Der Wesensstand des Menschen
14. In Leib und Seele
einer, vereint der Mensch durch seine Leiblichkeit die Elemente der stofflichen
Welt in sich: Durch ihn erreichen diese die Höhe ihrer Bestimmung und erheben
ihre Stimme zum freien Lob des Schöpfers5. Das leibliche Leben
darf also der Mensch nicht geringachten; er muß im Gegenteil seinen Leib als
von Gott geschaffen und zur Auferweckung am Jüngsten Tage bestimmt für gut und
der Ehre würdig halten. Durch die Sünde aber verwundet, erfährt er die
Widerstände seiner Leiblichkeit. Daher verlangt die Würde des Menschen, daß er
Gott in seinem Leibe verherrliche6 und ihn nicht den bösen
Neigungen seines Herzens dienen lasse. Der Mensch irrt aber nicht, wenn er
seinen Vorrang vor den körperlichen Dingen bejaht und sich selbst nicht nur als
Teil der Natur oder als anonymes Element in der menschlichen Gesellschaft
betrachtet, denn in seiner Innerlichkeit übersteigt er die Gesamtheit der
Dinge. In diese Tiefe geht er zurück, wenn er in sein Herz einkehrt, wo Gott
ihn erwartet, der die Herzen durchforscht7, und wo er selbst unter
den Augen Gottes über sein eigenes Geschick entscheidet. Wenn er daher die
Geistigkeit und Unsterblichkeit seiner Seele bejaht, wird er nicht zum Opfer
einer trügerischen Einbildung, die sich von bloß physischen und
gesellschaftlichen Voraussetzungen herleitet, sondern erreicht er im Gegenteil
die tiefe Wahrheit der Wirklichkeit.
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