1. Einleitung
Der Herr hat seiner Kirche die
Aufgabe anvertraut, das Glaubensgut zu hüten, und sie erfüllt diese Aufgabe zu
allen Zeiten. Das Zweite Vatikanische Konzil, das von meinem Vorgänger Johannes
XXIII. seligen Gedenkens vor dreißig Jahren eröffnet wurde, hatte die Absicht
und den Wunsch, die apostolische und pastorale Sendung der Kirche zu erhellen,
die Wahrheit des Evangeliums aufleuchten zu lassen und so alle Menschen zum
Suchen und Aufnehmen der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt (vgl.
Eph 3,19), hinzuführen.
Als Hauptaufgabe hatte Papst
Johannes XXIII. dem Konzil aufgetragen, das kostbare Gut der christlichen Lehre
besser zu hüten und auszulegen, um es den Christgläubigen und allen Menschen
guten Willens zugänglicher zu machen. Daher sollte das Konzil nicht an erster
Stelle die Irrtümer der Zeit verurteilen, sondern sich in Gelassenheit vor
allem um eine klare Darlegung der Kraft und der Schönheit der Glaubenslehre
bemühen. Der Papst sagte: ,,Erleuchtet vom Licht dieses Konzils wird die Kirche
an neuen geistlichen Reichtümern wachsen, die Kraft neuer Energien gewinnen und
furchtlos in die Zukunft schauen. Unsere Pflicht besteht darin, uns
bereitwillig und ohne Furcht dieser Aufgabe zu widmen, die unsere Zeit
erfordert, um so den Weg fortzusetzen, den die Kirche seit fast zwanzig
Jahrhunderten geht" [Johannes XXIII. Ansprache zur Eröffnung des Zweiten
Ökumenischen Vatikanischen Konzils, II. Oktober 1962: AAS 54 (1962) 5.
788-791.].
Mit Gottes Hilfe vermochten die
Konzilsväter im Verlauf vierjähriger Arbeit eine beachtliche Fülle von
Lehraussagen und pastoralen Richtlinien für die ganze Kirche zu erarbeiten.
Hirten und Gläubige finden da Weisungen für jene ,,Erneuerung des Denkens, des
Handelns, der Sitten und der moralischen Kraft, der Freude und Hoffnung, wie
sie Ziel des Konzils waren"[ Paul VI., Ansprache zum Abschluß des Zweiten
Ökumenischen Vatikanischen Konzils, 8. Dezember 1965: AAS 58 (1966) S. 7-8.].
Das Konzil hat nach seinem
Abschluß nicht aufgehört, das Leben der Kirche anzuregen. Im Jahre 1985 konnte
ich feststellen: ,,Für mich, der ich die besondere Gnade hatte, an ihm
teilzunehmen und mich an seinem Ablauf aktiv zu beteiligen, war das Zweite
Vatikanum immer und zumal in diesen Jahren meines Pontifikates ständiger
Bezugspunkt für mein ganzes pastorales Wirken, und ich war bewußt bemüht, seine
Weisungen konkret und genau für jede Einzelkirche und die Gesamtkirche
anzuwenden. Auf diese Quelle müssen wir unablässig zurückgreifen"[
Johannes Paul II., Ansprache vom 25. Januar 1985: OR 27. Januar 1985.].
In diesem Geist habe ich am 25.
Januar 1985 eine außerordentliche Versammlung der Bischofssynode aus Anlaß des
20. Jahrestages des Konzilsabschlusses einberufen. Ziel dieser Versammlung war
es, die Gnaden und geistlichen Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu
würdigen und seine Lehre zu vertiefen, um es noch besser zu befolgen sowie.
seine Kenntnis und Anwendung weiter zu fördern.
Bei dieser Gelegenheit haben die
Synodenväter festgestellt: ,,Sehr einmütig wird ein Katechismus bzw. ein
Kompendium der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre gewünscht,
sozusagen als Bezugspunkt für die Katechismen bzw. Kompendien, die in den
verschiedenen Regionen zu erstellen sind. Die Darlegung muß biblisch und
liturgisch gehalten sein, die rechte Lehre bieten und zugleich
dem heutigen Leben angepaßt
sein"[Schlußdokument der Außerordentlichen Bischofssynode 1985, II B 4:
Enchiridion Vaticanum, vol. 9, S. 1785, n. 1797.]. Nach Abschluß der Synode
habe ich mir diesen Wunsch zu eigen gemacht, weil er meiner Ansicht nach ,,voll
einem wirklichen Bedürfnis der Gesamtkirche und der Einzelkirchen
entsprach"[Johannes Paul II., Ansprache zum Abschluß der Außerordentlichen
Synode, 7. Dezember 1985, n. 6: AAS 78 (1986) 5. 435.].
Wie sollen wir nun dem Herrn
nicht aus ganzem Herzen an diesem Tag danken, da wir der ganzen Kirche unter
dem Titel ,,Katechismus der katholischen Kirche" den Bezugstext für eine
aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte Katechese vorlegen können!
Nach der Erneuerung der Liturgie
und der neuen Kodifizierung des kanonischen Rechtes der lateinischen Kirche und
der Normen der katholischen Ostkirchen wird dieser Katechismus einen sehr
wichtigen Beitrag zum Werk der Erneuerung des gesamten kirchlichen Lebens
leisten, wie es vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewollt und eingeleitet wurde.
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