3. Kapitel: Die vom Römischen Apostolischen Stuhl getrennten Kirchen und
kirchlichen Gemeinschaften
13.
Zwei besondere Kategorien von Spaltungen, durch die der nahtlose Leibrock
Christi getroffen wurde, wollen wir nun näher ins Auge fassen. Die erste dieser
Spaltungen geschah im Orient, und zwar entweder aufgrund einer dogmatischen
Bestreitung von Glaubensformeln der Konzilien von Ephesus und Chalcedon oder,
in späterer Zeit, durch die Aufhebung der kirchlichen Gemeinschaft zwischen den
Patriarchaten des Orients und dem Römischen Stuhl. Andere Spaltungen entstanden
sodann mehr als vier Jahrhunderte später im Abendland aufgrund von Ereignissen,
die man die Reformation nennt. Seither sind mehrere nationale oder
konfessionelle Gemeinschaften vom Römischen Stuhl getrennt. Unter denjenigen
von ihnen, bei denen katholische Traditionen und Strukturen zum Teil
fortbestehen, nimmt die Anglikanische Gemeinschaft einen besonderen Platz ein.
Indessen sind diese einzelnen Trennungen untereinander sehr verschieden, nicht
allein bedingt durch ihre Entstehung und durch die Umstände von Ort und Zeit,
sondern vor allem nach Art und Bedeutsamkeit der Probleme, die sich auf den
Glauben und die kirchliche Struktur beziehen. Deshalb hat das Heilige Konzil,
das weder die andersartige Situation der verschiedenen Gemeinschaften der
Christen geringachtet noch die trotz der Spaltung unter ihnen bestehenden Bande
übergehen will, beschlossen, folgende Erwägungen zur Verwirklichung einer
besonnenen ökumenischen Arbeit vorzulegen.
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