Einige praktische Normen
86. Für diese Zusammenarbeit scheinen folgende Normen nützlich zu sein:
a) Den Völkern der
Entwicklungsländer muß sehr daran gelegen sein, als Ziel des Fortschritts
ausdrücklich und entschieden die volle menschliche Entfaltung ihrer Bürger zu
erstreben. Sie sollen daran denken, daß der Fortschritt vor allem aus der
Arbeit und den Fähigkeiten der Völker selbst entspringt und sich steigert und
sich nicht allein auf fremde Hilfe, sondern vor allem auf die volle Erschließung
der eigenen Hilfsquellen und ihren Ausbau entsprechend den eigenen Fähigkeiten
und Traditionen stützen muß. Hier sollen jene Völker mit gutem Beispiel
vorangehen, die größeren Einfluß auf andere haben.
b) Es ist eine schwere Verpflichtung
der hochentwickelten Länder, den aufstrebenden Völkern bei der Erfüllung der
genannten Aufgaben zu helfen. Darum sollen sie bei sich selbst die geistigen
und materiellen Anpassungen durchführen, die zur Organisation dieser weltweiten
Zusammenarbeit erforderlich sind. So sollen sie beim Handel mit den schwächeren
und ärmeren Nationen deren Wohl bewußt berücksichtigen. Denn diese brauchen den
Erlös aus dem Verkauf ihrer Erzeugnisse zum eigenen Unterhalt.
c) Aufgabe der internationalen
Gemeinschaft ist es, die wirtschaftliche Entwicklung zu ordnen und ihr Anreize
zu geben, jedoch so, daß die dafür bestimmten Mittel so wirksam und gerecht wie
möglich vergeben werden. Sache dieser Gemeinschaft ist es auch, unter
Berücksichtigung des Subsidiaritätsprinzips die wirtschaftlichen Verhältnisse
weltweit so zu ordnen, daß sie sich nach der Norm der Gerechtigkeit entwickeln.
Es sollen geeignete Institutionen zur Förderung und Ordnung des internationalen
Handels gegründet werden, vor allem mit den weniger entwickelten Nationen, und
zwar zum Ausgleich der Unzuträglichkeit, die sich aus den allzu großen
Machtunterschieden zwischen den Völkern ergeben. Solche ordnende Maßnahmen in
Verbindung mit technischer, kultureller und finanzieller Unterstützung sollen
den aufstrebenden Nationen die notwendigen Hilfen gewähren, damit sie ein
entsprechendes Wachstum ihrer Wirtschaft erreichen können.
d) In vielen Fällen
besteht die Notwendigkeit, die wirtschaftliche und soziale Struktur zu überprüfen.
Aber man muß sich hüten vor bloß organisatorischen, unausgereiften Lösungen,
besonders vor solchen, die dem Menschen zwar materielle Erleichterungen bieten,
seiner geistigen Anlage und Entwicklung aber schaden. Denn "nicht vom Brot
allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes
kommt" (Mt 4,4). Jeder Teil der Menschheitsfamilie trägt in sich und in
seinen besten Traditionen einen Teil des geistigen Erbes, das Gott der
Menschheit anvertraut hat, wenn auch viele seine Herkunft nicht kennen.
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