Abbau übergroßer sozialökonomischer Unterschiede
66. Um den Erfordernissen
von Gerechtigkeit und Billigkeit Genüge zu tun, müssen ernsthafte Anstrengungen
unternommen werden, um - unbeschadet der Rechte der menschlichen Person und der
besonderen Veranlagung jedes einzelnen Volkes - die übergroßen und noch weiter
zunehmenden Ungleichheiten der wirtschaftlichen Lage und die damit Hand in Hand
gehende persönliche und soziale Diskriminierung möglichst rasch abzubauen.
Desgleichen bedarf es in manchen Gegenden an gesichts der besonderen
Schwierigkeiten, denen die Landwirtschaft in bezug auf Gewinnung und Absatz
ihrer Erzeugnisse unterliegt, besonderer Maßnahmen zugunsten der Bauern mit dem
Ziel, ihre Produktion zu erhöhen oder günstiger abzusetzen oder erforderliche
Entwicklungen und Neugestaltungen in die Wege zu leiten oder ihr Einkommen auf
eine angemessene Höhe zu bringen und so zu verhüten, daß sie, wie es öfters
vorkommt, auf die Dauer über die Lage von Staatsbürgern zweiter Klasse nicht
hinauskommen. Sache der Bauern selbst, vor allem der jungen Generation, ist es,
sich angelegentlich darum zu bemühen, ihr berufliches Können zu steigern, ohne
das es keinen Fortschritt in der Landwirtschaft geben kann5. Gerechtigkeit und Billigkeit gebieten ferner, die für
wirtschaftlichen Fortschritt unerläßliche Mobilität so zu regeln, daß das Leben
der Einzelnen und der Familien nicht ungesichert oder gefährdet wird. Die aus
anderen Völkern und Ländern herangezogenen Arbeiter, die durch ihre Arbeit zum
wirtschaftlichen Aufstieg des Volkes oder Landes beitragen, dürfen, was
Entlohnung und Arbeitsbedingungen angeht, in keiner Weise diskriminiert werden.
Alle im Aufnahmeland, namentlich aber die öffentlichen Stellen, dürfen sie
nicht als bloße Produktionsmittel behandeln, sondern haben ihnen als
menschlichen Personen zu begegnen und sollen ihnen helfen, ihre Familien
nachzuziehen und sich angemessene Wohngelegenheit zu verschaffen, sollen auch
ihre Eingliederung in das gesellschaftliche Leben des Aufnahmelandes und seiner
Bevölkerung begünstigen. Soweit wie möglich sollte man jedoch in ihren
Heimatländern selbst Arbeitsgelegenheit schaffen. Angesichts der heute sich
vollziehenden Umwälzungen im Wirtschaftsleben und des Gestaltwandels zur
industriellen Gesellschaft, wo beispielsweise die Automation im Vormarsch ist,
muß Sorge dafür getragen werden, daß ausreichende und für den Einzelnen
passende Arbeitsgelegenheit, verbunden mit der Möglichkeit ausreichender
technischer und fachlicher Ausbildung, bereitsteht und zugleich der
Lebensunterhalt und die Menschenwürde namentlich derer gesichert sind, die
wegen ihres gesundheitlichen Zustandes oder ihres Alters sich in besonders
schwieriger Lage befinden.
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