Der Wert des menschlichen Schaffens
34. Eines steht für die
Glaubenden fest: das persönliche und gemeinsame menschliche Schaffen, dieses
gewaltige Bemühen der Menschen im Lauf der Jahrhunderte, ihre Lebensbedingungen
stets zu verbessern, entspricht als solches der Absicht Gottes. Der nach Gottes
Bild geschaffene Mensch hat ja den Auftrag erhalten, sich die Erde mit allem,
was zu ihr gehört, zu unterwerfen, die Welt in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu
regieren1 und durch die
Anerkennung Gottes als des Schöpfers aller Dinge sich selbst und die Gesamtheit
der Wirklichkeit auf Gott hinzuordnen, so daß alles dem Menschen unterworfen
und Gottes Name wunderbar sei auf der ganzen Erde2. Das gilt auch für das gewöhnliche alltägliche Tun; denn
Männer und Frauen, die, etwa beim Erwerb des Lebensunterhalts für sich und ihre
Familie, ihre Tätigkeit so ausüben, daß sie ein entsprechender Dienst für die
Gemeinschaft ist, dürfen überzeugt sein, daß sie durch ihre Arbeit das Werk des
Schöpfers weiterentwickeln, daß sie für die Wohlfahrt ihrer Brüder sorgen und
durch ihre persönliche Bemühung zur geschichtlichen Erfüllung des göttlichen
Plans beitragen3. Den Christen liegt es
deshalb fern, zu glauben, daß die von des Menschen Geist und Kraft geschaffenen
Werke einen Gegensatz zu Gottes Macht bilden oder daß das mit Vernunft begabte
Geschöpf sozusagen als Rivale dem Schöpfer gegenübertrete. Im Gegenteil, sie
sind überzeugt, daß die Siege der Menschheit ein Zeichen der Größe Gottes und
die Frucht seines unergründlichen Ratschlusses sind. Je mehr aber die Macht der
Menschen wächst, desto mehr weitet sich ihre Verantwortung, sowohl die der
Einzelnen wie die der Gemeinschaften. Daraus wird klar, daß die christliche
Botschaft die Menschen nicht vom Aufbau der Welt ablenkt noch zur
Vernachlässigung des Wohls ihrer Mitmenschen hintreibt, sondern sie vielmehr
strenger zur Bewältigung dieser Aufgaben verpflichtet4.
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