Die eheliche Liebe
49. Mehrfach fordert Gottes
Wort Braut- und Eheleute auf, in keuscher Liebe ihre Brautzeit zu gestalten und
in ungeteilter Liebe ihre Ehe durchzuhalten und zu entfalten10. Auch in unserer Zeit hat die wahre Liebe zwischen Mann
und Frau in der Ehe, wie sie sich in verschiedener Weise je nach Volk und Zeit
geziemend äußert, als hoher Wert Geltung. Diese eigentümlich menschliche Liebe
geht in frei bejahter Neigung von Person zu Person, umgreift das Wohl der
ganzen Person, vermag so den leib-seelischen Ausdrucksmöglichkeiten eine eigene
Würde zu verleihen und sie als Elemente und besondere Zeichen der ehelichen
Freundschaft zu adeln. Diese Liebe hat der Herr durch eine besondere Gabe
seiner Gnade und Liebe geheilt, vollendet und erhöht. Eine solche Liebe, die
Menschliches und Göttliches in sich eint, führt die Gatten zur freien
gegenseitigen Übereignung ihrer selbst, die sich in zarter Zuneigung und in der
Tat bewährt, und durchdringt ihr ganzes Leben11; ja gerade durch ihre Selbstlosigkeit in Leben und Tun
verwirklicht sie sich und wächst. Sie ist viel mehr als bloß eine erotische
Anziehung, die, egoistisch gewollt, nur zu schnell wieder erbärmlich vergeht.
Diese Liebe wird durch den eigentlichen Vollzug der Ehe in besonderer Weise
ausgedrückt und verwirklicht. Jene Akte also, durch die die Eheleute innigst
und lauter eins werden, sind von sittlicher Würde; sie bringen, wenn sie human
vollzogen werden, jenes gegenseitige Übereignetsein zum Ausdruck und vertiefen
es, durch das sich die Gatten gegenseitig in Freude und Dankbarkeit reich
machen. Diese Liebe, die auf gegenseitige Treue gegründet und in besonderer
Weise durch Christi Sakrament geheiligt ist, bedeutet unlösliche Treue, die in
Glück und Unglück Leib und Seele umfaßt und darum unvereinbar ist mit jedem
Ehebruch und jeder Ehescheidung. Wenn wirklich durch die gegenseitige und
bedingungslose Liebe die gleiche personale Würde sowohl der Frau wie des Mannes
anerkannt wird, wird auch die vom Herrn bestätigte Einheit der Ehe deutlich. Um
die Pflichten dieser christlichen Berufung beständig zu erfüllen, ist
ungewöhnliche Tugend erforderlich. Von daher müssen die Gatten, durch die Gnade
zu heiligem Leben gestärkt, Festigkeit in der Liebe, Seelengröße und Opfergeist
pflegen und im Gebet erbitten. Die echte eheliche Liebe wird höher geschätzt
werden, und es wird sich eine sachgerechte öffentliche Meinung über sie bilden,
wenn die christlichen Gatten durch das Zeugnis der Treue und Harmonie in dieser
Liebe und durch Sorge für die Kindererziehung sich hervortun und ihre Pflicht
erfüllen bei einer notwendigen kulturellen, psychologischen und sozialen Erneuerung
zugunsten von Ehe und Familie. Jugendliche sollen über die Würde, die Aufgaben
und den Vollzug der ehelichen Liebe am besten im Kreis der Familie selbst
rechtzeitig in geeigneter Weise unterrichtet werden, damit sie, an keusche
Zucht gewöhnt, im entsprechenden Alter nach einer sauberen Brautzeit in die Ehe
eintreten können.
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