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Ioannes Paulus PP. II
Vita Consecrata

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Gebet und Askese: der geistliche Kampf

38. Der Ruf zur Heiligkeit wird nur in der Stille der Anbetung vernommen und kann nur vor der unendlichen Transzendenz Gottes gepflegt werden: »Wir müssen uns eingestehen, dab wir alle dieses von angebeteter Gegenwart erfüllte Schweigen nötig haben: die Theologie, um die eigene Seele der Weisheit und des Geistes voll erschlieben zu können; das Gebet, damit es niemals vergesse: Gott schauen heibt, mit so strahlendem Gesicht vom Berg hinabzusteigen, dab man es mit einem Schleier verhüllen mub (vgl. Ex 34,33) [...]; das Engagement, damit es darauf verzichte, sich in einen Kampf zu verbeiben, der keine Liebe und Gnade kennt [...]. Alle, Glaubende und Nicht-Glaubende, müssen ein Schweigen erlernen, das dem anderen zu sprechen erlaubt, wann und wo er will, und uns jenes Wort verstehen läbt«.Dies schliebt konkret eine grobe Treue zum liturgischen und persönlichen Gebet ein, zu den für das geistige Gebet und die Betrachtung vorgesehenen Zeiten, zur eucharistischen Anbetung, zu den monatlichen Einkehrtagen und zu den geistlichen Exerzitien.Es gilt auch die für die geistliche Tradition der Kirche und des eigenen Instituts typischen asketischen Mittel wiederzuentdecken. Sie waren und sind noch immer eine wirksame Hilfe für einen echten Weg der Heiligkeit. Da die Askese die Neigungen der von der Sünde verletzten menschlichen Natur zu beherrschen und zu korrigieren hilft, ist sie für die Person des geweihten Lebens wirklich unentbehrlich, um ihrer Berufung treu zu bleiben und Jesus auf dem Kreuzweg zu folgen.Es ist ebenso notwendig, einige Versuchungen zu erkennen und zu überwinden, die bisweilen durch teuflische Verlockung unter dem Anschein des Guten auftreten. So kann zum Beispiel das berechtigte Bedürfnis, die heutige Gesellschaft kennenzulernen, um auf ihre Herausforderungen zu antworten, dazu verleiten, bei Minderung des geistlichen Eifers oder mit erkennbaren Anzeichen von Mutlosigkeit den Moden des Augenblicks nachzugeben. Die Möglichkeit einer höheren geistlichen Bildung könnte die Personen des geweihten Lebens zu einem gewissen Überlegenheitsgefühl gegenüber den anderen Gläubigen verleiten, während die Dringlichkeit begründeter und gebührender beruflicher Qualifikation zu einem übertriebenen Bemühen um Effizienz werden kann, als hinge der apostolische Dienst vorwiegend von den menschlichen Mitteln und nicht von Gott ab. Das lobenswerte Anliegen, den Männern und Frauen unserer Zeit, Glaubenden und Nicht-Glaubenden, Armen und Reichen, näherzukommen, kann zur Annahme eines säkularisierten Lebensstils oder zu einer Förderung der menschlichen Werte in rein horizontalem Sinne führen. Die Billigung der berechtigten Forderungen der eigenen Nation oder Kultur könnte dazu verleiten, sich Formen des Nationalismus anzu-schlieben oder gewohnheitsmäbige Elemente anzunehmen, die jedoch der Reinigung und Verbesserung im Lichte des Evangeliums bedürfen.Der Weg zur Heiligkeit schliebt also die Annahme des geistlichen Kampfes ein. Das ist eine anspruchsvolle Tatsache, der man heute nicht immer die notwendige Aufmerksamkeit widmet. In der Überlieferung ist häufig das geistliche Ringen in Jakobs Kampf mit dem Geheimnis Gottes dargestellt worden, den er angreift, um zu seinem Segen zu gelangen und sein Angesicht zu schauen (vgl. Gen 32,23-31). In diesem Geschehen der Anfänge der biblischen Geschichte können die Personen des geweihten Lebens das Symbol des asketischen Eifers lesen, den sie brauchen, um das Herz weitzumachen und für die Annahme des Herrn sowie der Brüder und Schwestern zu öffnen.




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