II. Die stärkere Förderung der Priesterberufe
2.
Berufe zu fördern3 ist Aufgabe der
gesamten christlichen Gemeinde. Sie erfüllt sie vor allem durch ein wirklich
christliches Leben. Den wichtigsten Beitrag dazu leisten einmal die Familien;
durchdrungen vom Geist des Glaubens, der Liebe und der Frömmigkeit werden sie
gleichsam zum ersten Seminar; zum anderen die Pfarrgemeinden, an deren
blühendem Leben die Jugendlichen selbst teilnehmen. Die Lehrer und alle, die
mit der Erziehung von Kindern und Jugendlichen in irgendeiner Weise betraut
sind - besonders die katholischen Verbände -, sollen die ihnen anvertrauten
jungen Menschen so zu erziehen suchen, daß sie den göttlichen Ruf wahrnehmen
und ihm bereitwillig folgen können. Alle Priester sollen ihren apostolischen
Eifer vor allem in der Förderung der Berufe zeigen. Sie sollen das Herz
derjenigen Menschen durch ihr eigenes, bescheidenes, arbeitsames und von
innerer Freude erfülltes Leben für das Priestertum gewinnen sowie durch die
gegenseitige priesterliche Liebe und die brüderliche Gemeinschaft in der
Arbeit.
Aufgabe der
Bischöfe ist es, ihre Herde in der Förderung von Berufen anzueifern und für den
Zusammenschluß aller Kräfte und Anstrengungen zu sorgen; auch sollen sie
diejenigen, die nach ihrem Urteil zum Anteil des Herrn berufen sind, väterlich
unterstützen, ohne dabei irgendein Opfer zu scheuen.
Dieses
tatkräftige Zusammenwirken des ganzen Gottesvolkes zur Förderung von Berufen
ist die Antwort auf das Handeln der göttlichen Vorsehung; sie verleiht den
Menschen, die von Gott zur Teilnahme am hierarchischen Priestertum Christi
erwählt sind, die entsprechenden Gaben und unterstützt sie mit ihrer Gnade;
zugleich überträgt sie den rechtmäßigen kirchlichen Amtsträgern die Aufgabe,
die als geeignet erkannten Kandidaten, die in rechter Absicht und mit voller
Freiheit ein so hohes Amt erstreben, zu prüfen, zu berufen und mit dem Siegel
des Heiligen Geistes für den göttlichen Kult und den Dienst der Kirche zu
weihen4.
Die Heilige
Synode empfiehlt vor allem die Mittel, die sich in der Sorge aller für die
Priesterberufe schon immer bewährt haben: eifriges Gebet, christliche Buße und
immer höhere Bildung der Christgläubigen in Predigt und Katechese wie auch
durch die verschiedenen Mittel der öffentlichen Meinungsbildung. Sie sollen die
Notwendigkeit, das Wesen und die Schönheit des Priesterberufes aufleuchten
lassen. Ferner verordnet das Konzil, daß die Werke zur Förderung von Berufen,
die nach einschlägigen päpstlichen Dokumenten auf diözesaner, regionaler und
nationaler Ebene schon errichtet sind oder errichtet werden sollen, ihre ganze
der Berufsförderung dienende pastorale Arbeit unter Verwertung aller von der
heutigen Psychologie und Soziologie zur Verfügung gestellten geeigneten
Hilfsmittel methodisch und systematisch planen und mit ebensovieI Eifer wie
Diskretion durchführen sollen5.
Das Werk der
Berufsförderung soll großherzig die Grenzen der Diözesen, der Völker, der
Ordensfamilien und der Riten überschreiten und mit dem Blick auf die
Bedürfnisse der Gesamtkirche vor allem jenen Gegenden Hilfe bringen, in denen
Arbeiter für den Weinberg des Herrn besonders dringend benötigt werden.
3.
In den Kleinen Seminarien, die zur Entfaltung keimender Berufe errichtet sind,
sollen die Alumnen durch intensive religiöse Formung und vor allem durch
geeignete geistliche Führung dazu angeleitet werden, Christus dem Erlöser mit
großherzigem Sinn und reinem Herzen nachzufolgen. Unter der väterlichen Leitung
der Oberen und durch entsprechende Mitarbeit der Eltern sollen sie ein Leben
führen, wie es zu Alter, Sinnesart und Entwicklung der jungen Menschen paßt und
mit den Grundsätzen einer gesunden Psychologie in Einklang steht. Eine hinreichende
Lebenserfahrung und der Umgang mit der eigenen Familie dürfen nicht fehlen6. Daneben soll das, was im folgenden für die
Priesterseminarien bestimmt wird, auch auf die Kleinen Seminarien angewandt
werden, soweit es ihrer Aufgabe und ihrem Wesen entspricht. Der Unterricht der
Alumnen soll so eingerichtet werden, daß sie ohne Schwierigkeiten anderweitig
auf ihn aufbauen können, wenn sie einen anderen Lebensstand wählen sollten. Mit
gleicher Sorge soll man sich darüber hinaus des keimenden Berufes der jungen
Menschen in den besonderen Instituten annehmen, die in manchen Ländern auch den
Zweck der Kleinen Seminarien erfüllen, desgleichen jener Jugendlichen, die in
anderen Schulen oder sonstigen Ausbildungsstätten unterrichtet werden. Mit
besonderer Liebe soll für Spätberufene durch geeignete Studienstätten und
andere Initiativen gesorgt werden.
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