Die Sorge aller um die Förderung von Ehe und Familie
52. Die Familie ist eine
Art Schule reich entfalteter Humanität. Damit sie aber ihr Leben und ihre
Sendung vollkommen verwirklichen kann, sind herzliche Seelengemeinschaft,
gemeinsame Beratung der Gatten und sorgfältige Zusammenarbeit der Eltern bei
der Erziehung der Kinder erforderlich. Zu ihrer Erziehung trägt die anteilnehmende
Gegenwart des Vaters viel bei. Aber auch die häusliche Sorge der Mutter, deren
besonders die jüngeren Kinder bedürfen, ist zu sichern, ohne daß eine
berechtigte gesellschaftliche Hebung der Frau dadurch irgendwie beeinträchtigt
wird. Die Kinder sollen so erzogen werden, daß sie erwachsen in vollem
Verständnis für ihre Verantwortung ihrer Berufung, auch einer geistlichen,
folgen und einen Lebensstand wählen können, in dem sie, wenn sie heiraten, eine
eigene Familie gründen können, und dies unter günstigen sittlichen,
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorraussetzungen. Es ist Aufgabe der
Eltern oder Erzieher, die jungen Menschen bei der Gründung einer Familie mit
klugem Rat, den sie gern hören sollen, anzuleiten. Doch sollen sie sich dabei
hüten, sie mit direktem oder indirektem Zwang zum Eingehen einer Ehe oder zur
Wahl des Partners zu bestimmen. So ist die Familie, in der verschiedene
Generationen zusammenleben und sich gegenseitig helfen, um zu größerer Weisheit
zu gelangen und die Rechte der einzelnen Personen mit den anderen
Notwendigkeiten des gesellschaftlichen Lebens zu vereinbaren, das Fundament der
Gesellschaft. Deshalb müssen alle, die einen Einfluß auf Gemeinden und
gesellschaftliche Gruppen haben, zur Förderung von Ehe und Familie wirksam
beitragen. Die staatliche Gewalt möge es als ihre heilige Aufgabe betrachten,
die wahre Eigenart von Ehe und Familie anzuerkennen, zu hüten und zu fördern,
die öffentliche Sittlichkeit zu schützen und den häuslichen Wohlstand zu
begünstigen. Das Recht der Eltern auf Zeugung der Nachkommenschaft und auf
Erziehung in der Familie ist zu sichern. Durch umsichtige Gesetzgebung und
andere Maßnahmen soll auch für diejenigen Sorge getragen und entsprechende
Hilfe gegeben werden, die das Gut der Familie leider entbehren müssen. Die
christlichen Laien, die die Gegenwart auszukaufen15 und das Ewige von den wandelbaren Formen zu
unterscheiden haben, mögen die Werte der Ehe und Familie durch das Zeugnis
ihres eigenen Lebens wie durch Zusammenarbeit mit den anderen Menschen guten
Willens eifrig fördern, und so werden sie trotz aller Schwierigkeiten für die
Familie das erreichen, was sie braucht, und auch das, was die moderne Zeit an
Vorteilen bietet. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die christliche Gesinnung
der Gläubigen, das richtige sittliche Gewissen der Menschen und eine weise
Erfahrung theologischer Fachleute von großem Nutzen. Die Fachleute in den
Wissenschaften, besonders in Biologie, Medizin, Sozialwissenschaften und
Psychologie, können dem Wohl von Ehe und Familie und dem Frieden des Gewissens
sehr dienen, wenn sie durch ihre gemeinsame wissenschaftliche Arbeit die
Voraussetzungen für eine sittlich einwandfreie Geburtenregelung genauer zu
klären suchen. Die Seelsorger haben die Aufgabe, unter Voraussetzung einer
genügenden Kenntnis des Familienproblems, mittels der verschiedenen pastoralen
Hilfen, durch die Verkündigung des Wortes Gottes, durch die Feier der Liturgie
und durch anderen geistlichen Beistand, die Berufung der Gatten in ihrem Ehe-
und Familienleben zu fördern, sie menschlich und geduldig in Schwierigkeiten zu
stützen und sie in der Liebe zu stärken, damit Familien von großer
Ausstrahlungskraft entstehen, Mancherlei Einrichtungen, besonders
Familienvereinigungen, mögen den Jugendlichen und den Eheleuten selbst,
besonders den Jungverheirateten, durch Rat und Tat beistehen und helfen, sie zu
einem Familienleben hinzuführen, das seiner gesellschaftlichen und
apostolischen Aufgabe gerecht wird. Die Ehegatten selber aber sollen, nach dem
Bild des lebendigen Gottes geschaffen, in eine wahre personale Ordnung
gestellt, eines Strebens, gleichen Sinnes und in gegenseitiger Heiligung
vereint16 sein, damit sie,
Christus, dem Ursprung des Lebens17, folgend, in den
Freuden und Opfern ihrer Berufung durch ihre treue Liebe Zeugen jenes
Liebesgeheimnisses werden, das der Herr durch seinen Tod und seine Auferstehung
der Welt geoffenbart hat18.
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