. Die
Materie
ist
substantia
phaenomenon
. Was ihr
innerlich
zukomme
,
suche
ich in
allen
Teilen
des
Raumes
, den sie
einnimmt
, und in
allen
Wirkungen
, die sie
ausübt
, und die
freilich
nur immer
Erscheinungen
äußerer
Sinne
sein
können
. Ich habe also zwar nichts
Schlechthin-
,
sondern
lauter
Komparativ-Innerliches
, das
selber
wiederum
aus
äußeren
Verhältnissen
besteht
. Allein, das
schlechthin
, dem
reinen
Verstande
nach,
Innerliche
der
Materie
ist auch eine
bloße
Grille
;
denn
diese ist
überall
kein
Gegenstand
für
den
reinen
Verstand
, das
transzendentale
Objekt
aber,
welches
der
Grund
dieser
Erscheinung
sein
mag
, die wir
Materie
nennen
, ist ein
bloßes
Etwas,
wovon
wir nicht
einmal
verstehen
würden
, was es
sei
, wenn es uns auch
jemand
sagen
könnte
.
Denn
wir
können
nichts
verstehen
, als was ein
unseren
Worten
Korrespondierendes
in der
Anschauung
mit sich
führt
. Wenn die
Klagen
: Wir
sehen
das
Innere
der
Dinge
gar
nicht ein, so viel
bedeuten
sollen
, als, wir
begreifen
nicht durch den
reinen
Verstand
, was die
Dinge
, die uns
erscheinen
, an sich
sein
mögen
; so sind sie
ganz
unbillig
und
unvernünftig
;
denn
sie
wollen
, daß man ohne
Sinne
doch
Dinge
erkennen
,
mithin
anschauen
könne
,
folglich
daß wir ein von dem
menschlichen
nicht
bloß
dem
Grade
,
sondern
sogar der
Anschauung
und
Art
nach,
gänzlich
unterschiedenes
Erkenntnisvermögen
haben, also nicht
Menschen
,
sondern
Wesen
sein
sollen
, von denen wir selbst nicht
angeben
können
, ob sie
einmal
möglich
, viel
weniger
, wie sie
beschaffen
sind.
Ins
Innere
der
Natur
dringt
Beobachtung
und
Zergliederung
der
Erscheinungen
, und man kann nicht
wissen
, wie
weit
dieses mit der
Zeit
gehen
werde
.
Jene
transzendentalen
Fragen
aber, die über die
Natur
hinausgehen
,
würden
wir bei allem dem doch
niemals
beantworten
können
, wenn uns auch die
ganze
Natur
aufgedeckt
wäre
,
da
es uns nicht
einmal
gegeben
ist, unser eigenes
Gemüt
mit einer
anderen
Anschauung
, als der unseres
inneren
Sinnes
, zu
beobachten
.
Denn
in demselben
liegt
das
Geheimnis
des
Ursprungs
unserer
Sinnlichkeit
. Ihre
Beziehung
auf ein
Objekt
, und was der
transzendentale
Grund
dieser
Einheit
sei
,
liegt
ohne
Zweifel
zu
tief
verborgen
, als daß wir, die wir sogar uns selbst nur durch
inneren
Sinn
,
mithin
als
Erscheinung
,
kennen
, ein so
unschickliches
Werkzeug
unserer
Nachforschung
dazu
brauchen
könnten
, etwas
anderes
, als immer
wiederum
Erscheinungen
,
aufzufinden
, deren
nichtsinnliche
Ursache
wir doch
gern
erforschen
wollten
.
Was diese
Kritik
der
Schlüsse
, aus den
bloßen
Handlungen
der
Reflexion
,
überaus
nützlich
macht
, ist: daß sie die
Nichtigkeit
aller
Schlüsse
über
Gegenstände
, die man
lediglich
im
Verstande
miteinander
vergleicht
,
deutlich
dartut
, und
dasjenige
zugleich
bestätigt
, was wir
hauptsächlich
eingeschärft
haben: daß, obgleich
Erscheinungen
nicht als
Dinge
an sich selbst unter den
Objekten
des
reinen
Verstandes
mit
begriffen
sind, sie doch die
einzigen
sind, an denen
unsere
Erkenntnis
objektive
Realität
haben kann,
nämlich
, wo den
Begriffen
Anschauung
entspricht
.
