Die internationale Zusammenarbeit im Hinblick auf das Bevölkerungswachstum
87. Besonders drängend wird die internationale Zusammenarbeit im Hinblick auf
jene Völker, die heute häufig neben vielen anderen Problemen vor allem durch
jenes bedrängt werden, das aus dem raschen Bevölkerungswachstum entsteht. Es
ist dringend erforderlich, daß alle Nationen, besonders die wohlhabenden, in
umfassender und gründlicher Zusammenarbeit Wege suchen, wie die zum
Lebensunterhalt und zur angemessenen Ausbildung nötigen Mittel bereitgestellt
und der ganzen Menschheit zugänglich gemacht werden können. Manche Völker
könnten ihre Lebensbedingungen sehr verbessern, wenn sie nach entsprechender
Unterweisung von veralteten Methoden der landwirtschaftlichen Erzeugung zu
neuen technischen Verfahren übergingen, die sie mit der notwendigen Klugheit
ihren Verhältnissen anpassen müßten, und darüber hinaus eine bessere soziale
Ordnung einführten sowie die Verteilung des Landbesitzes gerechter ordneten.
Die Regierungen aber haben in bezug auf die Bevölkerungsprobleme in ihrem
eigenen Land Rechte und Pflichten innerhalb der Grenzen ihrer Zuständigkeit, z.
B. was die Sozial- und Familiengesetzgebung angeht, die Landflucht und die Information
über den Zustand und die Bedürfnisse der Nation. Da die Menschen heute von
diesem Problem so stark bewegt werden, ist auch zu wünschen, daß katholische
Fachleute, vor allem an den Universitäten, die Forschung und die Versuche auf
diesem Gebiet planmäßig weiterverfolgen und entwickeln. Vielfach wird die
Behauptung aufgestellt, das Wachstum der Erdbevölkerung müsse, wenigstens in
bestimmten Ländern, mit allen Mitteln, auch durch Eingriffe des Staates, gleich
welcher Art, radikal gedrosselt werden. Das Konzil richtet deshalb an alle die
Mahnung, sich vor öffentlich oder privat empfohlenen, manchmal auch
aufgenötigten Lösungen zu hüten, die dem Sittengesetz widersprechen. Nach dem
unveräußerlichen Menschenrecht auf Ehe und Kinderzeugung hängt die Entscheidung
über die Zahl der Kinder vom rechten Urteil der Eltern ab und kann keinesfalls
dem Urteil der staatlichen Autorität überlassen werden. Da aber das Urteil der
Eltern ein richtig gebildetes Gewissen voraussetzt, ist es von großer
Bedeutung, daß allen die Möglichkeit geboten wird, in sich die rechte und
wahrhaft menschliche Verantwortlichkeit zu bilden, die sich am göttlichen
Gesetz orientiert und die jeweiligen Verhältnisse berücksichtigt. Das erfordert
aber, daß weithin die erzieherischen und sozialen Bedingungen verbessert werden
und vor allem daß eine religiöse Bildung oder wenigstens eine umfassende
sittliche Unterweisung geboten wird. Über die wissenschaftlichen Fortschritte
in der Erforschung von sicheren und moralisch einwandfreien Methoden, die den
Eheleuten bei der Regelung der Kinderzahl helfen können, sollen die Menschen in
kluger Weise unterrichtet werden.
|