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Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
Neue Perspektiven für Präsenz und Tätigkeit
58. Es bedarf daher dringend einiger konkreter Schritte, davon ausgehend, dab den Frauen Räume zur Mitwirkung in verschiedenen Bereichen und auf allen Ebenen eröffnet werden, auch in den Prozessen der Entscheidungsfindung, vor allem dort, wo es um sie selbst geht.Notwendig ist auch, dab die Ausbildung der Frauen ebenso wie die der Männer des geweihten Lebens den neuen Erfordernissen angepabt wird und genügend Zeit und brauchbare institutionelle Möglichkeiten für eine systematische Erziehung vorgesehen sind, die alle Gebiete, von der theologisch-pastoralen Ausbildung bis zur beruflichen Praxis, umfassen soll. Die stets wichtige pastorale und katechetische Ausbildung gewinnt im Hinblick auf die Neuevangelisierung besondere Bedeutung, die auch von den Frauen neue Formen der Mitwirkung verlangt.Man kann davon ausgehen, dab die Vertiefung bei der Ausbildung der Frau des geweihten Lebens zu einem besseren Verständnis ihrer eigenen Gaben verhilft und auch Anregung zur notwendigen Gegenseitigkeit innerhalb der Kirche sein wird. Auch auf dem Gebiet der theologischen, kulturellen und spirituellen Reflexion darf man sich vom Genius der Frau viel erwarten, nicht nur in bezug auf die besondere Eigenart des geweihten Lebens, sondern auch was das Verständnis des Glaubens in allen seinen Ausdrucksformen betrifft. Wieviel hat in diesem Zusammenhang die Geschichte der Spiritualität einer hl. Theresia von Jesus und einer hl. Katharina von Siena, den beiden ersten mit dem Titel Kirchenlehrer ausgezeichneten Frauen, und vielen anderen Mystikerinnen zu verdanken, was die Erforschung des Geheimnisses Gottes und die Analyse seiner Wirkung auf den Gläubigen betrifft! Die Kirche zählt sehr auf die Frauen des geweihten Lebens wegen ihres ureigenen Beitrags in der Förderung der Lehre, der Bräuche, und selbst des Familien- und Gesellschaftslebens, besonders was die Würde der Frau und die Achtung vor dem menschlichen Leben angeht.Denn »die Frauen haben einen einzigartigen und vielleicht entscheidenden Denk- und Handlungsspielraum: sie sind es, die einen ‘neuen Feminismus' fördern müssen, der, ohne in die Versuchung zu verfallen, ‘Männlichkeits'-Vorbildern nachzujagen, durch den Einsatz zur Überwindung jeder Form von Diskriminierung, Gewalt und Ausbeutung den echten weiblichen Geist in allen Ausdrucksformen des bürgerlichen Zusammenlebens zu erkennen und zu bekunden versteht«.s besteht Grund zu der Hoffnung, dab sich das geweihte Leben der Frau durch eine fundiertere Anerkennung der Sendung der Frau immer stärker der eigenen Rolle und ihrer gesteigerten Hingabe an das Gottesreiches bewubt wird. Das wird sich in vielfältige Werke umsetzen lassen, wie in den Einsatz für die Evangelisierung, die Erziehungstätigkeit, die Mitwirkung an der Ausbildung der künftigen Priester und der Personen des geweihten Lebens, die Beseelung der christlichen Gemeinde, die geistliche Begleitung und die Förderung der grundlegenden Güter des Lebens und des Friedens. Den Frauen des geweihten Lebens und ihrer aubergewöhnlichen Fähigkeit zur Hingabe spreche ich noch einmal die Bewunderung und Dankbarkeit der ganzen Kirche aus, die ihnen beisteht, damit sie ihre Berufung in Fülle und mit Freude leben und sich zu der erhabenen Aufgabe aufgefordert wissen, mitzuhelfen bei der Ausbildung der Frau von heute.