Wenn wir
bloß
logisch
reflektieren
, so
vergleichen
wir
lediglich
unsere
Begriffe
untereinander
im
Verstande
, ob
beide
eben
dasselbe
enthalten
, ob sie sich
widersprechen
oder nicht, ob etwas in dem
Begriffe
innerlich
enthalten
sei
, oder zu
ihm
hinzukomme
, und
welcher
von
beiden
gegeben
,
welcher
aber nur als eine
Art
, den
gegebenen
zu
denken
,
gelten
soll
.
Wende
ich aber diese
Begriffe
auf einen
Gegenstand
überhaupt
(im
transz
.
Verstande
) an, ohne diesen weiter zu
bestimmen
, ob er ein
Gegenstand
der
sinnlichen
oder
intellektuellen
Anschauung
sei
, so
zeigen
sich
sofort
Einschränkungen
(nicht aus diesem
Begriffe
hinauszugehen
),
welche
allen
empirischen
Gebrauch
derselben
verkehren
, und
eben
dadurch
beweisen
, daß die
Vorstellung
eines
Gegenstandes
, als
Dinges
überhaupt
, nicht etwa
bloß
unzureichend
,
sondern
ohne
sinnliche
Bestimmung
derselben
, und,
unabhängig
von
empirischer
Bedingung
, in sich selbst
widerstreitend
sei
, daß man also entweder von allem
Gegenstande
abstrahieren
(in der
Logik
), oder, wenn man einen
annimmt
,
ihn
unter
Bedingungen
der
sinnlichen
Anschauung
denken
müsse
,
mithin
das
Intelligible
eine
ganz
besondere
Anschauung
, die wir nicht haben,
erfordern
würde
, und in
Ermanglung
derselben
für
uns nichts
sei
,
dagegen
aber auch die
Erscheinungen
nicht
Gegenstände
an sich selbst
sein
können
.
Denn
, wenn ich mir
bloß
Dinge
überhaupt
denke
, so kann
freilich
die
Verschiedenheit
der
äußeren
Verhältnisse
nicht eine
Verschiedenheit
der
Sachen
selbst
ausmachen
,
sondern
setzt
diese
vielmehr
voraus
, und, wenn der
Begriff
von dem Einen
innerlich
von dem des
Andern
gar
nicht
unterschieden
ist, so
setze
ich nur ein und
dasselbe
Ding
in
verschiedene
Verhältnisse
. Ferner, durch
Hinzukunft
einer
bloßen
Bejahung
(
Realität
) zur
anderen
, wird ja das
Positive
vermehrt
, und
ihm
nichts
entzogen
, oder
aufgehoben
; daher kann das
Reale
in
Dingen
überhaupt
einander
nicht
widerstreiten
,
usw
.
Die
Begriffe
der
Reflexion
haben, wie wir
gezeigt
haben, durch eine
gewisse
Mißdeutung
einen
solchen
Einfluß
auf den
Verstandesgebrauch
, daß sie sogar einen der
scharfsichtigsten
unter
allen
Philosophen
zu einem
vermeinten
System
intellektueller
Erkenntnis
,
welches
seine
Gegenstände
ohne
Dazukunft
der
Sinne
zu
bestimmen
unternimmt
, zu
verleiten
imstande
gewesen
.
Eben
um
deswillen
ist die
Entwicklung
der
täuschenden
Ursache
der
Amphibolie
dieser
Begriffe
, in
Veranlassung
falscher
Grundsätze
, von
großem
Nutzen
, die
Grenzen
des
Verstandes
zuverlässig
zu
bestimmen
und zu
sichern
.
