Index: General - Werk | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek |
Das Zweite Vatikanische Konzil Gaudium et spes IntraText CT - Text |
|
|
Vom Wesen des Friedens 78. Der Friede besteht nicht darin, daß kein Krieg ist; er läßt sich auch
nicht bloß durch das Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte sichern; er
entspringt ferner nicht dem Machtgebot eines Starken; er heißt vielmehr mit
Recht und eigentlich ein "Werk der Gerechtigkeit" (Jes 32,17). Er ist
die Frucht der Ordnung, die ihr göttlicher Gründer selbst in die menschliche
Gesellschaft eingestiftet hat und die von den Menschen durch stetes Streben
nach immer vollkommenerer Gerechtigkeit verwirklicht werden muß. Zwar wird das
Gemeinwohl des Menschengeschlechts grundlegend vom ewigen Gesetz Gottes
bestimmt, aber in seinen konkreten Anforderungen unterliegt es dem ständigen
Wandel der Zeiten; darum ist der Friede niemals endgültiger Besitz, sondern
immer wieder neu zu erfüllende Aufgabe. Da zudem der menschliche Wille
schwankend und von der Sünde verwundet ist, verlangt die Sorge um den Frieden,
daß jeder dauernd seine Leidenschaft beherrscht und daß die rechtmäßige
Obrigkeit wachsam ist. Dies alles genügt noch nicht. Dieser Friede kann auf
Erden nicht erreicht werden ohne Sicherheit für das Wohl der Person und ohne
daß die Menschen frei und vertrauensvoll die Reichtümer ihres Geistes und
Herzens miteinander teilen. Der feste Wille, andere Menschen und Völker und
ihre Würde zu achten, gepaart mit einsatzbereiter und tätiger Brüderlichkeit -
das sind unerläßliche Voraussetzungen für den Aufbau des Friedens. So ist der
Friede auch die Frucht der Liebe, die über das hinausgeht, was die Gerechtigkeit
zu leisten vermag. Der irdische Friede, der seinen Ursprung in der Liebe zum
Nächsten hat, ist aber auch Abbild und Wirkung des Friedens, den Christus
gebracht hat und der von Gott dem Vater ausgeht. Dieser menschgewordene Sohn,
der Friedensfürst, hat nämlich durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott versöhnt
und die Einheit aller in einem Volk und in einem Leib wiederhergestellt. Er hat
den Haß an seinem eigenen Leib getötet1, und durch seine
Auferstehung erhöht, hat er den Geist der Liebe in die Herzen der Menschen
ausgegossen. Das ist ein eindringlicher Aufruf an alle Christen: "die
Wahrheit in Liebe zu tun" (Eph 4,15) und sich mit allen wahrhaft
friedliebenden Menschen zu vereinen, um den Frieden zu erbeten und aufzubauen.
Vom gleichen Geist bewegt, können wir denen unsere Anerkennung nicht versagen,
die bei der Wahrung ihrer Rechte darauf verzichten, Gewalt anzuwenden, sich
vielmehr auf Verteidigungsmittel beschränken, so wie sie auch den Schwächeren
zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, daß dies ohne Verletzung der Rechte und
Pflichten anderer oder der Gemeinschaft möglich ist. Insofern die Menschen
Sünder sind, droht ihnen die Gefahr des Krieges, und sie wird ihnen drohen bis
zur Ankunft Christi. Soweit aber die Menschen sich in Liebe vereinen und so die
Sünde überwinden, überwinden sie auch die Gewaltsamkeit, bis sich einmal die
Worte erfüllen: "Zu Pflügen schmieden sie ihre Schwerter um, zu
Winzermessern ihre Lanzen. Kein Volk zückt mehr gegen das andere das Schwert.
Das Kriegshandwerk gibt es nicht mehr" (Jes 2,4).
|
1 Vgl. Eph 2,16; Kol 1,20-22. |
Index: General - Werk | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek |
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC IntraText® (V89) - Some rights reserved by EuloTech SRL - 1996-2007. Content in this page is licensed under a Creative Commons License |