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Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
Schwierigkeiten und Perspektiven
63. Die Veränderungen, die in der Gesellschaft in Gang sind, und der Rückgang an Berufungen lasten schwer auf dem geweihten Leben in einigen Gegenden der Welt. Die apostolischen Werke vieler Institute und selbst ihre Anwesenheit in manchen Ortskirchen stehen auf dem Spiel. Wie schon öfter in der Geschichte, gibt es sogar Institute, deren Existenz Gefahr läuft aufzuhören. Die Universalkirche ist ihnen auberordentlich dankbar für den grobartigen Beitrag, den sie durch ihr Zeugnis und ihren Dienst zum Aufbau der Kirche geleistet haben.Die heutige besorgniserregende Situation macht ihre Verdienste und die Früchte, die dank ihrer Mühen zur Reife gelangten, keineswegs zunichte.Für andere Institute wiederum stellt sich mehr das Problem der Reorganisation der Werke. Diese nicht einfache und nicht selten schmerzvolle Aufgabe erfordert Studium und Unterscheidung im Licht bestimmter Kriterien. So gilt es zum Beispiel den Sinn des eigenen Charismas zu wahren, das geschwisterliche Leben zu fördern, die Bedürfnisse sowohl der Gesamt- als auch der Teilkirche zu berücksichtigen, sich um das zu kümmern, was die Welt vernachlässigt, grobzügig und mutig, wenn auch mit notgedrungen spärlichen Eingriffen, auf die neuen Formen von Armut, vor allem an den verlassensten Orten, zu antworten.ie verschiedenen Schwierigkeiten, die vom Rückgang an Personal und an Initiativen herrühren, dürfen auf keinen Fall zu einem Vertrauensverlust in die evangelische Kraft des geweihten Lebens führen, die in der Kirche immer vorhanden und wirksam sein wird. Auch wenn die einzelnen Institute kein Vorrecht auf ihren Fortbestand haben, wird das geweihte Leben weiterhin unter den Gläubigen die Antwort der Liebe zu Gott und zu den Brüdern und Schwestern fördern. Darum gilt es, die historische Wechselfolge eines bestimmten Instituts oder einer Form des geweihten Lebens von der kirchlichen Sendung des geweihten Lebens als solchem zu unterscheiden. Ersteres kann sich mit der Veränderung der Situationen ändern, die zweite aber ist zum Nichtvergehen bestimmt.Das gilt sowohl für das geweihte Leben in der kontemplativen Form als auch für jenes, das sich den Werken des Apostolats widmet. Es ist in seiner Gesamtheit unter dem immer neuen Wirken des Geistes bestimmt, weiterzubestehen als leuchtendes Zeugnis der unauflöslichen Einheit von Gottesliebe und Nächstenliebe, als lebendige Erinnerung an die auch menschliche und soziale Fruchtbarkeit der Gottesliebe. Man mub sich daher den neuen Notsituationen mit der Gelassenheit desjenigen stellen, der weib, dab von jedem einzelnen nicht so sehr der Erfolg als die Verpflichtung zur Treue verlangt wird. Was unbedingt vermieden werden mub, ist die wirkliche Niederlage des geweihten Lebens, die nicht in der zahlenmäbigen Abnahme, sondern im Schwinden der geistlichen Hinwendung zum Herrn und zur eigenen Berufung und Sendung besteht. Hingegen wird durch treues Ausharren in ihr mit grober Wirksamkeit auch gegenüber der Welt das eigene feste Vertrauen in den Herrn der Geschichte bekannt, in dessen Händen die Zeit und die Geschicke der einzelnen, der Institutionen, der Völker und somit auch die geschichtliche Ausführung seiner Gaben liegen. Die schmerzlichen Krisensituationen sind für die Personen des geweihten Lebens ein Ansporn, mit Festigkeit den Glauben an den Tod und die Auferstehung Christi zu verkünden, um zum sichtbaren Zeichen des Durchgangs vom Tod zum Leben zu werden.