Man
muß
zwar
sagen
: was einem
Begriff
allgemein
zukommt
, oder
widerspricht
, das
kommt
auch zu, oder
widerspricht
, allem
Besonderen
, was unter jenem
Begriff
enthalten
ist; (
dictum
de
Omni
et
Nullo
;) es
wäre
aber
ungereimt
, diesen
logischen
Grundsatz
dahin
zu
verändern
, daß er so
lautete
: was in einem
allgemeinen
Begriffe
nicht
enthalten
ist, das ist auch in den
besonderen
nicht
enthalten
, die unter demselben
stehen
;
denn
diese sind
eben
darum
besondere
Begriffe
, weil sie mehr in sich
enthalten
, als im
allgemeinen
gedacht
wird. Nun ist doch
wirklich
auf diesen
letzteren
Grundsatz
das
ganze
intellektuelle
System
Leibnizens
erbaut
; es
fällt
also
zugleich
mit demselben,
samt
aller aus
ihm
entspringenden
Zweideutigkeit
im
Verstandesgebrauche
.
Der
Satz
des
Nichtzuunterscheidenden
gründete
sich
eigentlich
auf der
Voraussetzung
: daß, wenn in dem
Begriffe
von einem
Dinge
überhaupt
eine
gewisse
Unterscheidung
nicht
angetroffen
wird, so
sei
sie auch nicht in den
Dingen
selbst
anzutreffen
;
folglich
seien
alle
Dinge
völlig
einerlei
(
numero
eadem
), die sich nicht schon in ihrem
Begriffe
(der
Qualität
oder
Quantität
nach)
voneinander
unterscheiden
. Weil aber bei dem
bloßen
Begriffe
von
irgendeinem
Dinge
von
manchen
notwendigen
Bedingungen
einer
Anschauung
abstrahiert
worden
, so wird, durch eine
sonderbare
Übereilung
, das,
wovon
abstrahiert
wird, dafür
genommen
, daß es
überall
nicht
anzutreffen
sei
, und dem
Dinge
nichts
eingeräumt
, als was in seinem
Begriffe
enthalten
ist.
Der
Begriff
von einem
Kubikfuße
Raum
, ich
mag
mir diesen
denken
, wo und wie
oft
ich
wolle
, ist an sich
völlig
einerlei
. Allein zwei
Kubikfüße
sind im
Raume
dennoch
bloß
durch ihre
Örter
unterschieden
(
numero
diversa
); diese sind
Bedingungen
der
Anschauung
,
worin
das
Objekt
dieses
Begriffs
gegeben
wird, die nicht zum
Begriffe
, aber doch zur
ganzen
Sinnlichkeit
gehören
.
Gleichergestalt
ist in dem
Begriffe
von einem
Dinge
gar
kein
Widerstreit
, wenn nichts
Verneinendes
mit einem
Bejahenden
verbunden
worden
, und
bloß
bejahende
Begriffe
können
, in
Verbindung
,
gar
keine
Aufhebung
bewirken
. Allein in der
sinnlichen
Anschauung
, darin
Realität
(
z
.
B
.
Bewegung
)
gegeben
wird,
finden
sich
Bedingungen
(
entgegengesetzte
Richtungen
), von denen im
Begriffe
der
Bewegung
überhaupt
abstrahiert
war, die einen
Widerstreit
, der
freilich
nicht
logisch
ist,
nämlich
aus
lauter
Positivem
ein
Zero
=0
möglich
machen
, und man konnte nicht
sagen
: daß darum alle
Realität
untereinander
Einstimmung
sei
, weil unter ihren
Begriffen
kein
Widerstreit
angetroffen
wird
33
. Nach
bloßen
Begriffen
ist das
Innere
das
Substratum
aller
Verhältnis
oder
äußeren
Bestimmungen
. Wenn ich also von
allen
Bedingungen
der
Anschauung
abstrahiere
, und mich
lediglich
an den
Begriff
von einem
Dinge
überhaupt
halte
, so kann ich von allem
äußeren
Verhältnis
abstrahieren
, und es
muß
dennoch
ein
Begriff
von dem
übrigbleiben
, das
gar
kein
Verhältnis
,
sondern
bloß
innere
Bestimmungen
bedeutet
.
