Der Dialog mit allen Menschen
92. Die Kirche wird kraft ihrer Sendung, die ganze Welt mit der Botschaft des
Evangeliums zu erleuchten und alle Menschen aller Nationen, Rassen und Kulturen
in einem Geist zu vereinigen, zum Zeichen jener Brüderlichkeit, die einen
aufrichtigen Dialog ermöglicht und gedeihen läßt. Das aber verlangt von uns,
daß wir vor allem in der Kirche selbst, bei Anerkennung aller rechtmäßigen
Verschiedenheit, gegenseitige Hochachtung, Ehrfurcht und Eintracht pflegen, um
ein immer fruchtbareres Gespräch zwischen allen in Gang zu bringen, die das
eine Volk Gottes bilden, Geistliche und Laien. Stärker ist, was die Gläubigen
eint als was sie trennt. Es gelte im Notwendigen Einheit, im Zweifel Freiheit,
in allem die Liebe1. Im Geist umarmen wir
auch die Brüder, die noch nicht in voller Einheit mit uns leben, und ihre
Gemeinschaften, mit denen wir aber im Bekenntnis des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes und durch das Band der Liebe verbunden sind. Dabei sind
wir uns bewußt, daß heute auch von vielen Nichtchristen die Einheit der
Christen erwartet und gewünscht wird. Je mehr diese Einheit unter dem mächtigen
Antrieb des Heiligen Geistes in Wahrheit und Liebe wächst, um so mehr wird sie
für die ganze Welt eine Verheißung der Einheit und des Friedens sein. Darum
müssen wir mit vereinten Kräften und in Formen, die zur wirksamen Erreichung
dieses großen Zieles immer besser geeignet sind, in immer größerer
Übereinstimmung mit dem Evangelium brüderlich zusammenarbeiten, um der
Menschheitsfamilie zu dienen, die in Christus Jesus zur Familie der
Gotteskinder berufen ist. Wir wenden uns dann auch allen zu, die Gott
anerkennen und in ihren Traditionen wertvolle Elemente der Religion und
Humanität bewahren, und wünschen, daß ein offener Dialog uns alle dazu bringt,
die Anregungen des Geistes treulich aufzunehmen und mit Eifer zu erfüllen. Der
Wunsch nach einem solchen Dialog, geführt einzig aus Liebe zur Wahrheit und
unter Wahrung angemessener Diskretion, schließt unsererseits niemanden aus,
weder jene, die hohe Güter der Humanität pflegen, deren Urheber aber noch nicht
anerkennen, noch jene, die Gegner der Kirche sind und sie auf verschiedene
Weise verfolgen. Da Gott der Vater Ursprung und Ziel aller ist, sind wir alle
dazu berufen, Brüder zu sein. Und darum können und müssen wir aus derselben
menschlichen und göttlichen Berufung ohne Gewalt und ohne Hintergedanken zum
Aufbau einer wahrhaft friedlichen Welt zusammenarbeiten.
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