Das im Ostergeheimnis zur Vollendung geführte menschliche Schaffen
38. Das Wort Gottes, durch das alles geworden ist, ist selbst Fleisch geworden
und ist, auf der Erde der Menschen wohnend10, als wirklicher Mensch
in die Geschichte der Welt eingetreten, hat sie sich zu eigen gemacht und in
sich zusammengefaßt11. Er offenbart uns, "daß
Gott die Liebe ist" (1 Joh 4,8), und belehrt uns zugleich, daß das
Grundgesetz der menschlichen Vervollkommnung und deshalb auch der Umwandlung
der Welt das neue Gebot der Liebe ist. Denen also, die der göttlichen Liebe
glauben, gibt er die Sicherheit, daß allen Menschen der Weg der Liebe
offensteht und daß der Versuch, eine allumfassende Brüderlichkeit herzustellen,
nicht vergeblich ist. Zugleich mahnt er, dieser Liebe nicht nur in großen
Dingen nachzustreben, sondern auch und besonders in den gewöhnlichen
Lebensverhältnissen. Für uns Sünder alle nahm er den Tod auf sich12 und belehrt uns so durch sein Beispiel, daß auch das
Kreuz getragen werden muß, das Fleisch und Welt denen auf die Schultern legen,
die Frieden und Gerechtigkeit suchen. Durch seine Auferstehung zum Herrn
bestellt, wirkt Christus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist13, schon durch die Kraft seines Geistes in den Herzen der
Menschen dadurch, daß er nicht nur das Verlangen nach der zukünftigen Welt in
ihnen weckt, sondern eben dadurch auch jene selbstlosen Bestrebungen belebt,
reinigt und stärkt, durch die die Menschheitsfamilie sich bemüht, ihr eigenes
Leben humaner zu gestalten und die ganze Erde diesem Ziel dienstbar zu machen.
Verschieden sind jedoch die Gaben des Geistes: die einen beruft er dazu, daß
sie das Verlangen nach der Heimat bei Gott deutlich bezeugen und es in der
Menschheitsfamilie lebendig erhalten; andere beruft er, damit sie im irdischen
Bereich den Menschen hingebungsvoll dienen und so durch ihren Beruf die
Voraussetzungen für das Himmelreich schaffen. Alle aber befreit er, damit sie
durch Absage an ihren Egoismus und unter Dienstbarmachung aller Naturkräfte für
das menschliche Leben nach jener Zukunft streben, in der die Menschheit selbst
eine Gott angenehme Opfergabe wird14. Ein Angeld dieser
Hoffnung und eine Wegzehrung hinterließ der Herr den Seinen in jenem Sakrament
des Glaubens, in dem unter der Pflege des Menschen gewachsene Früchte der Natur
in den Leib und das Blut des verherrlichten Herrn verwandelt werden zum
Abendmahl brüderlicher Gemeinschaft und als Vorfeier des himmlischen Gastmahls.
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