Da
scheint
es nun, es
folge
daraus: in jedem
Dinge
(
Substanz
)
sei
etwas, was
schlechthin
innerlich
ist, und
allen
äußeren
Bestimmungen
vorgeht
,
indem
es sie
allererst
möglich
macht
,
mithin
sei
dieses
Substratum
so etwas, das keine
äußeren
Verhältnisse
mehr in sich
enthält
,
folglich
einfach
: (
denn
die
körperlichen
Dinge
sind doch immer nur
Verhältnisse
,
wenigstens
der
Teile
außereinander
;) und weil wir keine
schlechthin
inneren
Bestimmungen
kennen
, als die durch
unseren
inneren
Sinn
, so
sei
dieses
Substratum
nicht allein
einfach
,
sondern
auch (nach der
Analogie
mit unserem
inneren
Sinn
) durch
Vorstellungen
bestimmt
,
d.i.
alle
Dinge
wären
eigentlich
Monaden
, oder mit
Vorstellungen
begabte
einfache
Wesen
. Dieses
würde
auch alles seine
Richtigkeit
haben,
gehörte
nicht etwa mehr, als der
Begriff
von einem
Dinge
überhaupt
, zu den
Bedingungen
, unter denen allein uns
Gegenstände
der
äußeren
Anschauung
gegeben
werden
können
, und von denen der
reine
Begriff
abstrahiert
.
Denn
da
zeigt
sich, daß eine
beharrliche
Erscheinung
im
Raume
(
undurchdringliche
Ausdehnung
)
lauter
Verhältnisse
, und
gar
nichts
schlechthin
Innerliches
enthalten
, und
dennoch
das
erste
Substratum
aller
äußeren
Wahrnehmung
sein
könne
. Durch
bloße
Begriffe
kann ich
freilich
ohne etwas
Innerem
nichts
Äußeres
denken
,
eben
darum, weil
Verhältnisbegriffe
doch
schlechthin
gegebene
Dinge
voraussetzen
, und ohne diese nicht
möglich
sind. Aber,
da
in der
Anschauung
etwas
enthalten
ist, was im
bloßen
Begriffe
von einem
Dinge
überhaupt
gar
nicht
liegt
, und dieses das
Substratum
,
welches
durch
bloße
Begriffe
gar
nicht
erkannt
werden
würde
, an die
Hand
gibt
,
nämlich
, ein
Raum
, der, mit allem, was er
enthält
, aus
lauter
formalen
, oder auch
realen
Verhältnissen
besteht
, so kann ich nicht
sagen
: weil, ohne ein
Schlechthininneres
, kein
Ding
durch
bloße
Begriffe
vorgestellt
werden kann, so
sei
auch in den
Dingen
selbst, die unter diesen
Begriffen
enthalten
sind, und ihrer
Anschauung
nichts
Äußeres
, dem nicht etwas
Schlechthininnerliches
zum
Grunde
läge
.
