Schlußermahnung
22.
Die Freuden des priesterlichen Lebens vor Augen, kann diese Heilige Synode auch
an den Schwierigkeiten nicht vorübergehen, unter denen in den heutigen
Zeitumständen die Priester leiden. Sie weiß, wie sehr sich die wirtschaftlichen
und sozialen Verhältnisse und sogar die Sitten der Menschen in einer Wandlung
befinden, wie sehr die Ordnung der Werte in der Einschätzung der Menschen sich
ändert. Von da her haben die Priester und bisweilen sogar die Gläubigen in der
heutigen Welt das Empfinden, als gehörten sie nicht mehr zu ihr, und fragen
sich angstvoll, wie sie mit ihr auf geeignete Weise im Handeln und in der
Sprache noch Gemeinschaft haben können. Denn die dem Glauben neu erstandenen
Hindernisse, die scheinbare Vergeblichkeit ihres seelsorglichen Wirkens und die
oft schmerzlich erfahrene Einsamkeit können sie zur Mutlosigkeit verleiten.
Doch Gott hat die Welt, wie sie heute dem hingebenden Dienst der Hirten der
Kirche anvertraut ist, so geliebt, daß er seinen einziggeborenen Sohn für sie
dahingab64. In der Tat reicht
diese Welt, die in so viele Sünden verstrickt ist, mit ihren nicht geringen
Gaben der Kirche "lebendige Steine"65 dar, die dem Bau des Hauses Gottes im Geist66 miteingefügt werden. Der gleiche Heilige Geist, der die
Kirche antreibt, neue Wege zur Begegnung mit der gegenwärtigen Welt zu
eröffnen, rät auch entsprechende Anpassungen des priesterlichen Dienstes an und
fördert sie. So sollen denn die Priester daran denken, daß sie in der Ausübung
ihres Amtes nie allein sind, sondern sich auf die Kraft des allmächtigen Gottes
stützen können. Im Glauben an Christus, der sie zur Teilhabe an seinem
Priestertum berufen hat, sollen sie sich mit ihrem ganzen Vertrauen ihrem
Dienst weihen, im Wissen darum, daß Gott mächtig ist, die Liebe in ihnen zu
mehren67. Sie sollen auch an die Brüder
im Priestertum denken, ja um die Weggenossenschaft mit den Gläubigen der ganzen
Welt wissen. Helfen doch alle Priester mit an der Ausführung des Heilsplanes
Gottes, des Mysteriums Christi, des vor den Weltzeiten in Gott verborgenen
Geheimnisses68, das nur allmählich
verwirklicht wird, durch den Zusammenklang der verschiedenen Dienste zum Aufbau
des Leibes Christi, bis die Fülle seines Altersmaßes erreicht ist. Da dies
alles mit Christus in Gott verborgen ist69, kann es im tiefsten
nur im Glauben begriffen werden. Darum müssen die Führer des Gottesvolkes im
Glauben wandern, auf den Spuren des gläubigen Abraham, der im Glauben
"gehorchte, fortzuziehen an einen Ort, den er als Erbschaft in Besitz
nehmen sollte; und er zog fort, ohne zu wissen, wohin er gelangen werde"
(Hebr 11,8). Wahrlich: der Ausspender des Geheimnisses Gottes gleicht einem
Sämann, der ausging, zu säen, und von dem der Herr sagt: "Er geht zur Ruhe
und steht auf, Nacht und Tag, und die Saat sproßt und wächst, ohne daß er es
merkt" (Mk 4,27). Im übrigen aber hat Jesus der Herr mit seinen Worten:
"Habt Vertrauen, ich habe die Welt besiegt" (Joh 16,33), seiner
Kirche keineswegs einen vollständigen Sieg in dieser Weltzeit versprochen. Aber
die Heilige Synode freut sich, daß die Erde, in die der Same des Evangeliums
hineingesenkt ist, an vielen Orten Frucht bringt unter dem Wehen des Heiligen
Geistes, der den Erdkreis erfüllt und der in den Herzen vieler Priester und
Gläubigen einen wahrhaft missionarischen Geist erweckt hat. Für all das sagt
die Heilige Synode den Priestern der ganzen Welt Dank: "Dem aber, der über
alles hinaus, was wir bitten und denken, überschwenglich mehr tun kann, gemäß
der in uns wirkenden Kraft: ihm sei die Ehre in der Kirche und in Christus
Jesus" (Eph 3,20-21).
|