Der Auftrag der Christen zur Hilfeleistung
88. Zum Aufbau einer internationalen Ordnung, in der die rechtmäßigen
Freiheiten aller wirklich geachtet werden und wahre Brüderlichkeit bei allen
herrscht, sollen die Christen gern und von Herzen mitarbeiten, und das um so
mehr, als der größere Teil der Welt noch unter solcher Not leidet, daß Christus
selbst in den Armen mit lauter Stimme seine Jünger zur Liebe aufruft. Das
Ärgernis soll vermieden werden, daß einige Nationen, deren Bürger in
überwältigender Mehrheit den Ehrennamen "Christen" tragen, Güter in
Fülle besitzen, während andere nicht genug zum Leben haben und von Hunger,
Krankheit und Elend aller Art gepeinigt werden. Denn der Geist der Armut und
Liebe ist Ruhm und Zeugnis der Kirche Christi. Lob und Unterstützung verdienen
jene Christen, vor allem jene jungen Menschen, die freiwillig anderen Menschen
und Völkern ihre persönliche Hilfe zur Verfügung stellen. Es ist jedoch Sache
des ganzen Volkes Gottes, wobei die Bischöfe mit Wort und Beispiel vorangehen
müssen, die Nöte unserer Zeit nach Kräften zu lindern, und zwar nach alter
Tradition der Kirche nicht nur aus dem Überfluß, sondern auch von der Substanz.
Das Sammeln und Verteilen von Mitteln muß, zwar ohne starre und einförmige
Organisation, jedoch ordnungsgemäß, in den Diözesen, den Ländern und in der
ganzen Welt durchgeführt werden, und das in Zusammenarbeit der Katholiken mit
den übrigen Christen, wo immer es angebracht erscheint. Denn der Geist der
Liebe verbietet durchaus nicht die wohlüberlegte und organisierte Durchführung
einer sozialen und caritativen Aktion, sondern fordert sie sogar. Darum ist es
auch notwendig, daß diejenigen, die sich dem Dienst in Entwicklungsländern
widmen wollen, in geeigneten Instituten ausgebildet werden.
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