Denn
, wenn wir von
allen
Bedingungen
der
Anschauung
abstrahiert
haben, so
bleibt
uns
freilich
im
bloßen
Begriffe
nichts
übrig
, als das
Innere
überhaupt
, und das
Verhältnis
desselben
untereinander
,
wodurch
allein das
Äußere
möglich
ist. Diese
Notwendigkeit
aber, die sich allein auf
Abstraktion
gründet
,
findet
nicht bei den
Dingen
statt,
sofern
sie in der
Anschauung
mit
solchen
Bestimmungen
gegeben
werden, die
bloße
Verhältnisse
ausdrücken
, ohne etwas
Inneres
zum
Grunde
zu haben, darum, weil sie nicht
Dinge
an sich selbst,
sondern
lediglich
Erscheinungen
sind. Was wir auch nur an der
Materie
kennen
, sind
lauter
Verhältnisse
, (das, was wir
innere
Bestimmungen
derselben
nennen
, ist nur
komparativ
innerlich
;) aber es sind darunter
selbständige
und
beharrliche
,
dadurch
uns ein
bestimmter
Gegenstand
gegeben
wird. Daß ich, wenn ich von diesen
Verhältnissen
abstrahiere
,
gar
nichts weiter zu
denken
habe,
hebt
den
Begriff
von einem
Dinge
, als
Erscheinung
, nicht auf, auch nicht den
Begriff
von einem
Gegenstande
in
abstracto
,
wohl
aber alle
Möglichkeit
eines
solchen
, der nach
bloßen
Begriffen
bestimmbar
ist,
d.i.
eines
Noumenon
.
Freilich
macht
es
stutzig
, zu
hören
, daß ein
Ding
ganz
und
gar
aus
Verhältnissen
bestehen
solle
, aber ein
solches
Ding
ist auch
bloße
Erscheinung
, und kann
gar
nicht durch
reine
Kategorien
gedacht
werden; es
besteht
selbst in dem
bloßen
Verhältnisse
von Etwas
überhaupt
zu den
Sinnen
.
Ebenso
kann man die
Verhältnisse
der
Dinge
in
abstracto
, wenn man es mit
bloßen
Begriffen
anfängt
,
wohl
nicht anders
denken
, als daß eines die
Ursache
von
Bestimmungen
in dem
anderen
sei
;
denn
das ist unser
Verstandesbegriff
von
Verhältnissen
selbst. Allein,
da
wir
alsdann
von aller
Anschauung
abstrahieren
, so
fällt
eine
ganze
Art
, wie das
Mannigfaltige
einander
seinen
Ort
bestimmen
kann,
nämlich
die
Form
der
Sinnlichkeit
(der
Raum
),
weg
, der doch
vor
aller
empirischen
Kausalität
vorhergeht
.
Wenn wir unter
bloß
intelligiblen
Gegenständen
diejenigen
Dinge
verstehen
, die durch
reine
Kategorien
, ohne alles
Schema
der
Sinnlichkeit
,
gedacht
werden, so sind
dergleichen
unmöglich
.
Denn
die
Bedingung
des
objektiven
Gebrauchs
aller unserer
Verstandesbegriffe
ist
bloß
die
Art
unserer
sinnlichen
Anschauung
,
wodurch
uns
Gegenstände
gegeben
werden, und, wenn wir von der
letzteren
abstrahieren
, so haben die
ersteren
gar
keine
Beziehung
auf irgendein
Objekt
. Ja, wenn man auch eine
andere
Art
der
Anschauung
, als diese
unsere
sinnliche
ist,
annehmen
wollte
, so
würden
doch
unsere
Funktionen
zu
denken
in
Ansehung
derselben
von
gar
keiner
Bedeutung
sein
.
Verstehen
wir darunter nur
Gegenstände
einer
nichtsinnlichen
Anschauung
, von denen
unsere
Kategorien
zwar
freilich
nicht
gelten
, und von denen wir also
gar
keine
Erkenntnis
(weder
Anschauung
, noch
Begriff
)
jemals
haben
können
, so
müssen
Noumena
in dieser
bloß
negativen
Bedeutung
allerdings
zugelassen
werden:
da
sie
denn
nichts
anderes
sagen
, als: daß
unsere
Art
der
Anschauung
nicht auf alle
Dinge
,
sondern
bloß
auf
Gegenstände
unserer
Sinne
geht
,
folglich
ihre
objektive
Gültigkeit
begrenzt
ist, und
mithin
für
irgendeine
andere
Art
Anschauung
, und also auch
für
Dinge
als
Objekte
derselben
,
Platz
übrigbleibt
. Aber
alsdann
ist der
Begriff
eines
Noumenon
problematisch
,
d.i.
