Index | Wörter: alphabetisch - Frequenz - rückläufig - Länge - Statistik | Hilfe | IntraText-Bibliothek |
Ioannes Paulus PP. II Vita Consecrata IntraText CT - Text |
Christusverkündigung und Inkulturation
79. Die Verkündigung Christi »hat in der Mission der Kirche jederzeit Vorrang«und hat die Bekehrung zum Ziel, d. h. die volle und ehrliche Zustimmung zu Christus und seinem Evangelium.In das Gesamtbild der missionarischen Tätigkeit treten auch der Prozeb der Inkulturation und der interreligiöse Dialog. Die Herausforderung der Inkulturation wird von den Personen des geweihten Lebens als Appell zu einem fruchtbaren Zusammenwirken mit der Gnade bei der Annäherung an die verschiedenen Kulturen aufgegriffen. Voraussetzung dafür sind ernsthafte persönliche Vorbereitung, reifes Unterscheidungsvermögen, treues Festhalten an den unverzichtbaren Kriterien für die Rechtgläubigkeit in der Lehre sowie für die Authentizität und kirchliche Gemeinschaft.Gestützt auf das Charisma der Stifter und Stifterinnen haben viele Personen des geweihten Lebens es verstanden, den verschiedenen Kulturen in der Verhaltensweise Jesu nahezukommen, der »sich entäuberte und wurde wie ein Sklave« (Phil 2,7), und in geduldigem und mutigem Bemühen um Dialog haben sie nützliche Kontakte zu den verschiedensten Völkern hergestellt und dabei allen den Weg zum Heil verkündet. Auch heute sind viele von ihnen in der Lage, in der Geschichte einzelner Personen und ganzer Völker Spuren der Gegenwart Gottes zu suchen und aufzuspüren, der die ganze Menschheit zum Erkennen der Zeichen seines Erlösungswillens führt. Dieses Suchen erweist sich für die Personen des geweihten Lebens selbst als Vorteil: sie können in der Tat durch die in den verschiedenen Zivilisationen entdeckten Werte angespornt werden, den eigenen Eifer zur Betrachtung und zum Gebet zu erhöhen, das gemeinschaftliche Miteinander und die Gastfreundschaft intensiver zu praktizieren sowie mit gröberer Aufmerksamkeit die Achtung vor der Person und vor der Natur zu pflegen.Für eine echte Inkulturation sind Verhaltensweisen vonnöten, die jenen des Herrn ähnlich sind, als er Mensch geworden und mit Liebe und Demut in unsere Mitte gekommen ist. In diesem Sinne macht das geweihte Leben die Menschen besonders dafür geeignet, die umfassende, mühsame Arbeit der Inkulturation anzugehen, weil dies sie an das Abstandnehmen von den Dingen und sogar von so vielen Aspekten der eigenen Kultur gewöhnt. Wenn die Personen des geweihten Lebens sich mit dieser Verhaltensweise dem Studium und dem Verständnis der Kulturen widmen, können sie in ihnen besser die echten Werte erkennen und die Art und Weise, in der sie mit Hilfe ihres Charismas diese Werte aufnehmen und vervollkommnen können.Man darf freilich nicht vergessen, dab in vielen alten Kulturen der religiöse Ausdruck so tief integriert ist, dab die Religion oft die transzendentale Dimension der Kultur selbst darstellt. In diesem Fall ist eine echte Inkulturation notwendigerweise mit einem ernsthaften, offenen interreligiösen Dialog verbunden, der »nicht in Gegensatz zur Mission ad gentes » steht und »nicht von der Verkündigung des Evangeliums enthebt«.