Die Sünde
13. Obwohl in Gerechtigkeit
von Gott begründet, hat der Mensch unter dem Einfluß des Bösen gleich von
Anfang der Geschichte an durch Auflehnung gegen Gott und den Willen, sein Ziel
außerhalb Gottes zu erreichen, seine Freiheit mißbraucht. "Obwohl sie Gott
erkannten, haben sie ihn nicht als Gott verherrlicht, sondern ihr
unverständiges Herz wurde verfinstert, und sie dienten den Geschöpfen statt dem
Schöpfer"3. Was uns aus der
Offenbarung Gottes bekannt ist, steht mit der Erfahrung in Einklang: der Mensch
erfährt sich, wenn er in sein Herz schaut, auch zum Bösen geneigt und
verstrickt in vielfältige Übel, die nicht von seinem guten Schöpfer herkommen
können. Oft weigert er sich, Gott als seinen Ursprung anzuerkennen; er
durchbricht dadurch auch die geschuldete Ausrichtung auf sein letztes Ziel,
zugleich aber auch seine ganze Ordnung hinsichtlich seiner selbst wie
hinsichtlich der anderen Menschen und der ganzen Schöpfung. So ist der Mensch
in sich selbst zwiespältig. Deshalb stellt sich das ganze Leben der Menschen,
das einzelne wie das kollektive, als Kampf dar, und zwar als einen
dramatischen, zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis. Ja, der
Mensch findet sich unfähig, durch sich selbst die Angriffe des Bösen wirksam zu
bekämpfen, so daß ein jeder sich wie in Ketten gefesselt fühlt. Der Herr selbst
aber ist gekommen, um den Menschen zu befreien und zu stärken, indem er ihn
innerlich erneuerte und "den Fürsten dieser Welt" (Joh 12,31)
hinauswarf, der ihn in der Knechtschaft der Sünde festhielt4. Die Sünde mindert aber den Menschen selbst, weil sie
ihn hindert, seine Erfüllung zu erlangen. Im Licht dieser Offenbarung finden
zugleich die erhabene Berufung wie das tiefe Elend, die die Menschheit erfährt,
ihre letzte Erklärung.
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