die
Vorstellung
eines
Dinges
, von dem wir weder
sagen
können
, daß es
möglich
, noch daß es
unmöglich
sei
,
indem
wir
gar
keine
Art
der
Anschauung
, als
unsere
sinnliche
kennen
, und keine
Art
der
Begriffe
, als die
Kategorien
, keine von
beiden
aber einem
außersinnlichen
Gegenstande
angemessen
ist. Wir
können
daher das
Feld
der
Gegenstände
unseres
Denkens
über die
Bedingungen
unserer
Sinnlichkeit
darum noch nicht
positiv
erweitern
, und
außer
den
Erscheinungen
noch
Gegenstände
des
reinen
Denkens
,
d.i.
Noumena
,
annehmen
, weil
jene
keine
anzugebende
positive
Bedeutung
haben.
Denn
man
muß
von den
Kategorien
eingestehen
: daß sie allein noch nicht zur
Erkenntnis
der
Dinge
an sich selbst
zureichen
, und ohne die
data
der
Sinnlichkeit
bloß
subjektive
Formen
der
Verstandeseinheit
, aber ohne
Gegenstand
,
sein
würden
. Das
Denken
ist zwar an sich kein
Produkt
der
Sinne
, und
sofern
durch sie auch nicht
eingeschränkt
, aber darum nicht
sofort
von eigenem und
reinem
Gebrauche
, ohne
Beitritt
der
Sinnlichkeit
, weil es
alsdann
ohne
Objekt
ist. Man kann auch das
Noumenon
nicht ein
solches
Objekt
nennen
;
denn
dieses
bedeutet
eben
den
problematischen
Begriff
von einem
Gegenstande
für
eine
ganz
andere
Anschauung
und einen
ganz
anderen
Verstand
, als der
unsrige
, der
mithin
selbst ein
Problem
ist. Der
Begriff
des
Noumenon
ist also nicht der
Begriff
von einem
Objekt
,
sondern
die
unvermeidlich
mit der
Einschränkung
unserer
Sinnlichkeit
zusammenhängende
Aufgabe
, ob es nicht von
jener
ihrer
Anschauung
ganz
entbundene
Gegenstände
geben
möge
,
welche
Frage
nur
unbestimmt
beantwortet
werden kann,
nämlich
: daß, weil die
sinnliche
Anschauung
nicht auf alle
Dinge
ohne
Unterschied
geht
,
für
mehr und
andere
Gegenstände
Platz
übrigbleibe
, sie also nicht
schlechthin
abgeleugnet
, in
Ermanglung
eines
bestimmten
Begriffs
aber (
da
keine
Kategorie
dazu
tauglich
ist) auch nicht als
Gegenstände
für
unseren
Verstand
behauptet
werden
können
.
Der
Verstand
begrenzt
demnach
die
Sinnlichkeit
, ohne darum
sein
eigenes
Feld
zu
erweitern
, und,
indem
er
jene
warnt
, daß sie sich nicht
anmaße
, auf
Dinge
an sich selbst zu
gehen
,
sondern
lediglich
auf
Erscheinungen
, so
denkt
er sich einen
Gegenstand
an sich selbst, aber nur als
transzendentales
Objekt
, das die
Ursache
der
Erscheinung
(
mithin
selbst nicht
Erscheinung
) ist, und weder als
Größe
, noch als
Realität
, noch als
Substanz
usw
.
gedacht
werden kann (weil diese
Begriffe
immer
sinnliche
Formen
erfordern
, in denen sie einen
Gegenstand
bestimmen
;)
wovon
also
völlig
unbekannt
ist, ob es in uns, oder auch
außer
uns
anzutreffen
sei
, ob es mit der
Sinnlichkeit
zugleich
aufgehoben
werden, oder wenn wir
jene
wegnehmen
, noch
übrigbleiben
würde
.
Wollen
wir dieses
Objekt
Noumenon
nennen
, darum, weil die
Vorstellung
von
ihm
nicht
sinnlich
ist, so
steht
dieses uns
frei
.
