ARTIKEL 7
FORMEN DES GEBETES
I Mündliches Gebet
2700 Gott
spricht zum Menschen durch sein Wort. Durch innerliche oder ausgesprochene
Worte nimmt unser Gebet Gestalt an. Aber das wichtigste ist die Gegenwart des
Herzens bei dem, zu welchem wir im Gebet sprechen. „Ob unser Gebet erhört wird,
hängt nicht von der Menge der Worte, sondern von der Inbrunst unserer Seele
ab" (Johannes Chrysostomus, ed. 2).
2701 Das
mündliche Gebet gehört unverzichtbar zum christlichen Leben. Christus lehrt die
Jünger, die sich vom stillen Gebet ihres Meisters angezogen fühlen, ein Gebet
sprechen: das Vaterunser. Jesus hat nicht nur die liturgischen Gebete der
Synagoge gebetet, sondern auch seine Stimme erhoben, um seinem persönlichen
Beten Ausdruck zu geben, wie uns die Evangelien zeigen. Diese seine Gebete
reichen vom jubelnden Lobpreis des Vaters [Vgl. Mt 1.1,25-26] bis zur Bitte in
der Todesangst von Getsemani [Vgl. Mk 14,36.].
2702 Das
Bedürfnis, die äußeren Sinne am inneren Beten zu beteiligen, entspricht einer
Forderung unserer menschlichen Natur. Wir sind Leib und Geist und empfinden das
Bedürfnis, unsere Gefühle nach außen kundzutun. Wir müssen mit unserem ganzen
Wesen beten, um unserem Flehen möglichst viel Kraft zu verleihen.
2703 Dieses
Bedürfnis entspricht auch einer göttlichen Forderung. Gott sucht Anbeter im
Geist und in der Wahrheit und folglich das Gebet, das voll Leben aus der Tiefe
der Seele emporsteigt. Gott will aber auch, daß das Gebet ausgedrückt und so
der Leib mit dem inneren Beten vereinigt wird. Dieses Gebet bringt Gott jene
vollkommene Ehrerbietung dar, auf die er Anspruch hat.
2704 Weil das
mündliche Gebet nach außen gerichtet und so vollkommen menschlich ist, ist es
in erster Linie ein Gebet des Volkes. Aber auch das innerliche Beten darf das
mündliche Gebet nicht vernachlässigen. Das Gebet wird in dem Maß innerlich, in
dem wir uns bewußt werden, „zu wem wir sprechen" (Theresia v. Jesus, cam.
26). Damit wird das mündliche Gebet zu einer ersten Weise inneren Betens.
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