Da
wir aber keine von
unseren
Verstandesbegriffen
darauf
anwenden
können
, so
bleibt
diese
Vorstellung
doch
für
uns
leer
, und
dient
zu nichts, als die
Grenzen
unserer
sinnlichen
Erkenntnis
zu
bezeichnen
, und einen
Raum
übrig
zu
lassen
, den wir weder durch
mögliche
Erfahrung
, noch durch den
reinen
Verstand
ausfüllen
können
.
Die
Kritik
dieses
reinen
Verstandes
erlaubt
es also nicht, sich ein
neues
Feld
von
Gegenständen
,
außer
denen, die
ihm
als
Erscheinungen
vorkommen
können
, zu
schaffen
, und in
intelligible
Welten
, sogar nicht
einmal
in ihren
Begriff
,
auszuschweifen
. Der
Fehler
,
welcher
hierzu
auf die
allerscheinbarste
Art
verleitet
, und
allerdings
entschuldigt
, obgleich nicht
gerechtfertigt
werden kann,
liegt
darin: daß der
Gebrauch
des
Verstandes
, wider seine
Bestimmung
,
transzendental
gemacht
, und die
Gegenstände
,
d.i.
mögliche
Anschauungen
, sich nach
Begriffen
, nicht aber
Begriffe
sich nach
möglichen
Anschauungen
(als auf denen allein ihre
objektive
Gültigkeit
beruht
)
richten
müssen
. Die
Ursache
hiervon
aber ist
wiederum
: daß die
Apperzeption
, und, mit ihr, das
Denken
vor
aller
möglichen
bestimmten
Anordnung
der
Vorstellungen
vorhergeht
. Wir
denken
also Etwas
überhaupt
, und
bestimmen
es
einerseits
sinnlich
, allein
unterscheiden
doch den
allgemeinen
und in
abstracto
vorgestellten
Gegenstand
von dieser
Art
ihn
anzuschauen
;
da
bleibt
uns nun eine
Art
,
ihn
bloß
durch
Denken
zu
bestimmen
,
übrig
,
welche
zwar eine
bloße
logische
Form
ohne
Inhalt
ist, uns aber
dennoch
eine
Art
zu
sein
scheint
, wie das
Objekt
an sich
existiere
(
Noumenon
), ohne auf die
Anschauung
zu
sehen
,
welche
auf
unsere
Sinne
eingeschränkt
ist.
Ehe
wir die
transzendentale
Analytik
verlassen
,
müssen
wir noch etwas
hinzufügen
, was, obgleich an sich von nicht
sonderlicher
Erheblichkeit
,
dennoch
zur
Vollständigkeit
des
Systems
erforderlich
scheinen
dürfte
. Der
höchste
Begriff
, von dem man eine
Transzendentalphilosophie
anzufangen
pflegt
, ist
gemeiniglich
die
Einteilung
in das
Mögliche
und
Unmögliche
.
Da
aber alle
Einteilung
einen
eingeteilten
Begriff
voraussetzt
, so
muß
noch ein
höherer
angegeben
werden, und dieser ist der
Begriff
von einem
Gegenstande
überhaupt
(
problematisch
genommen
, und
unausgemacht
, ob er Etwas oder Nichts
sei
). Weil die
Kategorien
die
einzigen
Begriffe
sind, die sich auf
Gegenstände
überhaupt
beziehen
, so wird die
Unterscheidung
eines
Gegenstandes
, ob er Etwas, oder Nichts
sei
, nach der
Ordnung
und
Anweisung
der
Kategorien
fortgehen
.
1. Den
Begriffen
von Allem,
Vielem
und Einem ist der, so alles
aufhebt
,
d.i.
Keines
,
entgegengesetzt
und so ist der
Gegenstand
eines
Begriffs
, dem
gar
keine
anzugebende
Anschauung
korrespondiert
, =Nichts,
d.i.
ein
Begriff
ohne
Gegenstand
, wie die
Noumena
, die nicht unter die
Möglichkeiten
gezählt
werden
können
, obgleich auch darum nicht
für
unmöglich
ausgegeben
werden
müssen
, (
ens
rationis
,) oder wie etwa
gewisse
neue
Grundkräfte
, die man sich
denkt
, zwar ohne
Widerspruch
, aber auch ohne
Beispiel
aus der
Erfahrung
gedacht
werden, und also nicht unter die
Möglichkeiten
gezählt
werden
müssen
.
2.
Realität
ist Etwas,
Negation
ist Nichts,
nämlich
, ein
Begriff
von dem
Mangel
eines
Gegenstandes
, wie der
Schatten
, die
Kälte
, (
nihil
privativum
).
3. Die
bloße
Form
der
Anschauung
, ohne
Substanz
, ist an sich kein
Gegenstand
,
sondern
die
bloß
formale
Bedingung
desselben
(als
Erscheinung
), wie der
reine
Raum
, und die
reine
Zeit
, die zwar Etwas sind, als
Formen
anzuschauen
, aber selbst keine
Gegenstände
sind, die
angeschaut
werden (
ens
imaginarium
).
4. Der
Gegenstand
eines
Begriffs
, der sich selbst
widerspricht
, ist Nichts, weil der
Begriff
Nichts ist, das
Unmögliche
, wie etwa die
geradlinige
Figur
von zwei
Seiten
, (
nihil
negativum
).
Die
Tafel
dieser
Einteilung
des
Begriffs
von Nichts (
denn
die dieser
gleichlaufende
Einteilung
des Etwas
folgt
von
selber
,)
würde
daher so
angelegt
werden
müssen
:
Nichts,
als
l
.
Leerer
Begriff
ohne
Gegenstand
,
ens
rationis
2.
Leerer
Gegenstand
eines
Begriffs
,
nihil
privativum
3.
Leere
Anschauung
ohne
Gegenstand
,
ens
imaginarium
4.
Leerer
Gegenstand
ohne
Begriff
,
nihil
negativum
Man
sieht
, daß das
Gedankending
(
n
. 1.) von dem
Undinge
(
n
.4.)
dadurch
unterschieden
werde
, daß
jenes
nicht unter die
Möglichkeiten
gezählt
werden
darf
, weil es
bloß
Erdichtung
(
obzwar
nicht
widersprechende
) ist, dieses aber der
Möglichkeit
entgegengesetzt
ist,
indem
der
Begriff
sogar sich selbst
aufhebt
.
Beide
sind aber
leere
Begriffe
.
Dagegen
sind das
nihil
privativum
(
n
.2.) und
ens
imaginarium
(
n
.3.)
leere
Data
zu
Begriffen
. Wenn das
Licht
nicht den
Sinnen
gegeben
worden
, so kann man sich auch keine
Finsternis
, und, wenn nicht
ausgedehnte
Wesen
wahrgenommen
worden
,
keinen
Raum
vorstellen
. Die
Negation
sowohl, als die
bloße
Form
der
Anschauung
, sind, ohne ein
Reales
, keine
Objekte
.
33
Wollte
man sich hier der
gewöhnlichen
Ausflucht
bedienen
: daß
wenigstens
realitates
Noumena
einander
nicht
entgegenwirken
können
, so
müßte
man doch ein
Beispiel
von
dergleichen
reiner
und
sinnenfreier
Realität
anführen
, damit man
verstände
, ob eine solche
überhaupt
etwas oder
gar
nichts
vorstelle
. Aber es kann kein
Beispiel
woher anders, als aus der
Erfahrung
genommen
werden, die
niemals
mehr als
Phänomena
darbietet
, und so
bedeutet
dieser
Satz
nichts weiter, als daß der
Begriff
, der
lauter
Bejahungen
enthält
, nichts
Verneinendes
enthalte
; ein
Satz
, an dem wir
niemals
gezweifelt
haben.
zurück
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